Volchov (Fluss)

Volchov (russ., karel. Vodlajärvi); Fluss in Nordwestrussland, Abfluss des Ilmensees in den Ladogasee.

Der Fluss V. ist 224 km lang und erstreckt sich über die Verwaltungsgebiete Novgorod und Leningrad. Sein Einzugsgebiet beträgt 80.200 km² und umfasst ca. 5000 Seen. Die durchschnittliche Abflussmenge beläuft sich auf ca. 590 m³/s. Der Fluss ist in der eisfreien Zeit von April bis Mitte November über die gesamte Länge schiffbar. An seinen Ufern liegen die größeren Städte Novgorod Velikij, Volchov und Novaja Ladoga. Die wichtigsten Nebenflüsse sind Oskuja und Pčevža (rechts) sowie Kerestʹ und Tigoda (links).

Die ältesten Siedlungsspuren im Flussgebiet stammen von finnougrischen Völkern, die vom Fischfang, der Tierzucht und der Jagd lebten. Im 8. Jh. ließen sich erste altslawische Völker an den Ufern nieder. Der Fluss war Teil des legendären Schifffahrtsweges „von den Warägern zu den Griechen“, der über die Düna und den Dnjepr führend die kürzeste Verbindung zwischen Ostsee und dem Schwarzen Meer bildete und vom 9.–11. Jh. die Achse eines Fluss-Fernhandelsimperiums bildete. Das 753 am V.-Ufer gegründete Alt-Ladoga (russ. Staraja Ladoga, schwed. Aldeigjuborg.), eine der ältesten russischen Städte, galt bis 950 als einer der wichtigsten Handelshäfen Osteuropas. Hier wurde die älteste in Europa gefundene Münze des arabischen Mittelalters (786) gefunden. Später handelten Novgoroder Kaufleute über den Fluss V. und die Newa mit Fischen, Honig, Käse, Pelzen und Wein.

1918-26 wurde bei der Stadt Volchov das erste sowjetische Wasserkraftwerk gebaut. Seine Leistung betrug 64 MW. Es diente v. a. der Energieversorgung für das 1929 errichtete, erste Aluminiumwerk Russlands, das zu einer starken Gewässerverschmutzung führte. Im Zweiten Weltkrieg war die V.-Region hart umkämpft und stellte lange Zeit die deutsche Hauptkampflinie dar.

(Monika Schulze)


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