Armenier

Armenier (armen. Hajk)

Inhaltsverzeichnis

1 Historische Skizze

Das Vorkommen der armenischen Diaspora in Kleinasien, Osteuropa, Nordkaukasus und später auch in Westeuropa, Indien, Nord- und Südamerika stand im Zusammenhang mit der wiederholten Änderung der politischen Lage der von den A.n im Laufe der Jahrhunderte bewohnten Gebiete. Die Bevölkerungsbewegungen der A. haben spätestens Ende des 7. Jh. v. Chr. begonnen, als das Königreich Urartu dauerhaften inneren Kämpfen zum Opfer fiel. Das Fortziehen einiger wichtiger Menschengruppen über die historischen Grenzen der A. hinaus wurde schon mit Beginn des Jahres 387 intensiviert, als Armenien zwischen Persien und dem Römischen Reich geteilt wurde. Neue Wellen des Exodus geschahen nach 428 (von diesem Jahr an befand sich Armenien zwei Jahrhunderte lang unter der Kontrolle der sog. Marzapane, Vertretern der persischen Könige). Im 7. Jh. geriet Armenien unter die Gewalt der Araber geriet. Mitte des 10. Jh. besetzten die Byzantiner mehrere Gebiete im südlichen Kleinarmenien, im 11. Jh. nahm die Bedrohung durch die Seldschuken zu. Die wiederholten Angriffe der Byzantiner und der Seldschuken verursachten die Flucht einer großen Anzahl von A.n nach Osteuropa. Im 12. Jh. wurden Kleinarmenien (latein. Armenia Minor) und das von vielen A.n bewohnte Kilikien konsolidiert. Aus Kilikien flohen dann viele A., als es durch die Mamelucken verwüstet wurde (1375). Die Auswanderungswellen der A. aus Kleinasien und Anatolien nach Osteuropa wurde ebenfalls von politischen, religiösen und wirtschaftlichen Diskriminierungen verursacht, denen die A. seitens der byzantinischen Behörden ausgesetzt waren. Ein beträchtlicher Teil der A. wanderte jedoch während der Verwaltung Armeniens durch die Tataren (13. Jh.) und als Folge der Räubereien durch die turkmenischen Horden Kara Koyunlu und Ak Koyunlu. Eine neue armenische Fluchtwelle erfolgte nach dem Fall Konstantinopels (1453). Im 17. bis 18. Jh. intensivierte sich auch die Auswanderung der A. aus Persien. Ende des 19 Jh. bis Anfang des 20. Jh. und in den Kriegsjahren wuchs die armenische Diaspora durch die Flüchtlinge aus dem Osmanischen Reich. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. gab es weitere Bevölkerungsbewegungen der A., v. a. aus Nahen Osten und Osteuropa nach Amerika und Westeuropa. Die letzten bedeutenden Auswanderungen der A. aus den ursprünglichen Wohngebieten erfolgten Ende der 1980er bzw. Beginn der 90er Jahre; diese fielen mit der Auslösung der Konflikte zwischen verschiedenen Ethnien in Bergkarabach, Georgien und in den ehemaligen Sowjetrepubliken Mittelasiens zusammen. 1994 nahm die Republik Armenien ca. 304.000 armenische Flüchtlinge aus verschiedenen Konfliktzonen der ehemaligen UdSSR auf. Andererseits verließen in den 1990er Jahren aus wirtschaftlichen Gründen etwa 800.000 bis 1 Mio. Personen die Republik Armenien Die Mehrheit der Auswanderer ließ sich in den südlichen Gebieten der Russischen Föderation nieder.

Die armenische Diaspora (›Spiurk‹) besteht aus: 1) der „inneren“ Diaspora und 2) der „äußeren“ Diaspora. Erstere umfasst die A. in den ehemaligen Sowjetrepubliken, v. a. Russland, Georgien und Aserbaidschan (bzw. Bergkarabach). Die A. der „inneren” Diaspora haben eine nach wie vor sehr enge Beziehung mit der Republik Armenien Die „äußere” Diaspora besteht aus den armenischen Gemeinschaften in den Staaten Europas, Nord- und Südamerikas, im Nahosten, Klein- und Mittelasien und Australien. Die Anzahl der A. in der Diaspora (1989) wurde folgendermaßen geschätzt: Russland: 500.000; Georgien: 500.000; sonstige ehemalige Sowjetrepubliken: 175.000; USA und Kanada: 1 Mio.; Argentinien: 80.000, übriges Südamerika: 30.000; Westeuropa: 400.000, darunter in Frankreich: 300.000; Osteuropa: 55.000, darunter in Griechenland, Bulgarien und Rumänien: 40.000; Nahost (Libanon, Zypern, Syrien, Irak, Ägypten): 450.000; Türkei: 60.000; Iran: 150.000; Fernost: 15.000; Australien: 30.000; sonstige Länder: 10.000. Das ergibt für die armenische Diaspora etwa 3,755 Mio. Personen.

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2 Das Kulturerbe der armenischen Diaspora

A. haben der Weltkultur eine außergewöhnliche Zahl von alten Handschriften hinterlassen, die alle Wissensbereiche abdecken: Geschichte, Philosophie, Jura, Mathematik, Astronomie, Medizin, Musik. Z. Zt. werden in verschiedenen Museen und Bibliotheken in aller Welt über 10.000 armenische Manuskripte bewahrt. Die armenische Kultur und Wissenschaft haben sich hauptsächlich in der Diaspora entwickelt. Das erste Buch in armenischer Sprache (›Parzatumar‹) wurde in Venedig gedruckt (1512); die erste armenische Weltkarte erschien in Amsterdam (1694); die erste Zeitung (›Arevelian Tsanutsmants‹) wurde in Astrachan 1815 herausgebracht; im 19. Jh. erschien ein Großteil der Presse armenischen Ausdrucks außerhalb des historischen Armenien (v. a. in der Türkei, in Russland und Italien). Vom 16. bis zum 18. Jh. waren armenische Drucker in Konstantinopel, Rom, Lemberg, Mailand, Paris, Leipzig, London, Madras und Edirne tätig.

Die erste bedeutsame panarmenische politische Bewegung datierte ins ausgehende 19. Jh. und stand in Verbindung mit den Aktivitäten der armenischen nationalen Delegationen. Diese spielten eine sehr wichtige Rolle beim Berliner Friedenskongress (1878), nach dem Ende der Balkankriege (1912–13) und des Ersten Weltkriegs (1914–18). Die wichtigsten panarmenischen Organisationen sind: ›Armjanskij Vseobščij Blagotvoritlnyj Sojuz‹, ›Asamblea Interinstitucional Armenia‹, ›Armenian Assambly of America‹, ›Armenian National Committee‹, ›Armenian Relief Society‹, ›Sojuz Armjan Rossii‹, ›Armenian Revolutionary Federation‹, ›Armenian Secret Army for the Liberation of Armenia‹.

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3 Religiöses Leben in der Diaspora

Die armenische Kirche besteht aus zwei Katholikaten (Ečmiadzin/Edschmiadzin und Sis, mit dem Sitz in Anthelyās/Antélias, Libanon) und zwei Patriarchaten (Jerusalem und Konstantinopel). Das Katholikat von Ečmiadzin (der Heilige Stuhl) wird höher als das von Sis (Kilikien) eingestuft. Die Jerusalemer und Konstantinopler Patriarchate werden aus kanonischer Sicht dem Katholikat von Ečmiadzin untergeordnet und dürfen keine Bischöfe weihen.

Das Katholikat von Ečmiadzin umfasst die armenischen Kirchen in der Republik Armenien, in der ehemaligen UdSSR, in Europa, Lateinamerika, Afrika, Asien, Australien und die so genannte „Armenische Kirche Amerikas” (USA und Kanada). Zur Jurisdiktion des Katholikats von Sis gehören die Diözesen in Libanon, Syrien, Zypern, Griechenland, Kuwait, dem Iran und einige armenische Gemeinschaften in Kanada und in den USA. Das Jerusalemer Patriarchat umfasst die A. in Israel und Jordanien, während das Konstantinopler Patriarchat nur die Gläubigen in der Türkei betreut.

Während der Kreuzzüge pflegte ein Teil der kirchlichen Hierarchie der A. in Kilikien enge Kontakte mit dem Papsttum. 1198 wurde ein Abkommen mit Rom geschlossen, das bei den Konzilien der armenischen Kirche von Sis (1307) und Adana (1316/17) bestätigt wurde. Im 15. Jh. wurden die ersten katholischen Gemeinschaften der A. im Nordwesten des Landes und in Georgien gegründet. Die armenische Kirche war beim Konzil von Florenz vertreten. Im 17. Jh. traten die meisten polnischen A. unter die Jurisdiktion Roms über, wobei sie ihre alte liturgische Sprache und ihren Ritus behalten durften. Ein katholisches Erzbistum der A. gab es in Lemberg bis 1945. Die Oberherrschaft des Papstes wurde Anfang des 17. Jh. auch von den Mechitaristen angenommen. Der Name dieses Ordens steht in Verbindung mit dem Mönch Mchitar Sebastaci (1676–1749), der ein armenisches Kloster auf der Insel San Lazzaro gründete. Dort wurden alte armenische Handschriften gesammelt und wichtige Studien zur armenischen Sprache und Literatur verfasst. Der Wiener Zweig der Mechitaristen hat sich zum wichtigsten Zentrum für das Studium der Vergangenheit der A. entwickelt. Die Mechitaristen haben ihr kulturelles Engagement bis heute aufrecht erhalten. Die katholische Gemeinschaft der A. zählt ca. 100.000 Mitglieder. Das Oberhaupt der katholisch-unierten Kirche ist der Patriarch (mit dem Sitz in Beirut), der von der bischöflichen Synode gewählt und vom Papst bestätigt wird. Die armenische katholisch-unierte Kirche besteht heute aus vier Erzbistümern (Beirut, Istanbul, Bagdad, Halab) und drei Bistümern (Alexandria, Isfahan und Kamechlié).

Unter den A.n gibt es auch eine geringe Anzahl von Protestanten. Ihre Geschichte begann 1831, als amerikanische Missionäre kraft eines Vertrages zwischen der Türkei und den USA das Recht bekamen, religiöse Schulen und theologische Seminare auf türkischem Boden zu eröffnen. Die erste evangelische Kirche der A. wurde 1846 geweiht. 1852 wurde eine Bibelübersetzung ins moderne Armenisch veröffentlicht, und für die sprachlich assimilierten A. war eine Bibel auf Türkisch in Umlauf. Ebenfalls wurden viele religiöse Texte und eine eigene Zeitung der Protestanten publiziert. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es in der Türkei 137 Kirchen und 179 evangelische Pfarrer. Die Zahl der Gläubigen der Evangelischen Kirche der A. wird auf ca. 35.000 geschätzt. Die Kirche besteht aus der Union der Armenischen Evangelischen Kirchen Mittelasiens, der Union der Armenischen Evangelischen Kirchen Frankreichs und der Union der Armenischen Evangelischen Kirchen Nordamerikas. Die Mehrheit der evangelischen A. leben in den USA.

In der Türkei, im Nahen Osten und in Mittelasien gibt es auch kleine muslimische Gemeinschaften von A.n.

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4 Die Armenier in Nahost, Mittelasien und Osteuropa

4.1 Syrien, Libanon und Iran

Im 20. Jh. wurden die meisten armenischen Gemeinden im Nahen Osten in Syrien und Libanon registriert. In Syrien wuchs die Zahl der A. beträchtlich nach dem Ersten Weltkrieg auf Grund der Flüchtlingswelle aus der Türkei. In der Zwischenkriegszeit wohnte über die Hälfte der syrischen A. in Halab. Wichtige Gemeinschaften gab es dazu noch in Damaskus, Hama, Homs und Lataqiyyah. Nach der Gründung der syrisch-ägyptischen Union (1958) wurden die syrischen A. als Antwort auf die prowestliche Tätigkeit der „Armenischen Revolutionären Föderation“ (›Armenian Revolutionary Federation‹) Repressalien ausgesetzt. Nach der Machtübernahme durch Hafiz al-Asad hat sich die Situation jedoch verbessert. Auch die Zahl der armenischen Gemeinschaften im Libanon nahm nach dem Ersten Weltkrieg zu. Vor 1975 lebten dort ca. 200.000 A., die meisten in der Hauptstadt Beirut. Im Iran und im Libanon sind die A. politisch anerkannt und im Parlament vertreten. Fast alle A. im Nahen Osten leben in Städten.

4.2 Türkei

Im Osmanischen Reich bildeten die A. eine eigene religiöse Verwaltungseinheit (›milet‹). 1854 wurden etwa 2,4 Mio. A. im Osmanischen Reich gezählt. Sie stellten die ethnische Mehrheit in den Provinzen Erzurum und Kurdistan dar. 1882 gaben die Statistiken etwa 2,66 Mio. A. im Osmanischen Reich an (laut Angaben des Konstantinopler Patriarchats), darunter 1,63 Mio. verteilt in sechs „armenischen” Provinzen (die Wilajet Sivas, Mamuret-el-Aziz/ Elâzığ, Erzurum, Diyarbakır, Bitlis und Van). Laut einer jüngeren Statistik des Konstantinopler Patriarchats (1912) lebten im Osmanischen Reich ca. 2,1 Mio. A.

Seit Mitte des 19. Jh. verschlechterten sich die Beziehungen zwischen der armenischen Bevölkerung und den osmanischen Behörden stetig. Ermutigt durch den Aufschwung Russlands in Osteuropa und im Kaukasus wurde die nationale Emanzipationsbewegung der A. im Osmanischen Reich sehr aktiv. In den 90er Jahren des 19. Jh. ermordeten paramilitärische Gruppen der A. mehrere osmanische Hochbeamte. Nach der Niederschlagung des Aufstands von Sassun (1894) fanden mehrere Massaker gegen die A. im gesamten Osmanischen Reich statt (Oktober bis Dezember 1895). Etwa 300.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Die Gewalttaten gegen die armenische Zivilbevölkerung wurden auch nach der sog. Revolution der Jungtürken (1908) fortgesetzt. 1909 (1.–4. April; 12.–14. April) gab es einen Massenmord im Wilajet Adana, wobei ca. 20.000 Menschen getötet wurden. 1909 starben weitere 10.000 Opfer in anderen Regionen des historischen Kilikien.

Das unvorstellbare Drama der A. im Osmanischen Reich kam aber erst in den Jahren des Ersten Weltkriegs. Wenn auch ein Teil der A. dem türkischen Staat gegenüber loyal war –im türkischen Heer waren immerhin etwa 250.000 A. tätig –, beschuldigten die türkischen Behörden die A. des Verrats an den Reichsinteressen. Die Beschuldigung kam infolge einiger vor allem in Kilikien stattfindender Revolten und der von den Russen begünstigten Vorbereitung von armenischen Freiwilligentrupps, die aus der Türkei stammten. Ursprünglich entschieden die türkischen Behörden, die armenischen Kämpfer abzurüsten und in Arbeitsbataillonen einzusetzen. Dies bedeutete für viele den Tod. Am 24.04.1915 wurden in Konstantinopel zunächst über 250, dann bis zu 800 Intellektuelle verhaftet, die später in die Provinzen Ayaş und Çankırı exiliert und schließlich getötet wurden. Darauf folgten Deportationen in die Wüste Nordsyriens: v. a. die A. aus den kompakten armenischen Gemeinden wurden deportiert. Viele starben unterwegs an Hunger und Durst. Jene, die am Ziel ankamen, wurden einfach unter freiem Himmel eingezäunt, sie wurden den Krankheiten, dem Hunger und der Laune der türkischen Soldaten ausgesetzt. Nur ein geringer Teil von den Häftlingen konnte den Lagern entkommen. Auch während der türkischen Offensive im Kaukasus (Sommer/Herbst 1918) gab es Massaker an den A.n. Von den über 2 Mio. A.n, die in der Türkei bis zum Ersten Weltkrieg gelebt hatten, blieben nur noch einige Zehntausende. So wurde die Gesamtzahl der Opfer auf 1,5 Mio. geschätzt. Die ersten Jahre nach der Einführung des republikanischen Systems in der Türkei wurden aber nach wie vor von Repressionen gegen die A. begleitet, zumal es darum ging, die türkische Souveränität über einige Territorien im Osten und Westen wiederherzustellen. Die Massaker während des Kriegs und die massive Auswanderung führten zur drastischen Verringerung der Anzahl der türkischen A. In der Republik Armenien und in der Diaspora wird der 24. April als Gedenktag an die Opfer des Völkermords begangen, den mehrere Staaten und internationale Organisationen offiziell anerkannt haben.

Die Anzahl der A. in sechs Wilajet der Osttürkei, 1913 bzw. 1927:

Wilajet 1913 1927
Erzurum 215.000 14
Sivas 165.000 0
Diyarbakır 105.000 955
Kharput 168.000 2299
Bitlis 180.000 285
Van 185.000 0
Insgesamt 1.018.000 2653

Lussac G. 1999: Le génocide des arméniens. Recherches sur la transmission et les ruptures de filiations. Thèse de doctorat. Paris, 95.

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In der Zwischenkriegszeit zählte die armenische Gemeinschaft in der Türkei ca. 80.000 Personen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die A. in der Türkei erneut dem (v. a. wirtschaftlichem) Druck der Behörden ausgesetzt. Nach 1945 bevölkerte die armenische Diaspora in der Türkei v. a. Istanbul und dessen Umgebung. Laut der Angaben der Volkszählung von 1960 lebten 52.756 Personen mit Armenisch als Muttersprache, darunter 37.280 in Istanbul, 10.232 in der Provinz Mardin, 1204 im Kastamonu-Gebiet und 565 in Sivas in der Türkei. Heute leben bis zu 70.000 A. in der Türkei. In Istanbul gibt es armenische Schulen und Kulturvereine.

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4.3 Griechenland und Zypern

Griechenland zählte zu den Staaten, die armenische Flüchtlinge aus der Türkei während des Ersten Weltkriegs und nachher aufnahmen. Von den ca. 45.000 armenischen Flüchtlingen blieb jedoch nur ein kleiner Teil in Griechenland, wobei die Mehrheit bald darauf weiter nach Frankreich, in die USA oder in Staaten Mittelasiens auswanderte. Heute leben in Griechenland ca. 15.000 A. (in Athen, Piräus, Thessaloniki, Neos Kosmos, Vironas, Nikea, Peristeri, Kavala, Xanthī, Komotini). Auf Zypern zählt die armenische Gemeinschaft ca. 2500 Personen (Nikosia, Larnaka, Limassol).

4.3.1 Georgien

Die armenische Gemeinschaft im heutigen Georgien wurde ungefähr Mitte des 1. Jt. v. Chr. gegründet. Im 7. Jh. bildeten die A. bereits einen beträchtlichen Anteil der Bevölkerung von Tbilissi. Im 14. bis 18. Jh. kamen bedeutende Gruppen von A.n aus Persien und dem Osmanischen Reich hinzu. Während der russisch-türkischen und russisch-persischen Kriege im 19. Jh. und in den Jahren des Ersten Weltkriegs nahm die Anzahl der A. in Georgien beträchtlich zu. Zwischen 1897 und 1926 wuchs die Gemeinschaft der A. in Georgien von ca. 177.000 auf ca. 307.000 Personen.

Die armenische Elite nahm schon früh wichtige Stellungen im politischen Leben Georgiens ein. Im Mittelalter bekamen die armenischen Händler umfangreiche Rechte zugesprochen. Auf georgischem Boden wurden die ersten politischen Organisationen der A. gegründet („Tifliser Arbeiterunion“; „Armenische Sozialdemokratische Union“; die Parteien ›Ramkavar‹, ›Daschnakcucjun‹ und ›Gntschak‹). Im 19. Jh. und zu Beginn des 20. Jh. gab es in Tbilissi mehrere kulturelle und karitative Vereine der A.

Die armenische Diaspora in Georgien ist eine der wichtigsten. 1989 lebten hier 437.211 A. (8,09 % der Gesamtbevölkerung Georgiens): ca. 153.000 in Tbilissi, ca. 124.000 in Südgeorgien, ca. 73.000 in Abchasien. Nach 1989 nahm die Zahl der A. in Georgien auf Grund der Auswanderung (in die Republik Armenien, Russland, USA) ab. In Georgien gab es 2003 133 armenische Schulen, eine Zeitung mit großer Auflage (›Vrastan‹) und mehrere lokale Zeitungen. An der Pädagogischen Hochschule Sulhan-Saba Orbeliani zu Tbilissi gibt es eine Fakultät für Armenische Philologie. Ebenfalls in Tbilissi gibt es das armenische Theater P. Adamian und das religiöse Zentrum, die Kirche Surb Gevorg. In Georgien sind mehrere kulturelle und karitative Organisationen der A. tätig („Union der Armenier Georgiens“, „Union der Armenischen Jugend Georgiens ›Veracnund‹“, „Verband der Armenischen Schriftsteller Georgiens ›Vernatun‹“).

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4.4 Russische Föderation

Die Anwesenheit der A. auf dem heutigen Gebiet der Russischen Föderation kann –in der Wolga-Region und im Nordkaukasus –in das 1. Jt. v. Chr. zurückdatiert werden. Die armenische Gemeinschaft Russlands wurde v. a. seit Mitte des 17. Jh. stärker, als viele armenische Händler und Handwerker sich in den russischen Städten niederließen. Seitdem galt Russland für die A. als wichtiger Stützpunkt für ihre Kontakte mit dem Westen. Bis 1917 war die Politik der russischen Behörden gegenüber den A. unstet. Die Situation der A. im Zarenreich verschlechterte sich infolge des Attentats auf den Zaren Aleksandr II. (1881) beträchtlich. 1897 wurde der armenischsprachige Unterricht völlig abgeschafft und 1903 gerieten die Eigentümer der armenischen Kirche ganz unter Staatskontrolle. Nach 1912 wurden mehrere Vertreter der nationalen Emanzipierungsbewegung der A. nach Sibirien deportiert. Viele A. wurden Mitglieder der Bolschewisten und nahmen an den Ereignissen von 1917 und am Bürgerkrieg teil. In der UdSSR wurden die außerhalb der SSR Armenien lebenden A. einem intensiven Russifizierungsprozess unterzogen. Die A. in Russland haben viele Elemente des russischen Alltags übernommen. 2002 lebten in der Russischen Föderation ca. 1.130.200 A. (als fünftgrößte Minderheit nach den Ukrainern, Baschkiren, Tschuwaschen und Tschetschenen), darunter etwa 805.000 in den Städten. Die Traditionen und die Treue gegenüber der armenischen Sprache erhielten sich v. a. in den Gebieten mit kompakter armenischer Bevölkerung (Rostow am Don, Krasnodar und Stavropolʹ). Der Sitz der wichtigsten politischen und kulturellen Organisationen der A. in der Russischen Föderation ist Moskau.

Ins Wolga-Gebiet kamen die ersten a. Gruppen im 9./10. Jh. Im 13. Jh. gab es armenische Kolonien in mehreren Städten, die von den Tataren entlang der Wolga gegründet worden waren. Nach der Auflösung der Goldenen Horde und der Entstehung des Khanats Astrachan kamen armenische Händler und Handwerker in die Hauptstadt Nach der Annektierung Astrachans durch Russland (1556) und der Verschiebung der Festung und der Stadt vom rechten auf das linke Wolga-Ufer (1558) wuchs die Anzahl der A. beträchtlich. 1746 erhielten die A. in Astrachan verschiedene Handels- und Verwaltungsprivilegien seitens der russischen Obrigkeit. Das juristische Werk ›Sudebnik astrahanskih armjan‹, das in Astrachan Mitte des 18. Jh. verfasst wurde, diente lange Zeit als Vorbild und Quelle für die Rechtsbücher mehrerer armenischer Gemeinschaften Osteuropas. Astrachan spielte eine wichtige Rolle auch im Kulturleben und in der Wissenschaft der armenischen Diaspora. Seit 1795 gab es hier eine der wichtigsten Druckereien der A., in der religiöse und laizistische Literatur für die Gemeinschaften aus Russland, dem Iran und der Türkei gedruckt wurde. Seit Mitte des 14. Jh. entwickelte sich Kasan zur größten Stadt in der Wolga-Region. Die Zahl der A. in Kasan wuchs entsprechend, v. a. während des 18. Jh. 1842 wurde an der Universität Kasan das erste Institut für Armenische Philologie Russlands gestiftet.

Die ersten Einwanderungswellen der A. in den Nordkaukasus datieren ins 11./12. Jh. Die heutige armenische Bevölkerung der Region stammt jedoch von späteren Einwanderern (18. bis 19. Jh.) ab und besteht v. a. aus den Nachfolgern von armenischen Gemeinden aus der Türkei und Persien. Zunächst siedelten die iranischen A. hauptsächlich entlang des Flusses Terek. In den 30er Jahren des 18. Jh. bevorzugten die Hinzugekommenen aus Persien eher den Nordkaukasus. Der Umfang der armenischen Bevölkerung auf dem Nordkaukasus wuchs mit den späteren Auswanderungswellen aus Persien (Ende des 18./Anfang des 19. Jh.). Bis Anfang des 20. Jh. waren die A. im Nordkaukasus v. a. in der Lebensmittel- und Weinindustrie beschäftigt.

Eine weitere wichtige Gruppe von A.n im Nordkaukasus bilden die sog. Bergarmenier oder die Tscherkess-Armenier. Diese kamen entweder aus Kilikien (14. Jh.) oder von der Krim (Ende des 15. Jh.). Die armenische Gemeinschaft in Tscherkessien wurde auf Grund der Einwanderer von der Krim, aus Armenien oder Kleinasien immer zahlreicher. Ende des 18. Jh./ Anfang des 19. Jh. wanderte jedoch ein Teil der A. aus Tscherkessien nach Russland. 1839 gründeten sie eine eigene Stadt (Armavir). Die Tscherkess-A. haben viele sprachliche und ethnographische Elemente von den Tscherkessen übernommen. Später waren sie dem sprachlichen und kulturellen Einfluss Russlands ausgesetzt. Die Hauptbeschäftigung der Tscherkess-A. war der Handel.

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Ende des 18. bis Mitte des 19. Jh. zogen die A. auch in andere nordkaukasische Orte (Grosny, Krasnodar, Stavropolʹ, Vladikavkaz u. a.). 1989 gab es in Tschetschenien-Inguschetien 14.824 A., derer Mehrheit in Grosny lebte. Zu Beginn der 90er Jahre verließen die meisten A. Tschetschenien in Richtung Stavropolʹ.

In der zweiten Hälfte des 19. Jh. ließen sich viele A. auch in den Städten an der russischen Schwarzmeerküste und an der Küste des Asowschen Meeres nieder (Novorossijsk, Tuapse, Soči). Die meisten kamen aus Westarmenien, das infolge des Berliner Friedenskongresses (1878) von der Türkei zurückgewonnen wurde. Die russischen Behörden waren jedenfalls daran interessiert, mit den armenischen Einwanderern die Gebiete zu bevölkern, die nach dem Kaukasus-Krieg (1864) durch die Auswanderung der Adygejer, Ubychen und der Abasinen in die Türkei fast menschenleer hinterlassen worden waren. 1915/16 erlebten diese Gebiete eine Ansturm von Flüchtlingen aus der Türkei. Zwischen 1926 und 1953 gab es im Distrikt Majkop (später Krasnodar) einen nationalen armenischen Rayon. 1989 lebten in Krasnodar ca. 182.200 A.

Ein weiteres Kapitel in der Geschichte der A. im Süden Russlands steht im Zusammenhang mit der Kolonisierung der Steppe im Niederdongebiet. 1778 wurden 18.407 Griechen und 12.598 von der Krim stammende Armenier in dieses Gebiet verbracht. Die wichtigste Ortschaft mit armenischer Bevölkerung im Niederdongebiet war Novyj Nahičevan (heute Teil von Rostow). Die hiesigen A. haben bis heute sprachliche und ethnographische Eigentümlichkeiten bewahrt, die sie von den übrigen A.n in der Russischen Föderation abheben.

1989 lebten im Nordkaukasus (einschließlich der Region Rostow am Don) 355.600 A. (von insgesamt 532.400 A. in der Russischen Föderation). Die Mehrheit (67 %) bewohnte Städte. Die Anzahl der A. in diesem Teil Russlands wuchs beträchtlich nach 1988 auf Grund der armenischen Einwanderer aus Aserbaidschan, Mittelasien und Georgien.

Der erste schriftliche Beleg über A. in Moskau datiert vom Jahr 1390. Ursprünglich bewohnten die A. den Westteil der Stadt, Kitajgorod. Später zogen sie auch nach Belyj gorod um. Viele A. kamen unter Zar Pëtr I. nach Moskau. 1989 lebten etwa 44.000 A. in Moskau.

In St. Petersburg wurden die A. erstmals 1708 erwähnt. In den 30er/ 40er Jahren des 18. Jh. besaßen die armenischen Händler 80 % vom Gesamtumfang des Handels entlang des Handelswegs Astrachan–St. Petersburg–Baltikum. 1758 gründeten die Brüder Isachanov in St. Petersburg eine der ersten Aktiengesellschaften Russlands. Mitte des 18. Jh. eröffneten hier armenische Industrielle Seiden- und Baumwollfabriken. 1989 lebten in Leningrad ca. 12.100 A.

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4.5 Die Armenier in der Ukraine

Ins Gebiet der heutigen Ukraine kamen die ersten armenischen Einwanderergruppen im 9. bis 11. Jh., zunächst von der Krim. Von der Mitte des 11. Jh. an entwickelte sich eine bedeutende armenische Gemeinde in Kiew. Die Kiewer A. zogen nach der Eroberung der Stadt durch die Tataren (1240) fort und ließen sich in anderen Kolonien in der Ukraine und in Russland nieder (Lemberg, Kamʹʹjanecʹ-Podilʹsʹkyj, Lucʹk, Novgorod, Smolensk).

Ein anderer Teil der im 9. bis 11. Jh. aus Kleinasien ausgewanderten A. siedelte in der heutigen Westukraine (Galizien, Podolien und Wolynien). Nach 1340 ermutigte der polnische König Kasimir III. A. und Juden dazu, Galizien und Wolynien zu bevölkern, sie bekamen dafür viele wirtschaftliche Privilegien. Die armenischen Kolonien im litauisch-polnischen Raum wurden auf Grund der religiösen Autonomie gegründet.

Bei den beiden letzten Volkszählungen in der Ukraine wurden 54.200 (1989), respektive 99.900 (2001) A. registriert. Die Zunahme der Anzahl in der Ukraine in den letzten zehn Jahren kann auf die Flüchtlingswellen aus dem Kaukasus zurückgeführt werden. Die Zahl der A. in Polen war laut der letzten Volkszählung (2002) knapp 1100. Nach dem 01.01.2004 haben indes etwa 1500 A., die sich illegal auf polnischem Boden aufhielten, das Aufenthaltsrecht erhalten. Laut Schätzungen leben z. Zt. etwa 5000–10.000 A. in Polen. In Krakau gibt es einen armenischen Kulturverband (›Ormianskie Towarzystwo Kulturalne‹).

Auf der Krim siedelten die A. im 9. Jh. Die ersten Kolonisten kamen aus Ani. Ursprünglich wohnten die A. in den Städten Caffa (ukrain. Feodosija), Surhat (ukrain. Staryj Krym), Akmečet, (ukrain. Simferopolʹ), Gezlev (ukrain. Jevpatorija), Karasubazar (ukrain. Belogorsk), Sugdeia (ukrain. Sudak). Die Anzahl der A. auf der Krim nahm nach dem Niedergang Kilikiens im 14. Jh. beträchtlich zu. Auf der Krim gründeten die A. die Städte Kazarapat und Orabazar (ukrain. Armjansʹk). Vom 14. bis zum 18. Jh. bildeten die A. die zweitgrößte Volksgruppe nach den Tataren. Der Südosten der Halbinsel hieß lange Zeit Armenia Maritima. Das religiöse Zentrum der A. auf der Krim war Surhat. in den armenischen Klöstern auf der Krim wurden Handschriften von besonderem Wert angefertigt, von denen einige wichtige Sammlungen der Museen aus der ganzen Welt bereichern. Nach der Eroberung der Krim durch die Türken (1475) und der Gründung des Krim-Khanats verließ der Großteil der A. die Halbinsel, wobei die meisten nach Polen-Litauen, Russland und in die Moldau auswanderten. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. kamen neue armenische Kolonisten aus Ostanatolien auf die Krim.

1778 evakuierte die russische Regierung die ganze christliche Bevölkerung, darunter auch die A., von der Krim. Nach der Annektierung der Halbinsel durch das Zarenreich (1783) kamen neue Gruppen von A.n auf die Krim (aus den südlichen Regionen Russlands und aus der Westtürkei). Die Anzahl der A. war v. a. in Karasubazar, Staryj Krym und Feodosija groß. Die armenische Gemeinschaft auf der Krim wurde 1944 praktisch aufgelöst, als 11.000 Personen armenischer Herkunft durch die Sowjetbehörden deportiert wurden. 1989 gab es auf der Krim nur noch 2794 A.

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Das Zentrum der A. in Galizien war Lemberg. Hier siedelten die A. bereits im 13. Jh. 1364 wurde Lemberg zum religiösen Zentrum der A. aus Halyč, Kiew, Podolien, Wolynien und der Moldau. Die Mehrheit der A. in Galizien bestand aus Handwerkern und Händlern. Die A. aus der Westukraine entwickelten ein eigenes Unterrichtssystem. Mit Hilfe der Jesuiten wurde im 17. Jh. ein Sprach- und Literaturseminar der A. in Lemberg gegründet. 1616 wurde die erste Druckerei der polnischen A. in Betrieb gesetzt. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jh. gewann der Gedanke einer Vereinigung mit der katholischen Kirche immer mehr Anhänger unter den westukrainischen A.n. Dazu haben auch die engen Beziehungen der polnischen A. zum Mechitaristen-Kloster in Venedig beigetragen. Offiziell wurde die armenische Unierte Kirche in Polen 1689 gegründet, als die päpstliche Autorität endgültig akzeptiert wurde. Nach 1660 wurden sehr viele polnische A. von den aufblühenden Märkten Russlands, Persiens und des Osmanischen Reichs angezogen. Den A. aus Galizien gelang es, bis Anfang des 20. Jh. ihre traditionellen juristischen und religiösen Selbstverwaltungsformen zu bewahren. Die armenische Gemeinschaft in Lemberg war auch in der Zwischenkriegszeit sehr aktiv, als Galizien zu Polen gehörte. In den 70er Jahren wohnten in Lemberg ca. 1500 A.

In Podolien ließen sich die ersten Gruppen von A.n zu Beginn des 13. Jh. nieder. Im 17. Jh. wohnten in Kamʹʹjanecʹ-Podilʹsʹkyj etwa 1200 Familien, das war über die Hälfte der Gesamtbevölkerung der Stadt. Die Kolonie der A. wurde 1672 infolge der Besetzung der Stadt durch das osmanische Heer aufgelöst. Die Mehrheit der hiesigen A. wanderte dann nach Galizien und Mazedonien aus. Weitere Ortschaften in Podolien mit beträchtlicher armenischer Bevölkerung waren Jazlovec, Zoločeve, Kubačivcy, Dubrovice (Barok), Studenice, Bar, Umanʹ, Balta, Raškov, Berežany und Sataniv.

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4.6 Rumänien, Ungarn und Republik Moldau

Im Mittelalter gab es die meisten A. in den Gebieten östlich und südlich der Karpaten in der Moldau, da diese als Händler entlang des sog. „moldauischen Handelswegs” tätig waren. Urkundlich belegt sind die A. in der Moldau schon im 14. Jh., als sie aus Podolien, der Krim und aus Halyč kamen. Die mündliche Überlieferung der moldauischen A. kennt „sieben Städte”, wo sie sich zuerst niedergelassen haben sollen. Im 15. Jh. sind A. jedenfalls in Suceava, Siret, Chotyn, Botoşani, Dorohoi, Vaslui, Galaţi, Iaşi, Cetatea de Baltă und Roman belegt. Konfessionell gehörten die moldauischen A. bis zum ersten Viertel des 17. Jh. zur Jurisdiktion des Bischofs von Lemberg, nachdem sie sich dem armenischen Patriarchat in Konstantinopel angeschlossen hatten. Die moldauischen A. erfreuten sich lange Zeit der religiösen Freiheit und umfangreicher Verwaltungsrechte. Die Beschäftigungen der A. in der Moldau galten v. a. dem Handelswesen und dem Handwerk. Einige der A. hatten eine wichtige Stellung in der moldauischen politischen Hierarchie inne. Der Fürst Ioan Vodă cel Cumplit (1572–74) war armenischer Herkunft. In die Walachei kamen die A. etwas später als in die Moldau. Die dichtesten Siedlungen waren Bukarest, Piteşti und Craiova, wobei die meisten dortigen A. von der Krim kamen. Im 19. Jh. bis Anfang des 20. Jh. nahm v. a. die Anzahl der Bukarester A. zu. Nach Siebenbürgen gelangten die A. spätestens im 13. Jh. Als Antwort auf die Unterdrückungsmaßnahmen des moldauischen Fürsten Ştefan Rareş kam ein Teil der moldauischen A. Mitte des 16. Jh. nach Siebenbürgen. Hier wohnten sie sowohl zusammen mit Deutschen, Ungarn und Rumänen als auch in neu gegründeten Kolonien (z. B. Gherla). Viele siebenbürgische A. traten zum Katholizismus über und wurden von den Ungarn assimiliert. Anfang des 18. Jh. wohnten in Siebenbürgen ca. 15.000 A. In den Ostdistrikten der heutigen Republik Moldau (Transnistrien) datiert die Siedlung der A. ins späte 18. Jh. 1792 wurde im Gebiet Očakiv die Stadt Grigoriopol gegründet, in welche v. a. A. aus dem Fürstentum Moldau zogen. In den darauf folgenden Jahren ließen sich in Grigoriopol auch A. aus dem Osmanischen Reich nieder. Zu Beginn des 19. Jh. wohnten in Grigoriopol etwa 4500 A. Später nahm die Anzahl der A. in dieser Stadt ständig ab, da viele von diesen nach Odessa und Chişinău abwanderten.

Die Gemeinschaft der A. in Chişinău wuchs rasch, nachdem Bessarabien von Russland annektiert wurde. Mitte des 19. Jh. wohnten hier ca. 1000 armenische Familien. Im 19. Jh. ließen sich Gruppen von A. auch in anderen Städten Bessarabiens nieder (Akkerman, Bălţi, Orhei, Hânceşti).

1930 gab es in ganz Rumänien 15.544 A. Nach dem Zweiten Weltkrieg verringerte sich aber die Anzahl der rumänischen A., da viele in den 50er/60er Jahren auswanderten. 2002 wurden in Rumänien 1780 A. (821 in Bukarest) registriert. 1990 wurde die „Union der A. in Rumänien“ (UAR) gegründet. Die armenische Minderheit ist im Parlament Rumäniens vertreten. 1989 zählte die Republik Moldau 2873 A., von denen 84,7 % im urbanen Milieu lebten. Die Anzahl der Einwohner armenischer Herkunft in Ungarn wird auf ca. 30.000 geschätzt.

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4.7 Bulgarien

Die armenischen Historiker sprechen gewöhnlich von einer armenischen Diaspora in Bulgarien schon mit Beginn des 6. oder 8. Jh. Im 9. Jh. verschleppten die byzantinischen Behörden viele A. auf den Balkan. Nach der Eingliederung Bulgariens ins Byzantinische Reich (1018) erfolgte eine neue Einwanderungswelle, die die Grenzen der Stadt Plovdiv erreichte. Diese Stadt wurde später zum religiösen Zentrum der A. in Bulgarien. Neue Gruppen von A. (aus Kilikien und der Krim) kamen im Laufe des 13. bis 14. Jh. nach Bulgarien. Nach der Besetzung Bulgariens durch die Osmanen zogen viele A. in die Walachei, nach Siebenbürgen und Galizien fort. Im 17. Jh. lebten in Plovdiv etwa 100 armenische Familien. Die Gemeinschaft der A. in Bulgarien wuchs mit den Flüchtlingen aus Kamʹʹjanecʹ-Podilʹsʹkyj (nach 1672). Im 17. bis 19. Jh. ließen sich in Bulgarien (Sofia, Tărnovo, Warna) weitere Gruppen von A. aus dem Osmanischen Reich und aus Persien nieder. Nach 1878 wurde Bulgarien zum bevorzugten Ziel der Flüchtlinge aus dem Osmanischen Reich.

Seit den 30er Jahren nahm die Anzahl der A. in Bulgarien stets ab. In den Jahren 1933 und 1946 kehrte ein Teil der bulgarischen A. in die UdSSR zurück. Eine weitere Gruppe wanderte in den 50er und 60er Jahren in die USA, nach Kanada und Mittelasien aus. In den 80er Jahren lebten in Bulgarien nur noch ca. 25.000 A. (v. a. in Plovdiv, Sofia, Warna und Ruse).

Beledian K. 1994: Les arméniens. Paris. Bricout B. 1984: Les arméniens au XXe siècle. Paris. Ghazarian V. (Hg.) 1998: Armenians in the Ottoman Empire: an anthology of transformation, 13th–19th centuries. Waltham, Mass. Hofmann T. 1993: Die Armenier. Schicksal, Kultur, Geschichte. Nürnberg. Kasbarian-Grigorjan V. R. 1980: Istorija armjanskich kolonij Ukrainy i Pol’ši (armjane v Podolii). Erevan. Lang M., Christopher J. W. 1985: Die Armenier. Oldenburg. Lussac G. 1999: Le génocide des arméniens. Recherches sur la transmission et les ruptures de filiations. Thèse de doctorat. Paris. Novello A. A. 1986: Die Armenier: Brücke zwischen Abendland und Orient. Stuttgart. Redgate A. E. 1998: The Armenians. Oxford. Ter-Sarkisjanc A. 1998: Armjane. Istorija i ětnokul’turnye tradicii. Moskva. Thomson R. W. 1994: Studies in Armenian literature and Christianity. Aldershot.

(Flavius Solomon)

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