Majdanek

Majdanek

Das Lager M. war nach dem benachbarten Lubliner Stadtteil Majdan Tatarski benannt. Im Gegensatz zu den anderen Vernichtungslagern, die versteckt in dünnbesiedelten Gebieten lagen, war M. im urbanen Milieu angesiedelt und nur 4 km vom Stadtzentrum Lublins entfernt. Eingerichtet wurde es auf einen Befehl Heinrich Himmlers bei seinem Besuch in Lublin am 20.07.1941. Mit der Realisierung des Befehls wurde der SS- und Polizeiführer im Distrikt Lublin, Odilo Globočnik, beauftragt. Es war ursprünglich als zentrales KZ für das Generalgouvernement gegründet worden. Das Lagergelände umfasste 2,7 km² unbebautes Land an der Straße Lublin-Zamość.In den zukünftigen Plänen sollte M. eine Fläche von über 500 ha bei einer gleichzeitigen Belegstärke von 250.000 Menschen aufweisen. Es sollte die zentrale Militärverpflegungsbasis für die im Osten geplanten SS-Dienststellen und -Wirtschaftsunternehmen werden.

Für den Bau und Betrieb der Wirtschaftsunternehmen beschloss die SS, die erwarteten sowjetischen Kriegsgefangenen als Arbeitskräfte einzusetzen. Aufgrund ihres schlechten körperlichen Zustands konnten nur wenige gefangene Rotarmisten als Arbeitskräfte genutzt werden. Wegen der deutschen Misserfolge wurden diese Vorhaben beschränkt. Letztendlich wurden auf einer Fläche von 270 ha insgesamt 280 Lagerobjekte verschiedenster Art errichtet. Das Lager war in fünf Felder aufgeteilt, in denen verschiedene Gruppen von Gefangenen getrennt untergebracht waren. Insgesamt gab es 22 Baracken. In den Baracken konnten zu einem Zeitpunkt insgesamt 25.000 Menschen zusammengepfercht werden.

Die deutschen Lagerkommandanten wechselten häufig, von Oktober 1942 bis September 1943 war es Hermann Florstedt und von September 1943 bis Mai 1944 Martin Weiß. Organisatorisch unterstand das Lager den obersten Behörden der SS und ihren örtlichen Vertretungen sowie der Inspektion Konzentrationslager und dem WVHA unter Leitung von Oswald Pohl. Im September 1943 wurde zusätzlich ein großes Krematorium mit fünf Brennöfen gebaut. Nahezu 500.000 Personen passierten das Lager. Mindestens 250.000 starben (nach anderen Schätzungen 360.000), davon 60 % an Hunger, Erschöpfung, Krankheit und Folter, 40 % wurden in den Gaskammern ermordet oder auf andere Weise hingerichtet. Die erste Gruppe von Gefangenen traf im Oktober 1941 in M. ein, gefolgt von Gruppen aus sowjetischen Kriegsgefangenen- und anderen Konzentrationslagern. Vom Herbst 1941 bis Sommer 1944 erfüllte es unterschiedliche Funktionen, so als Gefangenenlager für sowjetische Kriegsgefangene, als Arbeitslager oder als KZ für zahlreiche polnische politische Häftlinge. Von Herbst 1942 bis Herbst 1943 diente es auch als Vernichtungslager, in dem Juden, aber auch Polen und sowjetische Kriegsgefangene, mit Zyklon B und Kohlenmonoxyd in sieben Gaskammern ermordet wurden. Das Gelände war gleichzeitig eine Erschießungsstätte für jüdische und polnische Häftlinge. So fielen am 03.11.1943 im Rahmen der „Aktion Erntefest“ rund 18.400 Juden der SS zum Opfer. Die in M. ermordeten Juden kamen aus einer Vielzahl von Staaten, die meisten stammten aber aus dem Bezirk Lublin und den Ghettos von Warschau und Białystok. Im Juli 1944 wurde das Lager vor der anrückenden Roten Armee geräumt, die am 22.07. eintraf.

In Polen wurde eine ganze Reihe von Prozessen gegen Angehörige des Lagerpersonals geführt, in Deutschland kam es erst ab 1975 zu einem Prozess in Düsseldorf, der mit einer lebenslänglichen Haftstrafe, sieben weitere Freiheitsstrafen und einem Freispruch endete. Bereits im November 1944 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers das „Staatliche Museum M.“ eingerichtet, das heute eine Dauerausstellung zur Lagergeschichte sowie ein Archiv beherbergt.

(Georg Wurzer)

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