Rostov (Stadt)
Rostov (russ., auch R. Velikij und R. Jaroslavskij); Stadt im Gebiet Jaroslavlʹ, in der Russischen Föderation. R. liegt ca. 225 km nordöstlich von Moskau am Westufer des Nerosees (ozero Nero) und zählt 33.200 Einwohner (2005) auf 31 km². Die Bevölkerung besteht fast ausschließlich aus Russen. Die mittlere Temperatur in J. liegt im Januar bei 10 °C, im Juli bei 18 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt im Mittel auf 600 mm. Wichtige Gewerbezweige sind die Flachsspinnerei, Bekleidungs- und Nahrungsmittelindustrie, das Kunstgewerbe sowie der Fremdenverkehr.
R. ist eine der ältesten russischen Städte und wird zum sog. Goldenen Ring gezählt, erstmals wurde die Stadt in der „Erzählung von den vergangenen Jahren“ (altostslaw. Pověstʹ vrěmennych lět, dt. auch „Nestorchronik“) für 862 erwähnt. Frühe Besiedlungen durch das finnougrische Volk der ›Merja‹ lassen sich bis in das 8. Jh. zurückverfolgen. Seit 1054 war R. Hauptstadt des Fürstentums Vladimir-Suzdalʹ. Ca. 1070 wurde es Bischofssitz. Die Stadt gewann insbesondere im 12. Jh. unter der Herrschaft von Jurij Dolgorukij an Bedeutung und erhielt den Beinamen ›velikij‹ („groß“). Um sich den mächtigen R.er Bojaren zu entziehen, verlegte Jurij seine Residenz jedoch nach Suzdalʹ.
1207 wurde R. schließlich Hauptstadt eines gleichnamigen Fürstentums. Zu diesem Zeitpunkt war es eine dicht besiedelte Stadt mit Fürstenhof, Bojarensitzen und Bürgerwehr. Kaufleute und Handwerker bildeten das Gros der Bevölkerung. Nach 1219 zerfiel das Fürstentum R. in die Teilfürstentümer R., Jaroslavlʹ und Uglič, die 1238 von den Mongolen zerstört wurden. 1474 erwarb Großfürst Ivan III. R. für die Moskauer Rus, und R. verlor seine politische Relevanz. In kultureller, architektonischer und religiöser Hinsicht wuchs seine Bedeutung jedoch in den folgenden Jahrhunderten.
Seit 1589 führte der Bischof von R. den Titel eines Erzbischofs (Metropolit). Mit Iona III. Sysoevič (1607–90), der unter Zar Aleksej Michajlovič zeitweise die Amtsgeschäfte des Patriarchen führte, setzte eine umfangreiche Bautätigkeit ein. Es entstand das Bauensemble des Kreml (1664–83) mit Metropolitenhof, Metropolitenpalästen und fünf großen Kirchen. Nach der Verlegung des Bischofssitzes in das benachbarte Jaroslavlʹ drohte der Kreml zu zerfallen. Eine Initiative der Kaufmannschaft von R. rettete das Gebäudeensemble in den 1870er Jahren. 1883 entstand auf dem Gelände des Kreml ein Museum für kirchliche Altertümer. Nach einem Wirbelsturm 1953, der erhebliche Schäden hervorgerufen hatte, wurden die Bauten restauriert.
Seit dem 18. Jh. jährlich stattfindende Jahrmärkte und die Gründung von Textilmanufakturen im 19. Jh. bestimmten die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Bereits in sowjetischer Zeit wurde R. zu einem populären touristischen Ziel. Die historische Bausubstanz prägt weiterhin das Bild R.s, das heute ein Anziehungspunkt für Touristen ist. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gewann R. auch als religiöses Zentrum wieder an Bedeutung.
Milowski A. 1986: Altrussische Städte. Reiseführer zu historischen Baudenkmälern und Kunstmuseen. Moskau. http://www.rostov.yar.ru [Stand 15.6.2005].