Onegasee
Onegasee (finn. Ääninen, karel. Oniegu, russ. Onežskoe ozero)
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1 Geographie
Der O. ist Teil des Newa-Wassersystems im Nordwesten der Russischen Föderation und liegt zum größten Teil in der Republik Karelien, außerdem in den Gebieten Leningrad und Vologda. Mit 9890 km² ist der O. der zweitgrößte See Europas. Sein Spiegel liegt 35 m ü . d. M. Er ist bis 248 km lang und 89 km breit, bis 127 m tief und üblicherweise von November bis Mitte Mai eisbedeckt. Die durchschnittliche Lufttemperatur beträgt 4,5 °C, die tiefste Wintertemperatur liegt bei –10 °C, die höchste Sommertemperatur bei 19 °C. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 1–12 °C. 58 Zuflüsse, darunter Šuja (russ., karel. Suojoki) und Suna (russ., karel. Suunun[joki]) im Nordwesten, Andoma, Vytegra, Megra und Vodla im Osten und Südosten speisen den O., der einzige Abfluss ist der Fluss Svirʹ zum Ladogasee. Das Südufer ist flach und z. T. vermoort. In diesem Bereich gibt es nur wenige Inseln. Im Norden, Westen und Osten herrschen hingegen zahlreiche Buchten und die Schifffahrt gefährdende Inseln und Felsformationen vor. Die größte Bucht ist die von Povenec (karel. Poventsa), die größte Insel Bolʹšoj Klim[en]eckij (147 km²).
Der O. hat insgesamt etwa 1650 Inseln. Die reiche Flora bestimmen Makrophyten und Phytoplankton. Zu den dominierenden Fischarten zählen verschiedene Barsche, Brasse, Hecht, Rotauge, Süßwasserdorsch und Zwerglachs. Bedeutsam sind v. a. die Kleine Maräne und der Stint. Am O. werden mehr als 1000 Vogelarten gezählt. Der O. ist als Wasserreservoir unter Schutz gestellt.
Am Westufer des Sees liegt die Hauptstadt Kareliens, Petrozavodsk. Am O. leben ca. 499.000 Menschen (Erhebung 1989). Von kultureller und touristischer Bedeutung sind die Architekturdenkmäler der Museumshalbinsel Kiži, die „St. Lazarus-Kirche“ (cerkovʹ sv. Lazarja) von Murom auf der Insel Muč (russ., karel. Mooch) und das Naturschutzgebiet Kivač mit Wasserfällen.
2 Kulturgeschichte
Die ältesten Spuren menschlicher Besiedelung (Steinzeichnungen) stammen aus der Zeit zwischen 6000 und 5000 v. Chr. Im 10.–12. Jh. n. Chr. wurde das Gebiet des O.s zur Kolonie von Novgorod Velikij, wodurch der orthodox-christliche Glaube, neue landwirtschaftliche Methoden, Bauweisen und Handwerkszweige in der Region Verbreitung fanden. Nach dem Verlust Ladoga-Kareliens an Schweden im Friedensvertrag von Stolbovo (1617) wurde die um 1649 errichtete Festung Olonec (karel. Anus) zwischen Ladoga- und O. Verwaltungs- und Handelszentrum Russisch-Kareliens. Zu Beginn des 18. Jh. entstanden dort die ersten staatlichen Metallbergwerke. Sie spielten für die russische Rüstungsproduktion während des Großen Nordischen Krieges (1700–21) eine zentrale Rolle.
Aus dem Petrovskij-Bergwerk ging der 1777 mit Stadtrechten versehene Ort Petrozavodsk hervor. 1719 entstand nördlich von Petrozavodsk das erste Moor- und Heilwasserbad Russlands, Marcialʹnye Vody. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. entwickelte sich das O.-gebiet zu einem Zentrum der russischen Sägemühlenindustrie. Das 19. Jh. brachte einen Ausbau der Verkehrsverbindungen (Schiffe, Eisenbahnen). Während des Bürgerkrieges (1918–20) war der O. Schauplatz zahlreicher Auseinandersetzungen zwischen „weißen“ und ausländischen auf der einen, bolschewistischen Truppen auf der anderen Seite. Die 1920er/30er Jahre galten dem Wiederaufbau der Industrie, zu der bald auch das GULag-System gehörte.
Während des Zweiten Weltkrieges war der O. von finnischen und sowjetischen Truppen umkämpft. 1960–64 entstand der Wolga-Ostsee-Wasserweg, der auch den O. berührt. Die heutigen Hauptwirtschaftszweige sind Holzhandel, Fischfang und Bergbau.
http://nwpi.krc.karelia.ru/lakes/okoi/mainonego.htm [Stand 21.4.2006].