Ammianus Marcellinus
Ammianus Marcellinus
A. wurde um 330 in Antiochia und starb um 395, vermutlich in Rom. Anfang der 390er Jahre schrieb er eine römische Geschichte (›Res gestae‹), die von Kaiser Nervas Regierungsantritt 96 bis zur Gotenschlacht bei Adrianopel 378 reicht. Erhalten ist jedoch nur die Zeit von 353–378 und damit die Bücher 14-31. In diesen erhaltenen Teilen berichtet A. über die wichtigsten Ereignisse unter den Kaisern Constantius II., Julian (gen. ›Apostata‹), Jovian, Valentinian I. und Valens, wobei er der Form nach Reichsgeschichte und Kaiserbiographie verknüpft, aber auch die Ereignisse in der Stadt Rom nicht vernachlässigt. Die zeitgeschichtlichen Teile seines Werkes beruhen zu einem großen Teil auf eigener Anschauung. Im Mittelpunkt seines Werkes steht die Person des Kaisers Julian Apostata (Bücher 14–25). Es wandte sich an den heidnischen Senatsadel in Rom und fand dort – öffentlich vorgetragen – viel Anklang.
A. entstammte wahrscheinlich einer wohlhabenden Familie Antiochias. Mit etwa 20 Jahren trat er in die kaiserliche Leibgarde ein und diente zunächst im Orient. 354 gelangte er nach Gallien und lernte die dortige ständige Gefahr germanischer Einfälle wohl aus eigener Anschauung kennen. 357 ging er wieder in den Vorderen Orient, 363 nahm er am Perserfeldzug Julians teil. Nach dessen Tod kehrte er erst nach Antiochia zurück, um dann 380 nach Rom zu ziehen und dort mit der Abfassung seines Geschichtswerkes zu beginnen.
Die Germanenfeldzüge Julians wie auch die Germanienpolitik seiner Nachfolger werden von A. ausführlich behandelt und stellen einen wichtigen Beitrag für die Frühgeschichte der germanischen Stammesverbände – insbesondere der Franken und Alemannen – dar. Sein Germanenbild reflektiert die zeitlichen Umstände und ist überaus ambivalent. Denjenigen Germanen, die im Dienst des Römischen Reiches stehen, zollt er Anerkennung. Die Germanen, die als Gegner Roms auftreten, möchte er jedoch völlig vernichtet sehen und beschreibt sie klischeehaft als unzivilisierte Horden.