Kvarnerinseln

Kvarnerinseln (kroat. Kvarnerski otoci)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

K. sind eine Inselgruppe in der Bucht des Adriatischen Meeres zwischen der Ostküste Istriens und dem Festland Norddalmatiens. Sie umfasst die „Westlichen K.“ Cres (406 km²), Lošinj (75 km²), Unije (17 km²), Ilovik (6 km²) und Susak (4 km²) zwischen den Meeresstraßen des Kvarner und Kvarnerić sowie die näher der Festlandsküste gelegene Inselkette bestehend aus Krk (409 km²), Rab (91 km²) und Pag (285 km²) samt kleineren unbewohnten Nebeninseln.

Die K. sind wie die im Südosten anschließenden „Dalmatinischen Inseln“ (Dalmatinski otoci) ein Teil des dinarischen Gebirgssystems, das durch parallele Gebirgsketten gekennzeichnet ist, die in nordwestlich-südöstlicher Richtung streichen und aus wasserdurchlässigem Kalkstein und Dolomit bestehen. Zwischen den Gebirgsrücken befinden sich Flyschmulden. Der Küstensaum wurde tektonisch abgesenkt und durch den postglazialen Anstieg des Meeresspiegels um mehr als 50 m überschwemmt, so dass tiefere Flyschmulden nun Buchten und Meeresarme (Canali) bilden. Wo die Flyschmulden nicht vom Meer überschwemmt wurden, ermöglichen sie wegen ihrer wasserstauenden Wirkung innerhalb eines ansonsten süßwasserarmen Gebiets Landwirtschaft und Besiedlung. Das Klima der K. ist infolge der nördlichen Lage großteils nur noch submediterran, so dass sommergrüne Flaumeichen-Orienthainbuchenwälder die am meisten verbreitete natürliche Vegetation waren, bevor sie durch Beweidung, Brenn- und Bauholznutzung seit der Jungsteinzeit zu Buschwald degradiert oder durch Grassteppen ersetzt wurden. Eine für die Anlage von Siedlungen, für den Verkehr und den Tourismus bestimmende Wettererscheinung ist der kalte Fallwind der Bora, die im Kvarner, der von hohen Küstengebirgen umgeben ist, die größte Intensität erreicht und besonders auf der inneren Inselkette stärkste Wirkung entfaltet (Senjska bura).

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2 Kulturgeschichte

Die K. tragen mit Apsorus (heute Osor) auf Cres, Curicum (heute Krk), Arba (heute Rab) und Cissa (heute Caska) auf Pag schon zur Römerzeit bedeutende Siedlungen und spielen auch unter Ostrom und Byzanz, zu welch Letzterem sie bis in die zweite Hälfte des 12. Jh. gehörten, eine wichtige Rolle. So hielt sich auf Veglia (ital., Krk), Arbe (ital., Rab) und Cherso (ital., ital. hist. Cres) die ostromanische, vom Vulgärlatein abgeleitete Sprache des Dalmatischen besonders lange (Ende des 19. Jh.), wobei sie auf Veglia als Vegliotisch bezeichnet wurde. Auch das Glagolitische, die Schrift des Altbulgarischen oder Kirchenslawischen wurde außer auf Istrien auf den K. bis ins 19. Jh. verwendet. Auf Krk findet sich mit der „Tafel von Baška“ (Bašćanska ploća) ihr bedeutendstes Schriftdenkmal. Die anschließende und bis 1797 andauernde venezianische Periode formte die bis heute erhaltenen Altstädte von Veglia, Cherso, Ossero, Arbe und Pago.

Ab dem 19. Jh. fand das rasche Bevölkerungswachstum, das von wirtschaftlichen Rückschlägen wie der Umstellung von Segel- auf Dampfschifffahrt, einem verheerenden Reblausbefall und der fortschreitenden Realteilung begleitet wurde und vom bereits vor der Jahrhundertwende aufkeimenden Tourismus (Lussingrande [ital. Veli Lošinj], Lussinpiccolo [ital. Mali Lošinj] u. a.) nicht kompensiert werden konnte, ein Ventil in der Auswanderung nach Übersee. Der Abwanderung folgte ein Verfall der Kulturlandschaft. In der Zwischenkriegszeit gehörten die „Westlichen K.“ zu Italien, im Zweiten Weltkrieg fanden sich bis auf Pag alle Inseln im Besitz Italiens. Die Angliederung an das kommunistische Jugoslawien hatte einen Exodus zahlreicher Italiener zufolge, nur in der Stadt Krk verblieb eine kleine Minderheit. Italienisch ist jedoch bis heute unter Älteren in Form von Diglossie sowie als Zweit- und Verkehrssprache weit verbreitet. Die Jahrzehnte nach den Zweiten Weltkrieg sahen eine markante Zunahme des Massentourismus, der zum beherrschenden Wirtschaftsfaktor wurde und Siedlung, Verkehr (Brücken, Fähren, Straßen statt Küstenschifffahrt) und Landnutzung grundlegend veränderte. Er bewirkte auch das Ende der Abwanderung. Mit Ausnahme einiger industrieller Aktivitäten im Nahbereich Rijekas (Ölhafen und Petrochemie Omišalj auf Krk) und der nicht unbedeutenden Schafhaltung mit Käseproduktion auf Pag ist der Sommer- und Badetourismus auch nach der Zäsur der jugoslawischen Zerfallskriege wieder die treibende Wirtschaftskraft.

Jordan P. 1998: Beiträge zur Fremdenverkehrsgeographie der nördlichen kroatischen Küste. Klagenfurt. Novosel-Žic P. 1987: Otok Krk. Od trajekta do mosta. Krk. Stražičić N. 1981: Otok Cres. Prilog poznavanju geografije naših otoka. Mali Lošinj. Turk H. 1989: Otok Rab. Uvjeti i rezultati turističke valorizacije. Rab.

(Peter Jordan)

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