Mährische Pforte

Mährische Pforte (tschech. Moravská brána)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Die M. P. liegt zwischen den Sudeten im Nordwesten und den Karpaten im Osten in einer Senke, die von den Flusstälern der Betschwa (dt. hist., tschech. Bečva) und der Oder gebildet wird. Sie verbindet Mähren mit dem Schlesischen Tiefland (dt. hist., poln. Nizina Śląska). Zugleich ist sie mit 310 m ü. d. M. die Wasserscheide zwischen dem in nördlicher Richtung der Ostsee zufließenden Flusssystem der Oder und dem in südlicher Richtung dem Schwarzen Meer zufließenden Flusssystem der Donau. Die M. P. ist durchschnittlich 10 km breit und insgesamt 75 km lang, sie befindet sich in etwa zwischen den Linien PřerovOstrava und HulínTěšín. Die höchste Erhebung der M. P. ist mit 339 m ü. d. M. der Lučická Stráž bei Lučina. In der M. P. befinden sich gewaltige Ablagerungen des Miozänmeeres, die im Raum von Ostrava die Steinkohlenschichten überlagern und wiederum von Lößlehmen überdeckt werden, welche einen fruchtbaren Ackerboden darstellen. Nach Nordosten hin verbreitert sich das Tal der Oder und geht bei Bohumín (dt. hist. Oderberg) in die oberschlesische Ebene über, welche bereits zu Polen gehört.

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2 Kulturgeschichte

Zur Römerzeit führte mit der Bernsteinstraße einer der wichtigsten Handelswege durch die M. P. Besiedelt wurde ihre Umgebung seit etwa der Mitte des 6. Jh. durch Slawen. Ab ca. 1169 wurde die M. P. planmäßig durch Benediktinermönche aus Großraigern (dt. hist., tschech. Rajhrad) in Südmähren besiedelt. Es entstanden die Orte Špičky (dt. hist. Speitsch) und Hranice (dt. hist. Mährisch Weißkirchen). Im 13. Jh. wurden diese Besitztümer dem Prämonstratenserkloster Hradisch (tschech. Hradisko) bei Olomouc übertragen. Nach dem Mongoleneinfall 1241 wurde das Gebiet durch den Olmützer Bischof Bruno von Schauenburg systematisch mit deutschen Siedlern wiederbesiedelt. Aufgrund der starken Rinderhaltung auf den Wiesen in den feuchten Niederungen bürgerte sich der Name „Kuhländchen“ (tschech. Kravařsko) ein.

1839 wurde mit dem Bau der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn, der ersten großen Eisenbahnlinie Österreichs, durch die M. P. ins Karpatenvorland begonnen, wodurch v. a. die industrielle Entwicklung der Region gefördert wurde. Zum Mittelpunkt der M. P. entwickelte sich Nový Jičín (dt. hist. Neutitschein) mit seiner Hutfabrikation. Weitere wichtige Industriestandorte sind Kopřivnice (dt. hist. Nesselsdorf) mit den Tatra-Automobilwerken (hier wirkte auch Ferdinand Porsche), Fulnek (Textilindustrie), Studénka (dt. hist. Stauding, Waggonfabrik), Lipník nad Bečvou (dt. hist. Leipnik) und Příbor. Das am Nordausgang der M. P. gelegene Ostrava ist mit seinem Steinkohlebergbau die bedeutendste Industriestadt der Region.

(Andrea Schutte)

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