Griechenland

Griechenland (auch [altgriech.] Hellas, neugriech. Ellada). Amtliche Vollform: Hellenische Republik (neugriechisch Ellīnikī Dīmokratia).

Inhaltsverzeichnis

1 Statistische Angaben


Lage:
Halbinsel- und Inselstaat in Südosteuropa. G. besteht aus dem südlichsten Teil der Balkanhalbinsel sowie 9841 Inseln und ragt 750 km weit ins östliche Mittelmeer. Die nördliche Festlandsgrenze nach Albanien (Grenzlänge: 247 km), der Republik Makedonien (256 km), Bulgarien (475 km) und zur Türkei (203 km) ist 1230 km lang. Die Länge der Küstenlinie beläuft sich auf 15.201 km. Die Fläche des Staatsterritoriums beträgt 131.957 km².
Einwohner (2004):
11.082.751, davon 49,5 % männlich, 50,5 % weiblich; Altersstruktur 0–14 Jahre: 14,4 %, 15–64 Jahre: 67,5 %, 65 Jahre und älter: 18,1 %; Bevölkerungsdichte: 84,2 Einwohner/km²; 64,5 % im arbeitsfähigen Alter (Männer 15–64, Frauen 15–59); 61,3 % Beschäftigte (von den Personen im erwerbsfähigen Alter; 2005); 10,2 % Arbeitslose (2005); Bevölkerungsentwicklung 1950–2005: 0,11 % jährlich, 1990–2005: 0,56 % jährlich; Nationalitäten: Nach offiziellen Angaben sind 98 % der Landesbevölkerung Griechen; in Statistiken werden die Minderheiten Albaner, Armenier, Aromunen, Bulgaren, Pomaken, slawische Makedonier, Roma und Türken nicht berücksichtigt. Religionszugehörigkeit: mehrheitlich griechisch-orthodox, daneben Muslime (ca. 180.000), Angehörige der katholischen und der protestantischen Kirche (zusammen rd. 100.000), Zeugen Jehovas (50.000) und Juden (4500).
Hauptstadt und größere Städte (Volkszählung 2001):
Athen (745.514; Agglomeration 2004: 3.401.546), Saloniki (355.953; Agglomeration: 800.764), Piräus (176.733), Patras (164.534; Agglomeration: 185.668), Peristerion (in Agglomeration von Athen, 138.305), Iráklion (137.766, Agglomeration: 144.642), Larisa (124.376; Agglomeration: 124.786), Kallithea (in Agglomeration von Athen, 110.187), Nikaia (in Agglomeration von Athen, 93.086).
Währung: 1 Euro (griech. evrō) = 100 Cents (griech. lepta).
Wappen:
left
Das Staatswappen zeigt ein silbernes Kreuz im von Lorbeerzweigen umrahmten blauen Schild.
Flagge:
left
neunstreifige blauweiße Flagge mit einem byzantinischen Kreuz in der linken oberen Ecke
Hymne: Ymnos eis tin Eleftherian („Ode an die Freiheit“), Text von Dionysios Solōmos (1798-1857), Melodie von Nikolaos Chalkiopoulos Mantzaros (1795-1893).
Feiertage:
Staatliche Feiertage: Neujahr, 25. März (1821; Unabhängigkeitstag), 1. Mai (Tag der Arbeit), 28. Oktober (Ochi-Tag – erinnert an das „Nein“ des Diktators Metaxas [1940] zur Forderung Mussolinis nach Stationierung von italienischen Truppen in Griechenland); religiöse Feiertage: 6.1. (Dreikönigstag), Rosenmontag (Katharī Deftera; beweglich), Karfreitag, Ostersonntag und -montag, Pfingsten, 15. August (Mariä Himmelfahrt), 25. Dezember (1. Weihnachtstag), 26. Dezember (2. Weihnachtstag).
Zeit: Osteuropäische Zeit
Staatssprache: Neugriechisch
Staatsform: parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt: Präsident (derzeit Karolos Papoulias)
Regierungschef: Ministerpräsident (derzeit Kōnstantinos Karamanlīs)
Politische Parteien:
Kommounistiko Komma Elladas (KKE, „Kommunistische Partei Griechenlands“), Nea Dīmokratia (ND, „Neue Demokratie“), Panellīnio Sosialistiko Kinīma (PaSoK, „Panhellenische Sozialistische Bewegung“), Synaspismos tīs aristeras tōn kinīmaton kai tīs oikologias (SYN, „Linkskoalition“).
Bruttoinlandsprodukt (2005): 221,7 Mrd. US-Dollar, pro Kopf der Bevölkerung 20.004 US-Dollar
Bruttosozialprodukt (2005): 221,371 Mrd. US-Dollar, pro Kopf der Bevölkerung 19.970 US-Dollar
Auslandsverschuldung: 268,639 Mrd. US-Dollar
Haushaltsdefizit (2005): 10,565 Mrd. US-Dollar (5,3 % des BIP)
Außenhandel (2005):
Import 38 Mrd. Euro, Hauptlieferländer (2004): 13,3 % Deutschland, 12,9 % Italien, 6,4 % Frankreich, 5,5 % Niederlande, 5,4 % Russland; Export: 12,6 Mrd. Euro; Hauptabnehmerstaaten (2004): 27,2 % Deutschland, 10,1 % Italien, 7,6 % Großbritannien, 6,3 % Bulgarien, 5,3 % USA.
Mitgliedschaften:
Black Sea Economic Cooperation (BSEC), European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), Europarat, EU, IAEA, International Monetary Fund (IMF), International Labour Organization (ILO), Inter-Parliamentary Union (IPU), Interpol, NATO, OSZE, UNO, WEU, Weltbank, World Trade Organization (WTO), WHO.


Anmerkung der Redaktion: Stand der statistischen Angaben ist, wenn nicht anders vermerkt, das Publikationsdatum des Artikels.

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2 Geographie

2.1 Naturraum

G. nimmt den südlichen Teil der Balkanhalbinsel ein und ist, außer im Norden, von Meeren umgeben: Im Osten wird es vom Ägäischen Meer, im Süden vom Mittelmeer und im Westen vom Ionischen Meer umspült. Es grenzt im Nordwesten auf einer Länge von 247 km an Albanien, im Norden an die Republik Makedonien (256 km) und an Bulgarien (475 km), im Nordosten an die Türkei (203 km). Auch wenn es aufgrund der Form des Festlandrumpfes scheinen mag, dass G.s Nord-Süd-Ausdehnung länger ist als seine Ost-West-Ausdehnung, erstreckt es sich von Norden nach Süden über rund 750 km, von Westen nach Osten über etwa 900 km. Von der Gesamtfläche des Landes entfällt ein Fünftel auf die Inseln im Ägäischen und Ionischen Meer. Von der rund 15.000 km langen Küstenlinie sind nur 4100 km Festlandsküsten. Die Peloponnes muss zum Festlandsrumpf gerechnet werden, da sie erst durch den 1893 gebauten Kanal von Korinth zu einer künstlichen Insel gemacht wurde.

Eine Vielzahl der Inseln kann in Archipel zusammengefasst werden: In der Ägäis die Nördlichen Sporaden, die Kykladen, der Dodekanes (darunter Kos und Rhodos) sowie Euböa, Thasos, Lesbos, Chios und Samos, im Ionischen Meer die Ionischen Inseln (darunter Korfu, Lefkada und Zakynthos) und im Süden Kreta. Die historischen Landschaften, die sich mit den Planungsregionen vor 1997 decken, sind Thrakien (Thrakī) und Makedonien (Makedonia), die als geographische Bezeichnungen über die Landesgrenze hinausgehen, Thessalien (Thessalia), das Epirus (Īpeiros), Zentralgriechenland (Sterea Ellada), die oder der Peloponnes, die Ionischen Inseln (Eptanīsa, Ionia Nīsia), die Ägäischen Inseln (Nīsia Aigaiou), Kreta, der Großraum Athen und die Mönchsrepublik Athos (Agion Oros).

G. ist durch eine enge Verzahnung von Land und Meer gekennzeichnet. Die Küsten sind durch Buchten und tief einschneidende Golfe gegliedert und arm an Häfen. Um die 2500 Inseln liegen im griechischen Mittelmeer; zahlreiche Halbinseln reichen fingerartig ins Meer hinein wie Chalkidikī, auf der sich in unmittelbarer Küstennähe der Athos (2032 m) erhebt, das Küstengebirge Thessaliens, das sich über das Pīlion-Gebirge in den Nördlichen Sporaden fortsetzt oder Attika, die sich über Euböa und die Kykladen geologisch fortsetzt. Die durchschnittliche Küstenentfernung beträgt 70 km, auf der Peloponnes sogar nur 45 km. Am weitesten vom Meer entfernt sind die Regionen von Kastoria und Flōrina, doch auch dort nirgends weiter als 140 km von der Küste. 75 % der Landesoberfläche sind Gebirgsland mit schroffen Geländeformen, zwischen denen abgeschlossene Beckenlandschaften liegen. Die am meisten ausgedehnten Ebenen sind die thessalische Ebene und die Kampania (Becken um die Städte Drama und Serres). Der Wechsel von Hochgebirgen und Becken zeigt sich aber ebenso in Böotien, der inneren Argolis, auf der Attika und in Arkadien.

Der Westen G.s wird durch das dinarisch-hellenidische Faltengebirge (kurz Helleniden) geprägt. Bereits an der Grenze zu Albanien gebirgig, zieht es sich von Norden nach Süden als Pindos-Gebirge (höchster Gipfel Smolikas, 2637 m) bis nach Zentralgriechenland (Gkiōna, 2.510 m), über die Peloponnes (im Taÿgetos, 2407 m), wo es sich fingerförmig ins Meer erstreckt, um sich anschließend in weitem Bogen über Kreta (Psīloreitīs, 2456 m) und Dodekanes (auf Rhodos 1215 m) bis zum türkischen Festland fortzusetzen. Es bildet die Wasserscheide zwischen Ionischem und Ägäischem Meer und besteht aus küstenparallelen, verkarsteten Kalkkettengebirgen mit eingelagerten Flyschzonen. Die Gebirge im Osten des Landes – darunter Rhodopen (Falakro Oros, 2232 m), Athos (2032 m) und Olymp (2917 m) sowie die zahlreichen Erhebungen der Ägäischen Inseln – haben hingegen eine völlig andere Gestalt. Ihre erdgeschichtlich alten, variskisch gefalteten und stark erodierten Massen (Thrakische Masse, Rhodopen-Kykladen-Massiv) wirken plumper als die westlichen Gebirge und sind durch Quergebirge und Bruchschollen reich gekammert und von breiten Flusstälern durchzogen. Im Gegensatz zu den Helleniden verlaufen diese flachwelligen Rumpfschollengebirge von West nach Ost. Jungvulkanische Erscheinungen ließen den Ostteil in die Ägäis absinken.

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Die reliefbedingten Gegensätze zwischen G.s West- und Ostküsten haben auf Natur und Mensch starke Auswirkungen. Da im Westen Flachküsten vorherrschen – mit Ausnahme der nach Westen steil aufragenden Ionischen Inseln – ist der Ostteil verkehrsmäßig besser erschlossen (Hafenmöglichkeiten). In den Gipfelbereichen der zentralgriechischen Gebirgslandschaften sind an vielen Orten glazialer Formenschatz und periglaziale Strukturen zu erkennen. Der Vulkanismus weist noch anhaltende tektonische Bewegungen auf, v. a. auf den Inseln Nisyros und Santorin. Zahlreiche Gebiete sind erdbebengefährdet.

Keines der griechischen Binnengewässer ist schiffbar. Mit 297 km ist der Aliakmōn der längste Fluss des Landes, gefolgt von Achelōos (220 km), Pīneios (205 km) und Evros (bulgar. Marica, 204 km in G.). Der Norden des Landes weist erheblich mehr Gewässer auf. Die aus dem Pindos kommenden Flüsse Arachthos und Achelōos schufen im Westen des Landes (Akarnania und Ätolien) anbaugünstiges Schwemmland um Ambrakikos Kolpos und Patraikos Kolpos. Viele Flüsse werfen an den Küsten Flussdeltas auf, die bedeutsame ökologische Rückzugsgebiete darstellen. Die durch ständig Wasser führende Flüsse aufgeschütteten großräumigen Ebenen Thrakiens und Makedoniens sind nach Trockenlegung von Seen und Sümpfen die landwirtschaftlich ertragsreichsten Gebiete des Landes geworden. Der größte See G.s ist Trichōnida (95.840 km²), gefolgt von Volvī (70.353 km²) und Vegoritida (54.311 km²). Ökologisch besonders wertvoll sind die Prespaseen (mit dem Nationalpark Mikra Prespa) und der künstliche Kerkinī-See bei Serres (Schutzgebiet internationaler Bedeutung nach der Ramsar-Konvention).

G. hat ein typisches Mittelmeerklima mit subtropischem Winterregen und kontinentalen Einflüssen im Norden. In den tieferen Lagen sind die Sommer heiß und trocken, die Winter feucht und regnerisch, Frost und Schnee sind selten. In höheren Lagen fallen auch in den Sommermonaten hohe Niederschläge, viele Hänge sind bis ins Frühjahr schneebedeckt. Die mittlere Jahrestemperatur liegt in Athen bei 17 °C. Die mittleren Temperaturen für G. schwanken zwischen 26 und 28 °C im Juli und 6 bis 9 °C im Januar. Extremwerte erreichen im Sommer 45 und im Winter -11 °C. Die Niederschlagsmengen sind in den einzelnen Regionen unterschiedlich hoch. So ist die Westseite G.s den von Westen kommenden winterlichen Westwinden stark ausgesetzt und erhält daher wesentlich höhere Niederschläge als die Ostseite. Auf Korfu werden im Jahr bis zu 1300 Millimeter Niederschlag erreicht, im trockenen Athener Raum sowie in der thessalischen Ebene werden etwa 400 Millimetern gemessen. Insgesamt sind die Klimaeigenschaften der Westseite somit maritimer: Der Tages- und Jahresgang der Temperaturen ist ausgeglichener, Frosttage sind selten. Besondere klimatische Eigenschaften herrschen in den intramontanen Becken, an deren Grund sich Kaltluftseen bilden können. Im Sommer wird G. oft von beständigen, trockenen und warmen Winden aus nördlichen Richtungen, den Etesien (meltemi), erreicht. Auf Kreta u. a. südlich gelegenen Inseln weht bei bestimmten Wetterlagen aus Süden der warme Schirokko. Der Nordwind ist als Boreas (neugriech. vorias) bekannt.

Bedingt durch die Vielgestaltigkeit von Relief und Klima variieren auch Böden und Vegetation; schon bei einem oberflächlichen Vergleich fällt auf, dass die Ionischen Inseln und die griechische Westküste naturgemäß üppigeren Bewuchs aufweisen als die Inseln des Ägäischen Meeres. Aufgrund geringer Niederschläge sind die Böden nahezu im ganzen Land ausgesprochen trocken. Die Böden G.s sind in weiten Teilen des Landes von geringer Mächtigkeit und ausgesprochen steinig. Insbesondere in Räumen, die unter starker Rodung gelitten haben, ist mit der Zeit jeglicher fruchtbare Boden fortgeschwemmt worden. In vielen kleinen Tälern ist die fruchtbare Roterde (Terra rossa) zu finden. G. liegt in einer Übergangszone vom kontinental-balkanischen zum kleinasiatischen und mediterranen Floren- und Faunenkreis, weshalb viele Arten hier den äußersten Rand ihrer Verbreitung finden wie die Birke oder das Haselhuhn, die weiter im Süden nicht mehr vorkommen, oder der Spornkiebitz, der hier sein westlichstes Verbreitungsgebiet erreicht.

In den meisten Gebieten lassen sich drei Vegetationsstufen unterscheiden: Die vollmediterrane immergrüne Niederungs- und Hügelzone, der semi-mediterrane Übergangsbereich der Bergstufe bis um 1200 m und schließlich das subalpine Gebirgsland. Zahlreiche Arten sind ausschließlich auf einen dieser Räume beschränkt, so kommt bspw. der Ölbaum nur in der vollmediterranen Zone vor. In den küstennahen Räumen des Landes herrscht immergrüne Macchie sowie Busch- und Strauchwerk (Phrygana) vor, das im Hinterland zurückweicht oder den Wäldern Platz macht. Im vollmediterranen Bereich ist die Pflanzenwelt dem Mittelmeerklima ganz angepasst und durch immergrüne Wälder aus Hartlaubgehölzen wie der Steineiche oder der Kermeseiche bestimmt. Weitere Charakterbäume des Küstenraumes sind Aleppokiefer, Oleander, Pistazien, Erdbeerbaum, Zistrosen, im unmittelbaren Hinterland schließen Schwarzkiefern, Kastanien, Buchen, Zypressen, Lorbeer- und Sumachgewächse an. Dort, wo sich Täler ins Landesinnere hinaufziehen, dehnt sich auch die mediterrane Vegetation aus und ist in weiter Entfernung vom Meer bis in Höhen über 700 m zu finden. In der Region der Gebirgswälder dominieren sommergrüne Laubmischwälder, deren Nadelbaumanteil mit zunehmender Höhe steigt. Üppige Walddeckung gibt es v. a. an den Nordhängen des nördlichen G.s. In den Rhodopen haben sich auf kleinem Gebiet Urwälder erhalten können. Die subalpinen Bereiche bieten im Sommer günstige Vegetationsverhältnisse für die Weidewirtschaft. Die Gebiete oberhalb der Waldgrenze werden von alpinen Matten eingenommen. Neben verschiedenen Kräutern finden hier auch Moose und Flechten Lebensraum. Charakteristische Blütenpflanzen sind die auch schon in der griechischen Mythologie erwähnten Tulpen, Meerzwiebel, Hyazinthen, Türkenbund, Anemonen und Alpenveilchen, aber auch verschiedene Orchideenarten wie Knabenkräuter und Ragwurze. Die wichtigsten Kulturbäume sind Ölbaum, Zitrusfrüchte und – für die ehemals bedeutende Seidenraupenzucht – der Maulbeerbaum.

In den Bergwäldern gibt es noch Braunbären (rund 100 Exemplare im ganzen Land) sowie Wölfe, Luchse, Wildkatzen, Dachse und einige wenige Goldschakale. An den Flussufern im Nordosten des Landes kommen Fischotter und Tigeriltis vor. In den Meeren um die Nördlichen Sporaden lebt die stark gefährdete Mönchsrobbe. Auf den einigen Inseln überlebten die den Steinböcken ähnlichen Bezoarziegen. Nicht selten sind Rothirsche, Rehe und Wildschweine, seltener Gämsen und Wildziegen, wie die Kri-Kri auf Kreta. Zur Vogelwelt gehören vier Geierarten (Bart-, Schmutz-, Mönchs- und Gänsegeier), acht Adlerarten (darunter Kaiser- und Schlangenadler), Rosa- und Krauskopfpelikane, Braune Sichler, Löffler, sechs Reiherarten (darunter Purpur- und Silberreiher) sowie Bienenfresser, Wiedehopf und Blauracke. Die Reptilienfauna besteht aus Eidechsen (wie der Smaragdeidechse), Geckos, Agamen, Schlangen, Chamäleons (auf Kreta), Glattechsen, Schleichen und Schildkröten (Land-, Sumpf- und Meeresschildkröten). Besonderen Schutz genießt die Unechte Karettschildkröte auf Zakynthos. Die Griechische Landschildkröte wird vielfach exportiert.

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2.2 Bevölkerung

G. zählte 2004 11.08 Mio. Einwohner, was auf die Gesamtfläche des Landes bezogen eine Einwohnerdichte von 84,2 (im Gegensatz zu 77,8 1991) Einwohnern pro km² ergibt. Sowohl Geburtenziffer – früher eine der höchsten Europas – als auch Sterberate gingen in den letzten Jahren zurück. Mittlerweile liegt die jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung bei etwa 0,2 % (2003). Die durchschnittliche Lebenserwartung ist mit 75,4 (Männer) bzw. 80,7 Jahren (Frauen, beide Werte von 2002) relativ hoch. Die höchste Bevölkerungsdichte haben der Ballungsraum Athen/Piräus, Saloniki sowie die fruchtbaren Küsten- und Beckenlandschaften. Unter den Inseln sind Korfu, Zakynthos und Chios die am dichtesten besiedelten. Demgegenüber sind weite Teile des Landesinneren ausgesprochen dünn besiedelt. Anhaltende Landflucht führte zu starker Abnahme der Bevölkerung in den Bergregionen. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jh. hat sich der Lebensstandard in G. erheblich gehoben, im Vergleich zu anderen EU-Staaten ist er jedoch weiterhin relativ niedrig. Die medizinische Versorgung ist in ländlichen Gegenden nur bedingt gewährleistet.

Die letzte Volkszählung, in der zum letzten Mal Religion und ethnische Zugehörigkeit erfasst wurden, fand in G. 1951 statt, seitdem ist nur noch von einer muslimischen Minderheit die Rede, auch wenn sie sich in Türken, Pomaken und muslimische Roma unterteilen. Laut der Bevölkerungszählung von 2001 sind 98 % Griechen, der Rest Minderheiten. Bei einer Zuordnung zum Griechentum nach sprachlichen Kriterien würde die Statistik ein anderes Bild ergeben, da in ausgedehnten Landstrichen v. a. Nordgriechenlands Aromunisch, Albanisch und Slawisch gesprochen wird bzw. wurde, während Griechisch erst in der zweiten oder dritten Generation gesprochen wird. Im Hinterland von Saloniki, v. a. aber um Flōrina und Edessa, leben slawische Makedonier, im Raum von Serres und Drama wird das Bulgarische kaum noch gesprochen. Im Fall der orthodoxen Albaner (Arvaniten) und Aromunen (Vlachen) fällt es schwer zu definieren, bei welchen Gruppen es sich um Minderheiten handelt, da sich die meisten von ihnen heute als Neugriechen sehen. Die Minderheiten-Diskussion wird durch die Unterteilung in Gleichstämmige (omogeneis) und Fremdstämmige (allogeneis) geprägt, nach der auch die nicht-griechischsprachigen Gruppen der Aromunen, Meglenorumänen und Arvaniten sowie die griechisch-orthodoxen Neuzuwanderer aus dem Schwarzmeergebiet zu den Griechen zählen. Die Minderheitenpolitik des Landes hat sich durch die politische Wende nach 1990 erheblich geändert. Im Verlauf der 90er Jahre wurde G., das bis dahin vornehmlich ein Auswanderungsland darstellte, zum Einwanderungsland. Zuwanderer kamen v. a. aus Albanien, Bulgarien und Rumänien, aber auch aus Ländern des Nahen und Fernen Osten.

Die griechische Sprache bildet einen eigenen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie ohne nähere Verwandte unter den heutigen indogermanischen Sprachen. Durch Eroberungen und Städtegründungen von Alexander dem Großen verbreiteten sich die altgriechische Sprache und Kultur bis weit in den asiatischen Raum. Aus einem Dialekt (Attisch) entwickelte sich seit dem 4. Jh. v. Chr. die hellenistische Gemeinsprache (Koine), aus der das byzantinische Griechisch und schließlich das Neugriechische hervorging – mit Ausnahme des pontischen Dialektes (pontiaka) in den Schwarzmeer-Kolonien, der auf das Ionische zurückgeht. In Lakonien wird heute noch in neun Dörfern von rd. 8000 Personen das Tsakonische (tsakōnika) gesprochen – ein Dialekt, der auf ein dorisch-lakonisches Idiom zurückzugehen scheint. Die wichtigste Minderheitensprache ist das Türkische, das heute noch in Thrakien gesprochen wird. Einzelne Minderheitensprachen wurden in der Vergangenheit diskriminiert, während heute durch die fortschreitende Assimilation keine Sprache eine Gefährdung darstellt und eine gelockerte Diskussion stattfindet. Englisch, Deutsch und Französisch sind die am weitesten verbreiteten Fremdsprachen.

Rund 97 % der Bewohner gehören der griechisch-orthodoxen Kirche an. Die übrigen 3 % sind Muslime (vorwiegend Türken), Katholiken, Protestanten, Zeugen Jehovas und Juden. Der größte kirchliche Feiertag ist das Osterfest, das nach dem alten Kalender begangen wird, während Weihnachten am 25. und 26. Dezember gefeiert wird. Die meisten Orte veranstalten zu Ehren ihres Schutzheiligen die sog. Kirchweihfeste (panīgyria). Ein Großteil der heutigen Bevölkerung G. trägt christliche Namen. Entsprechend werden Namenstage begangen, Geburtstage haben weniger Bedeutung.

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2.3 Staat und Gesellschaft

Bevor G. im Dezember 1974 eine parlamentarisch-demokratische Republik wurde, war es eine erbrechtliche Monarchie. Zur Zeit der Militärjunta (1967–74) wurde von der griechischen Wählerschaft die neue Verfassung von 1968 gebilligt, in der dem König viele Vollmachten entzogen wurden. Im Juni 1975 trat eine neue republikanische Verfassung in Kraft; letzte Verfassungsänderungen erfolgten 1986 und 2001. Nach der Verfassung von 1975 wird der Präsident G.s vom Parlament auf fünf Jahre gewählt und kann einmal wiedergewählt werden. Er ist Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte und ernennt den Ministerpräsidenten aus der Mehrheitspartei. Um den Ministerpräsidenten zu entlassen und das Kabinett aufzulösen, muss er den Rat der Republik einberufen. Der Präsident kann sein Veto bei der Verabschiedung von Gesetzen einlegen und das Parlament auflösen. Die Nationalversammlung ist ein Einkammerparlament mit maximal 300 Mitgliedern, von denen 288 direkt gewählt und zwölf von den Parteien gestellt werden. Die Abgeordneten werden nach dem Verhältniswahlrecht auf vier Jahre gewählt.

Die obersten Gerichte sind der Staatsrat (Verwaltungsrecht), der Areopag (Zivil- und Strafrecht) und der Rechnungshof. Darüber hinaus existieren Sondergerichte, Magistratsgerichtshöfe, Kreis- und Appellationsgerichte. Das seit 1946 geltende griechische Zivilgesetzbuch ist stark vom deutschen Bundesgesetzbuch beeinflusst. Die Ehescheidung ist seit 1979 bei mindestens sechsjähriger Trennung der Eheleute zulässig, heute bereits nach vierjährigem Getrenntleben. 1983 erfolgte durch die Änderung des Familienrechts die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau sowie ehelichen und nichtehelichen Kindern.

In der Verfassung von 1975 ist das Recht auf Parteigründung verankert. Für den Einzug einer Partei ins Parlament sind mind. 3 % der Stimmen erforderlich. Seit langem dominieren die beiden 1974 gegründeten größten Parteien des Landes das politische Geschehen: Sozialistische PaSoK und konservative ND. Weitere Parteien sind die 1918 gegründete KKE, die, die "Demokratische Soziale Bewegung", DIKKI) und die „Orthodoxe Volksfront“ (Laikos orthodoxos synagermos, LAOS). Die nationalistische Partei "Politischer Frühling" (Politikī Anoixī) ist eine 1993 entstandene Abspaltung der ND. Einzige Minderheitenpartei ist die Regenbogen-Partei (Ouranio Toxo, makedon. Vinožito).

Die Verwaltungsreform von 1987 untergliederte G. in die zehn Regionen (diamerismata) Ägäische Inseln, Kreta, Epirus, Mittelgriechenland und Euböa, Ionische Inseln, Thrakien, Makedonien, Peloponnes, Thessalien und Großraum Athen, die ihrerseits in Verwaltungsbezirke (nomoi) unterteilt sind. Die Verfassung von 1975 spricht der Mönchsrepublik Athos einen autonomen Status mit Selbstverwaltung zu. Größere Städte oder Kreise (dīmoi) werden von einem Bürgermeister und einem Stadtrat, kleinere Gemeinden (koinotītes) von einem Präsidenten und einem Gemeinderat verwaltet. Bei der Verwaltungsreform von 1997 durch das Kapodistrias-Gesetz (benannt nach dem ersten griechischen Ministerpräsidenten) ist unter Beibehaltung der alten Einheiten eine Umverteilung und teilweise Neubenennung vorgenommen worden, wodurch die Zahl der ehemals rund 6000 Gemeinden auf rund 1000 reduziert wurde. Eine wesentliche Veränderung war die Einrichtung von Planungsregionen. Die Ägäischen Inseln wurden in Nord- und Süd-Ägäis unterteilt, Nordgriechenland, das sich zuvor aus Thrakien und Makedonien bestand, wurde in die drei Regionen Ostmakedonien-Thrakien, Zentralmakedonien und Westmakedonien gegliedert, und die Region Westgriechenland neu eingerichtet.

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2.4 Wirtschaft

Seit Ende des 20. Jh. befindet sich G. in einem Wandel von einer stark landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft zu einer Handels- und Dienstleistungsgesellschaft. Dieser Umbruch ist durch starkes Wachstum und Modernisierung geprägt und strebt die Angleichung an den europäischen Leistungsdurchschnitt an. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt nach aktuellen Schätzungen (2005) 221,7 Mrd. US-Dollar. Davon wurden 71,7 im Dienstleistungssektor, 22,1 % in der Industrie und nur mehr 6,2 % in der Landwirtschaft erzielt. Innerhalb der Dienstleistungen ist der Fremdenverkehr mit 17 % Anteil am BIP die wichtigste Branche.

Über die Hälfte der gesamten Landesfläche besteht aus Öd- und Weideland, knapp 25 % der Landesfläche werden ackerbaulich genutzt, 18 % sind mit Wald bedeckt. Die Voraussetzungen für agrarische Nutzung sind wegen des gebirgigen Charakters des Landes in weiten Teilen ungünstig. Außerdem werden aufgrund von Trockenheit und fortgeschrittener Bodenerosion oft nur geringe Erträge erzielt. Getreideanbau, Weinbau und Olivenkulturen prägen die Landwirtschaft G.s. Das meistangebaute Getreide ist der Weizen, gefolgt von Gerste, Mais und Hafer. Seit einigen Jahrzehnten wird auch Reis angebaut. Getreideanbau findet bis in 1000 m Höhe statt, im Süden des Landes sogar bis 1350 m. Die Kornkammern G.s sind Thrakien, Makedonien, Thessalien und Böotien. Wein wird bis 1200 m Höhe angebaut. Je nach Beschaffenheit des Bodens hat sich die Bevölkerung auf entsprechend angepasste Weinsorten spezialisiert. Seitdem die Länder Westeuropas begonnen haben, Rosinen aus Australien einzuführen, ist die griechische Produktion von Rosinen, Sultaninen und Korinthen stark zurückgegangen. Ölbäume gedeihen auf den Inseln, den Küstengebieten und Beckenlandschaften, nicht jedoch im gebirgigen Hinterland. G. zählt zu den größten Olivenölproduzenten der Welt. Die wichtigsten Standorte für Zitrusfrüchte, die meist mit künstlicher Bewässerung bis in eine Höhe von 350 m angebaut werden, sind die Küsten Äoliens, die Küsten der Peloponnes, des Epirus, Ostattika, Korfu, die Ostägäischen Inseln und Kreta. Tomaten, Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln werden im ganzen Land angebaut. Für 3 % des jährlichen Exporterlöses sorgt der Tabak (Orienttabak), der in Makedonien, Thrakien, Akarnania und der Argolis angebaut wird, seit der Ansiedlung griechischer Flüchtlinge aus Kleinasien mehr als zuvor. Baumwolle wird v. a. im östlichen Mittelgriechenland sowie in Makedonien, Thrakien und auf Līmnos angebaut und ist großteils für den Export bestimmt.

Durch die Bodenreformen von 1917 und 1923 war der Großbesitz aufgelöst worden, weshalb G. ein typisches Kleinbauernland wurde. Die erbschaftliche Aufteilung der Höfe reduzierte die durchschnittliche Größe der Betriebe auf heute 4,3 Hektar. Die Vergrößerung vieler Betriebe seit G.s EU-Beitritt (Januar 1981) erleichterte den Einsatz von Maschinen. Die Größe der Betriebe und Bestellflächen sowie die Verbreitung von Spezialkulturen verändern das Bild der Kulturlandschaft, obwohl weiterhin Klein- und mittelständische Betriebe vorherrschen.

Große Teile der ehemals dichten Walddecke G.s sind Rodungen und Bränden zum Opfer gefallen. Die eingeleiteten Aufforstungsmaßnahmen erweisen sich aufgrund der Erosion als schwierig. Ungefähr zwei Drittel der griechischen Wälder sind in staatlichem Besitz. Die forstwirtschaftliche Nutzung rentiert sich nur an wenigen Orten, da viele Wälder durch Erosion oder Brand nicht ergiebig sind. Neben der Holzgewinnung wird Harz gesammelt, das für die Produktion des geharzten Weißweines Retsina benötigt wird.

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Viehzucht wird extensiv betrieben, Kleinvieh spielt die Hauptrolle. Dabei dominiert die Zucht von Schafen, gefolgt von Ziegen, Rindern, Geflügel und Schweinen. Stallfütterung von Schafen und Rindern ist selten. Weit verbreitet waren bis vor wenigen Jahrzehnten verschiedene Systeme der Fernweidewirtschaft. Bis in die 1930er Jahre waren in weiten Teil des Landes bodenvage Hüttensiedlungen zu finden, in denen die Wanderhirten im Rahmen des Bergnomadismus und der Almwirtschaft (Kaliwia-Wirtschaft) im Familienbund lebten. Auch die Fischbestände des Mittelmeers wurden seit vielen Jahrzehnten stark dezimiert. Führendes Exportprodukt der Fischereiwirtschaft sind Schwämme. Die Fischerträge (überwiegend Sardellen, Sardinen und Thunfische) sind meist für den Eigenbedarf bestimmt, so dass die Fischerei gesamtwirtschaftlich nicht sehr bedeutend ist, dazumal sie meist in Familienbetrieben praktiziert wird.

Sehr alte Tradition hat der Bergbau in G. Die silberhaltigen Bleivorkommen von Laurion waren bereits für die Kulturentfaltung der Antike wichtige Grundlage. Unter den Bodenschätzen steht die Braunkohle (Megalopolis, Ptolemaida) an erster Stelle, gefolgt von Bauxit (2,6 Mio. t. 2003), Magnesit (Magnesiumcarbonat), Eisen-, Kupferpyrit, Eisen-, Zink- und Bleierzen sowie Baryt und Kaolin. Lagerstätten von Chrom, Mangan, Nickel, Blei und Marmor sind im Vergleich dazu klein. Die größten Erdöl- und Erdgasfelder G.s liegen auf dem Grund des Ägäischen Meeres bei der Insel Thasos und in der Nähe der kleinasiatischen Küste. G. kann aus eigenen Quellen rund 40 % seines gesamten Energiebedarfs decken. Der Gesamtbedarf an elektrischer Energie wird durch Verbrennung von Braunkohle, Erdöl oder Erdgas sogar zu 94,5 % (2001) gedeckt. 3,8 % des Stromes liefern Wasserkraftwerke, erneuerbare Energie (Sonnenenergie) 6 %. Ziel der griechischen Energiepolitik ist eine intensivere Nutzung eigener Ressourcen, um weniger von Erdölimporten abhängig zu sein.

Im Vergleich zu vielen Ländern Westeuropas erfolgte die industrielle Entwicklung G.s erst sehr spät. Die bedeutendsten Industriezweige sind neben der Lebensmittel- und Textilindustrie die Metallindustrie, chemische und Erdöl verarbeitende Industrie sowie der Schiffbau. In dem Wirtschaftssegment der Industrie werden gut 24 % des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet. Die Hauptstandorte der Industrie konzentrieren sich auf die Ballungsgebiete Athen, Piräus, Thessaloniki und Patras. Seit G.s EU-Beitritt sind in vielen Städten Industrien angesiedelt worden, die man in ausgewiesenen Industrievierteln außerhalb der Siedlungen anlegte. Dabei ist versucht worden, bis dahin rural geprägte Räume stärker zu industrialisieren, wie die Einrichtung elektrischer Kraftwerke im Raum Kozanī-Ptolemaida zeigen.

Nach der positiven Entwicklung um die Jahrhundertwende weist der Außenhandel seit 2004 eine negative Bilanz auf. Durch hohe Einfuhren (in Höhe von 38 Mrd. Euro) und erheblich niedrigere Ausfuhren (12,6 Mrd. Euro) ist das Handelsdefizit um 12,33 % gewachsen. Dieses Defizit wird z. T. durch Einnahmen aus dem Tourismus und Überweisungen griechischer Arbeitnehmer im Ausland ausgeglichen. Die griechische Wirtschaft hängt in hohem Maß von ausländischen Krediten und Investitionen ab. Importiert werden Maschinen, Konsumgüter, Erdöl, Nahrungsmittel, chemische Erzeugnisse und Rohstoffe für die Industrie. Die wichtigsten Ausfuhrgüter sind Obst und Gemüse, Oliven und Olivenöl, Wein, Textilien, Lederwaren, Felle, Tabak, Erdölprodukte, nichteisenhaltige Metalle sowie Eisen und Stahl. Haupthandelspartner sind Deutschland, Italien, die USA, Frankreich, die Niederlande und Großbritannien. Die wachsende Konkurrenz der Nachbarstaaten hat in G. einen Prozess von Entbürokratisierung und Steuersenkung ausgelöst.

Die Gewerkschaften sind in Lokalverbänden nach unterschiedlichen Berufsgruppen organisiert. In jeder Stadt oder industrialisierten Gegend gibt es ein Gewerkschaftszentrum, dem die einzelnen Lokalverbände angehören. Die meisten Gewerkschaftszentren und Verbände stehen unter der Schirmherrschaft der „Allgemeinen Konföderation der Griechischen Arbeiter“ (Genikī Synomospondia Ergatōn Elladas, GSEE). Sie wurde 1918 gegründet und umfasst 82 Föderationen und rund 5.000 Einzelgewerkschaften mit knapp 700.000 Mitgliedern.

Im Verkehr kommt der Küsten- und Überseeschifffahrt besondere wirtschaftliche Bedeutung zu. Nicht zuletzt durch das anhaltende Wachstum in Asien und Amerika ist die Schifffahrtsindustrie ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor, an der G. einen Weltmarktanteil von 18 % hält. Die griechische Handelsflotte gehört zu den größten der Welt. Bedeutende Häfen sind Piräus, der Hafen Athens, Thessaloniki und Volos. Die ersten griechischen Eisenbahnstrecken verliefen auf den Strecken Athen–Piräus (1869, 9 km) und Pyrgos–Katakolo auf der Westpeloponnes (1882, 13 km), die um die Jahrhundertwende miteinander verbunden wurden. Zu den frühen Verbindungen zählen ebenfalls die Bahnstrecken in und nach Thessalien an der damaligen Landesgrenze bzw. nach dem Ersten Weltkrieg bis zur damaligen jugoslawischen Grenze. Das griechische Eisenbahnnetz wurde 1916 als Anschluss an das mitteleuropäische Netz ausgebaut. Das Schienennetz G.s hat nur eine Länge von rund 2400 km (2000), das Straßennetz G.s hatte 1999 eine Länge von 117.000 km. Mehrere griechische Fluggesellschaften bieten internationalen und nationalen Flugdienst. Neben den internationalen Flughäfen von Athen, Thessaloniki, Īrakleio, Korfu und Rhodos werden im Sommer zahlreiche weitere Städte auf den Inseln und am Festland von internationalen Flügen angegangen.

Eine bedeutende Einnahmequelle für G.s Wirtschaft stellt der Fremdenverkehr dar. Mittlerweile kommen jährlich mehr als elf Millionen Touristen nach G. Hauptziele sind Athen, die gesamte Inselwelt im Ägäischen und Ionischen Meer sowie antike Stätten auf der Peloponnes und in Zentralgriechenland. Die Wichtigkeit der Tourismus-Branche verdeutlicht die Einrichtung des neuen Tourismus-Ministeriums. Groß angelegte Werbekampagnen sollen auch nach der Olympiade Besucher anlocken, nachdem die Besucherzahlen leicht rückläufig waren.

Versuche, durch eine konsequente Sparpolitik und Privatisierungsmaßnahmen die Volkswirtschaft zu sanieren, zeigten bisher nicht die gewünschten Erfolge. In den Bereichen Telekommunikation und Banken sind bereits erfolgreiche Privatisierungen vorgenommen worden. Durch die infrastrukturellen Großprojekte im Vorfeld der Olympischen Spiele 2004 (Fughafenausbau, U-Bahn in Athen, Brücke Rio–Antirio, Autobahnen Attikī Odos, Egnatia Odos, Ionia Odos) ist die ohnehin hohe Staatsverschuldung weiter gestiegen. Der Bausektor versucht einem Konjunktureinbruch entgegenzuwirken. Angestrebt wird eine bessere Absorption von EU-Fördermitteln und die Unterstützung von planerischen Vorhaben in Peripherräumen. Das Wirtschaftswachstum liegt über dem EU-Durchschnitt, treibende Kraft ist der private Inlandsverbrauch. Allerdings liegt mit 11,6 (2004) bzw. 10,2 % (2005) die Arbeitslosigkeit über dem EU-Durchschnitt.

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2.5 Bildung und Kultur

Während noch 1928 nur 60 % der Bevölkerung G.s alphabetisiert waren, ist der Alphabetisierungsgrad inzwischen (2003) auf 97,5 % angestiegen. In allen Dörfern und Städten gibt es Grundschulen, in vielen auch Oberschulen. Das allgemein bildende Schulsystem umfasst zwölf Jahre. Schulpflicht besteht ab dem 6. Lebensjahr, der Besuch der Schulen ist unentgeltlich. In der ersten Ausbildungsphase durchlaufen die Schüler die sechsjährige Grundschule (dīmotiko), in der zweiten Phase die dreijährige Sekundarstufe I (gymnasio). Die dritte Phase ist nicht obligatorisch und besteht aus der dreijährigen Sekundarstufe II (lykeio), mit deren Abschluss die Hochschulqualifikation (apolytīrio) erworben wird. Mit dieser kann ein Hochschulstudium an den staatlichen Einrichtungen der Universitäten (panepistīmia, kurz AEI) oder Fachhochschulen (Technische Bildungsinstitute, kurz TEI) folgen. In den letzten zehn Jahren wurden Studiengänge für Postgraduierte eingeführt, die zu einem Master oder einer Promotion führen. Insbesondere in den 1990er Jahren wurde das griechische Bildungssystem ausgebaut. Während 1990 das Hochschulwesen G.s nur neun Universitäten umfasste, stehen inzwischen 22 Universitäten zur Verfügung. Die ältesten Hochschulen des Landes sind die Technische Universität Athen (1836), die „Kapodistrias-Universität Athen“ (Ethnikon kai Kapodistriakon Panepistimion Athīnōn, 1837), die Aristotelische Universität Thessaloniki (Aristoteleio Panepistīmio Thessalonikīs, 1925), die Universität Ioannina (1964) und die Universität Patras (1964). Zu den jungen Hochschulen zählt auch die 1998 gegründete Fernuniversität von Patras, die über 25.000 Studenten betreut. An vielen Universitäten wurden „Freie Studiengänge“ eingeführt, die ein berufsbegleitendes Studium ermöglichen. Die neu gegründete „Griechische Offene Universität“ (Ellīniko Anoikto Panepistīmio, EAP) bietet Studiengänge auf Universitätsniveau auch für ältere Studenten. Durch die starke Nachfrage nach Studienplätzen ist einem großen Teil der Lyzeumsabgänger (gut 36 % der Bewerber) der Zugang zur Universität verwehrt, so dass viele griechische Studenten im Ausland studieren. Die Aufnahme an Hochschulen hängt von zentralen Hochschuleingangsprüfungen ab. Englisch spielt als erste Fremdsprache die führende Rolle. Seit dem 1992 gefassten Beschluss, an weiterführenden Schulen eine obligatorische zweite Fremdsprache einzuführen, hat das Fach Deutsch als Fremdsprache einen starken Aufschwung genommen, was sich allein an der hohen Zahl neu eingestellter Deutschlehrer ablesen lässt. Für die „muslimische Minderheit“ existiert die 1950 gegründete „Muslimische Hochschule in Thessaloniki“ (Eidikī Paidagōgikī Akadīmia Thessalonikīs) sowie ein türkischsprachiges Schulsystem mit 230 Grundschulen und zwei Gymnasien in Westthrakien.

Aufgrund seiner langen und vielfältigen Geschichte hat G. eine Vielzahl bedeutender Museen. Die Mehrheit ist den griechischen Altertümern und der Archäologie gewidmet, wie das Archäologische Nationalmuseum, das Byzantinische Museum oder das Akropolis-Museum in Athen. Die weltweit größte Sammlung von Bronzeplastiken ist im archäologischen Museum von Olympia zu bewundern, auf Kreta werden minoische und frühgriechische Funde ausgestellt. Auch Museen für Byzantinische Kunst, Volkskunst und neuzeitliche Kunst kommen nicht zu kurz. Unter den Bibliotheken des Landes sei stellvertretend die Athener Staatsbibliothek genannt, die über zwei Millionen Bände verfügt.

Im Gegensatz zum antiken G., das als Wiege des abendländischen Theaters großen Einfluss auf die Entwicklung der westlichen Zivilisation ausübte, hat das neugriechische Theater eher wenig bedeutende Schöpfungen vorzuweisen. Großer Beliebtheit erfreuen sich Besuche antiker Theatervorführungen an historischen Stätten wie in den Theatern von Athen oder Epidaurus.

Die Kunstmusik stand nach Erlangen der Unabhängigkeit lange unter italienischem Einfluss. Eine Hochburg klassischer Musik befand sich auf Korfu, von wo der bedeutende neugriechische Komponist Nikolaos Mantzaros (1795–1872) stammte. Zentren musikalischen Geschehens sind Athen und Thessaloniki. In Athen wurde 1871 das Konservatorium (Ōdeion) gegründet; ein zweites folgte in Piräus 1904, weitere Konservatorien folgten 1915 (Thessaloniki), 1919 (Hellenisches Konservatorium) und 1926 (Nationalkonservatorium). Die 1939 gegründete Oper von Athen war einzige Oper des Landes, bis 1978 eine Oper in Thessaloniki hinzukam. Das berühmte Athener Staatsorchester geht auf das 1912 eingerichtete Symphonieorchester des Konservatoriums zurück.

Die Volksmusik G.s ist ausgesprochen vielseitig und gut erhalten. Die vorherrschenden Instrumente des Festlandes sind Klarinette, Geige und Laute, während auf den Inseln Geige, Santouri (Zimbal) und Laute vorherrschen. V. a. in Nordgriechenland haben sich Zurnas (eine Art Schalmei) und Daouli (große Trommel) erhalten, in Makedonien spielen seit alters her große Blechbands. Auf Kreta ist das Spielen von Kniegeigen (lyra) noch völlig verbreitet, wie auch bei den Pontosgriechen, deren Kniegeige (pontiakī lyra oder kementzes) allerdings anders gestimmt wird. Wichtigstes Instrument der städtischen Musik ist die Busuki, die mit kleinasiatischer Flüchtlingsmusik assoziiert wurde, bis sie durch die großen Komponisten Mikīs Theodorakīs (*1925) und Manos Chatzīdakis (1925–95) salonfähig gemacht wurde. Zu den Tanzrhythmen zählen komplizierte Taktarten wie 6/8 (Tsamikos), 7/8 (Kalamatianos), 9/8 (Karsilamas) und 9/4 (Zeibekikos). Die griechische Musik war bis vor wenigen Jahren erstaunlich resistent gegenüber westlicher Unterhaltungsmusik.

Die wichtigsten überregionalen Tageszeitungen des Landes werden in Athen herausgegeben und heißen – in Reihenfolge der höchsten Auflage – ›Ta Nea‹ („Neuigkeiten“), ›Eleftherotypia‹ („Freie Presse“), ›Ethnos‹ („Volk“), ›To Vīma‹ („Der Schritt“), ›Ī Kathīmerinī‹ („Alltag“), ›Elevtheros Typos‹ („Freie Presse“) und ›Apogevmatinī‹ („Der Nachmittag“). Fast alle griechischen Medien vertreten eine eindeutige politische Richtung. In ganz G. werden sehr viele kleine private Tageszeitungen sowie Lokalzeitungen gelesen. Neben den staatlichen TV-Sendern ›ERT1‹, ›NET‹ und ›ERT3‹ haben sich seit ihrer Zulassung 1989 zahlreiche private Kanäle etabliert. Weitaus höhere Einschaltquoten erreichen die Privatfernsehsender ›ANT1‹, ›MEGA‹, ›ALPHA‹, ›STAR‹ und ›ALTER‹. Unter den ausländischen Fernsehsendern sind ›CNN‹, ›TV5, ›EURONEWS‹ sowie ›Rai Uno‹ ohne Satellitenschüssel zu empfangen. In den Siedlungsräumen der muslimischen Minderheit ist an den nach Osten gerichteten Satellitenschüsseln zu erkennen, dass viel türkisches Fernsehen gesehen wird. Neben den staatlichen Hörfunksendern gibt es seit 1988 sehr zahlreiche private und kommunale Rundfunkstationen, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

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3 Kulturgeschichte

Das Gebiet des heutigen G.s war der Entwicklungsraum der ersten europäischen Hochkulturen. Spuren der Besiedlung gehen bis ins 7. Jt. v. Chr. zurück. Seit Ende des 3. Jt. v. Chr. wanderten indogermanische Völker aus dem Norden ein, darunter Achäer (um 1900 v. Chr.) sowie Ionier und Äolier (1900–1600 v. Chr.). Die Vorgänger des späteren griechischen Volkes entstanden aus der Vermischung ansässiger Bevölkerung mit Neuankömmlingen. Die ersten kulturellen Blütezeiten der ägäischen Kultur werden als minoische und mykenische Kultur bezeichnet. Die minoische Kultur (2600–1200 v. Chr.), die sich auf Kreta entwickelte, brachte unbefestigte Palastbauten wie den bekannten Palast von Knōssos mit dem Labyrinth des Minotauros hervor. Sprache und Eigenbezeichnung dieser vorgriechischen Bevölkerung blieben unbekannt, ihre Schrift unentschlüsselt. Die meisten Palastbauten wurden bis 1450 v. Chr. zerstört, wobei unbekannt ist, ob eine Naturkatastrophe oder feindliche Angriffe der Grund waren. Die mykenische Kultur (1600–1200 v. Chr.), die sich in Zentralgriechenland und der Peloponnes entwickelte (Mykene, Tiryns, Theben), brachte hingegen durch Mauern geschützte Städte hervor. Nachdem seit etwa 1500 v. Chr. die mykenische Kultur minoische Einflüsse aufnahm, erfolgte ihre Expansion über die Ägäischen Inseln bis nach Zypern. Die Zerstörung der minoischen und mykenischen Kulturzentren hatte den Verlust der Schriftlichkeit zufolge.

Durch die Einwanderung des indogermanischen Stammes der Dorer um 1200 v. Chr. kam es zu Vernichtung, Unterwerfung und Flucht der Vorbevölkerung. Die Dorer machten Sparta und Korinth zu ihren Zentren, woraufhin die Äolier und Ionier flohen und die Achäer den nördlichen Teil der Peloponnes erobern konnten. So breiteten sich durch die ionische Wanderung seit dem 11. Jh. griechische Stämme an der Küste Kleinasiens aus. Erst nach den umfangreichen Wanderbewegungen, durch die sich die Hauptgruppen der griechischen Dialekte zu bilden begannen, konnte sich ein gesamtgriechisches Wesen entwickeln. Die Bezeichnung ›Hellenen‹ scheint auf einen im Süden Thessaliens lebenden Stamm zurück zu gehen, während die seit Aristoteles belegte Bezeichnung ›Griechen‹ vom lateinischen Namen eines hellenischen Stammes aus dem Epirus abgeleitet wurde. Ihr Gemeinschaftsbewusstsein zeigte sich in ihrer Abgrenzung gegenüber anderssprachiger Völker, den Barbaren. Doch auch gesamtgriechische Heiligtümer wie das Orakel von Delphi oder die Durchführung religiöser Kultfeiern wie die Olympischen Spiele ließen ein Bewusstsein der Zusammengehörigkeit entstehen.

Im archaischen Zeitalter (800–500 v. Chr.) formierten sich bäuerliche Siedlungsgemeinschaften zu Stadtstaaten (griech. polis, Plural poleis). Diese ursprünglich von einem König angeführte Gemeinschaft bestand aus einem rechtlichen Personenverband mit eigenen Gesetzen. Die Bewohner einer Polis verfügten über privaten Landbesitz und grenzten sich von Zugewanderten (Metöken) und Sklaven ab. Sklaven stellten rund ein Drittel der Bevölkerung. Durch Übervölkerung und Fernhandel im 8. bis 6. Jh. v. Chr. kam es zur Entstehung zahlreicher griechischer Kolonien, wodurch sich die Poleis bis zum Süden der Apenninhalbinsel (Magna Graecia), nach Marseille, Byzanz und ins Schwarze Meer ausbreiteten.

Zwischen 800 und 650 v. Chr. wurde das vererbbare Königtum durch Oligarchien ersetzt, die wiederum nach 650 v. Chr. von Tyrannen abgelöst wurden. Durch einen Volksaufstand kam der Adlige Kleisthenēs in Athen an die Macht, der durch seine Reformen (509–507 v. Chr.) die antike Demokratie einläuten konnte. Mit dem Scherbengericht (Ostrakismos) wollte er die Wiederkehr der Tyrannei verhindern. Der Ionische Aufstand, mit dem die Erhebung griechischer Städte in Ionien um 500 v. Chr. gegen die persische Herrschaft bezeichnet wird, löste die Perserkriege aus (500–479 v. Chr.). Dem persischen Großkönig Dareios I. gelang es, den Aufstand niederzuschlagen und seine Herrschaft über Ionien zu errichten. Da sich Sparta und Athen verweigerten, sich zu unterwerfen, zerstörte Dareios 490 v. Chr. Eretrias. Sein Feldzug gegen Athen scheiterte jedoch in der Ebene von Marathōn.

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Daraufhin stellte sein Thronfolger Xerxes I. eine der größten Armeen der Antike auf. Als sich 480 v. Chr. Spartas König Leōnidas I. den Persern bei den Thermopylen entgegenstellte, konnte er nur durch Verrat bezwungen werden. In der Seeschlacht von Salamis 480 v. Chr. gelang der Athener Flotte unter der Führung von Themistokles der Sieg über die persische Flotte. So stieg Athen zur dominierenden Seemacht auf und hatte von 479 bis 404 v. Chr. die Vorherrschaft. Nach der Gründung des ersten Attischen Seebundes unter der Führung Athens gelang bis 465 v. Chr. die Vertreibung der Perser aus Ionien. Perikles übernahm 461 v. Chr. die Führung Athens, setzte den Kampf gegen die Perser erfolgreich fort und legte den Konflikt mit Sparta bei. Als er jedoch den Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.) vom Zaun brach, in dem sich der Attische Seebund und der Peloponnesische Bund bekämpften, konnten die Spartaner unter Lysander 405 v. Chr. die Vorherrschaft Athens beenden. Gegen die von Sparta eingerichtete Tyrannei konnte sich Athen 403 v. Chr. erfolgreich durchsetzen und die Demokratie wiederherstellen. Trotz der Verbündung mit Theben, Argos und Korinth konnte Athen im Korinthischen Krieg (395–386 v. Chr.) die Vorherrschaft Spartas nicht vereiteln. Nach einem erfolgreichen Aufstand Thebens gegen die spartanischen Besetzer (379 v. Chr.) und der Gründung des Zweiten Attischen Seebunds (378 v. Chr.) konnten die Thebaner 371 v. Chr. unter Epameinōndas die Spartaner schlagen, so dass die Vorherrschaft bis 362 v. Chr. an Theben ging. Durch diese innergriechischen Streitigkeiten konnte das von Barbaren (Nicht-Griechen) bewohnte Makedonien aufsteigen. Nach der Eroberung Thrakiens erreichte der makedonische König Philipp II. 337 v. Chr. die Einigung aller Griechen unter makedonischer Führung mit dem Ziel eines Krieges gegen die Perser. Nach Philipps Tod konnte sein Sohn und Nachfolger Alexander der Große die makedonische Hegemonie über G. behaupten und 334 v. Chr. den dreieinhalbjährigen Persienfeldzug beginnen, durch den die Makedonier die persische Großmachtstellung beseitigen konnten. Das Erbe Alexanders des Großen teilten sich seine Feldherren in Ermangelung eines regierungsfähigen Nachfolgers.

Mit der Zeit wurde die Struktur der griechischen Stadtstaaten durch Bundesstaaten mit gemeinsamem Bürgerrecht und gemeinsamer militärischer Organisation abgelöst; so wurde 290 v. Chr. der Ätolische Bund gegründet, der die mittelgriechische Poleis vereinte und 280 v. Chr. der Achaiische Bund, der Städte der nördlichen Peloponnes zusammenfasste. Makedoniens Stärke konnte erst gebrochen werden, als sich die Römer mit ihren Kriegen gegen die Illyrer (229 und 219 v. Chr.) und schließlich gegen die Makedonier einmischten. Trotz des Bündnisses der Makedonier mit dem karthagischen Kriegsherren Hannibal konnte Rom mit Unterstützung des Ätolischen Bundes das makedonische Heer im 1. Makedonischen Krieg (215–205 v. Chr.) schlagen. Nach einem weiteren Sieg Roms im 2. Makedonischen Krieg (200–197 v. Chr.) musste Makedonien die Unabhängigkeit der griechischen Staaten anerkennen, nach dem 3. Makedonischen Krieg (171–168 v. Chr.) wurden Makedonien und G. zur römischen Provinz ›Macedonia‹. Kaiser Augustus unterteilte 27 v. Chr. die Provinz ›Macedonia‹ in eine nördliche Provinz ›Macedonia‹ und das aus Mittel- und Südgriechenland bestehende ›Achaia‹. Durch die ›Pax Romana‹ konnte es in den ersten Jahrhunderten n. Chr. zu einem Aufleben griechischer Kultur kommen. Trotz der Einführung des Lateinischen als Amtssprache kam es nicht zu tief greifender Romanisierung, das Griechische blieb Hoch- und Kultursprache.

Durch die Reichsteilung in eine Ost- und eine Westhälfte 395 fielen ›Achaia‹ und ›Macedonia‹ an das Oströmische Kaiserreich. Dessen neue Hauptstadt wurde 332 Konstantinopel auf dem Gebiet des antiken Byzantion (Byzanz). Die Siedlungsverhältnisse änderten sich erheblich durch das Eindringen der Ostgoten im 5. Jh., der Hunnen Anfang des 6. Jh. sowie slawischer Stämme im 6. und 7. Jh., die große Teile des griechischen Festlandes besiedelten und die griechische Bevölkerung auf die Küstenstädte zurückgedrängten. Die Rückeroberung griechischer Siedlungsgebiete durch Byzanz erfolgte langsam; erst lange nach der Besitznahme der ›Via Egnatia‹ (689) konnte Byzanz auch Mittelgriechenland zurückgewinnen (784). Durch Ansiedlung griechischer Kolonisten aus Unteritalien und dem östlichen Mittelmeer unter Kaiser Nikēphoros I. im frühen 9. Jh. sowie durch Missionierung unter den Slawen wurden große Teile G.s wieder griechisch. Slawische Ortsnamen blieben jedoch bis ins 20. Jh. erhalten und wurden erst im Zuge der griechischen Nationalstaatsbildung durch antike Bezeichnungen oder Neubildungen ersetzt. Den seit dem 7. Jh. über das Ägäische Meer eindringenden Arabern gelang 823/24 die Eroberung Kretas und 904 die Einnahme Thessalonikis. Nach der Rückeroberung Kretas unter Kaiser Nikēphoros Phōkas (963-69) II. galt diese Gefahr als gebannt. Dem bulgarischen Khanat (Zarenreich) gelang es im Laufe des 9. Jh. Teile Makedoniens einzuverleiben. Die wachsenden Forderungen der bulgarischen Khane auf Machtanspruch seit dem 9. Jh. veranlassten Basileios II. Boulgaroktonos (den „Bulgarentöter”), den bulgarischen Khan Samuel 1014 anzugreifen und das Bulgarische Reich zu zerstören.

Seit dem Schisma der christlichen Kirche von 1054 versuchte das Weströmische Reich, die orthodoxen Gebiete, die sich dem Papst nicht unterstellen wollten, zu unterwerfen. So fiel das Heer des normannischen Königreichs Sizilien im Norden des Landes ein und landete 1147 auf Korfu; große Teil der Bevölkerung wurden nach Sizilien deportiert. Ein Bündnis des Kaisers Alexios I. Komnēnos mit Venedig (1082) machte Byzanz stärker gegen die Normannen; dennoch gelang den Kreuzfahrern die Eroberung Konstantinopels (1202–04) und die Gründung des Lateinischen Kaiserreichs (1204–61). Der Einfluss Venedigs auf die griechische Inselwelt war sehr groß. Während im Epirus ein Feudalstaat die byzantinisch-orthodoxe Tradition fortsetzen konnte, bildeten sich auf dem übrigen griechischen Festland lateinische Feudalherrschaften unter spanischen, französischen oder lombardischen Adligen. Auch nach der Rückeroberung Konstantinopels 1261 durch Kaiser Michaēl VIII. Palaiologos blieb G. in Feudalstaaten zersplittert.

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Auf Grund der Streitigkeiten orthodoxer und katholischer Feudalherren hatten die Osmanen erleichterte Angriffsmöglichkeiten und eroberten 1354 die Halbinsel Gallipoli. Nach ihrem Erfolg in der Schlacht am Fluss Marica 1371 wurde Makedonien, kurz darauf auch Thessalien, osmanisch. Unter Sultan Meḥmed II. konnte 1453 Konstantinopel erobert werden. Bis zur Unterwerfung des letzten byzantinischen Territoriums in G., dem Despotat von Mystras auf der Peloponnes, dauerte es nur weitere sieben Jahre. 1461 fiel Trapezunt; das Byzantinische Reich galt als unterworfen und die osmanische Herrschaft (griech. turkokratia = Türkenherrschaft) begann. Mit der gleichen Geschwindigkeit unterwarfen die Osmanen die venezianischen und genuesischen Territorien G.s. Lediglich einige christliche Stützpunkte waren noch nicht eingenommen: Rhodos fiel erst 1522, Nauplio 1540, Naxos 1566 und Kreta 1669 erst an die Osmanen. Mit ihnen kamen eine orientalische Städtekultur, ein funktionierendes Staatswesen und der Islam nach G. Neben dem Sultan als größten Landbesitzer verfügten islamische Stiftungen (vakîf, griech. vakoufia) über Landbesitz. Im osmanischen Staatswesen spielten Griechen stets eine wichtige Rolle. So nahmen die wohlhabenden griechischen Einwohner aus Fanar in Konstantinopel – bekannt als Phanarioten – bedeutende Staatsämter ein, ohne konvertieren zu müssen. Griechischsprachige Kaufleute (darunter auch Juden, Armenier, Aromunen) dominierten den Handel und die Seefahrt im Osmanischen Reich.

Auch wenn die orthodoxen Christen Einschränkungen und Verfolgungen erfuhren, wurde die Existenz der Kirche von den Osmanen nie angegriffen. Eine Islamisierung der Bevölkerung erfolgte in der Regel aus opportunistischen Gründen. In den griechischen Landesteilen Makedonia und Thessalia war die Islamisierung besonders stark ausgeprägt. In Makedonia traten zudem zahlreiche Slawen (heute bezeichnet als Pomaken, Torbeši) und im Epirus Albaner (alban. Çamen, griech. Tsamīdes) zum Islam über. Bis zum Ende des 17. Jh. wurden christliche Jungen im Alter von 7 – 15 Jahren für das osmanische Dienstwesen rekrutiert (Knabenlese, griech. paidomazōma, osman.-türk. devşirme). Durch osmanische Verluste bei der Belagerung Wiens (1683) gelang es Venedig, von 1699 bis 1718 die Kontrolle über die Peloponnes zu erlangen. Mit Ausnahme der zu Venedig gehörenden Ionischen Inseln blieb G. bis Anfang des 19. Jh. unter osmanischer Herrschaft.

Als Konstantinopel seit dem 17. Jh. Schwierigkeiten hatte, seine Provinzen unter Kontrolle zu halten, begannen osmanische Beamte und Grundbesitzer eine willkürliche Steuerpolitik. Gut organisierte lokale Rebellen in den griechischen Bergen (griech. kleftes, „Diebe“) konnten durch wachsende militärische Macht immer größere Landstriche kontrollieren. Russische Pläne zur Befreiung der orthodoxen Balkanchristen führten 1770 auf der Halbinsel Manī zu einem Aufstand gegen die osmanische Herrschaft, woraufhin die Russisch-Türkischen Kriege folgten. In der griechischen Diaspora in Konstantinopel, den Donaufürstentümern und Westeuropa sowie entlang der Küsten des Schwarzen Meeres hatte sich eine politisch aktive Elite gebildet, die von einem unabhängigen G. schwärmte. Der in Odessa 1814 gegründete griechische Geheimbund ›Filikī Etaireia‹ („Freundesbund“) konnte unter der Führung von Alexandros Ypsilantīs den Fürsten des osmanischen Vasallenfürstentums Moldau, Tudor Vladimirescu, zu einem Aufstand bewegen. In Iaşi rief er im März 1821 die Unabhängigkeit G.s aus und läutete damit den Griechischen Unabhängigkeitskrieg ein, infolgedessen die Peloponnes und Athen eingenommen wurde. Die osmanische Regierung unter Sultan Maḥmūd II. reagierte mit der Ermordung des Patriarchen von Konstantinopel und mit einer grausamen Strafexpedition auf Chios. In Westeuropa kam große Solidarität für die griechische Unabhängigkeit auf, die heute als Philhellenismus bezeichnet wird und viele freiwillige Kämpfer an der Seite der Griechen kämpfen ließ.

Im modernen G. haben viele Architekten und Künstler an byzantinische Vorbilder angeschlossen oder die Kunststile mitteleuropäischer Städte, v. a. Paris und München, imitiert. Die in G. wirkenden Baumeister Christian und Theophil Hansen (1813–91) oder Friedrich von Gärtner (1791–1847) sowie die Stadtplaner Eduard Schaubert (1804–60) und Stamatios Kleanthēs (1802–62) fühlten sich jedoch der antiken Geschichte des Landes verpflichtet und bauten im neoklassizistischen Stil. Wachsende Kontakte mit Mitteleuropa und Amerika haben das Kunstleben G.s beeinflusst. Spezifisch neugriechische Kunstrichtungen lassen sich daher kaum ausmachen.

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Nach einem Sieg über die osmanische Flotte wurde G. in der ersten Nationalversammlung von Epidauros 1822 für unabhängig erklärt. Als der ägyptische Vizekönig 1825 im Auftrag des Sultans eine Truppe auf die Peloponnes entsendete, gelang den Osmanen erneut die Einnahme großer Teile G.s, bis die Großmächte Österreich, Großbritannien und Russland intervenierten und 1827 in der Schlacht von Navarino die osmanisch-ägyptische Flotte vernichteten. Die volle Unabhängigkeit sicherten die Schutzmächte G. am 3.2.1830 zu. Der frisch gewählte ersten Präsidenten G.s, Iōannīs Kapodistrias, wurde im Oktober 1831 ermordet, woraufhin ein Bürgerkrieg ausbrach. Frankreich, Großbritannien und Russland bestimmten als Regierungsform des neuen Staates 1832 die souveräne Erbmonarchie und setzten Otto aus dem bayerischen Hause Wittelsbach (1833–62) als König ein. Athen wurde 1834 als Hauptstadt bestimmt und löste damit Nauplio ab. König Otto musste 1843 aufgrund eines Aufstands eine parlamentarisch-konstitutionelle Verfassung ausrufen. Daraufhin versuchte der Ministerpräsident Iōannīs Kōlettīs, ein nationalistisches Programm (Megalī idea) durchzusetzen, das die Expansion des jungen Staates bis Konstantinopel vorsah. Nach einem Putsch der Armee 1862 verließ König Otto G. und die Großmächte bestimmten den Dänen Prinz Georg I. als neuen König (1863–1913).

In den folgenden Jahrzehnten gelangen G. weitere territoriale Erweiterungen: 1864 überließ die britische Regierung G. die Ionischen Inseln, 1881 erreicht G. die Abtretung Thessaliens und eines kleinen Teils des Epirus vom Osmanischen Reich. Der Kampf um den Anschluss Kretas und Makedoniens erwies sich als schwieriger. Der Griechisch-Türkischen Krieg von 1897 um den Anschluss Kretas endete mit einer der Niederlage G.s. In Makedonien konkurrierten G.s Interessen mit Bulgarien und Serbien. Zwischen 1904 und 1908 führten griechische Kämpfer des Nationalbunds (Ethnikī Etaireia) einen blutigen Guerillakrieg gegen die osmanischen Behörden sowie gegen ihre bulgarischen und serbischen Konkurrenten. Die Militärregierung von 1909 berief Elevtherios Venizelos (1864–1936) zum Ministerpräsidenten, der zwar eine sehr nationalistische Politik verfolgte, durch seine Reformen aber die Entwicklung des Landes beflügelte. In den Balkankriegen kämpfte G. 1912 zunächst mit Serbien, Montenegro und Bulgarien für die Befreiung Kosovos, Makedoniens, Albaniens und Thrakiens von den Osmanen, dann 1913 an der Seite Serbiens gegen Bulgarien. Durch den Gewinn der Ägäischen Inseln, des Epirus und Nordgriechenlands vergrößerte sich das Staatsgebiet erheblich.

Die Neutralität G.s zu Beginn des Ersten Weltkrieges brachen Truppen der Entente im Oktober 1915. In der folgenden „Nationalen Spaltung” (Ethnikos Dichasmos) standen sich die befeindeten Anhänger des Venizelos („Venizelisten“) und Königstreue (Royalisten) gegenüber. Venizelos kontrollierte Kreta, die Ägäischen Inseln und den Norden des Landes, während die königstreue Regierung Mittel- und Südgriechenland beherrschte. Nachdem die Entente-Truppen König Konstantin 1917 zur Abdankung zwangen, erklärte Venizelos den Mittelmächten, deren Verbündeten Bulgarien und dem Osmanischen Reich den Krieg. Im Friedensvertrag von Neuilly (1919) erhielt G. West-Thrakien von Bulgarien und im Friedensvertrag von Sèvres (1920) Ost-Thrakien sowie Teile der kleinasiatischen Küste bei Smyrna (türk. İzmir) vom Osmanischen Reich. 1921 begann die griechische Regierung eine militärische Großoffensive in Kleinasien mit dem Ziel, Konstantinopel zu besetzen, was aber die dort stationierten britischen Truppen verhinderten. Die türkische Gegenoffensive im August 1922 löste die „kleinasiatische Katastrophe” aus, bei der weit über eine Million christlicher Flüchtlinge sowie die griechische Armee Kleinasien und Ost-Thrakien verlassen mussten. Im Vertrag von Lausanne (1923) wurden die neu eroberten Gebiete der Türkei gesichert, die Vertreibung der Christen und die Zwangsumsiedlung der rund 385.000 Muslime von G. in die Türkei sanktioniert. Nach einer Volksabstimmung wurde im März 1924 die Republik ausgerufen.

In der Zwischenkriegszeit war die Bevölkerung weiterhin in Ablehner und Befürworter des Venizelos aufgeteilt. Durch die aufgenommen Flüchtlingsmassen entstanden wirtschaftliche und soziale Probleme. Nach der erneuten Regierungsübernahme von Elevtherios Venizelos 1928 folgten die vier „goldenen Jahre” (chrysī epochī) der Zwischenkriegszeit, bevor die Weltwirtschaftskrise auch G. 1932 traf. G. versuchte 1934, sich mit seinem Beitritt zum französischen Bündnissystem gegen das Deutsche Reich, vor Bulgarien und Italien zu sichern. Wachsender Einfluss der Königstreuen führte 1935 zur Wiedereinführung der Monarchie. Ministerpräsident Iōannīs Metaxas errichtete mit Billigung Kg. Georgs II. (1935–47) im August 1936 ein diktatorisches Regime des „Neuen Staats” (Neon Kratos), der sich in Anlehnung an das deutsche Dritte Reich als „Dritte Griechische Zivilisation” darstellte. Am 28.10.1940 beantwortete der damalige Diktator Metaxas die Forderung Mussolinis nach Stationierung von italienischen Truppen in G. mit einem „Ochi“ (Nein) und verband sich mit den Alliierten. Daraufhin fielen italienische Truppen von Albanien aus in Nordgriechenland ein, wurden aber von der griechischen Armee geschlagen. Die Niederlage Mussolinis bewegte Hitler zu einem Balkanfeldzug gegen G. und Jugoslawien im April 1941, der schnell zur griechischen Kapitulation führte. Strategisch wichtige Landesteile wurden von deutschen und italienischen Truppen besetzt, West-Thrakien an Bulgarien vergeben. Der König floh ins Exil.

Mehrere republikanische und royalistische Widerstandsbewegungen formierten sich gegen diese Besatzung, darunter die „Nationale Befreiungsfront“ (Ethniko Apelevtherōtiko Metōpo, EAM), in der sich Linksparteien und bürgerliche Gruppen zusammengeschlossen hatten. Ihr militärischer Arm, die 1942 gegründete „Griechische Befreiungsarmee“ (Ethnikos Laikos Apelevtherōtikos Stratos, ELAS), hatte schon bald große Teile des Landes unter Kontrolle. ELAS und die bürgerlich-royalistische „Nationaldemokratische Griechische Liga“ (Ethnikos Dīmokratikos Ellīnikos Syndesmos, EDES) lieferten sich ab 1943 heftige Kämpfe. Seitens der SS und der Wehrmacht kam es als Maßnahme gegen den griechischen Widerstand zu grausamen Geiselerschießungen und Massakern an der Zivilbevölkerung. Die sephardischen Juden wurden von deutschen Behörden aus G. in die Vernichtungslager vertrieben. Aufgrund der Vereinbarungen zwischen Stalin und Churchill im Oktober 1944 landeten nach dem Abzug der deutschen Soldaten britische Truppen in G.

Kaum war der Zweite Weltkrieg vorbei, brach in G. ein blutiger Bürgerkrieg aus. Die militärische Intervention der britischen Besatzungsmacht konnte den Sieg der Kommunisten in den Dezember-Ereignissen (Dekemvriana) verhindern, als bewaffnete Kämpfe zwischen den ELAS-Partisanen und den Regierungstruppen ausgebrochen waren. In der nachfolgenden Übergangsregierung kam eine rechtsgerichtete Regierung an die Macht, die Monarchie wurde beibehalten. Die territoriale Expansion des griechischen Nationalstaates war 1947 abgeschlossen, als G. den Dodekanes von Italien erhielt. Die im Oktober 1946 von den Kommunisten unter General Markos Vafiadīs gegründeten „Demokratischen Streitkräfte Griechenlands“ (Dīmokratikos Stratos Elladas, DSE) konnten trotz der militärischen Offensive der Athener Regierung im Jahr 1948 ihre Stützpunkte in den Gebirgsregionen an der Nordgrenze halten, bis die jugoslawischen Kommunisten 1949 ihre Unterstützung einstellten. Nach dem Ende der Feindseligkeiten im Oktober 1949 mussten sich 90.000 Kommunisten ins Exil begeben.

Der Wirtschaftsaufschwung seit 1952, dem Jahr des NATO-Beitritts, trug zur politischen Stabilisierung unter Alexandros Papagos (1952–55) bei und setzte sich unter Kōnstantinos Karamanlīs (1955–63) fort. Die dennoch schwierige wirtschaftliche und soziale Lage veranlasste seit den 1960er Jahren Zehntausende Griechen, als Gastarbeiter nach Westeuropa auszuwandern. Die Regierungsübernahme durch Geōrgios Papandreou und seine Zentrumsunion im November 1963 bewirkte eine Liberalisierung des öffentlichen Lebens. Seine Regierung wurde von der rechtsextrem-nationalistischen Offiziersgruppe um Oberst Geōrgios Papadopoulos am 21.4.1967 gestürzt. Die Obristen richteten eine Militärdiktatur ein, verhafteten Tausende Politiker, verwiesen den König ins Exil und schafften durch einen fingierten Volksentscheid im Juli 1973 die Monarchie ab, wodurch sich Papadopoulos selbst zum Präsidenten ernannte. Blutig niedergeschlagene Studentenproteste in Athen im November 1973 kündigten das Ende der Militärdiktatur an. Der Versuch der Athener Machthaber, im Juli 1974 den Anschluss Zyperns an G. zu erzwingen, wurde von der Türkei mit der Besetzung des nördlichen Zyperns beantwortet. Aufgrund der Weigerung der griechischen Armee zur Mobilmachung gegen die Türkei brach die Militärdiktatur zusammen und Kōnstantinos Karamanlīs wurde erneut Ministerpräsident. Die Türkei hielt Nordzypern besetzt und vertrieb 200.000 griechische Zyprer. Karamanlīs erzielte 1974 einen triumphalen Wahlerfolg für seine konservative Nea Dīmokratia (ND) und wechselte 1980 ins Amt des Staatspräsidenten.

Mit seinem Beitritt zur EG im Januar 1981 profitierte G. von finanziellen Zuwendungen aus Brüssel. Im selben Jahr konnte die Partei PaSoK unter Andreas Papandreou die absolute Mehrheit erhalten. 1990–93 regierten nochmals die Konservativen (ND), danach kehrte die PaSoK unter Papandreou auf lange Jahre in die Regierung zurück. Kōnstantinos Stefanopoulos löste 1995 Karamanlīs als Staatspräsidenten ab; nach dem Rücktritt Papandreous 1996 wurde Kōstas Sīmitīs Regierungschef. Durch den Zerfall Jugoslawiens kam 1991 der Streit G.s mit der benachbarten Republik Makedonien (FYROM) auf, der im Handelsboykott gipfelte, den G. im Februar 1994 verhängte. Nach Verhandlungen 1995 in New York normalisierte sich das Verhältnis. Auch jenes zum Nachbar Albanien war wegen der griechischen Minderheit in Südalbanien und den Status der Albaner in G. gespannt und normalisierte sich nach Abschluss des Freundschaftsvertrages von 1996.

Das Verhältnis zur Türkei ist ausgesprochen empfindlich, wie erhitzte Diskussionen um Hoheitsfragen zu Ägäischen Inseln oder um die griechischen Hilfeleistungen an den Führer der Kurdischen Arbeiterpartei zeigen. In den schweren Erdbeben in der Türkei (August 1999) und in G. (September 1999) bewiesen beide Länder dann aber eine beeindruckende nachbarschaftliche Solidarität und Hilfsbereitschaft. Weitere vertrauensbildende Maßnahmen schufen die Außenminister beider Länder, als sie bspw. die Grenze von Minen räumen und den visafreien Reiseverkehr ausbauen ließen. Ende der 1990er Jahre kam es zu einer ideologischen Annäherung der beiden großen Volksparteien G.s. Gruppierungen um charismatische Führungspersönlichkeiten sind seitdem kaum mehr zu finden. Im Februar 2000 wurde Stefanopoulos Staatspräsident, während der folgenden Parlamentswahlen Sīmitīs als Regierungschef bestätigt. Aus den Parlamentswahlen 2004 ging die ND unter Kōnstantinos Karamanlīs, dem Neffen des früheren gleichnamigen Staatspräsidenten, als stärkste Kraft hervor. Im März 2005 wurde Karolos Papoulias für eine Amtszeit von fünf Jahren zum griechischen Staatspräsidenten vereidigt.

Klima- und mentalitätsbedingt ist die Alltagskultur wesentlich stärker auf das Leben in der Öffentlichkeit ausgerichtet als in Mitteleuropa. Freundschaften sind entsprechend zahlreich und haben sehr spontanen Charakter. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erlaubt man sich, gemeinsam auszugehen und Freunde einzuladen. Kaum etwas wird ohne Gesellschaft (parea) unternommen. Das griechische Kaffeehaus (kafenio), in dem nur Männer verkehren und die Lokalpolitik erörtern, ist zwar noch im ländlichen Raum zu finden, in vielen Fällen jedoch modernen Cafés gewichen. Auch das einst stark getrennte Rollenleben der Geschlechter passt sich in großen Schritten mitteleuropäischen Lebensformen an. Verwandtschaftliche Beziehungen haben einen hohen Stellenwert und werden privat und beruflich genutzt. Auf der Arbeit sind lange Mittagspausen üblich, wodurch langes Aufbleiben und frühes Aufstehen nicht schwer fallen.

Die Anfänge der neugriechischen Literatur sind in den akritischen Liedern im 10. Jh. zu suchen. Während der osmanischen Herrschaft hat die griechische Literatur einen starken Einbruch erfahren. Eine wichtige Rolle in der Entwicklung griechischer literarischer Schöpfungen spielten die Griechen in der Diaspora, so in Italien oder den Donaufürstentümern. Die wichtigsten Vertreter nach Erlangen der Unabhängigkeit sind Adamantios Koraīs (1748–1833) und Dionysios Solōmos (1798–1857). Um die Wende vom 19. zum 20. Jh. schließen sich zahlreiche griechische Schriftsteller literarischen Strömungen in Westeuropa an, andere wie Kōstīs Palamas (1859–1943) orientieren sich an der Lyrik des Solōmos. Vorreiter der Moderne ist Kōnstantinos Kavafīs (1863–1933), wichtigste Vertreter der modernen Dichtung und Nobelpreisträger für Literatur sind Giōrgos Serferīs (1900–71), Odysseas Elytīs (1911–96) und Giannīs Ritsos (1909–90).

Während die älteren Generationen vielfach Anhänger lokaler Volksmusik sind, ist in den mittleren Generationen das Hören von Kunstliedern (endechna laika), Schlagern (laika) oder alten städtischen Liedern (rembetika) verbreitet. Unter der jungen Generation ist einerseits das Konsumieren „fremder Musik“ (xena) am weitesten verbreitet, andererseits gibt es ein Revival traditioneller Musik. Volkstänze werden von großen Teilen der Bevölkerung gut beherrscht. In G. wird vergleichsweise sehr viel ferngesehen; allerdings läuft der Fernseher in der Regel nur nebenbei. Trotz der Tendenzen zur Landflucht ist die Bindung der Städter an ihre ländliche Herkunftsgegend sehr stark. Die zahlreichen Heimatvereine haben große Mitgliederzahlen und zeigen großes Engagement bei der Unterstützung ihrer Landsleute im Zuwanderungsgebiet. In der Alltagskultur nehmen verschiedene Sportarten, v. a. Basketball, einen wichtigen Patz ein. Urlaubsreisen ins Ausland sind im Vergleich zu Westeuropa weniger verbreitet.

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(Thede Kahl)

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