Rostow am Don (Stadt)
Rostow am Don (russ. Rostov-na Donu)
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1 Geographie
R. a. D. ist Hauptstadt des gleichnamigen Gebiets in der Russischen Föderation. Die Stadt liegt im Nordkaukasus, am rechten Ufer des Don, 46 km vor dessen Mündung in das Asowsche Meer, 1226 km südöstlich von Moskau und 48 m ü. d. M. Auf einer Fläche von 348,5 km² leben 1.054.900 Einwohner (2005). Die ethnische Struktur der Bevölkerung ist sehr heterogen. Den größten Anteil haben Russen, gefolgt von Ukrainern, Armeniern, Weißrussen, Tataren und Georgiern. Die mittlere Temperatur in R. a. D. beträgt im Januar –4,6 °C, im Juli 23,1 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich im Schnitt auf 579 mm.
R. a. D. ist die größte Stadt im Süden Russlands und Hauptstadt des „Südlichen Föderalen Bezirkes“ (Južnyj Federalʹnyj Okrug) mit Sitz eines der sieben Präsidentenvertreter und des Metropoliten der russisch-orthodoxen Kirche sowie wirtschaftliches, wissenschaftliches und kulturelles Zentrum des Nordkaukasus und Dongebietes.
R. a. D. ist einer der größten Verkehrsknotenpunkte Russlands auf dem Weg von Zentralrussland in den Kaukasus, gelegen an zahlreichen Fernstraßen und Eisenbahntrassen und mit einem Flusshafen (über den Wolga-Don-Kanal besteht Zugang zur Wolga und zum Kaspischen Meer), einem Meerhafen sowie einem internationalen Flughafen (Flughafen: 637.400 Passagiere 2004). Die wichtigsten Industriezweige sind der Maschinen- und Anlagenbau (u. a. Landmaschinen und Industrieausrüstungen), der Schiffbau, die chemische Industrie, die Leicht- und Nahrungsmittelindustrie sowie das Druck- und Verlagsgewerbe.
In R. a. D. befinden sich eine staatliche Universität (seit 1915), eine Technische Universität, eine Pädagogische Hochschule, ein Konservatorium sowie weitere Hochschulen und Forschungsinstitute. Das kulturelle Leben prägen mehrere Museen und Theater sowie ein zoologischer Garten. Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen die Kathedrale (1780er Jahre) und einige öffentliche Gebäude vom Ende des 19./Anfang des 20. Jh. wie das Stadthaus (1896–99), das städtische Theater (1896), einige Bankgebäude und das Pädagogische Institut (1910).
2 Kulturgeschichte
R. a. D. wurde 1761 als Festungssiedlung an der Südgrenze des damaligen Russischen Reiches gegründet. Seit 1749 – das Datum gilt allgemein als Jahr der Stadtgründung – befanden sich an dieser Stelle bereits ein Zollhaus und ein Hafen. Nach der Eingliederung der unter osmanischer Herrschaft stehenden nördlichen Schwarzmeerregion und des Kaukasusgebiets in das Russische Reich verlor die Festung Ende des 18. Jh. ihre strategische Bedeutung. Die nach dem Metropoliten von Rostov benannte Siedlung erhielt 1797 den Stadtstatus und fungierte seitdem als Kreisstadt. Seit 1806 heißt sie offiziell R. a. D.
Als meernaher Flusshafen stieg R. a. D. im 19. Jh. zum wichtigsten Handelsmittelpunkt und Verkehrsknoten im Süden Russlands auf. Seit 1870 besteht eine Eisenbahnverbindung nach Charkow, seit 1871 nach Voronež und seit 1875 nach Vladikavkaz. Die industrielle Entwicklung setzte in der Mitte des 19. Jh. ein. Auf der Basis der Donbasskohle und der Eisenerze von Kryvyj Rih wurde 1846 eine Eisengießerei errichtet, 1859 begann die Produktion von Dampfkesseln und -pumpen. Mit dem industriellen Aufschwung ging eine rasante Zunahme der Bevölkerungszahl einher. Ende des 19. Jh. hatte R. a. D. 119.500 Einwohner, ansässig waren etwa 140 Industriebetriebe.
Der Hafen war einer der größten Umschlagplätze (v. a. für den Export von Getreide, Eisenerz und Holz) im Süden Russlands. In den 1920er Jahren stieg R. a. D. zur drittgrößten Stadt Russlands auf, auch aufgrund der Eingemeindung der bis dahin selbständigen Nachbarstadt Nachičevan-na-Donu. 1925 hatte R. a. D. 304.800 Einwohner. Die ethnische Zusammensetzung war sehr heterogen, 19,2 % der Bevölkerung waren Ukrainer, Nachičevan-na-Donu war zum großen Teil von Armeniern bewohnt. In den 1920er Jahren erfolgte der zweite industrielle Aufschwung der Stadt. Die existierenden Industriebetriebe wurden vergrößert und neue, wie z. B. ein Chemiewerk (1924–25) und ›Rostselʹmaš‹ (1926–31, Produktion von Landmaschinen) errichtet. Seit 1937 ist R. das Verwaltungszentrum des gleichnamigen Gebiets (1938: 510.212 Einwohner).
Während des Zweiten Weltkriegs (November 1941, Juli 1942–Februar 1943) wurde R. a. D. von deutschen Truppen besetzt und im Kriegsverlauf stark zerstört. Nach 1945 wurde die Stadt wiederaufgebaut. 1958 hatte R. a. D. 599.542 Einwohner. Mit den Transformationsprozessen der 1990er Jahre ging die Industrieproduktion stark zurück, Ende des Jahrzehnts musste R. a. D. seine Position als größter Industriestandort des Nordkaukasus an Krasnodar abtreten. Dagegen konnte es nach dem Zerfall der Sowjetunion seine Funktion als großer internationaler Verkehrsknotenpunkt weiter ausbauen. Gleichzeitig hat R. a. D. anders als die meisten Millionenstädte Russlands einen Bevölkerungszuwachs erfahren (1978: 934.035, 1988: 1.019.305 Einwohner), der v. a. auf eine starke Zuwanderung durch Flüchtlinge aus den ethnischen Krisengebieten des Kaukasus zurückzuführen ist.
www.rostov-gorod.ru [28.3.2006].