Newa (Fluss)

Newa (russ. Neva)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Die N. ist ein Fluss im Nordwesten Russlands. Sie bildet den Abfluss des Ladogasees, der in St. Petersburg in den Finnischen Meerbusen (Ostsee) mündet. Die Länge der N. beträgt 74 km, davon verlaufen 32 km im Stadtgebiet von St. Petersburg. Sie ist durchschnittlich 400–600 m breit, im Mündungsdelta mit den drei Hauptflussarmen Große N. (Bolʹšaja Neva), Kleine N. (Malaja Neva) und Große Nevka (Bolʹšaja Nevka) sogar bis zu 1,3 km. Ende des 19. Jh. bestand das Delta der N. aus 48 Flüssen und Kanälen, die 101 Inseln bildeten. Im Zuge der seitdem einsetzenden Regulierungsarbeiten im Mündungsbereich wurde die Zahl der Insel und Kanäle stark reduziert. Das Einzugsgebiet der N. beträgt 281.000 km².

Die N. ist über die gesamte Länge schiffbar und eine bedeutende Wasserstraße von der Ostsee in Richtung Weißes Meer, Wolga, Kaspisches Meer, Asowsches und Schwarzes Meer. Im Stadtgebiet von St. Petersburg kann die N. von größeren Schiffen nur nachts passiert werden, wenn die Brücken zwischen zwei und fünf Uhr hochgezogen sind. Wegen Vereisung wird der Schiffsverkehr von Dezember bis Ende April bzw. Anfang Mai eingestellt.

Die N. ist häufig von Überschwemmungen heimgesucht, insbesondere bei starken Westwinden, die einen Wasserrückstau aus der Ostsee verursachen. Die offizielle Statistik zählt seit der Stadtgründung 295 Überschwemmungen (Stand: 2003); die größten waren 1824 und 1924, als die N. Wasserstände von 4,10 m bzw. 3,69 m ü. d. M. erreichte und etliche Stadtviertel unter Wasser setzte. Die größten Zuflüsse der N. sind Mga, Tosna, Ižora (links) und Ochta (rechts). Die größte Stadt am Fluss, neben St. Petersburg, ist Šlisselʹburg (Schlüsselburg).

Ein großes ökologisches Problem ist die Wasserverschmutzung der N. Durch die zunehmende Einleitung von Haushalts- und Industrieabwässern traten in der Mitte des 19. Jh. erste Epidemien wie Cholera und Typhus auf. Während der Typhus-Epidemie von 1908 starben etwa 9000 Menschen. Bis heute erreichen 25-30 % der städtischen Abwässer ungeklärt den Fluss und die Bucht, in der v. a. Süßwasser-, aber auch einige Brackwasserfische leben.

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2 Kulturgeschichte

Über die Herkunft des Namens gehen die Meinungen auseinander. Naheliegend sind folgende Ableitungen aus dem Finnischen oder Schwedischen: von der altfinnischen Bezeichnung des Ladogasees ›Nevo‹ („Meer“), vom finnischen Wort ›neva‹ (Sumpf) oder vom schwedischen ›ny‹ (neu, „neuer Fluss“).

Seit Anfang des 9. Jh. wurde die N. von skandinawischen Händlern auf dem Seeweg von der Ostsee zum Schwarzen und Kaspischen Meer befahren. Die russische Kolonisation erfolgte während der ostslawischen Landnahme im 9. Jh. Die nach Osten vorstoßenden Schweden wurden 1240 vom Fürsten Aleksandr Jaroslavič in der Schlacht an der N. zum Stehen gebracht. Jaroslavič erhielt für diesen Sieg den Beinamen Nevski. Die schwedische Festung Nyenskans am Unterlauf der N. wurde bei der Gründung von St. Petersburg 1703 zerstört. Letztendlich verdankt die Festungs- und Hafenstadt St. Petersburg ihre Entstehung der N., die für Russland den strategisch wichtigen Zugang zur Ostsee ermöglichte.

Die N. wurde zum Bestandteil des von Zar Peter I. initiierten und 1810 vollendeten „Marienkanalsystems“ (Mariinskaja Vodnaja Sistema), eine ca. 1100 km lange künstliche Wasserstraße, die die Wolga über den Onega-, den Ladogasee und die N. mit der Ostsee verband und nach einem grundlegenden Ausbau seit 1964 als Wolga-Ostsee-Wasserweg (Volgo-Baltijskij-Vodnyj putʹ) fortexistiert.

Die Überschwemmungen der N. werden auch in einem der wichtigsten Texte der russischen Literaturgeschichte thematisiert, in Alexander Puschkins Gedicht „Der eherne Reiter“ (Mednyj vsadnik, 1833).

An der Peter-und-Pauls-Festung in St. Petersburg befindet sich der beliebteste Badestrand der N. Sogar im Winter zieht die N. zahlreiche Eisschwimmer an. Sonnenanbeter bräunen sich am liebsten im Stehen, wobei sie sich an die warmen Festungsmauern lehnen.

(Monika Schulze)

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