Podolien
Podolien (poln. Podole, russ. Podolʹe, ukrain. Podillja).
P. ist eine historische Landschaft im südwestlichen Landesteil der Ukraine und wird innerhalb der Ukraine von Galizien und Wolynien und auf moldauischer Seite von Bessarabien begrenzt. Das von Tälern zerschnittene fruchtbare Tafelland befindet sich im Einzugsgebiet der Flüsse Südlicher Bug und Dnjestr. Im östlichen Teil P.s erstreckt sich das Gebiet Vinnycja und im westlichen Teil die Gebiete Ternopil’ und Chmel’nyc’kyj. Die bedeutendsten Städte P.s sind die Hauptstädte dieser drei Gebiete: Vinnycja, (2006: 362.201 Einwohner), Ternopilʹ (2004: 221.300 Einwohner) und Chmelʹnycʹkyj (2006: 257.319 Einwohner).
Die Bezeichnung P. geht auf das 11. Jh. zurück. In dieser Zeit gehörte der Landstrich zur Kiewer Rus und befand sich im Herrschaftsgebiet der Tataren. 1362 besiegte der litauische Großfürst Algirdas die Tataren in der „Schlacht an den blauen Wassern“ (vermutlich ist hiermit der Fluss Synjucha gemeint) und gliederte P. in sein Reich ein, wodurch das Großfürstentum Litauen in das Kerngebiet des Kiewer Reiches vorstieß und seinen Machtbereich in den folgenden Jahren bis zur Küste des Schwarzen Meeres ausdehnte.
1395 kam es zur Teilung des Gebietes: Westpodolien fiel an den Krakauer Woiwoden Spytek von Melsztyn und Ostpodolien verblieb bei Litauen. Nach Spyteks Tod in der Schlacht an der Vorskla wurden von Großfürst Jogaila polnische Starosten in Westpodolien eingesetzt, wodurch Polen das Gebiet verstärkt für sich beanspruchte. Dieser Streit um P. verhinderte in der Folgezeit eine engere Verbindung zwischen Polen und Litauen. Nach den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Litauen und Polen (1431–33) kam der westliche Teil P.s zu Polen und bildete dort die gleichnamige Woiwodschaft. Der östliche Teil ebenfalls eine Woiwodschaft entstand, verblieb bei Litauen. Nach der zwischen Litauen und Polen geschlossenen Union von Lublin (1569) blieb P. von den Gebietsveränderungen in der Adelsrepublik unberührt. 1672–99 wurde ein Teil P.s von den Türken besetzt.
Nach der ersten Teilung des Doppelreiches 1772 ging der westliche Teil P.s in den Besitz Österreichs über, die übrigen Teile kamen im Zuge der zweiten Teilung 1793 zu Russland. Im Frieden von Riga (1921) vereinbarten Polen und Russland die Teilung P.s. Während der Großteil der „Ukrainischen Sowjetischen Sozialistischen Republik“ (URSR) und damit der Sowjetunion angegliedert wurde, bildete ein Teil Westp.s die polnische Woiwodschaft Tarnopol (poln. Województwo tarnopolskie). Im Einklang mit den Bestimmungen des Hitler-Stalin-Paktes marschierte die Rote Armee am 17.09.1939 in die polnischen Ostgebiete ein, was den Anschluss der Woiwodschaft Tarnopol an die URSR zur Folge hatte. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 befindet sich die Region innerhalb der Grenzen der neu entstandenen unabhängigen Ukraine.