Montenegro
Montenegro (montenegrin./serb. Crna Gora). Kurzform für Republik Montenegro (montenegrin./serb. Republika Crna Gora).
Inhaltsverzeichnis |
1 Statistische Angaben
Lage: | Die Republik Montenegro liegt im südöstlichen Europa auf der Balkanhalbinsel mit einem Ausgang zum Adriatischen Meer im Süden; M. grenzt im Westen an Kroatien, im Nordwesten an Bosnien und Herzegowina, im Nordosten an Serbien, und im Süden an Albanien. Die Fläche des Staatsterritoriums beträgt 13.812 km².
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Einwohner (): | Gesamteinwohnerzahl: 620.145, davon 49,22 % männlich und 50,78 % weiblich; Altersstruktur: 0–14 Jahre: 20,55 %, 15–64 Jahre: 66,59 %, 65 Jahre und älter; Bevölkerungsdichte: 44,9 Einwohner/km²; Geschlechterstruktur: 11,96 %; Bevölkerungsentwicklung (1991–2005): -5,38 % jährlich. 37,4 % Beschäftigte (von den Personen im erwerbsfähigen Alter); 27,7 % Arbeitslose; Nationalitäten: Montenegriner 43,16 %, Serben 31,99 %, Bosniaken 7,77 %, Albaner 5,03 %, Muslime 3,97 %, Kroaten 1,1 %, Roma 0,42 %, Jugoslawen 0,3 %, ohne Angabe 6,26 %; Religionszugehörigkeit (2003): serbisch-orthodoxe Christen, 74,24 %; Muslime 17,74 %, Katholiken 3,54 %, ohne Angabe 4,48 %.
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Hauptstadt und größere Städte (): | Die Hauptstadt M.s ist Cetinje. Sitz der Regierung ist Podgorica (169.132 Einwohner), Nikšić, (74.706), Bijelo Polje (55.628), Pljevlja (39.593), Berane (38.953), Herceg Novi (27.593) und Cetinje (20.307).
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Währung: | 1 Euro (EZB) (= 100 Eurocent) |
Wappen: | Goldener Doppeladler mit Brustschild mit einem goldenen schreitenden Löwen, über den Köpfen ist eine Krone. In den Klauen hält er ein Zepter und einen Herrscherstab.
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Flagge: | Goldener Doppeladler auf roter Fläche mit goldenem Rand
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Hymne: | Oj svijetla majska zoro („Ach, du helles Morgenrot im Mai“) baut auf ein Volkslied aus dem 19. Jh. auf.
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Feiertage: | 13. Juli (Dan Ustanka Crne Gore „Tag des Aufstandes“)
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Zeit: | Mitteleuropäische Zeit |
Staatssprache: | Serbisch |
Staatsform: | Republik |
Staatsoberhaupt: | Präsident (derzeit Filip Vujanović) |
Regierungschef: | Ministerpräsident (derzeit Željko Šturanović) |
Politische Parteien: | Demokratska partija socijalista Crne Gore (DPS CG, „Demokratische Partei der Sozialisten Montenegros“), Socijaldemokratska partija (SDP, Sozialdemokratische Partei“); Socijalistička narodna partija Crne Gore (SNP CG, „Sozialistische Volkspartei“); Liberalni Savez Crne Gore (LS CG, "Liberale Partei von Montenegro"); Demokratska unija Albanaca (DUA, „Demokratische Union des Albanen“); Srpska Narodna Stranka (SNS, „Serbische Volkspartei“); Narodna stranka (NS „Volkspartei“); Demokratski savez u Crnoj Gori (DSCG, „Demokratisches Bund in Montenegro“); Građanska partija (GP, „Bürgerpartei“); Klub poslanika Demokratske srpske stranke (KP DSS, „Klub der Abgeordneten der Demokratische Partei Serbiens“)
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Bruttoinlandsprodukt (2006): | 2,332 Mrd. US-Dollar, pro Kopf der Bevölkerung 3735 US-Dollar. |
Bruttosozialprodukt (2004): | 1, 987 Mrd. US-Dollar, pro Kopf der Bevölkerung 3182 US-Dollar |
Auslandsverschuldung (bis 10/2006): | 632, 8 Mio. US-Dollar |
Haushaltsdefizit (): | |
Außenhandel (2003): | Importe: 0,601 Mrd. US-Dollar: Nahrungsmittel 49,69 % Investitionsgüter 17,76 %, fertige und halbfertige Produkte 32,55 %. Exporte: 0,171 Mrd. US-Dollar: Nahrungsmittel 94,29 %, Investitionsgüter 0,43 %, fertige und halbfertige Produkte 5,28 %.
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Mitgliedschaften: | Central European Initiative (CEI), European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), Food and Agriculture Organization of the United Nations
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Anmerkung der Redaktion: Stand der statistischen Angaben ist, wenn nicht anders vermerkt, das Publikationsdatum des Artikels.
2 Geographie
2.1 Naturraum
M. gliedert sich nach naturräumlichen Kriterien in drei Teile: (1) in die adriatische Küstenzone, (2) in das Kalkhochland und (3) in das ostmontenegrinische Schiefergebirge. In Nord-Süd-Richtung erstreckt sich M. etwa 200 km, in Ost-Westrichtung bis zu 160 km. Die 280 km lange Küstenzone ist schmal und durch eine über 1000 m hohe Steilstufe vom Hinterland getrennt. Das mediterrane Klima der Küstenzone zeichnet sich durch milde und regenreiche Winter aus, im Sommer ist es heiß und trocken. In den zahlreichen Buchten (z. B. Boka kotorska) liegen kleine Hafenstädte (Kotor, Budva, Bar u. a.). Vor dem Küstengebiet erhebt sich der Gebirgszug Lovćen (1750 m ü. d. M.). Hier fallen im Jahr (über 2000 mm) Niederschläge, dies v. a. in den Sommermonaten.
Das Kalkhochland zwischen 900 m und 1200 m nimmt den größten Teil des Landes ein. Im Zentrum dieses stark verkarsteten Gebietes liegt das Becken um Nikšić (Nikšić polje, ca. 650 m ü. d. M.). Das Hochland als Teil der südlichen Dinariden steigt gegen Nordosten bis auf 1800 m ü. d. M. an und wird von kleinen schroffen Kalkmassiven wie z. B. Durmitor (Bobotov Kuk 2522 m) überragt. Schneereiche raue Winter und gemäßigte Sommer kennzeichnen den nördlichen Teil des Hochlandes, das wald- und wasserarm ist und zahlreiche Zisternen aufweist. An das Becken von Nikšić reicht vom Skutarisee her das Tal des Flusses Zeta heran. Die montenegrinische Hauptstadt Podgorica liegt in einer sich nördlich an den Skutarisee anschließenden Tiefebene.
Im waldreichen ostmontenegrinischen Schiefergebirge liegen in den beckenartigen Ausweitungen des Flusses Ceotina kleinere Städte wie Kolašin oder Andrijevica, sonst ist es ein flussreiches Gebiet (außer Ceotina Einzugsgebiet von Tara, Lim) mit Hochweiden. Es steigt im Gebirge Komovi nochmals an (höchste Erhebung Kom Kučki, 2884 m hoch). Im Süden M. liegen die schroffen Kämme der Albanischen Alpen, die das Land gegen Albanien abgrenzen (der höchste Gipfel liegt in Albanien). Die nordwärts fließenden Flüsse Tara, Piva, Lim, Ibar und Ceotina entwässern zum Schwarzen Meer, Morača, Zeta, Cijevna (serb., alban. Cem), Bojana (alban. Buna) fließen in die Adria. Tara hat ein Flussbett hauptsächlich aus weichem Kalkstein. Jahrhunderte lange Erosion ließ dort die zweittiefste Schlucht der Welt entstehen (UNESCO-Weltnaturerbe).
In M. gibt es wenige Seen. Zu erwähnen sind der teilweise in Albanien liegende Skutarisee (369,7 km², davon 221,8 km² in M.), Saško jezero (3,64 km²) und Plavsko jezero (1,99 km²). Beliebte Ausflugsziele sind auch die Berg- und Gletscherseen (Gorsci oci, „Augen des Berges“, Crno jezero oder Zminje jezero). M. hat. vier Nationalparks mit einer Gesamtfläche von etwa 730 km²: Durmitor, Lovčen, Biogradska gora, Basen Skadarskog jezera (Skutarisee). Etwa ein Drittel des Landes ist bewaldet, in den höheren Regionen v. a. mit Laubwald (Eichen, Ulmen, Eschen, Ahorn u. a.). Im Küstensaum findet sich mediterrane (Oliven- und Zitronenbäume, Palmen, Agaven und Zypressen) und auch subtropische Vegetation mit immergrünen Wäldern und Macchien. In den nun verkarsteten Zonen wuchsen ehemals Eichen und Zypressen. Zwischen den Flüssen Tara und Lim liegt der „Biogradska Wald“ (Biogradska gora), einer der letzten Urwälder Europas. Im Nationalpark Durmitor gibt es über 400 Jahre alte schwarze Pinienwälder (Crna Poda). Aufgrund der dünnen Besiedlung und den damit vorhandenen Freiräumen sowie den günstigen klimatischen Verhältnissen konnte sich eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt erhalten. Braunbären, Füchse, Wölfe, Luchse finden geeignete Lebensräume. Am Skutarisee, der zu den fischreichsten Binnengewässern im Balkanraum zählt, liegt ein Vogelreservat, das als Rastplatz für Zugvögel von großer Bedeutung ist.
Während das Durmitorgebiet im Norden M.s ein reiches fluviales Netz aufweist, kommt es in weiten Bereichen des Landes immer wieder zu Versorgungsengpässen im Bereich der Trinkwasserversorgung. Teile der autochthonen Süßwasserquellen verbracken im Sommer und M. muss über Kroatien Trinkwaser aus Bosnien (Trebisnjica) einführen. Andererseits liegt mit Crkvice der regenreichste Ort Europas (5000 mm Niederschlag) in M.
An der Küste erreichen die Temperaturen im Sommer bis zu 30 °C, im Winter liegen sie im Schnitt bei 9 °C. Im November gibt es die meisten Niederschläge. Im zentralen Bereich des Landes sind die Wetterextreme ausgeprägter. In der Umgebung von Podgorica liegen die Temperaturen im Winter im Schnitt bei 5 °C und im Sommer bei 25 °C, mit den Höchstwerten bis zu 40 °C und Minimalwerten bei –10 °C. In den hohen Karstgebieten gibt es viel Schnee (bis zu 5 m). Im Winter erreichen die Temperaturen ein Maximum von 3 °C und Minimum von –6 °C. Im Sommer liegen sie zwischen 23 °C bis 9 °C.
Die bedeutendsten Bodenschätze des Landes sind Bauxit (Nikšič), Eisenerz und (minderwertige) Braunkohle.
Im Artikel 1 der Verfassung von M. wurde festgelegt: „Montenegro ist ein ökologischer Staat“. Am 20.09.1991 verabschiedete das montenegrinische Parlament eine Deklaration, in der der naturbewusste Charakter des Landes verkündet wurde. Trotzdem wird das Meer entlang der Küste durch Abwasserausfluss verschmutzt, v. a. in den touristisch genutzten Gebieten wie z. B. Kotor.
2.2 Bevölkerung
M. ist mit einer Bevölkerungsdichte von 44,9 Personen pro km² nur dünn besiedelt. Mehr als die Hälfte der Einwohner wohnt in städtischen Zentren, wobei in der Hauptstadt mehr als ein Fünftel (22,0 %) der Gesamtbevölkerung lebt. Allgemein kann gesagt werden, dass die nordöstlichen Gebiete dichter und die zentralen und südwestlichen Teile weniger dicht besiedelt sind. Seit 1981 verschob sich die ethnische Zusammensetzung gravierend. 1981 gaben noch 68,5 % an Montenegriner zu sein, 43,2 % waren es 2003. Der Anteil an Serben stieg von 3,3 % auf 32,0 % an. Hingegen verringerte sich die Zahl der Bosnier von 13,4 % (1981 noch als „Muslime“ gezählt) auf 7,8 %. Lediglich die albanische Minderheit blieb in ihrer Größenordnung fast gleich. Die Albaner wohnen vorwiegend in den Grenzregionen zu Albanien und dem Kosovo mit den Städten Tuzi und Ulcinj, die Bosnier vorwiegend im Norden des Landes.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass der ethnischen Zugehörigkeit keine klaren Unterscheidungsmerkmale unterliegen. Sehr oft deklarieren sich „Montenegriner“ als Teil des serbischen Volkes, ein ähnliches Phänomen gibt es bei den Bosniern, die sich – nach ihrer Nationalität befragt – als Muslime bezeichnen. Das Bekenntnis zu einer Volksgruppe hängt sehr stark von einzelnen (auch politischen) Präferenzen ab.
Die Amtssprache M.s ist das Serbische in einer jekavischen Variante, wobei sowohl das kyrillische (v. a. im Norden) als auch das lateinische Alphabete verwendet werden. In jüngster Zeit tritt jedoch ein Teil der Bevölkerung (v. a. die Eliten und die Jugend) für eine sprachliche Eigenständigkeit und die Schaffung einer montenegrinischen Standard- und Literatursprache (Montenegrinisch) ein. 2003 gaben 21,5 % der Bevölkerung an, Montenegrinisch zu sprechen, während für 59,7 % Serbisch als Muttersprache ausgewiesen war. Der Unterricht wird in serbischer Sprache bzw. in Sprachen der nationalen oder ethnischen Minderheiten in Gebieten durchgeführt, in denen deren Angehörige stärker vertreten sind. In Gebieten, in denen gemeinsam die Angehörigen jugoslawischer Völker und Angehörige nationaler Minderheiten und ethnischer Gruppen wohnen, werden Schulen oder Klassen im Rahmen dieser Schulen mit bilingualem Unterricht gebildet.
Über drei Viertel der Bevölkerung sind orthodoxe Christen, die aber unter sich in zwei Kirchen gespalten sind. 1993 wurde die „Montenegrinische Orthodoxe Kirche“ (Crnogorska Pravoslavna Crkva) gegründet, die aber von der „Serbisch Orthodoxen Kirche“ (Srpska pravoslavna crkva) wie auch von der orthodoxen Weltkirche nicht anerkannt wird. Der Anteil der Muslime, die in Küstengebieten leben, liegt bei 1,1 %. Daneben gibt es einige hundert Katholiken und Angehörige protestantischer Kirchen.
2.3 Staat und Gesellschaft
Der Artikel 25 der Verfassung von Serbien und Montenegro von 2002 sah die Möglichkeit der Auflösung des Staatenbundes durch Austritt und Unabhängigkeitserklärung eines der beiden Teilstaaten vor. Diese durfte jedoch erst nach Ablauf von drei Jahren erfolgen und hatte durch ein Referendum zu erfolgen. Ein solches fand am 21.05.2006 in M. statt, wobei sich nach offiziellen Angaben 55,5 % der abgegebenen Stimmen für die Unabhängigkeit entschieden. Am 03.06.2006 vollzog das montenegrinische Parlament die Unabhängigkeitserklärung, diese wurde am 15.06. von Serbien anerkannt.
Die derzeit geltende Verfassung M.s stammt vom 12.10.1992. M. ist eine parlamentarische Republik, deren Staatsoberhaupt ein für fünf Jahre direkt gewählter Präsident ist (eine Wiederwahl ist möglich). Das Einkammernparlament M. besteht aus 75 Abgeordneten mit einer Legislaturperiode von vier Jahren. Ein Ministerpräsident steht an der Spitze der Regierung. Derzeit hat ein linkes Bündnis bestehend aus DPS und SDP mit 38 Sitzen die absolute Mehrheit. Die Opposition bestehend aus dem Bündnis von SNP, NS und SNS verfügt über 28 Sitze.
M. ist in 21 Verwaltungseinheiten geteilt: Andrijevica, Bar, Berane, Bijelo Polje, Budva, Cetinje, Danilovgrad, Herceg Novi, Kolašin, Kotor, Mojkovac, Nikšić, Plav, Plužine, Pljevlja, Podgornica, Rožaje, Šavnik, Tivat, Ulcinj und Žabljak.
2.4 Wirtschaft
M. war in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien die ärmste Republik. Einerseits mögen hier die natürlichen Gegebenheiten (Bergland, kaum Industrie und auch das Erdbeben von 1979) Gründe dafür sein, andererseits gab es auch eine offensichtlich miserable Wirtschaftspolitik seitens der herrschenden Politiker. Schmuggel- und Schattenwirtschaft beherrsch(t)en das Land. Der Jugoslawienkrieg und die spätere wirtschaftlichen Isolation Jugoslawiens verstärkten dies. So muss nun M. ein wesentliches Augenmerk auf den wirtschaftlichen Wiederaufbau und die Bereitstellung der Infrastruktur legen.
In den letzten sechs Jahren versuchte M. sich von Serbien wirtschaftlich zu lösen. Bereits vor der Abspaltung von Serbien hatte man eigene Zoll- und Handelsgesetze verabschiedet. Im Gegensatz zu Serbien wurde in M. der Euro als gültiges Zahlungsmittel eingeführt. Da M. aber nicht den Euro-Ländern zugehört, kann man einerseits keine Münzen prägen, was in letzter Konsequenz dazu führt, dass in M. ein permanenter Münzgeld-Mangel herrscht, andererseits hat man auch keinen Einfluss auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.
72 % der arbeitenden Bevölkerung ist im Dienstleistungssektor, 20, 8 % in der Industrie und 7,2 % im Agrarsektor beschäftigt.
Gefördert werden Bauxit (610 Tsd. t 2004) aus dem Bergwerk bei Nikšič (mit der Verhüttung in Podgorica) und Braunkohle (1514 Tsd. t) im Norden M. In Nikšič gibt es Metallindustrie und auch Maschinenbau. Schiffsbau ist in der Bucht von Kotor angesiedelt. Die ehemaligen Staatsbetriebe sollen v. a. mithilfe ausländischer Investoren und Steuervergünstigungen privatisiert werden.
Wasserkraftwerke in Piva und das Wärmekraftwerk Pljevla liefern den größten Teil an Energie. Weitere Kraftwerke sind an den Flüssen Tara sowie in Perućica geplant. Unter dem Slogan ›Neću baru, hoću Taru‹ („Ich will keinen Sumpf, sondern die Tara“) laufen allerdings Umweltschützer Sturm gegen das Projekt.
Von den 518.047 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (2004) entfallen 326.620 ha auf Weiden und 128.261 ha auf Wiesen. In der Viehhaltung dominieren Geflügel (799.839 Stück 2005), Schafe (254.406) und Rinder (169.430). Eine bedeutende Rolle für die hochgelegenen reinen Sommerweidegebiete spielt die Transhumanzwirtschaft.
In den wenigen Becken bzw. Tieflandschaften werden Getreide (Mais 9641 t, Weizen 3437 t und Gerste 1026 t), Kartoffeln (117.039 t), Melonen (40.647 t), Kohl (25.015), Tomaten (22818 t), Paprika (16092 t), Obst (Weintrauben 42.886 t, Zitrusfrüchte 6859 t, Pflaumen 6155 t, Feigen 4811 t, Äpfel 3980 t und Pfirsiche 3842 t) und Oliven (2533 t) sowie Futterpflanzen (Luzerne 11.784 t, Klee 3842 t und Futterrübe 3453 t) angebaut. Neben der Viehhaltung und dem Ackerbau gibt es im Süden und an der Küste Weinbau.
M. ist verkehrsmäßig sehr schlecht erschlossen. Das Straßennetz M.s (7314 km 2004, davon 63,3 % bzw. 4628 km asphaltiert) ist wenig effizient. Zwei Hauptverkehrsachsen queren das Land. Von Dubrovnik führt eine Straße nach Niksič und weiter über die Tara-Brücke nach Pljevlja; von Budva kommt man über die E 762 nach Podgorica, Niksič und weiter nach Norden an die Grenze nach Hum.
Es gibt keine Autobahnen. Das lediglich 250 km lange Schienennetz bedient 47 Stationen. Die Hauptverkehrsbahn führt über Kolašin und Podgorica zum wichtigsten Hafen Bar (1976 fertig gestellt). Eine Nebenbahn geht von Podgorica nach Niksič, eine weitere nach Shkodra (Albanien). Aufgrund der Gebirge gibt es zahlreiche Tunnel und eine der höchsten Brücken Europas. Das Land verfügt über zwei internationale Flughäfen (Podgorica und Tivat) mit 662.647 Passagieren und 645 Tsd. t Warenumschlag (2004).
Nach 2000 brach der Seefrachtverkehr des Landes zusammen (von 2520 auf 63 Tsd. t 2004), die Anzahl der beförderten Passagiere stieg dagegen im selben Zeitraum von 485 auf 66.187. Die wichtigsten Häfen sind, neben Bar, Budva, Kotor und Herceg-Novi.
Der Ausbau des Tourismus an der Adriaküste ist ein weiteres vorrangiges Ziel M.s. Touristische Sehenswürdigkeiten sind u. a. die Altstadt Cetinjes, Klöster wie Piva, Morača oder Ostrog. Die Cañons oder die Seen und Schluchten des Durmitor-Gebirges gelten als beliebte Ausflugsziele.
2.5 Bildung und Kultur
Das Schulsystem M. gliedert sich in eine 8-jährige allgemein bildende Grundschule. (7.–15. Lebensjahr). Die Schulen sind kostenlos und es besteht Schulpflicht für jedes Kind. Weiterführende Schulen sind Gymnasien, musische Schulen oder mittlere Fachschulen (Wirtschaft, Technik, Medizin und Recht). Albanisch ist in den Gebieten mit albanischsprachiger Bevölkerung auch offizielle Unterrichtssprache in den Schulen (wahlweise Serbisch/Montenegrinisch oder Albanisch). Cetinje und Nikšić haben pädagogische Hochschulen, in Podgorica wurde 1974 eine Universität (Univerzitet Crne Gore) eröffnet.
Alle Tageszeitungen des Landes erscheinen in Podgorica. ›Pobjeda‹ („Sieg“) und ›Republika‹ („Republik“) sind Regierungszeitungen. Unabhängig bzw. Regierungskritisch hingegen sind die Zeitungen ›Dan‹ („Tag“) und ›Vijesti‹ („Nachrichten“). Neben der staatlichen Nachrichtenagentur ›Montenafax‹ gibt es die private Nachrichtenquelle ›Media Club‹. Die staatliche Rundfunkfunkanstalt ›Radio Televizija Crne Gore‹ (RTCG) strahlt ein Hörfunk- und zwei Radioprogramme aus. Daneben bestehen eine Reihe privater Kanäle wie ›IN‹, ›ntv-Motena‹, ›ATLAS‹, ›PINK‹, ‹ELMAG rtv‹ oder ›MBC‹.
Im Bereich Festspiele hat M. ein reges Kulturleben. Im Laufe des Jahres werden traditionell rund 30 Festivals abgehalten. Am bekanntesten sind das Mimosenfestival in Herceg Novi, Karnevale in Kotor und Tivat (Februar), die Europäische Theaterbewegung und Kulturtage in Podgorica (April bzw. Dezember) oder die internationalen TV-Filmfestspiele in Bar (Mai). In Herceg Novi findet auch eine Buchmesse statt (August).
Sport genießt in M. einen hohen Stellenwert. Insgesamt gibt es mehr als 650 Sportklubs und rund 35.000 Sportler. Die am stärksten vertretenen Sportarten sind Fußball, Basketball, Wasserball, Handball und Volleyball. Der bekannteste und größte Sportverein ist Budućnost Podgorica (Fuß-, Hand-, Volley-, Basketball). Sehr bekannt ist auch der Sportverein Lovćen. In M. finden auch zahlreiche internationale Sportwettkämpfe statt: Skirennen in Žabljak, ein Fußballturnier in Bečići, Autorennen in Lovćen usw. An inländischen Turnieren sind der Schwimmermarathon von Sutomore nach Bar und Fußballcup von Montenegro in Kotor und Nikšić bekannt.
3 Kulturgeschichte
Laut byzantinischen Quellen besiedelten Serben die Balkanhalbinsel Anfang des 7. Jh. Die Bezeichnung „Crna Gora“ bedeutet wörtlich übersetzt „schwarzes Gebirge“ bzw. „Schwarzwald“ und war in der Vergangenheit als Bezeichnung für waldbedeckte Massive des Dinarischen Gebirges im Hinterland der montenegrinischer Küste gebräuchlich. Die westeuropäische Fassung „Monte Negro“ rührt von den Venezianern her, die die Herrschaft an der montenegrinischen Küste vom 15. bis zum 18. Jh. inne hatten. Die älteste mittelalterliche Bezeichnung für das Gebiet von M. war Duklja (nach der römischen Stadt Doclea) und ab dem 11. Jh. verbreitete sich der Name Zeta (nach dem Fluss dieses Namens).
Die Bezeichnung M. wurde ab dem 15. Jh. geläufig. Im 11. Jh. erlebte der Staat Duklja einen bedeutsamen Aufschwung. Ab dem 12. Jh. geriet er jedoch unter den Einfluss des benachbarten Raška und wurde daraufhin zum Bestandteil des Reiches der Nemanjići. Nach dem Zerfall des Serbischen Reiches kam M. zunächst unter die Herrschaft der Balša-Dynastie (1356–1453), später unter die der Crnojević-Dynastie (1435–99). Deren Herrschaft erstreckte sich über die gebirgigen Gebiete von M., wobei die Küste mit dem Zentrum in Boka Kotorska von der Republik Venedig verwaltet wurde (1420–1797).
Mit der Erweiterung des Osmanischen Reichs gegen Ende des 15. Jh. wurde auch M. (das Gebiet der Crnojević-Dynastie) in das Osmanenreich eingegliedert. Dieses Territorium wurde 1499 dem Sandschak von Shkodra angeschlossen, und 1513 wurde mit Sitz in Žabljak ein Sandschak M. gebildet, der aber 1528 im Sandschak Shkodra aufging. Wegen der schwer zugänglichen und passierbaren Gebiete konnten die Osmanen niemals die montenegrinische Bevölkerung in vollem Maße unterjochen, es blieb ihnen ein gewisses Maß an Selbstverwaltung beibehalten. Unter diesen Voraussetzungen wandelte sich M. zur osmanischen Zeit aus einem geografischen Gebiet allmählich in eine besondere politische Einheit um.
Die Vertreter der Petrović Njegoš-Dynastie vereinigte die säkulare und sakrale Macht und betitelten sich ›vladika‹. Unter Danilo I. Petrović (1700–35) begann der Prozess der Vertreibung der muslimischen Bevölkerung aus M. Petar I. Petrović (1782–1830) erkämpfte zwei bedeutungsvolle Siege (Martinići und Krusi, 1796) über türkische Strafexpeditionen. In der Innenpolitik versuchte Petar I. die montenegrinischen Stämme durch Erlass eines Gesetzbuches zu vereinigen (1798 und 1803), in dem u. a. die Sitte der Blutrache untersagt wurde. Um die Staatsreform war auch sein Nachfolger Petar II. Petrović (1830–51) bemüht, der gleichzeitig einer der größten serbischen und montenegrinischen Dichter ist. Zu Zeiten des Fürsten Danilo II. Petrović (1851–60) wurde in M. die säkulare Herrschaft eingeführt. M. erlangte nach dem großen Sieg über die türkische Armee in der Schlacht bei Grahovac (1858) die Autonomie.
M. erreichte 1878 auch die international anerkannte Unabhängigkeit und Gebietserweiterungen im Berliner Friedenskongress. 1905 wurde auch die erste montenegrinische Verfassung verabschiedet und 1910 wurde das Land zum Königreich erklärt. Während des Ersten Balkankriegs (1912) vergrößerte sich das montenegrinische Gegbiet (Lim und Metohija). Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914) stellte sich König Nikola auf die Seite Serbiens. Einen wichtigen Sieg erkämpfte die montenegrinische Armee gegen die österreichischen Truppen in der Schlacht bei Mojkovac. Im Winter 1918 stürze das sog. „Große Volksparlament“ von M. die Dynastie Petrović-Njegoš und den König Nikola und erklärte am 13.11.1918 die Vereinigung M.s mit dem Königreich Serbien.
Seit dem 18. Jh. war der Hauptsitz des Kulturlebens in M. das Kloster Cetinje. Die Literaturwerke waren vorwiegend Epistel und historische Chroniken. Unter den Verfassern von Episteln war Petar I. Petrović Njegoš der bekannteste, der auch der Autor des unvollendeten Buches ›Kratka istorija Crne Gore‹ („Kurze Geschichte von Montenegro“) war. Trotzdem war bis zur Mitte des 19. Jh. die montenegrinische Literatur v. a. mündlich (Sagen, Märchen, Sprüche, Gedichte). Sima Milutinović Sarajlija, ein Serbe bosnischer Abstammung, regte während seines Aufenthalts in Cetinje (1827–30) literarische Tätigkeit an. Er sammelte Volksgedichte und schrieb historische (›Istorija Crne Gore‹) und literarische Werke (›Dika Crnogorska‹, ›Serbijanka‹). Der literarische Höhepunkt in Montenegro wurde in den Werken von Petar II. Petrović Njegoš erreicht – dem philosophischen Epos ›Luča mikrokozma‹ und dem historischen Epos ›Gorski vijenac‹. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. erlangten zwei weitere wichtige Schriftsteller Bedeutung: Stefan Mitrov Ljubiša (1822–78) und Marko Miljanov (1833–1901).
Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jh. wurden meistens Freskomalerei und Ikonenschreiben gefördert, mit Ausnahme von wenigen Meistern aus Boka Kotorska, die im späten Barockstil malten. Der erste Jahrgang der modernen einheimischen Maler entfaltete sich Ende des 19. Jh., zu ihm zählten etwa Anastas Bocarić (1864–1944), Špiro Đuranović (1864–1910) und Marko Gregović (1867–1941), der bedeutendste Maler in diesem Zeitraum war Pero Poček (1878–1963).
Das Zentrum der montenegrinischen Musikkultur lag in Boka Kotorska (katholische Geistesmusik). Im 19. Jh. wurden erste Musikeinrichtungen aufgebaut (Sängerverband ›Jedinstvo‹ in Kotor 1839, Erste und Zweite montenegrinische Militärmusik 1870 bzw. 1889 sowie das Mädcheninstitut in Cetinje). Die ersten professionellen montenegrinischen Musiker wurden in Prag ausgebildet: Jovan Ivanišević (1860–1889), Aleksa Ivanović (1888–1940) und Jovan Milošević (1895–1959).
In Kotor wurde 1808 während der französischen Besatzung das erste säkulare Theater eingerichtet. König Nikola I. unterstützte die Bildung einer ersten montenegrinischen Theatertruppe ›Dobrovoljno diletantsko društvo‹ (1883) in Cetinje. Bis 1896, als das erste zweckmäßige Theatergebäude errichtet wurde (›Zetski dom‹), wurden die Stücke in Privathäusern aufgeführt. Am Anfang des 20. Jh. existierten in Montenegro schon elf Theatergesellschaften.
Bataković D. T. 2000: Nova istorija srpskog naroda. Beograd. Blagojević M. 1991: Srbija u doba Nemanjića. Beograd. Ćorović V. 1993: Istorija Srba, Beograd. Deretić J. 2001: Kratka istorija srpske književnosti. Novi Sad. Ljušić R. 2001: Istorija srpske državnosti, Srbija i Crna Gora, Bd. 2. Novi Sad. Samardžić R. 1970: Enciklopedijski leksikon. Istorija. Beograd. http://www.rastko.org.yu (27.09.07) http://www.visit-montenegro.org/histor/histor.htm (27.09.07)