Pereslavlʹ-Zalesskij
Pereslavlʹ-Zalesskij (russ., bis zum 15. Jh. Perejaslavlʹ). Die Stadt P.-Z. befindet sich im Gebiet Jaroslavlʹ, ist 20 km² groß und hat 42.700 Einwohner (2005). P.-Z. liegt auf einer Höhe von ca. 100 m. Die mittlere Temperatur beträgt im Januar –10 °C, im Juli 18 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf ca. 600 mm. P.-Z. gehört zum sog. Goldenen Ring.
Ende des 11. Jh. entstand mit der ostslawischen Kolonisation im Gebiet der Merja eine ca. 3 ha große Burg auf dem Gebiet des heutigen P.-Z. – im Verhältnis zur südwestlich gelegenen Kiewer Rus lag sie im Land „hinter dem Wald“ (zalesʹe). Die eigentliche, etwa 45 ha große Stadt (Burgstadt) wurde 1152 durch Jurij Dolgorukij gegründet. Zwischen 1152–57 ließ dieser auch die „Erlöser-Verklärungskathedrale“ (Spaso-Preobraženskij sobor) errichten. Die Kreuzkuppelbasilika im byzantinischen Stil ist eines der ältesten Baudenkmäler Zentralrusslands. Diese befand sich, wie der Sitz des Fürsten, in der Burg auf dem Landsporn zwischen dem See Pleščeevo (russ., auch Pereslavskoe ozero) und dem Fluss Trubež. Ihre Befestigung mit einer Holz-Erdekonstruktion ist teilweise bis heute erhalten. Von 1176 bis 1302 war P.-Z. die Residenz eigener Fürsten. Unter Jaroslav Vsevolodovič (1212–38), Vater des 1220 in P.-Z. geborenen Aleksandr Jaroslavovič, gen. Nevskij, umfasste das Herrschaftsgebiet von P.-Z. auch Dmitrov und Tverʹ und zählte damit damals zu den bedeutendsten Fürstentümern. 1252 unterlag Andrej Jaroslavič, der Bruder des von den Mongolen als Großfürst anerkannten Aleksandr Nevskij, bei P.-Z. den Mongolen.
Nach dem Aussterben des Herrscherhauses 1302 stritten sich die Fürsten von Moskau und Tverʹ um das Fürstentum. Die Goldene Horde zählte das Gebiet nominell zum Großfürstentum Vladimir, mit dem es 1375 direkt dem Großfürstentum Moskau zugeschlagen wurde. In der Burg herrschten fortan Statthalter des Moskauer Großfürsten oder Fürsten in seinen Diensten. Die Stadt wurde zu einem wichtigen Handelsorte auf dem Weg von Moskau nach Archangelsk. Im 15. und 16. Jh. gehörte P.-Z. zum erblichen Herrschaftsgebiet (votčina) der Moskauer Fürsten und erhielt zu dieser Zeit auch eine neue Befestigung. Im 16. Jh. entstanden das „Daniel-Dreifaltigkeitskloster“ (Danilovo-Troickij-monastyrʹ) sowie das mit mächtigen Mauern befestigte „Nikita-Kloster“ (Nikitskij monastyrʹ). Die heutigen Gebäude des vermutlich im 14. Jh. gegründeten „Mariä-Himmelfahrts-Kloster“ (Uspenskij-Gorickij-monastyrʹ) stammen aus dem 17. und 18. Jh.
Sowohl im 13. als auch im 15. Jh. zerstörten mehrmals Mongolen die Stadt. 1372 und während der sog. Zeit der Wirren (›Smuta‹) 1608 nahmen polnisch-litauische Truppen die Stadt ein. 1688–93 richtete Peter I. auf dem Pleščeevo-See bei P. eine Schulflotte ein. 1708 wurde die Stadt dem Moskauer Gouvernement zugeschlagen, 1778 wurde sie zur Kreisstadt des Gouvernements Vladimir. Seit Mitte des 18. Jh. wurden in der Stadt u. a. eine Papiermanufaktur eingerichtet. Die „Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale“ (Uspenskij sobor, 1744), die „Vladimir-Kathedrale“ (Vladimirskij sobor, 1745) sowie die „Aleksandr-Nevskij-Kirche“ (1746) wurden unter dem Einfluss des Barock erbaut. 1896 zählte P.-Z. 8875 Einwohner, die nahezu ausschließlich orthodoxen Glaubens waren. 1918 wurde in der Stadt ein Historisches Kunstmuseum eröffnet. Mit einer Papierfabrik, in der 2000 Menschen arbeiteten, und weiteren mittleren Betrieben, die Rohstoffe der Region verarbeiteten, veränderte die Industrialisierung P.-Z. zur Wende ins 20. Jh. Neben der Baumwollverarbeitung entwickelte sich im 20. Jh. eine chemische, Möbel- und Lebensmittelindustrie. 1984 richtete die Russische Akademie der Wissenschaften in P.-Z. ein Institut für Programmsysteme ein. Seit 1993 besteht in der Stadt eine Universität.
Poppe A. 1993: Perejaslavlʹ Zalesskij. Angermann N. (Hg.): Lexikon des Mittelalters 6. München, 1883–84. G. M. Lappo (Red.) 1994: Goroda Rossii. Ėnciklopedija. Moskva, 345–346. Pereslavl’-Zalesskij. Putevoditelj po istoričeskim i architekturnym pamjatnikam, Moskva 1989.