Kroatien

Kroatien (kroat. Hrvatska), Kurzform für Republik Kroatien (kroat. Republika Hrvatska).

Inhaltsverzeichnis

1 Statistische Angaben


Lage:
Staat im südlichen Mitteleuropa bzw. in Südeuropa (Mittelmeerraum), grenzt im Osten und Süden an Serbien (Grenzlänge 241 km), Montenegro (25 km), im Südosten an Bosnien und Herzegowina (932 km), im Norden an Slowenien (501 km) und Ungarn (329 km). Die Küstenlänge beträgt 5835 km, davon entfallen 4058 auf die Inseln. Die Fläche des Staatsterritoriums beträgt 56.542 km².
Einwohner (2004):
4.445.079, davon 48,1 % männlich, 51,9 % weiblich; Altersstruktur 0–14 Jahre: 16,4 %, 15–64 Jahre: 67,2 %, 65 Jahre und älter: 16,4 % (2003); Bevölkerungsdichte: 78,6 Einwohner/km²; 5,1 % mit Hauptwohnsitz im Ausland (nach der Volkszählung 2001); 64,1 % im arbeitsfähigen Alter (Männer 15–64, Frauen 15–59, 2003); 63,2 % Beschäftigte (von den Personen im erwerbsfähigen Alter); 18,7 % Arbeitslose; Bevölkerungsentwicklung 1950–2001: 0,35 % jährlich, 1991–2001: –4,2 % jährlich; Nationalitäten (nach der Volkszählung 2001): 3.977.171 Kroaten (89,6 %), 201.631 Serben (4,5 %), 20.755 Bosniaken (0,4 %), 19.636 Italiener (0,4 %), 16.595 Ungarn (0,4 %), 15.082 Albaner (0,3 %), 13.173 Slowenen (0,3 %), 10.510 Tschechen (0,2 %), 9463 Roma (0,2 %), 4926 Montenegriner (0,1 %), 4712 Slowaken (0,1 %), 4270 Makedonier (0,1 %), 116.497 (2,6 %) ohne Angabe u. a.; Ausländeranteil: 1,8 % (2001); Religionszugehörigkeit: 87,8 % Katholiken, 5,5 % orthodoxe Christen, 3,0 % Agnostiker oder Nichtbekennende, 2,2 % Nichtgläubige, 1,3 % Muslime, 0,3 % Protestanten.
Hauptstadt und größere Städte (nach der Volkszählung 2001):
Zagreb (691.724 Einwohner), Split (175.140), Rijeka (143.800), Osijek (90.411). Zadar (69.556), Slavonski Brod (58.642), Pula (58.594), Karlovac (49.082).
Währung: 1 Kuna (K) = 100 Lipa (lp)
Wappen:
left
Das Staatswappen zeigt einen rotsilbernen Schachbrettschild (historisch erstmals 1499 belegt), über den sich eine Krone mit den Wappen der Landesteile Altkroatien (Illyrien), Dalmatien, Dubrovnik, Istrien und Slawonien spannt.
Flagge:
left
Symbol des Wappens vor dem Hintergrund einer längsgestreiften Trikolore in den Farben Rot, Weiß und Blau und in den Proportionen 1:2 (Breite:Länge).
Hymne: Lijepa naša domovino (http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Hymne_HR.mp3) („Unsere schöne Heimat“) aus der Zeit der nationalen „Wiedergeburt“, der Text wurde vom Dichter Antun Mihanović (1796-1861) verfasst, die Musik vermutlich von Josip Runjanin (1821-78) komponiert.
Feiertage:
Staatliche Feiertage: 1. Januar (Neujahr), 22. Juni "Tag des antifaschistischen Kampfes" (Dan antifašističke borbe), 25. Juni "Tag der Staatlichkeit" (Dan državnosti), 5. August "Tag der heimatlichen Dankbarkeit" (Dan pobjede i domovinske zahvalnosti), 8. Oktober "Unabhängigkeitstag" (Dan neovisnosti); sonstige Feiertage: 6. Januar (Dreikönigstag), Ostersonntag und -montag (beweglich), 1. Mai (Tag der Arbeit), 15. August (Mariä Himmelfahrt), 1. November (Allerheiligen), 24. Dezember (Heiligabend), 25. Dezember und 26. Dezember (1. und 2. Weihnachtsfeiertag).
Zeit: Mitteleuropäische Zeit
Staatssprache: Kroatisch
Staatsform: Republik
Staatsoberhaupt: Präsident (derzeit Stipe Mesić)
Regierungschef: Ministerpräsident (derzeit Ivo Sanader)
Politische Parteien:
Demokratski centar (DC, „Demokratisches Zentrum), Hrvatska demokratska seljačka stranka (HDSS, „Kroatische Demokratische Bauernpartei“), Hrvatska demokratska zajednica (HDZ, „Kroatisch-Demokratische Gemeinschaft“), Hrvatska narodna stranka (HNS, „Kroatische Volkspartei“), Hrvatska seljačka stranka (HSS, „Kroatische Bauernpartei“), Hrvatska socijalno-liberalna stranka (HSLS, „Kroatische sozial-liberale Partei”), Hrvatska stranka prava (HSP, „Kroatische Partei des Staatsrechts“), Hrvatska stranka umirovljenika (HSU, „Kroatische Partei der Rentner“), Istarski demokratski sabor (IDS, „Istrische Demokratische Vereinigung“), Liberalna stranka (LS, „Liberale Partei“), Međimurski demokratski savez (MDS, „Demokratisches Bündnis des Međimurje“), Primorsko-Goranski savez (PGS, „Bündnis von Primorje - Gorski Kotar”), Samostalna demokratska srpska stranka (SDSS, „Unabhängige Demokratische Serbische Partei“), Socijaldemokratska partija Hrvatske (SDP, „Sozialdemokratische Partei Kroatiens“), Stranka demokratske akcije (SDA, „Partei der demokratischen Aktion“), Stranka liberalnih demokrata (LIBRA, „Partei der liberalen Demokraten“), unabhängige Abgeordnete.
Bruttoinlandsprodukt (2005): 28,592 Mrd. US-Dollar, pro Kopf der Bevölkerung: 6435 US-Dollar
Bruttosozialprodukt (2005): 38,276 Mrd. US-Dollar, pro Kopf der Bevölkerung: 8612 US-Dollar
Auslandsverschuldung (2005): 8,645 Mrd. US-Dollar
Haushaltsdefizit (2005): 267,3 Mio. US-Dollar (0,9 % des BIP)
Außenhandel (2005):
Importe: 18,456 Mrd. US-Dollar: 29,6 % Transportmittel, 16,6 % Güter und verschiedene Fertigungserzeugnisse, 13,6% Rohstoffe und -erzeugnisse; Hauptlieferländer: 16,0 % Italien, 14,8 % Deutschland, 9,1 % Russland, 6,8 % Slowenien, 5,7 % Österreich; Exporte: 8,772 Mrd. US-Dollar: 32,9 % Transportmittel, 19,1% Güter und verschiedene Fertigungserzeugnisse, 15,1 % Rohstoffe und -erzeugnisse; Hauptabnehmerstaaten: 21,1 % Italien, 14,3 % Bosnien und Herzegowina, 10,6 % Deutschland, 8,1 % Slowenien sowie 7,1 % Österreich.
Mitgliedschaften:
Adriatic-Ionian Initiative (IAA), Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria (A-A), Central European Initiative (CEI), Danube Co-operation Process (DCP), Europarat, European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), International Monetary Fund (IMF), Inter-Parliamentary Union (IPU), Interpol, OSZE, Stabilitätspakt für Südosteuropa, UNO, Weltbank, World Trade Organization (WTO).


Anmerkung der Redaktion: Stand der statistischen Angaben ist, wenn nicht anders vermerkt, das Publikationsdatum des Artikels.

2 Geographie

2.1 Naturraum

Das Gebiet K.s gliedert sich nach naturräumlichen Kriterien deutlich in drei Teile: (1) in den Anteil am Pannonischen Becken, (2) in die Innenzone des Dinarischen Gebirges und den Hochkarst sowie (3) in den adriatischen Küstensaum.

Der kroatische Anteil am Pannonischen Becken besteht überwiegend aus grundwasserreichem, fruchtbarem Tief-, Hügel- und Mittelgebirgsland mit günstigen Voraussetzungen für Landwirtschaft und Siedlung, wenn man von sumpfigen Augebieten an den Flüssen absieht. Es gliedert sich in die großen Teillandschaften der Drauniederung (Podravina), der Mittelgebirge zwischen Drau und Save, der „Saveniederung“ (Posavina) und des „Kulpabeckens“ (Pokuplje).

Daran schließt im Südwesten das Dinarische Gebirge, das aus drei großen, in nordwestlich-südöstlicher Richtung streichenden Längszonen besteht, an. Die Innenzone des Dinarischen Gebirges und der Hochkarst bieten Landwirtschaft und Siedlung nur ungünstige Voraussetzungen.

Im adriatischen Küstensaum K.s zu Füßen der oft steil abfallenden Ketten der Küstengebirge bestimmt zumeist ein regelmäßiger Wechsel von Kalkrücken und Flyschmulden in nordwestlich-südöstlicher Streichungsrichtung die Landschaft. Lediglich der Liburnische Rücken mit dem Bergstock Učka gora (ital. Monte Maggiore) im östlichen Teil der Halbinsel Istrien stellt sich dazu quer. Die tiefer gelegenen Flyschmulden gerieten durch tektonische Senkungen und den postglazialen Anstieg des Meeresspiegels um mehr als 50 m unter das Meeresniveau, wodurch sich die für die kroatische Küste charakteristischen schmalen Meeresarme (Canali) und Inselketten mit 1185 Einzelinseln bildeten. Mit Ausnahme der wasserstauenden Flyschmulden leiden Landwirtschaft und Siedlung des Küstensaums an Wassermangel. Wichtige Teilgebiete des Küstensaums sind Istrien, Kvarner und Dalmatien.

K. ist arm an natürlichen Seen: Zu nennen sind der See von Vrana (Vransko jezero), die Plitvicer Seen (Plitvička jezera) sowie der „Blaue“ bzw. „Rote See” (Modro bzw. Crveno jezero).

Fast zwei Drittel (58 %) des Territoriums entwässert zum Schwarzen Meer, nur ein Drittel in die Adria (u. a. Mirna, Zrmanja, Krka, Cetina). Der tektonisch bedingten Höhenstufung der Landoberfläche K.s entspricht auch eine Gliederung in drei Klimazonen.

Im kroatischen Anteil am Pannonischen Becken herrscht gemäßigt kontinentales Klima. Mit Ausnahme der etwas kühleren Mittelgebirgsrücken werden mittlere Julitemperaturen von 21 °C, im Osten von 22 °C erreicht. Die mittlere Temperatur im Januar liegt zwischen 0 und –2 °C. In den Becken der Niederungen können sich im Winter Kaltluftseen bilden. Die doch starken Jahresschwankungen der Temperatur (21–24 °C) geben der Region einen kontinentalen Charakter. Die Niederschlagsmenge sinkt mit wachsender Entfernung vom dinarischen Gebirgsraum von Werten zwischen 1000 mm und 1500 mm (Banija, Kordun) auf unter 700 mm (Baranja und Sirmien [kroat. Srijem, serb. Srem]), wobei sich das Niederschlagsmaximum vom Spätherbst in den Mai und Juni verlagert. Die an sich geringe Niederschlagsmenge in den Gebieten von Baranja und Sirmien kommt somit zu einem großen Teil der Vegetationsperiode zugute. Trotzdem gibt es in heißen Sommern Trocken- und Dürreperioden.

Der Hochkarst und die innere Zone des Dinarischen Gebirges weisen ein der jeweiligen Höhenlage entsprechendes Bergklima auf. Es ist dort zu allen Jahreszeiten kühler als im Pannonischen Becken und im Küstensaum (Julimittel unter 20 °C; Januarmittel unter 0 °C, in den sog. Poljen unter –2 °C). Die hochgelegenen Gebiete empfangen außerdem zu allen Jahreszeiten, besonders aber im Herbst reichlich Niederschläge. Der besonders in der Region Gorski kotar (mehr als 3200 mm), im nördlichen Velebit (mehr als 2800 mm) und im Hinterland von Dubrovnik (mehr als 2000 mm) außerordentliche Niederschlagsreichtum ist eine Folge der Funktion des Hochkarsts als erste große Barriere für die mit Westwinden vom Meer herangeführten feuchten Luftmassen, die an seinen steilen Südwesthängen zum Aufsteigen und Abkühlen gezwungen werden. Die Schneedecke hält in höheren Lagen 40–149 Tage an.

Im Bereich des Küstensaums, der landwärts zumeist durch steile Bergflanken begrenzt ist und damit im Nordosten auch eine scharfe Klimagrenze hat, herrscht mediterranes bis submediterranes Klima. Es ist durch warme Sommer (Julimittel 22–26 °C), milde Winter (Januarmittel 5–8 °C) – damit geringe Jahresamplituden der Monatsmittel – und Niederschläge von teilweise weniger als 1500 mm bei einem Maximum im Herbst (nach Süden zu stärker ausgeprägt) gekennzeichnet. Das Niederschlagsmaximum im Spätherbst und die Tatsache, dass die Niederschläge im Sommer häufig nur in Form kurzer und heftiger Regengüsse fallen, tragen gemeinsam mit der doch starken sommerlichen Erwärmung und dem durch den Karst bedingten Mangel an Grundwasser zu Trockenheit und Wassermangel gerade in jenen Zeiten bei, in denen Wasser in der Landwirtschaft und im Tourismus am meisten gebraucht wird. Eine für die Küste typische Wettererscheinung ist der für Vegetation, Siedlung und Wirtschaft bedeutsame kalte Fallwind Bora. Er stürzt sich v. a. im Winter, manchmal aber auch im Sommer mit Geschwindigkeiten von bis zu 90 km/h von den Ketten der Küstengebirge ins Meer. Seine periodischen Windstöße erzeugen am Meer eine Salzwassergischt, welche die Böden der Festlandsküste und der Inseln versalzt. Die starken Windböen können den Schiffsverkehr, aber auch den Straßenverkehr zum Erliegen bringen. Ältere Siedlungen und Häfen befinden sich in von der Bora geschützten Lagen.

Das natürliche Pflanzenkleid des Anteils K.s am Pannonischen Becken war durch Eichen-Hainbuchen-Wälder im Hügelland und Eichenwälder bzw. Waldsteppen (im Nordosten) sowie durch große azonale Auwälder in den Flussniederungen geprägt, ehe es seit dem Mittelalter einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung unterzogen wurde. Sie verwandelte besonders Slawonien, aber auch große Teile Mittelkroatiens mit Ausnahme der Mittelgebirge in Kultursteppen. Auch die Auwälder und Feuchtgebiete wurden durch Flussregulierungen stark reduziert und zumindest in Dauergrünland, wenn nicht in Ackerland umgewandelt.
Die hochgelegene und niederschlagsreiche Innenzone des Dinarischen Gebirges und der Hochkarst tragen submontane, montane und in den höchsten Lagen subalpine Vegetation. In den submontanen Lagen der Becken und Poljen fanden sich ursprünglich Eichen-Hainbuchen-Wälder, in der montanen Höhenstufe Buchenwälder und montane Mischwälder aus Buche, Tanne und Fichte, in der subalpinen Stufe Sträucher und Rasen mit Krummholz (v. a. Latschen-/ Bergkiefer). Vom Kamm der Küstengebirge landeinwärts hat sich der Waldbestand in den höheren Lagen in großer Dichte erhalten, in Becken und Poljen wurde er überwiegend durch Weiden ersetzt. Ackerbau wird nur an wenigen Stellen betrieben.

Der adriatische Küstensaum war ursprünglich von mediterraner und submediterraner Vegetation geprägt. Durch das intensive Einwirken des Menschen seit dem Neolithikum (Beweidung, Rodungen für Brenn- und Bauzwecke) sind die ursprünglichen Pflanzengesellschaften dieser Vegetationszonen, der immergrüne Steineichenwald (Quercetum ilicis) bzw. der sommergrüne Flaumeichen-Orienthainbuchenwald (Carpinetum orientalis adriaticum) aber nur noch in kleinen Restbeständen oder in ihren Degradationsstadien (wie der Macchie) zu finden. Schon seit dem Mittelalter und besonders seit dem 19. Jh. wurde aber auch wieder aufgeforstet, besonders mit Aleppokiefern (Pinus halepensis), Schwarzföhren (Pinus nigra, subspecies dalmatica), Seestrandkiefern (Pinus maritima) und Zypressen (Cupressus sempervirens). Lokal begrenzte Bestände dieser Arten bestimmen heute neben den ausgedehnten Schafweiden, z. T. überwachsen mit Sekundärvegetation, weithin die Bodenbedeckung des Küstensaums. Acker- und Weinlandnutzung sowie Olivenhaine wurden als Folge der starken Abwanderung seit dem späten 19. Jh. drastisch reduziert.

K.s Rohstoff- und Energiebasis ist sehr begrenzt. Die bedeutendsten im Lande vorkommenden Rohstoffe sind Erdöl (Fördermenge 1,2 Mio. t 2003), Erdgas (2852 Mio. m³ 2001) und Bauxit (9800 t 2001).

K. entsprach nie dem ungünstigen Umweltimage der ehemals kommunistischen Staaten. In K. blieb die Luftverschmutzung begrenzt auf größere städtische Agglomerationen und Industriezentren wie Zagreb, Osijek, Rijeka, Šibenik. Die Gewässerverschmutzung der großen Flüsse (Save, Drau) hat eher in anderen Ländern ihren Ursprung als in K. selbst.

Die Küstengewässer sind weniger verschmutzt als an der italienischen Küste mit Ausnahme der Westküste Istriens und des Nahbereichs größerer Küstenstädte und Häfen (Rijeka, Šibenik, Split, Ploče). Bedeutend ist nur die Bodenerosion durch Wasser und Wind. Sie erfasst große Teile des Karstgebiets der Dinarischen Zone mit ihren flachgründigen Böden auf Kalkstein, die Starkregen und dem heftigen Fallwind Bora ausgesetzt sind. 21.755 km² bzw. 38,4 % der Landesfläche K.s sind von Wassererosion bedroht. Obwohl große und spektakuläre Umweltschäden fehlen, zeigen sich in K. doch viele kleine Umweltprobleme von lokaler Bedeutung. Dazu zählen v. a. die unsachgemäße und unorganisierte Abfalllagerung und Abwasserbeseitigung, außerdem der Landschaftsverbrauch durch die Anlage von Zweithaussiedlungen besonders an der Küste, aber auch im Umland der großen Städte im Binnenland, v. a. Zagrebs.

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2.2 Bevölkerung

K. hatte nach dem Zweiten Weltkrieg und bis zur jüngsten Volkszählung den mit Abstand geringsten relativen Bevölkerungszuwachs unter den Nachfolgestaaten Jugoslawiens – v. a. eine Folge der niedrigen Fruchtbarkeits- (2001: 1,4 Geburten pro Frau) und Geburtenrate (2001: 0,9 ‰) und des in erster Linie deswegen geringen natürlichen Bevölkerungswachstums, nur in zweiter Linie auch eine Folge des insgesamt negativen Wanderungssaldos. Zwischen 1981 und 2001 schrumpfte die Bevölkerung um 3,5 %.

K. ist in Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung alles andere als eine homogene Einheit. Die wichtigsten und auch räumlich differenzierend wirkenden Faktoren der Bevölkerungsentwicklung sind seit dem Zweiten Weltkrieg Urbanisierung, Litoralisierung, Gastarbeit und Auswanderung.

Das in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg noch ländlich geprägte K. hat heute einen Verstädterungsgrad erreicht, der mit 58 % (2001) etwas geringer als in den traditionell städtischen Gebieten Mitteleuropas ausfällt. Die Zahl der Großstädte im Sinne von Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern wuchs von 1948 bis 2001 von eins (Zagreb: 314.669 Einwohner) auf drei (Zagreb, Split, Rijeka). Dies ging v. a. auf Kosten der kleinen Siedlungen und hinterließ im ländlichen Raum tiefe Spuren in Form verlassener Ortschaften und überalterter Dorfbevölkerungen mit den Folgen eines weiteren Geburtenrückgangs und wirtschaftlicher Peripherisierung. Ein zweites, räumlich stark differenzierendes Element der Bevölkerungsentwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jh. war der Aufholprozess des kroatischen Küstensaums. Insbesondere dessen südlicher, dalmatinischer Abschnitt war im 19. Jh. durch die Konservierung eines wirtschaftshemmenden Feudalsystems, Verzögerungen im Ausbau des Schienenverkehrs, den Bedeutungsverlust der vielen kleinen Häfen als Folge der Umstellung von der Segel- auf die Dampfschifffahrt und durch Krisen im Weinbau zu einer rückständigen Region herabgesunken, die eine besonders hohe Abwanderungsrate aufwies. Durch forcierte Industrialisierung besonders im Bereich der Hafenstädte, den Ausbau des Verkehrsnetzes (die Errichtung der Küstenstraße und die Anbindung Dalmatiens an das mitteleuropäische Eisenbahnnetz) und den Aufschwung des Massentourismus gelang es teilweise schon in der Zwischenkriegszeit, v. a. aber nach dem Zweiten Weltkrieg, diese Region an das Niveau Mittelkroatiens und Slawoniens heranzuführen und ihr schließlich sogar den Nimbus einer Entwicklungsfront zu geben. Dies hatte die Umkehrung der negativen Bevölkerungsentwicklung im Küstensaum, selbst auf vielen Inseln, zur Folge. Dennoch sind von den 67 ehemals besiedelten Inseln heute nur noch 47 bewohnt.

Die kroatische Adriaküste, besonders Dalmatien, bildete ab dem Ende des 19. Jh. aus den oben beschriebenen Gründen eines der Hauptgebiete der Auswanderung aus den Ländern der Habsburgermonarchie. Als es Anfang der 1960er Jahre in den Industrieländern Mittel- und Westeuropas zu einem Mangel an Arbeitskräften gekommen war und K. zugleich über einen Arbeitskräfteüberschuss verfügte, setzte 1963 mit der Gastarbeit im Ausland die damals neue Form einer zeitlich begrenzten Emigration ein. K. gehörte zu den frühen Herkunftsgebieten der Gastarbeiterwanderung aus dem ehemaligen Jugoslawien. Auf deren Höhepunkt im Jahre 1971 kamen 33,4 % aller im Ausland tätigen Jugoslawen aus K. Nach 1973 gingen Zahl und Anteil der kroatischen Gastarbeiter zurück.

V. a. aus den Gebieten Lika, Kordun, dem Hinterland Dalmatien und Posavina in Slawonien kamen die meisten Gastarbeiter. Die größten wirtschaftlichen Rückwirkungen hatte die Gastarbeit auf den Tourismus an der kroatischen Küste, wo viele Gastarbeiter ihre Ersparnisse investierten und ihr im Ausland erworbenes Know-how nutzbringend anwandten.

Aus den genannten Gründen ergibt sich in K. heute eine Bevölkerungsverteilung, die durch einen Ballungsraum um Zagreb, zwei Verdichtungs- und Wachstumsachsen entlang von Save und Adriaküste und eine „zentrale Peripherie“ im Bereich des Hochkarsts und der Innenzone des Dinarischen Gebirges gekennzeichnet ist. Die „zentrale Peripherie“ weist örtlich Entvölkerungserscheinungen auf, an der Grenze zu Bosnien und Herzegowina zeigen sich zudem die Folgen der Kriege in den Jahren 1992–95, wo teilweise ein Bevölkerungsaustausch und im Ergebnis ein Bevölkerungshomogenisierung erfolgte.

Die südslawische Sprache Kroatisch gilt heute als die Standardsprache und einzige Amtssprache des Landes. Sie wird von 96,1 % der Bevölkerung (2001) als Muttersprache verwendet.

Das Serbische als ein weiteres Zerfallsprodukt des Serbo-Kroatischen oder Kroato-Serbischen wird heute nach offiziellen kroatischen Angaben von 1 % der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen, doch ist anzunehmen, dass die rd. 201.631 (4,5 % der Gesamtbevölkerung) im Land verbliebenen bzw. ins Land zurückgekehrten Serben (1991 noch 581.663 oder 12,2 %) ihre Sprache de facto nicht gewechselt haben. Serben finden sich heute wieder (allerdings in geringerer Zahl als vorher) in Westslawonien und in den Grenzgebieten zu Bosnien und Herzegowina, v. a. Banija, Kordun, Lika und dem dalmatinischen Hinterland, aus denen sie 1995 vertrieben worden waren, im sog. Donaugebiet (Podunavlje) um Osijek, Vinkovci und Vukovar sowie (auch deutlich reduziert) in den größeren Städten ganz K.s.

Zu den kleineren autochthonen Sprachminderheiten zählt das 2001 von 0,5 % der Bevölkerung K.s als Muttersprache gesprochene Italienische. Es ist v. a. an der Westküste Istriens verbreitet, punktuell in und um Rijeka. Als Sprache der früheren venezianischen Oberschicht der östlichen Adriaküste mit hohem Prestige behaftet, wird es als Verkehrssprache über den Kreis derer hinaus verwendet, die sich als ethnische Italiener bekennen. Auch das Ungarische und das Tschechische wird von kleinen autochthonen Sprachgruppen in der Größe von 0,3 bzw. 0,2 % der Gesamtbevölkerung (2001) gesprochen. Das Ungarische ist v. a. in der bis 1919 zu Ungarn gehörenden Region Baranja und im geringerem Maße südlich davon in anderen Teilen des Donaugebiets verbreitet, das Tschechische in Westslawonien um Daruvar.
Die übrigen Sprachminderheiten mit Anteilen von 0,1 bis 0,3 % der Gesamtbevölkerung (Albanisch, Slowenisch, Bosnisch, Romani) werden bis auf die Letztere durch jüngere Zuwanderergruppen repräsentiert.

Die Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche ist ein wesentliches Identitätsmerkmal der Kroaten, die sich aufgrund ihrer Geschichte als „Bollwerk“ des lateinischen Christentums verstehen. 87,8 % der Gesamtbevölkerung (2001) und fast alle ethnischen Kroaten sind römisch-katholisch. Der Anteil Bekenntnisloser ist in K. mit 5,2 % (2001) deutlich geringer als in vielen anderen ehemals kommunistischen und auch westlichen Ländern Europas. Trotz dieser faktischen Dominanz der römisch-katholischen Kirche, die auch im öffentlichen Leben deutlich sichtbar wird, garantiert die Verfassung die Religionsfreiheit und verpflichtet den Staat zu religiöser Äquidistanz. Die römisch-katholische Kirche ist in K. organisatorisch in drei Erzdiözesen (Riječka, Splitsko-Makarska, Zagrebačka nadbiskupija) mit zehn Diözesen gegliedert; die Diözese Đakovo und Sirmien (Đakovačka i Srijemska biskupija) der Erzdiözese Zagreb umfasst ganz Sirmien. Für eine Gruppe von etwa 37.174 unierten oder griechischen Katholiken, die kirchenrechtlich Teil der römischen Kirche sind, aber den orthodoxen Ritus pflegen, ist die Eparchie von Križevci mit Sitz in Zagreb eingerichtet, die außer K. auch Slowenien, Bosnien und die Herzegowina sowie die Woiwodina (serb. Vojvodina) umfasst. Die meisten griechisch-katholischen Pfarren bestehen im Uskokengebirge (kroat. Žumberačka gora, slowen. Gorjanci) westlich von Zagreb und im östlichen Slawonien. Zu den Katholiken zählen in K. auch noch die italienische Minderheit und jeweils ein Großteil der ungarischen und tschechischen autochthonen Minderheiten.

Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft K.s ist mit 4,4 % der Gesamtbevölkerung (2001) die serbisch-orthodoxe Kirche. Sie entspricht im Wesentlichen den in K. nach 1995 verbliebenen oder wieder zurückgekehrten Serben. Es handelt sich dabei um eine Gruppe, die sich nach dem Zurückweichen des Osmanischen Reiches hinter die Save–Una–Linie als Flüchtlinge aus dem Osmanischen Reich unter der Ägide Wiens bzw. Venedigs im Bereich der Österreichischen (kroat./serb. Vojna kraijna) und Venezianischen Militärgrenze angesiedelt hat und dort bis zur Auflösung der Militärgrenze 1878 bzw. 1881 die Funktion von Grenzwächtern gegen das Osmanische Reich wahrnahm. Ethnisch vermutlich heterogenen Ursprungs verband sie die Zugehörigkeit zur serbischen Kirche. Im Sinne der serbisch-orthodoxen Kirche wirkt in K. die Metropolie Zagreb-Ljubljana mit Sitz in Zagreb, dem die Eparchien Slawonien mit Sitzen in Daruvar und Pakrac (Eparhija slavonska), „Essegerfeld“ und Baranja (Eparhija osječkopoljska i baranjska) mit Sitz in Dalj, Sirmien mit Sitz in Sremski Karlovci (Eparhija sremska), „Oberkarlstadt“ (Eparhija gornjokarlovačka) mit Sitzen in Karlovac und Topusko, Dalmatien (Eparhija dalmatinska) mit Sitz in Šibenik und Zahumlje und Herzegowina (Eparhija zahumsko-hercegovačka) mit Sitzen in Mostar und Trebinje zugeordnet sind.

Bei den mit 1,3 % der Gesamtbevölkerung (2001) ausgewiesenen Muslimen handelt es sich überwiegend um Kriegsflüchtlinge aus Bosnien und Herzegowina, daneben um in K. lebende Albaner bzw. Kosovo-Albaner, nicht um größere autochthone Gruppen.

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2.3 Staat und Gesellschaft

Die am 22.12.1990 in Kraft getretene Verfassung wurde mehrfach, zuletzt 2001, revidiert. Sie definiert K. als einheitlichen, unteilbaren, demokratischen und sozialen Staat. Angehörigen aller Nationen und Minderheiten wird das Recht gewährt, ihre Identität auszudrücken, ihre Sprache und Schrift zu gebrauchen und kulturelle Autonomie zu pflegen. Die kroatische Sprache und die Lateinschrift sind landesweit amtlich. Daneben können in einzelnen lokalen Verwaltungseinheiten andere Sprachen und Schriften verwendet werden, wenn dies eigene gesetzliche Bestimmungen vorsehen. Gewissensfreiheit sowie das freie Bekenntnis zu einer Religion oder anderen Überzeugungen werden garantiert. Den vom Staat geschützten und unterstützten Religionsgemeinschaften ist es erlaubt, in Übereinstimmung mit dem Gesetz öffentlich Gottesdienste abzuhalten, Schulen, andere Bildungseinrichtungen und Institutionen, soziale und Wohlfahrtseinrichtungen zu betreiben.

Die Staatsform ist die einer präsidialen Republik mit Mehrparteiensystem. Als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte fungiert der auf fünf Jahre direkt gewählt Präsident (einmalige Wiederwahl möglich). Seine ursprünglich weit reichenden Vollmachten wurden 2000 zugunsten des Parlaments (Sabor) beschränkt, das seit 2001 mit dem Repräsentantenhaus (Zastupnički dom) identisch ist. Die zweite Parlamentskammer, das Oberhaus oder Haus der Gespanschaften (Županijski dom) wurde mit Gesetz vom 28.3.2001 aufgelöst. Das Parlament bildet die Legislative und besteht aus mindestens 100 und nicht mehr als 160 Abgeordneten (derzeit 152), die auf vier Jahre nach den Grundsätzen der Verhältniswahl (mit 5 %-Klausel) gewählt werden. Nach dem Gesetz vom 19.12.2002 wählen die nationalen Minderheiten in einem eigenen, territorial nicht gebundenen Wahlkreis acht Abgeordnete (drei Vertreter der Serben, je einen Vertreter der Ungarn, Italiener, Tschechen und Slowaken, je einen Vertreter weiterer kleiner Minderheiten mit „Mutternationen“ außerhalb des bzw. im ehemaligen Jugoslawien). Auch die Auslandskroaten verfügen über einen eigenen, territorial nicht gebundenen Wahlkreis. Die Zahl ihrer Mandate richtet sich nach der Wahlbeteiligung (maximal 14). Die Regierung unter Vorsitz des Ministerpräsidenten wird vom Parlament berufen und ist ihm gegenüber verantwortlich.

Die seit 1963 bestehende Verfassungsgerichtsbarkeit wurde per Gesetz vom 21.3.1991 grundlegend reformiert. Die Zuständigkeit des Verfassungsgerichts (elf Richter, vom Repräsentantenhaus für acht Jahre gewählt, mit der Möglichkeit einer Wiederwahl) erstreckt sich über die Normenkontrolle hinaus auch auf Verfassungsbeschwerden wegen Grundrechtsverletzungen durch Einzelakte der öffentlichen Gewalt.

Die Rechtsprechung wird durch vier Fachgerichtsbarkeiten ausgeübt. Für ordentliche Zivil- und Strafsachen sind in erster Instanz 90 Gemeindegerichte und in zweiter Instanz 21 Gespanschaftsgerichte, für Militärstrafsachen zwei Militärgerichte, für handelsrechtliche Streitigkeiten in erster Instanz acht Handelsgerichte und in zweiter Instanz das „Hohe Handelsgericht“ (Visoki trgovački sud), für den gerichtlichen Verwaltungsrechtsschutz das Verwaltungsgericht (Upravni sud) zuständig. Der Instanzenzug führt in allen Fachgerichtsbarkeiten letztlich zum Obersten Gericht (Vrhovni sud), dem allein auch die Befugnis zusteht, auf eine entsprechende Richtervorlage hin ein konkretes Normenkontrollverfahren beim Verfassungsgericht (Ustavni sud) zu beantragen. Der „Staatliche Justizrat“ (Državni sudski vijeće) besteht aus einem Präsidenten und 14 Mitgliedern, die vom Parlament für acht Jahre gewählt werden. Dieser nominiert die Staatsanwälte und ernennt die unabhängigen Richter (auf Lebenszeit).

Die größten der nach den Wahlen vom 23.11.2003 im Parlament vertretenen Parteien sind: die HDZ mit 66 Mandaten und einem christlich-sozialen, konservativen Programm, die SDP mit 34 Mandaten, HSS mit zehn Mandaten als Nachfolgerin der Partei von Stjepan Radić in der Zwischenkriegszeit, die HNS mit zehn Mandaten und einer liberalen und antiklerikalen Linie, die HSP mit acht Mandaten, sie ist wie die HSS die Wiedergründung einer vorkommunistischen traditionellen Partei mit einer kroatisch-nationalistischen Ausrichtung sowie IDS mit vier Mandaten, die sich für die regionale Autonomie Istriens einsetzt. Die übrigen Mandate verteilen sich auf Kleinparteien, von denen keine mehr als drei Sitze im Parlament hat.

Die größten Gewerkschaftsverbände sind der „Bund Autonomer Gewerkschaften K.s“ (Savez samostalnih sindikata Hrvatske) mit etwa 210.000 Mitgliedern und 60.000 Anhängern, deren Interessen sie ebenfalls vertritt, die „Kroatische Gewerkschaftsvereinigung“ (Hrvatska udruga sindikata) mit ca. 200.000 Mitgliedern, die „Vereinigung der Arbeitergewerkschaften K.s“ (Udruga radničkih sindikata Hrvatske) und die „Konföderation Unabhängiger Gewerkschaften K.s“ (Konfederacija nezavisnih sindikata Hrvatske) mit etwa 40.000 Mitgliedern.

Nach der Unabhängigkeit K.s im Jahr 1991 wurde mit Gesetz vom 29.12.1992 eine grundlegende Reform des gesamten subnationalen Verwaltungssystems durchgeführt.
Sie etablierte ein zweistufiges System aus 21 Gespanschaften (Županije), 124 Städte und 426 Gemeinden (Općine), wobei die Verwaltungseinheit Stadt Zagreb einer Gespanschaft gleichgestellt wurde. Die regionale Ebene der Gespanschaften mit einer durchschnittlichen Größe von 2700 km² und einer durchschnittlichen Einwohnerzahl von ca. 210.000 verbindet Selbstverwaltung mit dekonzentrierter Staatsverwaltung. Beschlussorgan der Selbstverwaltung ist die von der Bevölkerung gewählte Gespanschaftsversammlung (Skupština županje). Der Župan wird dagegen von der Regierung eingesetzt, vertritt den Staat und übt die Kommunalaufsicht aus. In den Gemeinden besteht ausschließlich Selbstverwaltung, die von gewählten Gemeinderäten und Bürgermeistern ausgeübt wird. Die örtlichen Minderheiten haben Anspruch auf eine ihrem Bevölkerungsanteil entsprechende Vertretung. Die ursprünglich in den Gebieten der serbischen Minderheit (Glina und Knin) eingerichteten zwei Bezirke (Kotari) sollten den Serben Selbstverwaltung auf einer unteren regionalen Ebene gewähren. Sie wurden 1996 wieder aufgehoben, außerdem wurde diese Korrektur der Verwaltungsgliederung zum Anlass genommen, die Gespanschaftsgrenzen im Raum Zagreb zu verändern und die Zahl der Gemeinden von 488 auf 416 zu reduzieren. Mit 7.2.1997 wurden die Gespanschaftsgrenzen erneut verändert, v. a. in ehemals serbischen Siedlungsgebieten und wieder im Raum Zagreb (die Zahl der Gemeinden stieg inzwischen auf 426).

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2.4 Wirtschaft

Der heutige Anteil (2003) von 16,2 % landwirtschaftlich Erwerbstätiger an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen, im mitteleuropäischen Vergleich immer noch hoch, ist der vorläufige Zwischenstand einer radikalen Landflucht, die in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg als Folge einer umfassenden Industrialisierung einsetzte. 1953 lag der Anteil landwirtschaftlich tätiger Bevölkerung noch bei 60,9 %. Zum Bruttoinlandsprodukt trägt die Landwirtschaft heute (2003) nur noch 6,9 % bei. Es überwiegen Betriebe mit weniger als 10 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (= Nebenerwerbslandwirtschaften für die Eigenversorgung), größere Betriebe gibt es fast nur in Slawonien. V. a. dort, dazu noch in Teilen Mittel- und Nordkr.s konzentriert sich der marktorientierte Ackerbau, dessen wichtigste Anbaufrüchte Mais, Weizen, Luzerne, Gerste Kartoffel, Zuckerrübe, Sonnenblume, Sojabohne und Tabak sind. In den Hügelländern des Pannonischen Beckens kommen dazu noch Obst (v. a. Pflaumen und Äpfel) und Wein (besonders im Gebiet von Zagorje), in Drau- und Saveniederung auch Gemüse. Auch die Viehwirtschaft hat ihr Zentrum v. a. in Slawonien. Es dominiert die Stallhaltung von Schweinen in Verbindung mit dem Anbau von Silomais. Nach Nordwesten hin nimmt der Anteil der Rinderhaltung zu.

Die übrigen Teile K.s sind mit lokalen Ausnahmen landwirtschaftlich nur noch extensiv genutzt. Dies ist einerseits auf die ungünstigeren Naturbedingungen (Wassermangel, Mangel an tiefgründigen Böden, Erosionserscheinungen), andererseits auf Abwanderung und (an der Küste) die besseren Beschäftigungs- und Verdienstmöglichkeiten im Tourismus zurückzuführen. So ist ökonomisch nur noch der Weinbau auf Istrien und in Dalmatien von Bedeutung, daneben noch Obst-, Oliven- und Gemüsebau, besonders auf Istrien, in den fruchtbaren Teilgebieten (Ravni kotari) Norddalmatiens und im Delta des Flusses Neretva. Die Schafhaltung zur Fleisch- und Wolleproduktion hat stark an Bedeutung eingebüßt, nur örtlich (z. B. Insel Pag) fallen auch noch Milch- und Käseerzeugung ökonomisch ins Gewicht.

Unterschiedliche Waldtypen (samt Buschwald) bedecken 20.087 km² (35,5 %) der Fläche K.s. Im Gebiet des Hochkarsts (Gorski kotar, Lika) macht der Wald zwischen 50 und 60 % der Landfläche aus und besteht größtenteils aus gut nutzbarem Hochwald. Die Holzwirtschaft ist daher mit der Holz verarbeitenden Industrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor dieser Region. Der Ertrag des kroatischen Seefischfanges ist nach dem Zweiten Weltkrieg gestiegen, aber Ende 2004 waren nur noch 1523 Personen beschäftigt. Etwa drei Viertel erwirtschaften gewerbliche Fischereiunternehmen, der Rest entfällt auf private Fischer. Die ertragreichsten Fischgründe befinden sich vor der Westküste Istriens und im Gebiet von Zadar. Rovinj, Poreč und Zadar sind die wichtigsten Fischereihäfen. In Rovinj, Zadar und Sali (auf Dugi otok) stehen die größten fischverarbeitenden Fabriken. Ca. 10 % des Ertrags der Seefischerei liefert der Fang von Süßwasserfischen aus den Tieflandflüssen und Fischteichen im pannonischen Teil K.s.

Die heute ergiebigsten Erdölfelder liegen im pannonischen K. (Moslavina), in der nordwestlichen und östlichen Drauniederung sowie im Westen Sirmiens (Zapadni Srijem). Mit Ausnahme Sirmiens ist dort auch die Erdgasförderung am größten. K. kann damit etwa zwei Drittel seines Bedarfs an Erdöl und Erdgas decken. Importiertes Erdöl kann im Ölhafen von Omišalj (6,657 Mio. t Umschlag 2004) umgeschlagen und in der Raffinerie von Bakar bei Rijeka verarbeitet werden oder gelangt über die Rohrleitung Omišalj–Sisak (Durchsatzvermögen 34 Mio. t/Jahr) in die Raffinerie von Sisak. Hier verzweigt sich die Pipeline in zwei Äste, deren einer zur Raffinerie von Százhalombatta südlich von Budapest und einer zur Raffinerie von Pančevo östlich von Belgrad führt. Im Bereich des adriatischen Küstensaums, insbesondere im Hinterland Dalmatiens, aber auch im Innern Istriens, finden sich reiche Bauxitlagerstätten. Sie wurden bisher in Obrovac (bis 1981), Drniš in Norddalmatien (heute geschlossen) abgebaut und v. a. in Šibenik verhüttet.

Eine wichtige Energieressource K.s ist auch die Wasserkraft. Mit ihrer Hilfe kommen 45 % der kroatischen Stromproduktion zustande. Ca 40 % des Stroms erzeugen thermoelektrische Kraftwerke, den Rest das 1981 eröffnete Kernkraftwerk Krško in Slowenien, an dem K. zur Hälfte beteiligt ist und dessen Produktion es mit Slowenien teilt. Die kroatische Wasserkraftnutzung konzentriert sich auf den Steilabfall des Dinarischen Gebirges zur Küste, dessen Gefälle teils durch Stauwerke (v. a. am Fluss Cetina), teils durch Druckstollenwerke (z. B. bei Senj) ausgenützt wird. Die Tieflandflüsse werden energetisch kaum genutzt, nur an der Drau befindet sich bei Varaždin ein größeres Laufkraftwerk. Damit nützt K. etwa 60 % seines hydroenergetischen Potentials. Die größten thermoelektrischen Kraftwerke stehen in Sisak, Rijeka, Plomin (Istrien), Zagreb und Jertovec (Zagorje).

In Industrie, Energie- und Bauwirtschaft arbeiteten Ende 2004 32,7 % der Erwerbstätigen, der industrielle Sektor trug im Jahr 2004 24,8 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die wichtigsten Industriezweige sind die Metall-, chemische, Nahrungsmittel- und Textilindustrie, die zusammen die Hälfte des Gesamtproduktionswerts der Industrie erzeugen. Für den Export sind der Schiffbau und die Holz verarbeitende Industrie von besonderer Bedeutung. Zagreb als traditionsreicher Industriestandort ist auch heute das mit Abstand wichtigste Industriezentrum des Landes. Daneben können Rijeka (Schiffbau, chemische Industrie), Split (Baustoffe) und Osijek als regionale Industriezentren gelten. Sisak mit seiner erdölverarbeitenden Industrie, Šibenik als Standort der Aluminiumindustrie, Varaždin mit seiner Textilindustrie und Karlovac und Koprivnica mit ihrer Nahrungsmittelindustrie ragen unter den übrigen Standorten hervor.

Im Juli 2004 gab es in K. 1041 Bankfilialen, was gegenüber dem Jahr 2000 einen Zuwachs um 36,5 % darstellt. Der Markt ist damit noch nicht gesättigt, so dass weitere starke Zuwächse zu erwarten sind. Mit ca. einem Fünftel aller ausländischen Direktinvestitionen 2003 weist der kroatische Bankensektor nach der Telekommunikation den höchsten ausländischen Kapitaleinsatz auf, wobei sich besonders österreichische Banken stark engagieren. Allerdings ist das Netz der Bankfilialen räumlich sehr konzentriert: 52,1 % aller Bankfilialen entfallen auf Zagreb, Istrien, Kvarner und den Raum Split.
Ein ähnliches, durch Städte und Tourismus stark beeinflusstes Verteilungsmuster zeigt der Einzelhandel, der sich zu ca. 70 % aus Kleinbetrieben und 30 % aus Betrieben von Handelsketten zusammensetzt.

K.s internationale Verkehrsbedeutung ergibt sich aus seiner Funktion als Knotenpunkt einer zwischen der nördlichen Adria und dem Pannonischen Becken das Dinarische Gebirge querenden (Korridor V der paneuropäischen Netze) und einer entlang der Save vom südlichen Mitteleuropa nach Südosteuropa führenden (Korridor X) Route. Wegen der eigentümlichen Form des Staates und des „Flaschenhalses“ im Gebiet des Kordun (bei Karlovac) stellt der innere Verkehrszusammenhalt K.s eine große Herausforderung dar.

Unter allen das Dinarische Gebirge querenden Verkehrsrouten ist die Route von der mittleren Saveniederung über Karlovac und das Gebirgsland bei Rijeka (Gorski kotar) in die Kvarnerbucht (kroat. Kvarner, ital. Quarnero) die wichtigste. Im 18. und 19. Jh. war sie der Hauptexportweg des Getreides aus dem südwestlichen Pannonischen Becken. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde Fiume (heute Rijeka) zum Haupthafen der ungarischen Hälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Rijeka behielt die Rolle des Haupthafens für den ganzen pannonischen Raum auch nach den Weltkriegen bei. In den späten 1980er Jahren hatte der ganze Hafenkomplex mit ca. 20 Mio. t einen Anteil von 53 % am Umschlag aller jugoslawischen Häfen und von etwa 58 % ihres Transitumschlags. Durch die jugoslawischen „Zerfallskriege“, das Fehlen leistungsfähiger Hinterlandverbindungen und die wachsende Konkurrenz der anderen Häfen an der nördlichen Adria verlor Rijeka jedoch deutlich und hält heute einen Jahresumschlag von rd. 4,478 Mio. t (2004).

Der Ausbau der Route durch die Region Gorski kotar ist jedoch im Gange, seit 2004 steht eine durchgehende Autobahn von Rijeka über Karlovac und Zagreb bis Ungarn zur Verfügung.

In nordwestlich-südöstlicher Richtung erlangte der sog. „Save-Korridor“ als Rückgrat des neuen südslawischen Staates nach dem Ersten Weltkrieg Bedeutung. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg er infolge der zunehmenden wirtschaftlichen Integration Europas und des Gastarbeiterverkehrs zur Hauptverkehrsroute zwischen West- und Mitteleuropa einerseits und Südosteuropa und der Levante andererseits auf. Er wurde gut ausgebaut (hauptsächlich Autobahn und Hochleistungsbahn) und hatte vor den jugoslawischen „Zerfallskriegen“ die höchste Verkehrsfrequenz im ehemaligen Jugoslawien. Die Kriege und die politische Situation danach haben dazu geführt, dass diese Route z. T. über Ungarn, Rumänien und Bulgarien, z. T. über Adriafähren umgangen wird. Die Route entlang der Adriaküste war bis in die Mitte des 20. Jh. v. a. eine Schifffahrtsroute. Erst dann wurde die Küstenmagistrale (Jadranska magistrala) ausgebaut. Sie erfüllt seitdem ihre Rolle als Hauptzubringer des Tourismus entlang der Adriaküste. Ihre außertouristische Bedeutung, selbst ihre Verbindungsfunktion zwischen nördlicher und südlicher Küste ist wegen der geringen wirtschaftlichen Verflechtung dieser beiden Regionen sehr begrenzt. Trotzdem bestehen Pläne eines großzügigen Ausbaus dieser Route bis Albanien.

Auf der Grundlage eines bereits vor dem Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit besonders an den Küsten Istriens (Opatija) und des Kvarner-Gebietes wirtschaftlich bedeutenden Tourismus, entwickelte Jugoslawien als für lange Zeit einziges der kommunistischen Länder in den 1960er und 1970er Jahren an der gesamten kroatischen Küste einen für Gäste aus dem politischen Westen Europas offenen kommerziellen Massentourismus, der dem damaligen Trend zum Badetourismus am Meer gut entsprach. Die jugoslawischen „Zerfallskriege“ bewirkten einen steilen Absturz der Frequenzen auf weniger als ein Zehntel des Volumens der späten 1980er Jahre, von dem sich der kroatische Tourismus erst nach 1995 wieder erholen konnte. 2003 war das Vorkriegsniveau mit 46,6 Mio. Übernachtungen (2004: 47,797 Mio) zu etwa 70 % wieder erreicht. K. nimmt damit unter den Tourismusdestinationen Europas den achten Platz ein und ist das mit Abstand bestfrequentierte touristische Zielland unter den Transformationsländern. Struktur und räumliche Verteilung des Tourismus haben sich gegenüber der Vorkriegssituation kaum verändert: nach wie vor konzentriert sich der Tourismus auf die Sommersaison und den unmittelbaren Küstensaum, während das kroatische Binnenland nur punktuell (v. a. Zagreb, und die Plitvicer Seen) partizipiert. Die Entwicklung eines Qualitätstourismus und von Angeboten zusätzlich zum reinen Badeaufenthalt am Meer könnte durch die erst spät (um 2000) eingeleitete Privatisierung der größeren Tourismusunternehmen einen Aufschwung nehmen. Wie bereits seit den 1960er Jahren ist der Tourismus für K. ein wesentlicher Devisenbringer und an der Küste der Motor der Wirtschaftsentwicklung.

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2.5 Bildung und Kultur

Das Schulsystem K.s gliedert sich in einen Primar- und einen Sekundarschulbereich und schließt seit Anfang der 1990er Jahre eine wachsende Zahl privater Schulen ein. Die Schulpflicht (ab dem 6. Lebensjahr) erstreckt sich auf den Besuch der achtjährigen, zweistufig aufgebauten Grundschule (1. bis 4. und 5. bis 8. Klasse), an die sich ein gegliedertes System vierjähriger weiterführender Schulen anschließt. Diese führen zum (Fach-)Abitur und umfassen Gymnasien, berufsbildende Mittelschulen mit unterschiedlicher fachlicher Ausrichtung (technisch, kaufmännisch, medizinisch, landwirtschaftlich) und Kunstschulen. Die industriell-gewerbliche Ausbildung erfolgt in Berufs- und Handwerksschulen (Ausbildungsdauer: drei Jahre); seit 1995 auch im dualen System in staatlich anerkannten Ausbildungsbetrieben. Die Basis des Hochschulwesens bilden die Universitäten in Zagreb, Rijeka, Split, Osijek und Zadar, teilweise mit örtlich ausgelagerten Fakultäten sowie ca. 50 höhere Bildungseinrichtungen. Die nationalen Minderheiten haben das Recht auf Grundschulunterricht in ihrer Muttersprache.

Zagreb verfügt gegenwärtig über mehr als 10 professionelle Bühnen, darunter das Zagreber Nationaltheater (Hrvatsko narodno kazalište, seit 1860), dazu über etliche Amateurtheater. Je eine professionelle Bühne befinden sich auch in Split, Rijeka, Dubrovnik, Varaždin und Osijek, wobei das Theater „Ivan Zajc“ (Hrvatsko narodno kazalište Ivana pl. Zajca) in Rijeka auch eine italienische Abteilung unterhält.

Unter den Festivals ragen die Sommerfestspiele von Dubrovnik, die von Milko Kelemen begründete Zagreber Biennale und der „Spliter Sommer“ (Splitsko ljeto) hervor, der Karneval von Rijeka eifert dem Vorbild Venedigs nach.

Unter den Museen und Galerien verdienen besonders das Kroatische Nationalmuseum (heute Hrvatski povijesni muzej), das Archäologische Museum, die Gemäldesammlung der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste (Hrvatska akademija znanosti i umjetnosti) und die Galerie ›Topić-Mimara‹ in Zagreb sowie das Archäologische Museum in Split Erwähnung. Archive befinden sich in Zagreb, Bjelovar, Dubrovnik, Gospić, Karlovac, Osijek, Pazin, Rijeka, Slavonski Brod, Sisak, Split, Varaždin und Zadar.

Die wichtigsten Zeitungen sind das in Zagreb erscheinende Boulevardblatt ›Večernji list‹ („Abendblatt“, Auflage 200.000), die ehemalige Regierungszeitung ›Vjesnik‹ („Kurier“, 50.000) und das Sportblatt ›Sportske novosti‹ („Sportnachrichten“, 55.000). Neu gegründet wurde 1998 das Boulevardblatt ›Jutarnji list‹ („Morgenblatt“, rd. 150.000). Ferner erscheinen als Regionalzeitungen in Split ›Slobodna Dalmacija‹ („Freies Dalmatien“, 102.000), in Rijeka ›Novi list‹ („Neues Blatt“, 60.000) und in Osijek ›Glas Slavonije‹ („Stimme Slawoniens“, 25.000). Die Nachrichtenagentur ›Hrvatska izvještajna novinska agencija‹ (HINA) ist seit 2001 öffentlich-rechtlich. Daneben besteht die katholische ›Informativna katolička agencija‹ (IKA) und die Informationsagentur ›Hrvatska informacijsko-dokumentacijska referalna agencija‹ (HIDRA).

Die öffentliche Rundfunkanstalt ›Hrvatska radiotelevizija‹ (HTV) strahlt drei Hörfunk- und drei Fernsehprogramme aus. Daneben bestehen mehrere unabhängige private Hörfunk- und Fernsehsender auf landesweiter, regionaler und lokaler Ebene (›Hrvatska komercijalna mreža‹, ›Nova TV‹, ›Nezavisna televizija‹)

Fußball, Basketball, Handball und Schwimmen sind die wichtigsten Breitensportarten in Kroatien. Alle wesentlichen Sportarten sind in lokalen Vereinen und (ca. 20) nationalen Dachverbänden organisiert. Das Ministerium für Wissenschaften, Bildung und Sport (Ministarstvo znanosti, obrazovanja i športa) fungiert als die oberste Sportbehörde. Im Profi- und Spitzensport spielt Kroatien traditionell besonders im Wasserball und Basketball eine herausragende Rolle. Im Fußball konnte die kroatische Nationalmannschaft große Erfolge erringen, Der Tennissport wurde durch Goran Ivanišević populär und zu einer wichtigen Sparte des Spitzensports. Ähnliches gelang der Familie Kostelić in Bezug auf den alpinen Skiport. Medvenica bei Zagreb soll unter ihrer Ägide zu einem großen Skisportzentrum ausgebaut werden.

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3 Kulturgeschichte

Das von illyrischen Stämmen bewohnte Gebiet des heutigen K. wurde ab 33 v. Chr. römisch und gehörte zu den Provinzen Dalmatien (›Dalmatia‹), Pannonien (›Pannonia inferior‹) und Venetien (›Venetia et Histria‹). Besonders die Küste wurde durch römische Kolonisten besiedelt. Es entstanden bedeutende Städte, u. a. Pula und Salonae bei Split, wo die Römerzeit bis in die Gegenwart deutlich sichtbare Spuren hinterlassen hat. Bei der Teilung des Römischen Reichs 395 fiel das gesamte heutige K. an Westrom. Nach dessen Ende 476 und nach dem Niedergang des Ostgotenreichs 526, zu dem das heutige K. im Anschluss daran gehörte, breitete Ostrom, später Byzanz, seine Herrschaft über den ganzen Adriaraum und auch über die Gebiete des heutigen K. bis zu Save und Kupa aus. Seinen kulturellen Einfluss auf die Städte und Inseln an der östlichen Adriaküste konnte Byzanz trotz politischen Machtverlusts bis über die Jahrtausendwende bewahren.

Ab dem 6. Jh. und im 7. Jh. wanderten slawische Stämme, darunter die späteren Kroaten, zu, wobei sich in den Küstenstädten eine romanische Bevölkerung hielt, die Dalmatisch, einen Abkömmling des Vulgärlateins, sprach. Anfang des 9. Jh. stand das Gebiet unter der Herrschaft des Frankenreichs, das zur dominierenden Macht im westlichen und zentralen Europa geworden war, und wurde auch von dort her (Aquileja, Salzburg, aber auch Ravenna, Rom) missioniert, wohingegen byzantinische Missionsversuche abgelehnt wurden. Ab 877 bildete sich ein eigenständiges kroatisches Fürstentum mit dem Zentrum im nördlichen Dalmatien. Fürst Tomislav (910–28) führte ab 925 den Königstitel. Er und seine Nachfolger dehnten ihre Herrschaft auf Slawonien und ganz Bosnien und die Herzegowina aus. Zeugnisse dieser Zeit finden sich in Form von kleinen Kirchen v. a. im zentralen Teil der Adriaküste, u. a. auf Krk, in Nin, Trogir, Omiš und Ston. Nach dem Aussterben des Königshauses Trpimirović (1090) und nach Eroberungen der im späten 9. Jh. im Pannonischen Becken sesshaft gewordenen und ab ca. 1000 staatlich organisierten Ungarn wurde 1102 zwischen der ungarischen Krone und dem kroatischen Staat eine Personalunion geschlossen. Diese dauerte bis 1918 an und beließ den Kroaten zumeist große innere Autonomie (z. B. einen eigenen Landtag [Sabor] und einen königlichen Stellvertreter). V. a. in Slawonien konnten die Arpaden das Erstarken starker Grundherrschaften nicht aufhalten. Kroatische Adelsgeschlechter wie die Šubići oder Babonići sicherten sich große Territorien in Slawonien und im südlichen K., die ihnen langanhaltende politische und wirtschaftliche Macht verliehen.

An der Küste wuchs ab dem 11. Jh. der Einfluss Venedigs, das Stützpunkte an der Schifffahrtsroute in die Levante suchte. Ab 1202 gelangten alle wichtigen Städte der östlichen Adriaküste bis zum frühen 15. Jh. unter venezianische Kontrolle, was sich nachhaltig auf die kulturellen und sozialen Verhältnisse auswirkte und die in der Römerzeit entstandene kulturräumliche Zweiteilung der Gebiete des heutigen K. in einen mediterranen Küstensaum und in ein mitteleuropäisch geprägtes Binnenland vertiefte. Lediglich die bedeutende Handelsstadt Ragusa (heute Dubrovnik) im Süden Dalmatiens konnte sich durch eine Politik des Lavierens zwischen verschiedenen politischen Mächten auf Dauer als eigene Stadtrepublik der direkten Herrschaft Venedigs entziehen, blieb aber kulturell unter dessen Einfluss.

Venezianische Baustile (insbesondere die Gotik) prägen die Stadtarchitektur des Küstenlandes, die bis heute eindrucksvolle Denkmäler dieser Zeit (Kirchen, Adelspaläste, Loggien, Uhrtürme, Brunnen usw.) aufweisen. Venezianisch (später Italienisch) wurde die dominierende Verkehrssprache und die städtischen Oberschichten waren überwiegend venezianischer Herkunft. Erste Impulse für die Entstehung moderner Wissenschaften auf dem Gebiet K.s entstanden insbesondere in Dubrovnik, das ein Zentrum des Schiffbaus und der Kartographie war. Gleichzeitig entwickelte sich hier auch eine bedeutende Renaissanceliteratur im štokavischen Dialekt.
Nach der Schlacht bei Mohács (1526) kam der Nordwesten um Zagreb und die Küste an das Habsburgerreich, der übrige Teil war bis 1689 Teil des Osmanischen Reiches.

Im 16. und 17. Jh. wurden weite Gebiete des heutigen K., besonders das kroatische Binnenland, zu einem Hauptschauplatz der sog. Türkenkriege, in denen die christlichen Mächte das nach Mitteleuropa expandierende Osmanische Reich abzuwehren versuchten. Aus dem verwüsteten Kampfgebiet wurde teilweise kroatische Bevölkerung evakuiert und in sichereren Landstrichen Westungarns, Niederösterreichs, Mährens und Italiens (Molise) angesiedelt. Die Kroaten verstehen sich seither als „Bollwerk des Abendlandes“ (latein. antemurale Christianitatis). Als es dem Habsburgerreich ab 1683 und bis zum Ende des 17. Jh. gelang, die Osmanen wieder zurückzudrängen, schließlich bis zur Save-Una-Linie, baute Wien auf einem großen Teil seiner kroatischen Gebiete eine Militärgrenze zum Schutz gegen das Osmanische Reich aus. Diese unterstand direkt Wien, das auf diesem Gebiet orthodoxe Flüchtlinge aus dem Osmanischen Reich (die späteren „Serben“) und andere ethnische Gruppen als Grenzwächter ansiedelte.

Nach dem Ende der Republik Venedig 1797 gingen deren Besitzungen an der östlichen Adriaküste an Österreich über, das in der Zeit seiner ersten Herrschaft bis 1809 und dann wieder von 1813/1815 bis 1918 in die kulturellen und sozialen Verhältnisse wenig eingriff, den venezianischen Charakter des adriatischen Küstensaums kaum veränderte.

Im kroatischen Binnenland hingegen, fasste im 17. und 18. Jh. das österreichische Barock Fuß. Neben vielen Kirchen finden sich bedeutende Ensembles im Barockstil v. a. in Zagreb, Varaždin und Vukovar, die sich in dieser Zeit zu bedeutenden städtischen Zentren entwickelten. Die ersten wissenschaftlichen Lehranstalten auf dem Gebiet K.s gehen auf geistliche Orden zurück, so z. B. die jesuitische Akademie in Zagreb, der Kaiser Leopold II. 1669 den Status einer Universität verlieh. Die Gründung weiterer wissenschaftlicher Einrichtungen im 18. Jh. sind v. a. Ergebnis der habsburgischen Bildungs- und Wissenschaftspolitik.

Von 1809 bis 1813/15 wurden die kroatischen Gebiete südlich der Save mit anderen südslawischen Gebieten (v. a. der Slowenen) in den von Napoleon eingerichteten „Illyrischen Provinzen“ (›Provinces Illyriques‹) vereint, was u. a. auch eine intellektuelle Bewegung förderte, die für eine kulturell-politische Integration der Südslawen eintrat und der Kodifizierung einer serbo-kroatischen Schriftsprache Vorschub leistete sowie weiterhin in vielen Bereichen der Kunst – hier das Spezifische der südslawischen Kultur hervorhebend – Niederschlag fand.

Dieser „Illyrismus“ ging etwa zur Mitte des 19. Jh. in den sog. Jugoslawismus über, der nun schon ein deutliches politisches Programm zur Vereinigung aller Südslawen bei Wahrung der Eigenständigkeit der einzelnen Völker vorlegte. Er war wesentlich von den Kroaten getragen, mit dem kroatischen Bischof Josip Štrossmajer (1815–1905) als wichtigsten Proponenten, die sich davon u. a. ein Ende ihrer politischen Zersplitterung erhofften. 1848/49 waren die Kroaten unter Ban Josip Jelačić (1801–59) maßgeblich an der Niederschlagung der aufständischen Ungarn beteiligt. Die Hoffnungen auf größere Freiheiten (insbesondere mehr Eigenständigkeit) als Lohn für die Treue zum habsburgischen Herrscherhaus erfüllten sich jedoch nicht. Durch den Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn (1867), der aus dem österreichischen Kaiserstaat einen Staatenbund mit zwei weitgehend selbständigen Reichshälften machte, wurden die Kroaten politisch wieder stärker zersplittert: Das 1849 geschaffene Kronland K. mit dem Zentrum Zagreb fiel an die ungarische Reichshälfte, wo es nach dem Kroatisch-Ungarischen Ausgleich 1868 ein autonomes Gebiet Ungarns bildete, der Adriahafen Fiume (heute Rijeka) wurde 1868 als ›corpus separatum‹ direkt der ungarischen Krone unterstellt. Istrien und der Kvarner kamen zum ›Österreichischen Küstenland‹ und bildeten mit dem eigenen Kronland Dalmatien Teile der österreichischen Reichshälfte der Doppelmonarchie. Fiume entwickelte sich nach Anschluss an das Eisenbahnnetz (1873) zum Haupthafen der ungarischen Reichshälfte, Pula mit der bedeutenden k. k. Marine-Maschinenschule an der Südspitze Istriens und Cattaro (heute Kotor) im Süden Dalmatiens wurden Kriegshäfen Österreich-Ungarns, Abbazia (heute Opatija) stieg nach Karlovy Vary zum zweitwichtigsten Kurort der Monarchie auf.

Vor und im Ersten Weltkrieg strebten unter den Kroaten einzelne Richtungen einen Zusammenschluss der Südslawen im Rahmen der Monarchie (Austroslawismus), andere einen unabhängigen südslawischen Staat an.
Nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehörten die kroatischen Gebiete der Monarchie für kurze Zeit (29.10.–1.12.1918) einem ersten „Staat der Slowenen, Kroaten und Serben“ (serbokroat. Država Slovenaca, Hrvata i Srba) an. Nach dem Verlust Istriens, des westlichen Kvarner und dann auch Fiumes an Italien, sah sich dieser jedoch des politischen und wirtschaftlichen Überlebens wegen gezwungen, sich mit Serbien und Montenegro zum „Staat der Serben, Kroaten und Slowenen“ (Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca, SHS), ab 1929 Jugoslawien genannt, zu vereinigen. Dieser Staat wurde von den Serben dominiert, Forderungen der kroatischen Seite nach einer föderativen Struktur blieben unerfüllt. Obwohl am 26.8.1939 als Zugeständnis an die Kroaten noch eine autonome Banschaft Kroatien eingerichtet worden war, zerbrach der SHS-Staat. Er konnte auch einem kurzen Feldzug der Achsenmächte keinen ernsthaften Widerstand entgegensetzen und wurde am 17.4.1941 liquidiert. Unter der Ägide der Achsenmächte bestand von 1941 bis 1944 auf kroatischen Gebieten unter Einschluss Bosniens und der Herzegowina (jedoch nach weiteren Gebietsabtretungen an Italien an der Küste mit einer Gesamtfläche von 92.500 km²) der von der faschistischen Ustaša-Bewegung unter Ante Pavelić (1889–1959) geführte „Unabhängige Staat Kroatien“ (Nezavisna Država Hrvatska, NDH). Dieser betrieb eine Politik des Terrors gegen Serben und andere ethnische Minderheiten und war vollkommen von Hitler-Deutschland abhängig.
Nach dem Sieg der kommunistischen Partisanenbewegung Titos am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde K. als eine der sechs autonomen Teilrepubliken des nun föderativ organisierten zweiten Jugoslawiens eingerichtet. Istrien und andere vormals italienische Gebiete an der Küste wurden zum größten Teil K. eingegliedert, so dass erstmals eine politische Einheit in der Form des heutigen K. entstand. Auf der Basis des Jugoslawien eigenen Selbstverwaltungssozialismus repräsentierte K. neben Slowenien innerhalb des kommunistischen Jugoslawiens den mitteleuropäischen und wirtschaftlich führenden Norden. Der kommerzielle Massentourismus an der kroatischen Küste wurde ein Hauptdevisenbringer des ganzen Staates. Nationalistische Bestrebungen der Kroaten wie der „Kroatische Frühling“ (Hrvatsko proljeće) 1970/71 wurden jedoch unterdrückt.

Der Tod der charismatischen Führerpersönlichkeit Tito (1980), die sich in den 1980er Jahren verschärfende Wirtschaftskrise, das steiler werdende wirtschaftliche Entwicklungsgefälle zwischen dem Norden und dem Süden Jugoslawiens und die damit verbundenen Finanztransfers von den „Nordstaaten“ in den Süden bei Migrantenströmen in die umgekehrte Richtung stellten das politische System in Frage und verliehen in allen Teilen Jugoslawiens nationalistischen Kräften Auftrieb. Als schließlich ab den späten 1980er Jahren Slobodan Milošević eine Politik des kommunistischen Machterhalts betrieb und de facto zur Politik der serbischen Hegemonie in Jugoslawien zurückkehrte, strebte neben Slowenien auch K. unter seinem Präsidenten Franjo Tuđman (1922–99) die Unabhängigkeit an. Am 22.12.1990 verabschiedete das Parlament eine neue kroatische Verfassung und in einem Referendum (19.5.1991) sprachen sich 93 % der Kroaten für die Unabhängigkeit aus. Am 25.6.1991 proklamierte das Parlament die Unabhängigkeit K.s. Im Sommer 1991 besetzten serbische Truppen, unterstützt von der „Jugoslawischen Volksarmee“ (serb. Jugoslovenska narodna armija, JNA), nach blutigen Kämpfen mit der kroatischen Nationalgarde (Narodna garda) die serbisch besiedelten Gebiete K.s, etwa ein Drittel des Landes. Die serbische Minderheit dieser Gebiete rief am 19.12.1991 die Republik „Serbische Krajina“ (kroat./ serb. Republika srpska krajina) aus. Am 3.1.1992 trat ein von den Vereinten Nationen vermittelter Waffenstillstand in Kraft, ab März 1992 stationierten diese Schutztruppen (UNPROFOR) in den Sektoren Nord (Banija, Kordun), Ost (Podunavlje), West (Westslawonien) und Süd (Krajina). Dennoch wurden kroatische Städte weiterhin von diesen Schutzzonen aus beschossen. 1993 und 1994 kam es andererseits auch zu einem Eingreifen K.s in die Auseinandersetzungen bosnischer Serben mit Bosniaken und Kroaten in Bosnien. Ungeachtet der Waffenstillstandsvereinbarungen eroberte K. im Mai (Operation „Blitz“ [Operacija Bljesak] und August (Operation „Gewitter“ [Operacija Oluja]) 1995 die Gebiete der Sektoren West bzw. Nord und Süd zurück, wobei etwa 200.000 Serben flüchteten oder vertrieben wurden. Von ihnen ist mittlerweile etwa ein Drittel wieder zurückgekehrt. Der Sektor Ost blieb bis 1998 unter UN-Kontrolle und wurde dann friedlich in K. wiedereingegliedert. Der in Zeiten äußerer Bedrohung kaum umstrittene autoritäre Führungsstil Tuđmans, der wachsende Klientelismus seiner Partei HDZ, die Minderheitenpolitik und Tendenzen, die Medienfreiheit einzuschränken, stießen nach dem Ende der gewaltsamen Konflikte zunehmend auf Kritik im In- und Ausland und verzögerten auch die europäische Integration K.s. Die Aufnahme in den Europarat (6.11.1996) blieb in dieser Phase fast der einzige außenpolitische Erfolg. Nach Tuđmans Tod im Jahr 1999 brachten die Parlamentswahlen vom 3.1.2000 und die Präsidentschaftswahlen vom 24.1./7.2.2000 einen Sieg der bisherigen Oppositionsparteien. Die Regierung Ivica Račan (SDP) liberalisierte die Wirtschaft und leitete echte Privatisierungen ein. Mit Präsident Stipe Mesić führte sie das Land näher an die EU heran und überreichte am 21.2.2003 den offiziellen Aufnahmeantrag. K. gilt nun als Kandidatenland mit Aussichten, im Jahr 2007 beitreten zu können. Die nach den Parlamentswahlen vom 23.11.2003 gebildete Regierung von Ivo Sanader (HDZ) setzt diesen Kurs im Wesentlichen fort.

Borovac I. (Hg.) 2002: Veliki atlas Hrvatske. Zagreb. Budak N. (Hg.) 1995: Kroatien. Landeskunde – Geschichte – Kultur – Politik – Wirtschaft – Recht. Wien. Jordan P. 2002: Croatia. Carter, F. W., Turnock, D. (Hg.): Environmental Problems of East Central Europe. London, 330–346. Klemenčić M. (Hg.) 1993: A Concise Atlas of the Republic of Croatia & of the Republic of Bosnia and Hercegovina. Zagreb. Nejašmić I. 1991: Depopulacija u Hrvatskoj: korijeni, stanje, izgledi. Zagreb. Regan K. (Hg.) 2003: Hrvatski povijesni atlas. Zagreb. Weber J. 2002: Kroatien. Regionalentwicklung und Transformationsprozesse. Stuttgart. http://www.dzs.hr/StatInfo/naslov.htm [Stand 17.3.2006].

(Peter Jordan)

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