Eurasien

Eurasien

Inhaltsverzeichnis

1 Begriffsgeschichte

1.1 Grundbedeutungen

Den Begriff E. als Bezeichnung für die zusammenhängende Landmasse von Europa und Asien („E. im weiteren Sinne“) prägte 1885 der österreichische Geologe Eduard Suess in seiner Abhandlung „Das Antlitz der Erde“. Diese Bedeutung besitzt der Begriff im Deutschen auch heute. Im selben Sinne wurde im Russischen an der Wende vom 19. zum 20. Jh. der Terminus ›Evrazija‹ üblich. Ein bis zwei Jahrzehnte älter ist in mehreren europäischen Sprachen das Adjektiv eurasisch (gelegentlich auch eurasiatisch oder euroasiatisch), das um die Jahrhundertwende in Anthropologie und Archäologie regelmäßig mit Bezug auf Völker und Kulturen des Steppengürtels vom Pannonischen Tiefland bis zur chinesischen Mauer verwendet wurde.

Davon abgeleitet ist die primäre Bedeutung des englischen ›Eurasia‹. Dieses bezeichnet nur den kontinental geprägten Kern der zusammenhängenden Landmasse von Europa und Asien, also den Raum zwischen Steppengürtel und Nordpolarmeer mit diffusen Grenzen im Osten und Westen („E. im engeren Sinne“).

Die sog. Eurasierbewegung (auch Eurasismus, Eurasianismus, Eurasiatentum, russ. evrazijstvo), die in der russischen Emigration der 1920er Jahre entstand, griff die Vorstellung von „E. im engeren Sinne auf“ und definierte E. als einen dritten Kontinent zwischen Europa und Asien, dessen Territorium sich mit demjenigen des Russischen Reiches (korrekter Russländischen Reiches) bzw. der Sowjetunion deckt. Damit stimmt rein räumlich die Verwendung von ›Eurasia‹ als Synonym für das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion überein, wie sie sich in den 1990er Jahren in den angelsächsischen Ländern etabliert hat.

Unter Eurasier versteht man in der politischen Philosophie einen Anhänger der Eurasierbewegung (in diesem Sinne auch: Eurasist, Eurasianer, Eurasianist, Eurasiate, russ. evraziec). Demgegenüber bezeichnet das Substantiv Eurasier in der Anthropologie ein Individuum mit je einem europäischen und einem asiatischen Elternteil. Die Zoologie schließlich kennt eine Hunderasse mit diesem Namen.

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1.2 Konkurrenzbegriffe

Bereits aus der Antike stammt das Gegensatzpaar Europa vs. Asien: Die griechischen und in ihrer Nachfolge die mittelalterlichen Geographen zeichneten das Bild einer symmetrisch dreigeteilten Welt, in der Wassergrenzen die drei Kontinente Europa, Asien und Libyen (Afrika) trennen.

Die frühesten Reiseberichte über die Moskauer Rus aus dem 16. Jh. verbannten die Existenz einer natürlichen Grenze zwischen Europa und Asien – die dem Fluss Tanais (Don) zugewiesen wurde – jedoch ins Reich der Phantasie. Daher galt es, das überlieferte Weltbild zu korrigieren.

Der erste Ansatz bestand darin, die Vorstellung einer natürlichen Grenze zwischen den beiden Kontinenten zu retten. So wurden im 16. und 17. Jh. zunächst verschiedene Flüsse vorgeschlagen, die als Fortsetzung des Don eine Verbindung zwischen dem Asowschen Meer und dem Nordpolarmeer herstellen sollten.

In den 1730er Jahren erklärten der russische Historiker Vasilij N. Tatiščev und der schwedische Offizier Philipp-Johann von Strahlenberg erstmals ein Gebirge, den Ural, zur Trennlinie zwischen europäischem und asiatischem Russland. Im Laufe des 18. Jh. sollte die Ural-Grenze in Geographie und Kartographie zum Gemeinplatz werden.

Die Alternative war, Europa nur mehr als kulturell-historische Einheit zu definieren und die Vorstellung einer geographischen Grenze zwischen Europa und Asien fallen zu lassen. Diese Idee ist einige Jahrzehnte älter als die Begriffsprägung E. durch Suess. So vertrat Alexander von Humboldt bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh. die Ansicht, Europa sei nicht mehr als eine „westliche Halbinsel Asiens“. Später sprach der Mathematiker und Geograph Karl Gustav Reuschle (1812–75), dem bisweilen fälschlicherweise die Erstverwendung des Terminus E. zugeschrieben wird, in seinem „Handbuch der Geographie“ (1858–59) vom „Doppelerdtheil Asien-Europa“.

Die erste systematische Formulierung des dritten Ansatzes, nach dem Russland ein eigenständiges geographisches Gebilde zwischen Europa und Asien bilde, findet sich schließlich 1892 in Vladimir I. Lamanskijs „Die drei Welten des asiatisch-europäischen Kontinents“ (russ. Tri mira Azijskogo-Evropejskogo materika).

Diese These beruht auf der Beobachtung, dass Klima-, Boden- und Vegetationszonen beiderseits des Urals dieselben sind, letzterer also gar nicht als natürliche Grenze dienen kann, um eine Trennung zwischen europäischem und asiatischem Russland zu rechtfertigen. Die Eurasierbewegung spitzte diese Vorstellung zwischen den beiden Weltkriegen zu, indem sie sie mit der Denkfigur der historisch-kulturellen „Eigenart“ (russ. samobytnostʹ) Russlands verknüpfte, die in der russischen Geistesgeschichte bereits eine lange Tradition besaß.

Die Erforschung geographischer Raumdefinitionen in jüngster Zeit hat gezeigt, dass sich diese zumeist an gegebenen politischen Grenzziehungen orientieren. Auch der Raumbegriff E. ist konstruiert und verdankt seinen Ursprung einer machtpolitischen Entwicklung der Neuzeit: Aufgrund der stetigen Ostexpansion des russischen Staates bis zuletzt an den Pazifik fehlte seit dem 17. Jh. eine politische Grenze, entlang der die seit der Antike fest etablierten Raumkonzepte Europa und Asien hätten voneinander geschieden werden können.

Der E.begriff stellt in beiden Grundbedeutungen – E. als Sammelbezeichnung für Europa plus Asien (= „E. im weiteren Sinne“) oder als Bezeichnung für einen dritten Kontinent, einen eigenständigen Raum, zwischen Europa und Asien (= „E. im engeren Sinne“) – eine Lösung des Problems dar, dass seit dem 17. Jh. die Kontinente Europa und Asien, wie immer man deren Ausmaße definierte, in einem Staat (Russland) aufeinander trafen.

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2 „Eurasien im weiteren Sinne“

„E. im weiteren Sinne“ konnte sich außerhalb der geologisch-geographischen Fachdebatte nicht gegen die Konkurrenzbegriffe Europa und Asien durchsetzen. Die Ursache für diesen Umstand ist einerseits darin zu sehen, dass „E. im weiteren Sinne“ 37 % der Landoberfläche der Erde und 72 % der Weltbevölkerung (2004) umfasst und daher eine enorme innere Vielfalt aufweist. Dies betrifft sowohl seine kulturell-religiöse und ethnolinguistische als auch seine sozioökonomische und politische Struktur. Andererseits bildete die Konstruktion und Ausgrenzung Asiens als des „Anderen“ ein wesentliches identitätsstiftendes Element in der europäischen Geistesgeschichte der Neuzeit. Die Definition der Eigenart Europas in Gegensatz zu Asien ließ keinen ideologischen Raum für das Konzept „E. im weiteren Sinne“, das diesen Gegensatz in sich aufgehoben hätte.

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2.1 Naturraum

Der geologisch-geographische E.begriff beruht auf der Idee, dass unter einem Kontinent eine große, vollständig vom Meer umgebene Landmasse zu verstehen sei. Eine derartige Definition bietet keine Grundlage für eine Unterscheidung zwischen Europa und Asien. Aus geologischer Sicht sind beide plattentektonisch miteinander verbunden (sog. Eurasische Platte).

Das wichtigste zusätzliche geographische Argument für den E.begriff ist die Tatsache, dass im Zentrum E.s vier große Landschaftszonen (Tundra, Taiga, Steppe und Wüste) breitenparallel von Norden nach Süden verlaufen – und zwar über den Ural ebenso hinaus wie über die anderen im Laufe der Geschichte als natürliche Grenze zwischen Europa und Asien vorgeschlagenen Flüsse und Gebirge. Von dieser Struktur ausgenommen sind allerdings die östlichen und westlichen Randgebiete, die insbesondere im Westen mosaikartig gegliedert sind.

In Korrespondenz zu den das Zentrum E.s prägenden Landschaftszonen stehen zahlreiche in Zoologie und Botanik bekannte sog. eurasische Rassen oder Arten.

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2.2 Kulturraum

Aus kulturräumlicher Perspektive erweist sich „E. im weiteren Sinne“ als ausgeprochen vielgestaltig. So ist zunächst seine ethnolingustische Struktur komplex. E. beheimatet ca. 170 Sprachen mit jeweils mehr als einer Million Muttersprachlern, die dem indoeuropäischen, kaukasischen, afroasiatischen, ural-altaischen, dravidischen, sinotibetischen, austroasiatischen, austronesischen sowie dem Kam-Tai-Sprachphylum angehören. Kleinere Sprachgemeinschaften zählen teilweise zu weiteren Sprachphyla.

Auch in religiöser Hinsicht ist E. alles andere als homogen. Die monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam haben ihren Ursprung ebenso in E. wie der Hinduismus, der Buddhismus und die chinesischen Volksreligionen. Dabei weisen die historischen Verbreitungsgebiete dieser Religionen vergleichsweise geringe Überschneidungen auf; ihre historischen Kontaktzonen sind insgesamt klein, wenn man von der jüdischen Diaspora absieht. Die traditionelle geographische Verteilung der Religionen war als Folge von Migrationsbewegungen, Vertreibungen und Genoziden insbesondere im 20. Jh. starken Veränderungen unterworfen. Die einzelnen Religionsgemeinschaften blieben aber auch da, wo sie sich geographisch vermischten, klar voneinander geschieden und weisen unterschiedliche Grade der Säkularisierung auf. Insgesamt fehlt es an zwingenden Argumenten, um die Vorstellung von „E. im weiteren Sinne“ kulturell begründen zu können.

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2.3 Wirtschaftsraum

Die Wirtschaft „E.s im weiteren Sinne“ ist in Geschichte und Gegenwart gekennzeichnet durch starke Struktur- und Entwicklungsunterschiede. Von seinem westlichen Rand her breitete sich der moderne Kapitalismus im Laufe der Neuzeit global aus. Dabei unterwarfen sich die europäischen Mächte zeitweise die zentralen und östlichen Gebiete E.s (u. a. Sibirien, Indien, Südostasien) als Kolonien. Bis heute gehören die europäischen Volkswirtschaften zu den weltweit am höchsten entwickelten mit großem Industrie- und Dienstleistungssektor, während große Teile Zentral- und Ostasiens Agrar- und Entwicklungsländer sind, in denen größere Bevölkerungsteile an Armut und Unterernährung leiden. Gravierende Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen E.s bestehen auch im Grad und Charakter der Urbanisierung, der Altersstruktur der Bevölkerung und deren Wachstumsrate.

Nachdem in der zweiten Hälfte des 20. Jh. die Planwirtschaft weite Teile E.s geprägt hat, stellt dort die Überwindung des sozialistischen Erbes eine aktuelle Herausforderung dar. Während die Staaten des ehemaligen Ostblocks am Ende des 20. Jh. mit unterschiedlichem Erfolg die politische und ökonomische Transformation gleichzeitig und rasch in Angriff nahmen, erprobt die VR China das Modell schrittweiser Reformen, die sich allein auf die Wirtschaft beziehen.

Die frühen Handelsrouten in „E. im weiteren Sinne“ verliefen küstennah über die Randmeere. Sie ließen regionale Wirtschaftsräume entstehen (Mittelmeer- und Ostseeraum, Golf von Bengalen), die nur durch den Fernhandel mit Luxusgütern auf Land- bzw. Binnenwasserwegen miteinander verbunden waren (Seidenstraße u. a.). Die Entdeckung des Seeweges nach Indien 1497/98 leitete eine neue Epoche des binneneurasischen Fernhandels ein, doch erst die Eröffnung des Suezkanals 1869 brachte eine wesentliche Verkürzung der Transportstrecken.

Das Rückgrat des Landverkehrs in E. stellen heute die Europa und Asien verbindende Transsibirische Eisenbahn (fertig gestellt 1916) und die Baikal-Amur-Magistrale (im wesentlichen fertig gestellt 1984) dar. Die Effizienz des internationalen Eisenbahnverkehrs in E. wird jedoch durch den Wechsel der Spurweiten an mehreren Staatsgrenzen gemindert.

Für den Transport über längere Distanzen fällt negativ ins Gewicht, dass befestigte Straßen in weiten Teilen E.s nicht die Regel sind. Der Luftverkehr, der in den letzten Jahrzehnten rasch expandierte, stellt keine grundsätzliche Lösung für das Problem der hohen Kosten des Gütertransports auf dem Landweg dar. Somit stehen auch diejenigen Versuche auf schwachen Füßen, die „E. im weiteren Sinne“ als sozioökonomische Einheit zu begründen trachten, die Europa und Asien überwölbt, zugleich aber von der Weltwirtschaft und -gesellschaft unterscheidbar bleibt.

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2.4 Politischer Zusammenhalt

Das Territorium „E.s im weiteren Sinne“ bildete zu keinem Zeitpunkt eine politische Einheit. Als Folge von Eroberungen und Kolonisationsprozessen gehörten während verschiedener Perioden größere Teile zu ein und demselben Herrschaftsverband (China, Mongolisches Reich, Russisches Reich und Sowjetunion, British Empire). Heute umfasst E. nicht weniger als 89 UNO-Mitgliedsstaaten (Stand: Januar 2004).

Die einzelnen Regionen „E.s im weiteren Sinne“ standen sich im Verlauf der Geschichte verschieden nah. Die frühesten Hochkulturen (Mesopotamien, Indien, China) standen in keiner Verbindung zueinander. In der Folgezeit bildete der Steppengürtel, der Reitervölkern eine rasche Fortbewegung über weite Distanzen ermöglichte, das Bindeglied, sowohl als Durchzugsgebiet für den Handel (Seidenstraße) als auch für Eroberungszüge. Der Einfall der Hunnen ins Römische Reich, das Eindringen der Magyaren in das Pannonische Tiefland, wo sie sesshaft wurden, der Mongolensturm in der Rus, die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen, deren Herrschaftsbereich sich später zeitweise bis vor die Tore Wiens erstrecken sollte, sind die wichtigsten Beispiele für das Vordringen von Ost nach West.

V. a. in der Neuzeit wurden dann West-Ost-Expansionsbewegungen wichtig. Zwar waren im antiken Mittelmeerraum die östlich angrenzenden Gebiete bis nach Nordindien gut bekannt, doch in Spätantike und Mittelalter gingen diese Kenntnisse wieder zurück. Erst die europäischen Kolonialmächte brachten E. von Westen her in ihren Besitz. Dabei drangen Spanier, Portugiesen, Holländer, Briten und Franzosen auf dem Seeweg in die küstennahen Gebiete des südlichen und östlichen E. (Indien, China, Südostasien) vor, während der russische Vorstoß (nach Sibirien) auf dem Landweg erfolgte. Die koloniale Expansion stieß nicht nur auf den Widerstand der Kolonisierten, sondern führte auch zu Rivalitäten der Großmächte um Einflusssphären und zu zahlreichen militärisch ausgetragenen Konflikten (der russisch-chinesische Grenzkonflikt, die Russisch-Türkischen Kriege, der als ›Great Game‹ bezeichnete imperialistische Wettlauf zwischen Großbritannien und Russland in Zentralasien).

Neben stabilen Demokratien existieren auch nach der sog. dritten Welle der Demokratisierung in E. zahlreiche autoritäre Regime; die Idee des säkularen Staates hat sich bis heute nicht in allen Teilen E.s durchgesetzt. Im Spannungsfeld von Vereinheitlichung und Zersplitterung ist keine eindeutige Tendenz feststellbar. Gegenläufig zum Zerfall der Kolonialreiche im Süden und Osten sowie der Sowjetunion im Zentrum, die im 20. Jh. die Zahl souveräner Staaten in E. rapide ansteigen ließen, verhält sich der Trend zur friedlichen Integration an seiner westlichen Peripherie (Europa), die mit der Gründung der ›Montanunion‹ 1951 begann und mit der Erweiterung der EU auf 25 Staaten 2004 ihren vorläufigen Höhepunkt fand.

Für die internationalen Organisationen und supranationalen Zusammenschlüsse der Gegenwart stellt E. eindeutig keinen Bezugspunkt dar. Sie umfassen entweder nur Teilräume (EU, „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“ [GUS], ›Shanghai Co-operation Organization‹ [SCO] usw.), greifen als Erbe des Kalten Krieges von diesen Teilräumen bisweilen auf andere Kontinente aus (NATO, OSZE, ›Asia-Pacific Economic Cooperation‹ [APEC] usw.) oder sind, wenn ihnen die überwiegende Zahl der Staaten E.s angehören, gleichzeitig weltumspannend (UNO). Die beiden einzigen internationalen Zusammenschlüsse, die das Adjektiv „eurasisch“ in ihrem Namen führen, sind die „Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft“ (russ. Evrazijskoe ėkonomičeskoe soobščestvo, gegründet 2000) und die „Eurasische Patentorganisation" (russ. Evrazijskaja patentnaja organizacija, gegründet 1994). Sie vereinen fünf (Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan und Weißrussland) respektive neun (dieselben plus Armenien, Aserbaidschan, Moldau und Turkmenistan) ehemalige sowjetische Unionsrepubliken.

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2.5 Asien als das „Andere“ Europas

Grundsätzlich privilegieren Raumbegriffe verbindende Elemente gegenüber trennenden und reduzieren auf diese Weise innere Heterogenität. Sie haben konstruierenden Charakter, sind kognitive Landkarten (›mental maps‹) oder, anders ausgedrückt, „Landkarten für den Kopf“.

Es greift zu kurz, objektiv mangelnde Homogenität „E.s im weiteren Sinne“ als Grund dafür anzusehen, dass sich der Begriff E. nicht allgemein verbreitet hat. Entscheidend dafür ist vielmehr, dass sich die Opposition Europa vs. Asien geistesgeschichtlich als stärker erwies.

Die Gegenüberstellung von Europa und Asien ist bereits seit der Antike überliefert und kulturell konnotiert. Das Bild des „barbarischen Asien“ erhielt insbesondere durch die „Türkenbedrohung“ (die Eroberung Südosteuropas durch das Osmanische Reich) im 15. Jh. neue Popularität. Die Philosophen der Aufklärung prägten später den Begriff ›civilisation‹ als Gegenteil von Barbarei und erklärten den (höheren) Grad an Zivilisation zu demjenigen Merkmal, das Europa (den Okzident) gegenüber Asien (dem Orient) positiv auszeichne.

Das eurozentrische Weltbild, das seine Wurzeln in der Zeit der Aufklärung hat, schreibt Asien negativ konnotierte Eigenschaften wie Stagnation, Primitivität und Despotismus zu, Europa hingegen deren Gegenbegriffe: Fortschritt, Bildung und Freiheit. Dieses bipolare Denkmodell ließ und lässt nicht zu, dass die Gegensätze, aus denen sich eine europäische Identität konstituiert, in E. als übergeordnetem Ganzen aufgehen.

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3 „Eurasien im engeren Sinne“

3.1 Die russische Eurasierbewegung

Die Idee eines Kontinentes zwischen Europa und Asien, „E. im engeren Sinne“, und dessen Gleichsetzung mit Russland bzw. der Sowjetunion, geht auf die sog. Eurasierbewegung der 1920er Jahre zurück, deren Grundthese lautete, dass das Territorium des ehemaligen Russischen Reiches durch spezifische geographische, kulturell-ethnographische, historische und linguistische Merkmale gekennzeichnet sei und daher einen eigenständigen Kontinent darstelle.

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3.1.1 Die Zwischenkriegszeit

Im Sammelband „Exodus nach Osten“ (russ. Ischod k Vostoku) formulierten vier junge antibolschewistische russische Intellektuelle 1921 im Sofioter Exil Selbstbezeichung und Programm der Eurasierbewegung. Zu deren Begründern zählen der Slawist Nikolaj S. Trubeckoj sowie der Theologe Georgij V. Florovskij. Bald gehörten weitere Wissenschaftler mit internationalem Renommee wie der Historiker Georgij V. Vernadskij (George Vernadsky), der Philosoph Lev P. Karsavin oder der Linguist Roman Jakobson zu ihren Anhängern. Die Bewegung war innerhalb der antibolschewistischen Exilgemeinde heftig umstritten. Nach einer Spaltung 1929 verlor sie stetig an Bedeutung, bis sie mit dem Zweiten Weltkrieg scheinbar ganz erlosch.

Die Eurasierbewegung hatte den Anspruch, einen neuartigen wissenschaftlichen Blick auf die Welt zu werfen. Dem suchte sie durch neue Terminologie gerecht zu werden. Ihrem Wissenschaftsverständnis lagen zwei innovative Leitideen zugrunde: Zum einen stellten sie die Vorstellung von historisch erworbener Ähnlichkeit über die der genetischen Verwandtschaft. Trubeckoj und Jakobson formulierten als erste die sog. Sprachbundtheorie, die besagt, dass genetisch nicht verwandte Sprachen als Folge räumlichen Kontakts gemeinsame Strukturmerkmale aufweisen können, und leisteten damit einen wesentlichen Beitrag zur Herausbildung der strukturalistischen Linguistik.

Dasselbe theoretische Konzept liegt der Idee des „Entwicklungsraumes“ (russ. mestorazvitie) bzw. der „Landschaft“ (russ. landšaft) des Geographen Pëtr N. Savickij zugrunde. Gemeint ist die untrennbare Einheit von Territorium und sozialhistorischem Milieu, die sich darin äußere, dass genetisch nicht verwandte Völker in demselben Lebensraum dieselben Lebensformen entwickeln und sich so immer ähnlicher würden. Aus Sprachwissenschaft und Geographie übertrugen die Anhänger der Eurasierbewegung die Vorstellung historischer Konvergenz als Folge räumlicher Berührung schließlich auf weitere wissenschaftliche Disziplinen.

Zum anderen prägten sie durch Übertragung des Persönlichkeitsbegriffes auf Kollektive und Kulturen der Begriff der „Kulturpersönlichkeit“ (russ. kulʹturo-ličnostʹ) und darauf fußend die sog. Personologie (russ. personologija). „E. im engeren Sinne“ wurde als eine solche „Kulturpersönlichkeit“ betrachtet, als ein geographisches, ökonomisches und historisches Ganzes, das seiner Natur nach historisch dazu prädestiniert sei, eine staatliche Einheit zu bilden (Trubeckoj). Entsprechend gliederten die Historiker der Eurasierbewegung die Geschichte E.s nach Phasen von Vereinigung und Desintegration, in deren Abfolge sie eine „periodische Rhythmizität“ (russ. periodičeskaja ritmičnostʹ) zu erkennen glaubten.

Der Steppe als Durchzugsgebiet und den Reiternomaden als verbindendem Element widmeten sie besondere Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zur traditionellen Historiographie werteten sie die Mongolenherrschaft als eminent positives Ereignis in der Geschichte Russlands, weil sie die einmalige Verbindung slawischer und „turanischer“ (d. h. turko-mongolischer und finnougrischer) „Elemente“ geschaffen habe, die die kulturelle Einheit E.s konstituiere. Die Mongolen unter Dschingis Khan hätten E. zum ersten Mal in einer Herrschaft vereinigt, was danach erst wieder dem Russischen Reich im späten 19. Jh. gelungen sei. Eine der ungewollt positiven Leistungen der Sowjetmacht sei es, dieses Territorium weitgehend zusammengehalten zu haben.

Dies macht deutlich, dass der Eurasismus u. a. eine imperiale Legitimationsideologie war. Als Resultat des jahrhundertelangen Zusammenlebens in demselben geographischen Milieu seien sich die genetisch nicht verwandten Völker E.s immer ähnlicher geworden und würden sich auch in Zukunft konvergent entwickeln. Mit dieser These reagierte die Eurasierbewegung nicht zuletzt auf die Nationalbewegungen der nicht-russischen Völker: Indem sie eine „eurasische Nation“ konstruierte, sprach sie dem Russischen Reich den Charakter eines Kolonialreiches ab. Originell war, dass sie darin ein natürliches Produkt der Zukunft sah, während nationale Identitätskonstruktionen üblicherweise auf der Behauptung einer Abstammungs- oder Willensgemeinschaft beruhen.

Zu den ideologischen Seiten der Eurasierbewegung zählt weiterhin ihre antiwestliche und radikal kulturrelativistische Position. Insbesondere Trubeckoj wandte sich in „Europa und die Menschheit“ (russ. Evropa i čelovečestvo, Sofia 1920, München 1922) gegen den Fortschrittsbegriff der Aufklärung. Dem Modell einer einzigen linearen Fortschrittsbewegung der Menschheit hielt Trubeckoj die Vorstellung des Polyzentrismus und des Nebeneinanders in sich geschlossener, gleichwertiger Kulturräume entgegen. Z. B. seien Europa und Russland (E.) zwei derartige Kulturräume.

Die Argumentation der Eurasierbewegung stützte sich zusätzlich auf kulturmorphologische Konzepte, denen gemäß die Katastrophen des Ersten Weltkriegs, der russischen Revolutionen und des Bürgerkrieges einen welthistorischen Epochenbruch markierten, nach dem Europa dem Niedergang, E. (Russland) hingegen einer großen Zukunft entgegengehe. D. h.: Die Eurasierbewegung begründete den Gegensatz Russland vs. Europa hier zwar auf neuartige Weise, setzte aber in ihren Schlussfolgerungen „nur“ den slawophilen Traditionsstrang der russischen Geistesgeschichte fort. Da sich E. als eigenständige „Kulturpersönlichkeit“ in der Vergangenheit immer von Europa unterschieden habe, seien ihm auch in Zukunft Parlamentarismus, Rechtsstaatlichkeit und Kapitalismus nicht angemessen. Neben einem gemischten staatlich-privaten Wirtschaftssystem mit planwirtschaftlichen Zügen forderten sie die Einführung eines sog. ideokratischen Herrschaftssystems, der autoritären Herrschaft einer kleinen Elite im Namen der „eurasischen Idee“.

Zeitgenössische Kritiker und die moderne Forschung rückten die Eurasierbewegung bald in einen Zusammenhang mit der „Konservativen Revolution“ in Deutschland und dem Faschismus, bald wiesen sie auf ideologische Parallelen zum Bolschewismus hin, zumal die kritiklose Annäherung des linken Flügels an die offizielle sowjetische Position eine wesentliche Ursache der Spaltung von 1929 war. Keines von beidem ist falsch: Die Eurasier selbst betonten als Gemeinsamkeit mit den linken und rechten Diktaturen ihrer Zeit die Ablehnung der parlamentarischen Demokratie. Sie glaubten, historische Entwicklungsgesetze erkannt zu haben, und erhoben daher einen Absolutheitsanspruch für ihre Zukunftsprognosen. Daher forderten sie den Schritt von der Theorie zur Praxis und wiesen der Wissenschaft die Funktion zu, Handlungsanleitungen zu geben.

Die Thesen der Eurasier, die diese mit Hilfe ihres eigenen Verlages, in der russischsprachigen Exilpresse, in sog. Eurasischen Seminaren (russ. Evrazijskij seminar) und bei Podiumsgesprächen mit politischen Gegnern propagierten, stießen auf ebenso großen Widerhall wie Widerspruch in der russischen Emigration. Die Hoffnung der Eurasierbewegung, die in Sowjetrussland herrschenden Bolschewisten ideologisch beeinflussen zu können, blieb hingegen unerfüllt. Episode blieb auch der Versuch der Eurasier, eine konspirative Parteiorganisation aufzubauen und mittels eingeschleuster Agenten die Sowjetmacht von innen heraus zu schwächen.

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3.1.2 Die Renaissance des Eurasismus

Im spät- und postsowjetischen Russland erlebte der Eurasismus seit den späten 1980er Jahren eine unerwartete Renaissance. Heute kursieren in Intelligenzkreisen eine Reihe unterschiedlicher E.-Konzepte.

Der Abbau der Zensur während der Perestroika brachte als erstes eine Reprintwelle mit sich, in deren Zuge in den großen wissenschaftlichen und literarischen Zeitschriften dutzendfach Originaltexte der Eurasierbewegung der Zwischenkriegszeit mit modernen Einleitungen erschienen. Als Motivation zum Wiederabdruck gaben die Herausgeber in der Regel an, die spät- und postsowjetische Krise sei mit der Situation nach Erstem Weltkrieg, Revolution und Bürgerkrieg vergleichbar, so dass das Schrifttum der Eurasierbewegung Antworten auf aktuelle Fragen geben könne.

Rasch nahmen Intellektuelle unterschiedlicher Couleur das Erbe der Eurasierbewegung der Zwischenkriegszeit für sich in Anspruch, entwickelten dieses nach eigenem Gutdünken weiter und griffen nicht ohne Folgen in die öffentliche Debatte ein. Der erste war Lev N. Gumilëv, der sich Ende der 1980er Jahr als „letzten Eurasier“ zu bezeichnen und seine höchst spekulative Theorie der Ethnogenese erfolgreich in einer breiteren Öffentlichkeit zu propagieren begann. Gemäß dieser ist die Differenz zwischen E. und Europa mit Hilfe der Gesetze von Thermodynamik und Genetik erklär- und daher unüberbrückbar.

Die intensive Rezeption Gumilëvs in Russland zu Beginn der Transformationsperiode ist damit zu erklären, dass er die Forderung nach einem antiwestlichen Sonderweg Russlands und nach der territorialen Wiederherstellung der Sowjetunion noch radikaler als die Eurasierbewegung der Zwischenkriegszeit auf eine (pseudo-)naturwissenschaftliche Grundlage stellte.

Der begeisterten Aufnahme von Gumilëvs Werk in Kreisen der Transformationsgegner tat der biologistische Rassismus, der in seinen Thesen zum Ausdruck kommt, kaum Abbruch.

Bei der neoeurasischen Bewegung um Aleksandr G. Dugin, die ab Beginn der 1990er Jahre ein größeres Publikum zu erreichen versuchte, zeigt sich eine interessante Verschiebung des Feindbildes. Die Eurasierbewegung der Zwischenkriegszeit hatte wie später Gumilëv und seine Anhänger die traditionelle Gegenüberstellung von Russland und Europa mit wissenschaftlichen Methoden zu legitimieren versucht.

Demgegenüber wendet sich Dugins Neoeurasismus (russ. neoevrazijstvo) gegen den sog. Atlantismus (russ. atlantizm), worunter er die Globalisierung unter US-amerikanischer Führung versteht. Europa sieht er als Verbündeten der Russen gegen die USA. Es ist damit nicht mehr Gegenbegriff zu E., sondern dessen Teil. Diese Ausweitung des E.begriffs geht jedoch nicht mit einer ideologischen Neutralisierung einher. Vielmehr radikalisiert Dugin bezogen auf das Territorium von „E. im weiteren Sinne“ die imperialen Thesen und das demokratiefeindliche Programm, das die Eurasierbewegung der Zwischenkriegszeit bezogen auf „E. im engeren Sinne“ entwickelt hatten. So forderte er unmittelbar nach der Auflösung der Sowjetunion ein autoritär regiertes „eurosowjetisches Imperium von Dublin bis Wladiwostok“ und sprach sich scharf gegen das marktwirtschaftliche System aus. Dugin hatte Kontakte zur antiamerikanischen ›Neuen Rechten‹ in Westeuropa und rezipierte westliche geopolitische Literatur, die einen fundamentalen Gegensatz zwischen Land- und Seemächten konstruiert, bevor er vom isolationistischen Eurasismus der Zwischenkriegszeit Kenntnis nahm. Dugins umfangreiches Werk, das die bipolare Konstellation des Kalten Krieges (in abgewandelter Form) fortführt, gipfelt in einer Verschwörungstheorie, die den Kampf zwischen Eurasismus und „Atlantismus“ als jahrhundertelangen Kampf zweier Geheimorden darstellt.

Trotz seiner offenkundigen Irrationalität ist der Neoeurasismus Dugin’scher Prägung im heutigen Russland politisch relevant. Anfänglich locker gruppiert um die Zeitschrift ›Ėlementy‹ („Elemente“) und den Verlag ›Arktogeja‹ schlossen sich die Anhänger Dugins zu einer organisierten Bewegung zusammen, die sich im Mai 2002 schließlich in eine politische Partei umwandelte. Obwohl diese bei den darauf folgenden Dumawahlen keinen Erfolg erzielte, bleibt sie angesichts der Kontakte zur westeuropäischen Rechten und einer straff geführten Jugendbewegung die gefährlichste Variante des postsowjetischen Eurasismus. „Atlantismus“ als Gegenpol zu Eurasismus findet sich auch bei anderen konservativen Publizisten, Politologen und Philosophen im heutigen Russland, so etwa bei Aleksandr S. Panarin. Was diese positiv von den Anhängern Dugins unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie nicht deren Bereitschaft aufweisen, politische Ziele mit Gewalt zu erreichen.

Unter den nicht-russischen Nationalitäten in den postsowjetischen Republiken, die von der territorialen Wiederherstellung der Sowjetunion unter eurasischen Vorzeichen direkt betroffen wären, wird der Eurasismus kaum und, wenn doch, negativ wahrgenommen. Eine Ausnahme bildet Kasachstan, dessen Präsident Nursultan Nazarbaev seit Mitte der 1990er Jahre die Gründung einer „Eurasischen Union“ (›Evrazijskij sojuz‹) propagiert.

In der Verwendung durch die russische Eurasierbewegung ist E. somit nicht in erster Linie ein Raumbegriff, sondern ein politisches Instrument, das die staatliche Reintegration des Gebietes der ehemaligen Sowjetunion und die Errichtung eines nicht-demokratischen und nicht-kapitalistischen Systems in diesem Staat legitimieren soll.

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3.2 Die angelsächsische Geopolitik

Der Begriff ›Eurasia‹ verstanden als „E. im engeren Sinne“ ist in der angloamerikanischen Tradition der Geopolitik fest verankert, seit ihn der britische Geograph Halford John Mackinder (1861–1947) zu Beginn des 20. Jh. einführte. In seiner mehrfach revidierten „Herzland-Theorie“ (›heart-land-theory‹) behauptete Mackinder die Herrschaft über den kontinentalen Kern der zusammenhängenden Landmasse von Europa und Asien, sichere langfristig die Herrschaft über die ganze Welt. Diese ursprünglich als Ad-hoc-Legitimation des britischen Imperialismus in Zentralasien und als Warnung vor einer deutsch-russischen Allianz formulierte Theorie prägte in den folgenden Jahrzehnten die angloamerikanische Schule des geopolitischen Realismus.

Nach dem Ende der Sowjetunion etablierte sich im englischen Sprachraum die Verwendung von ›Eurasian‹ als Synonym des deutschen „postsowjetisch“ und ›Eurasia‹ als Bezeichnung für das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Exemplarisch ist die Umbenennung der vielbändigen ›Modern Encyclopedia of Russian and Soviet History‹ in ›Modern Encyclopedia of Russian, Soviet and Eurasian History‹, ohne dass sich deren geographisches Interessengebiet ausgeweitet hätte.

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4 Schlussbetrachtung

Die Konzeptgeschichte von „E. im weiteren und im engeren Sinne“ macht deutlich, dass es sich bei geographischen Räumen immer auch um ideologisch motivierte Konstruktionen handelt. Die geologisch-geographisch schwach fundierten Raumbegriffe Europa und Asien sind weit geläufiger geblieben als die Ende 19. Jh. geprägte übergreifende Bezeichnung „E. im weiteren Sinne“, weil die Abgrenzung vom asiatischen „Anderen“ für das eurozentrische Weltbild konstitutiv ist. Hingegen schließt die Opposition Europa vs. Asien das Konzept „E. im engeren Sinne“ als ein Drittes dazwischen nicht in demselben Maße aus.

Für die russische Eurasierbewegung zu Beginn des 20. Jh. stand hinter der Propagierung des E.begriffs der politisch motivierte Versuch, Russland bzw. die Sowjetunion als eigenständiges Gebilde sowohl von Europa als auch von Asien zu unterscheiden.

Die seit dem Untergang der Sowjetunion üblich gewordene Verwendung von „E. im engeren Sinne“ im englischen Sprachraum ist ideologisch weit weniger aufgeladen. Die angelsächsische Perspektive lässt offenbar eine Abkehr von der Fixierung des Denkens auf Europa und seinen konstitutiven Gegenbegriff Asien zu.

Bassin M. 1991: Russia between Europe and Asia: The Ideological Construction of Geographical Space. Slavic Review 50, 1–17. Böss O. 1961: Die Lehre der Eurasier. Ein Beitrag zur russischen Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts. Wiesbaden (= Veröffentlichungen des Osteuropa-Institutes München 15). Cymburskij V. 1998: Dve Evrazii: Omonimija kak ključ k ideologii rannego evrazijstva. Vestnik Evrazii 1–2(4–5), 6–31. Dodds K., Atkinson D. (Hg.) 2000: Geopolitical traditions. A century of geopolitical thought. London (= Critical geographies 7). Kochanek H. 1999: Die russisch-nationale Rechte von 1968 bis zum Ende der Sowjetunion: Eine Diskursanalyse. Stuttgart (= Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa 54). Laruelle M. 1999: L'idéologie eurasiste russe ou comment penser l'empire. Paris. O Evrazii i evrazijcach 1997. Bibliografičeskij ukazatelʹ. Petrozavodsk (aktualisierte englische Übersetzung: On Eurasia and the Eurasians. Bibliography 2002. http://www.karelia.ru/psu/Chairs/PreRev/BIBLENG.RTF [Stand 23.12.2002]). Osterhammel J. 1998: Die Entzauberung Asiens. Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert. München. Schenk F. B. 2002: Mental Maps: Die Konstruktion von geographischen Räumen in Europa seit der Aufklärung: Literaturbericht. Geschichte und Gesellschaft 28, 493–514. Schmale W. 2000: Geschichte Europas. Wien. Wiederkehr S. (2006): Die eurasische Bewegung. Wissenschaft und Politik in der russischen Emigration der Zwischenkriegszeit und im postsowjetischen Russland. Köln (= Beiträge zur Geschichte Osteuropas 39).

(Stefan Wiederkehr)

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