Simferopolʹ

Simferopolʹ (russ./ ukrain., krimtatar. Akmescit).

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Als Hauptstadt der Autonomen Republik Krim mit 340.000 Einwohnern (2006) und einer Fläche von 65 km² ist S. administratives, wirtschaftliches, kulturelles und wissenschaftliches Zentrum der Halbinsel. Zentral gelegen am Fluss Salhyr und an den Ausläufern des Krimgebirges kreuzen sich hier die wichtigsten Verkehrswege der Krim. Von S. aus führt die mit 86 km weltweit längste Oberleitungsomnibus-Verbindung bis nach Jalta. Außerdem besitzt S. den einzigen Flughafen der Halbinsel.

Im modernen S. leben (nach der Volkszählung von 2001 auf Kreisebene) neben der russischen Bevölkerungsmehrheit (66,7 %) v. a. Ukrainer (21,3 %) und Krimtataren (7,0 %). An der bedeutendsten Hochschule der Stadt, der „Taurischen Nationalen Universität“ (russ. Tavričeskij nacionalʹnyj universitet), wird auf Russisch unterrichtet. Eine weitere wichtige wissenschaftliche Einrichtung ist die Medizinische Universität der Krim. In der Industrie dominiert die Nahrungsmittel- und Spirituosenherstellung, die Öl- und Gasgesellschaft ›Černomorneftegaz‹ hat in S. ihren Sitz. Durch den Einfluss der trockenen, kontinentalen Luftmassen sind die mittleren Temperaturen im Januar mit –0,2 °C und im Juli mit 21,5 °C sowie die jährliche Niederschlagsmenge in S. mit 502 mm deutlich geringer als an der Südküste der Halbinsel.

Anfang

2 Kulturgeschichte

Archäologische Funde in der Grotte Čokurča im Südosten des heutigen Stadtgebiets, am linken Salgir-Ufer, belegen, dass hier bereits im mittleren Paläolithikum Menschen siedelten. Hinweise auf eine Siedlung der Taurier aus dem 6./5. Jh. v. Chr. wurden bei Ausgrabungen an Salgir und am Stausee von S. entdeckt.

Am südöstlichen Rand S.s wurden zudem auf einem etwa 20 ha großen Areal zahlreiche Überreste der im 3. Jh. v. Chr. gegründeten spätskythischen Hauptstadt ›Neapolis‹ ausgegraben. Stadtmauern, Wohn- und Wirtschaftgebäude sowie die bedeutendste Nekropole aus dieser Zeit, ein Mausoleum, können heute besichtigt werden. Lange verteidigten die Skythen ihr Territorium erfolgreich gegen Sarmaten, Goten, Alanen und andere Stämme, bis es den Hunnen um 370 n. Chr. gelang, dieses einzunehmen und zu zerstören. Die Tataren unterhielten hier ab dem 11. Jh. eine „kleine Festung“ (›Kermençik‹) und legten ca. Ende des 15. Jh. unweit dieser Stelle den Grundstein für die Siedlung Aq-Meçet (Aqmescit), eines der Zentren des Krimkhanats.

Nach der Eingliederung der Krim in das Russische Reich und der Bildung des Verwaltungsgebiets Taurien durch Zarin Katharina II. 1784, wurde hier von aus der russischen Armee entlassenen Soldaten die Stadt S. (von griech. Symphero[u]polis, „Sammel-Stadt“ oder „Stadt des Nutzens“) errichtet. 1802 wurde diese zum Zentrum des neu ausgerufenen „Taurischen Gouvernements“ (russ. Tavričeskaja gubernija) erhoben. Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt begann 1874 mit dem Bau der Eisenbahnstrecke nach Charkow auf dem Festland. Von Oktober 1941 bis Mai 1944 stand S. unter deutscher Besatzung. Im Dezember 1941 ermordete die Einsatzgruppe D hier über 10.000 Juden, etwa 1500 Krimtschaken und hunderte seit Ende des 19. Jh. in der Stadt ansässige Roma.

Auch zu Sowjetzeiten behielt die Krim – seit 1921 ASSR – bis nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Autonomiestatus und S. blieb Hauptstadt. Das änderte sich am 19.2.(26.4.)1954, als die Halbinsel aus der Russischen SSR aus- und der Ukrainischen SSR angegliedert wurde. Erst 1998 wurde S. offiziell wieder Hauptstadt der Autonomen Republik Krim innerhalb der Ukraine. S. ist außerdem Sitz des orthodoxen Erzbistums S. und der Krim.

Die vielen Grünanlagen, die sich in erster Linie entlang der Ufer des Flusses Salgir erstrecken, weisen zahlreiche Sehenswürdigkeiten auf: Im bekanntesten Park der Stadt, dem Voroncov- oder Salgirka-Park, befinden sich eine kleine Villa des Grafen Michail S. Voroncov und Besitztümer des deutschen Krimforschers Peter-Simon Pallas. Im Herzen der Stadt, in der „Gogolstraße“, gibt es ein Heimatmuseum, in dem zum einen die Geschichte S.s dargestellt wird, zum anderen die Naturreichtümer der Krim aufgezeigt werden. Das sehenswerte Bahnhofsgebäude S.s wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von deutschen Kriegsgefangenen errichtet.

Simferopol (http://www.crimea.ru/city_info_small8.htm)(Stand 6.5.2005).

(Tanja Krumbholz)

Anfang
Views
bmu:kk