Ropczyce

Ropczyce (poln.)

Die Stadt R. mit 15.256 Einwohnern (2004) liegt im Süden Polens in der Woiwodschaft Karpatenvorland (poln. Województwo podkarpackie) –am Fluss Wielopolka zwischen Tarnów und Rzeszów – in einer Höhe von 200–355 m ü. d. M. und auf einer Fläche von 47,03 km².

Erstmals wurde R. 1254 im Zusammenhang mit dem Zisterzienserkloster in Szczyrzyce erwähnt. Das Magdeburgische Recht wurde R. mit einer Lokationsurkunde vom 03.03.1362 verliehen.

Seit 1362 besaß die Stadt auch Marktrechte (ius civitatis et ius fori) und wurde dadurch zu einem wichtigen Transitort zwischen Schlesien, Kleinpolen, der angrenzenden Kiewer Rus und Ungarn. Das Zunftwesen ist seit 1487 belegt – Schwerpunkt war die Tuchmacherei. Darüber hinaus wurde reger Viehhandel nachgewiesen. Im Laufe des 16. und 17. Jh. herrschte wirtschaftliche Stagnation mit gleichzeitiger Privilegienrücknahme für Juden. Bereits 1564 lebten vier jüdische Familien in R. 1788 wird in der Weberei das Stapelsystem von zwei Juden eingeführt: ein Hinweis auf wirtschaftliche Erholung, die ferner durch den Import von Eisenwerkzeug aus Schlesien und der Steiermark unterstrichen wird. Im Laufe des 18. Jh. nahm die Zahl der jüdischen Bevölkerung zu, die Mitte des 19. Jh. 29,4 % erreichte. Seit 1772 befand sich R. unter habsburgischer Herrschaft. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses über die freie Schifffahrt auf der Weichsel stieg die Bedeutung des R.er Marktes, der seine Rolle erst mit dem Bau der Eisenbahnlinie Wien–Lemberg einbüßte. 1846–48 kam es zu gewaltsamen Bauernaufständen wegen der miserablen Zustände des galizischen Bauerntums.

Um die Jahreswende 1916/17 nahm die polnische Unabhängigkeitsbewegung an Kraft zu: Die 1894 entstandene Organisation „Sokół“ schaffte es am 07.10.1918, die polnische Flagge als Symbol der Unabhängigkeit auf dem R.er Rathaus zu hissen.

Am 07.09.1939 marschierte die Deutsche Wehrmacht in R. ein. Die Synagoge wurde in Brand gesteckt, alle Juden aus R. und Umgebung in einem Arbeitslager inhaftiert. Ein Teil der Häftlinge wurde vor Ort 1942 ermordet, der Rest ins Arbeitslager Pustków und ferner Bełżec abtransportiert. Die polnische Bevölkerung wurde teils beim Bau des Lagers in Pustków oder beim Bau des Bahnhofs in Dębica beschäftigt, teils zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich abtransportiert. Im August 1944 wurde R. von der NS-Besatzung befreit, erlebte in der Folgezeit wie die gesamte Region Kämpfe des polnischen Untergrundes gegen die an die Macht drängenden Kommunisten. 1956 wurde R. Kreisstadt –weiterhin vom Agrarcharakter geprägt, gleichwohl mit Bildungs- und Verwaltungsaufgaben für die Umgebung ausgestattet. 1975 entstand ein Magnesitwerk, 1979 eine Zuckerfabrik und 2000 wurde in R. eine technische Hochschule angesiedelt.

(Roman Smolorz)

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