Samara (Stadt)

Samara (russ., 1934–91 Kujbyšev)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

S. ist die Hauptstadt des russischen Verwaltungsgebiets S. und liegt am Mittellauf der Wolga, an der Mündung des Samara-Flusses, 1098 km östlich von Moskau; die Abweichung von der Moskauer Zeit beträgt plus 1 Stunde. Die Stadt hat eine Fläche von 190 km² und 1.143.300 Einwohner (2005).

Die mittlere Temperatur in S. beträgt im Januar –13 °C, im Juli 21 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf ca. 400 mm.

S. ist sechstgrößte Stadt Russlands und hinter Nischni Nowgorod zweitgrößte Stadt an der Wolga, wichtiger Verkehrsknotenpunkt im nationalen Fernstraßen- und Schienennetz mit internationalem Flughafen (1.001.783 Passagiere sowie 597.307 t Umschlag 2004), Flusshafen und U-Bahn.

S. zählt zu den bedeutendsten Wirtschaftsstandorten der Russischen Föderation. Zu den wichtigsten Industriezweigen zählen der Maschinenbau und die Metallverarbeitung mit der Herstellung von Geräten für die Weltraumtechnik, den Flugzeugbau (Typ Tupolev) und Flughäfen. In S. werden die Sojus-Raketen gebaut. Hinzu kommen zentrale Unternehmen der Metallurgie, des Werkzeugmaschinenbaus, der Elektro- und Rechentechnik sowie der petrochemischen Industrie. Im Bereich der Lebensmittelindustrie weist S. einige landesweit bekannte Großbetriebe auf wie die Schokoladenfabrik ›Rossija‹.

Im Zuge der gesellschaftlichen Transformationsprozesse der 1990er Jahre konnte S. seinen hohen Rang unter den führenden Wirtschaftsstandorten des Landes halten. Daneben ist S. eines der größten Wissenschafts- und Hochschulzentren Russlands mit 27 Universitäten und Hochschulen sowie 80 Forschungsinstituten. In kultureller Hinsicht verfügt S. über ein Akademisches Theater für Oper und Ballett und zahlreiche andere Schauspiel- und Puppentheater, eine Philharmonie, mehrere Folkloregruppen, die erste Kindergemäldegalerie Russlands, eine Gemäldesammlung, ein Heimatkundemuseum und die Literaturmuseen von Aleksej Tolstoj und Maksim Gorʹkij. S. ist russisch-orthodoxer Bischofssitz.

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2 Kulturgeschichte

S. entstand im Zusammenhang mit der Expansion der Moskauer Rus nach Süden und wurde 1586 als Festungssiedlung gegründet. 1780 wurde S. Kreisstadt und 1851 Verwaltungszentrum des gleichnamigen Gouvernements. Die Bevölkerung lebte bis ins 19. Jh. v. a. von der Landwirtschaft sowie vom Handel. An mehreren großen Land- und Wasserhandelswegen gelegen, war S. ein bedeutender Umschlagsplatz für land- und viehwirtschaftliche Produkte wie Getreide, Wolle, Pferde, Leder, Vieh und Kamelhaartücher. V. a. der Handel mit dem Orient und Zentralasien wurde über S. organisiert. 1877 erhielt S. Anschluss an das nationale Schienennetz über die von Syzranʹ nach Orenburg führende Orenburger Bahnlinie. Eine weitere Aufwertung als Verkehrs- und Handelszentrum brachte die Lage an der europäischen Teilstrecke der Transsibirischen Eisenbahn, die von Moskau über S. nach Čeljabinsk führte. Auf der Grundlage der eigenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse und der guten verkehrsgeographischen Lage ließen sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. in S. zahlreiche Unternehmen der Agroindustrie nieder, Anfang des 20. Jh. galt S. neben Nischni Nowgorod und Saratov als bedeutendstes Zentrum für die Verarbeitung von Getreide.

Wie bei vielen russischen Städten erfolgte der eigentliche industrielle Aufschwung erst ab den 1920/30er Jahren im Rahmen der sowjetischen Industrialisierung. In dieser Zeit wurden in S. selbständige Parallelunternehmen zu Moskauer und Leningrader Werken errichtet. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Rüstungsindustrie zum wichtigen Standbein. So wurden in S. die Jagdbomber ›Iljušin Il-2‹ und ›Il-10 Šturmovik‹ produziert. Eine strategisch herausragende Rolle spielte S. zu Beginn des Zweiten Weltkrieges als Rückzugshauptstadt der Sowjetunion. Mehrere Regierungsstellen und ausländische Konsulate wurden aus Moskau an die Wolga verlegt, für Stalin wurde ein Bunker errichtet. Auch wurden viele kriegswichtige Industrieunternehmen nach S. evakuiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Rüstungsindustrie wichtiges Standbein der lokalen Wirtschaft. Als Zentrum der Luft- und Raumfahrtindustrie war S. bis 1991 eine geschlossene Stadt. Parallel zum wirtschaftlichen Aufschwung von S. erfolgte ab den 1930er Jahren ein starkes Bevölkerungswachstum: 1897: 91.700, 1925: 172.000, 1938: 390.488, 1958: 547.000, 1978: 1.216.223, 1988: 1.254.460 Einwohner.

Zwischen 1935 und 1991 hieß S. Kujbyšev, benannt nach dem sowjetischen Parteifunktionär Valerian V. Kujbyšev (1888–1935).

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen einige Gebäude aus dem 19. Jh., darunter das „Dramatische Theater“ (Dramatičeskij teatr, 1887/88) und die Handelsbörse (Torgovaja birža, 1890er Jahre), sowie ein Bunker aus der Stalinzeit, der 12 Stockwerke tief bis 37 m unter der Erdoberfläche verläuft, des weiteren die Promenade und der Strand an der Wolga.

www.adm.samara.ru [Stand 2.3.2006].

(Monika Schulze)

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