Velikij Ustjug

Velikij Ustjug (russ.)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

V. U. liegt 89 m ü. d. M. im Gebiet Vologda (ca. 450 km östlich von der Stadt Vologda), am linken Ufer des Flusses Suchona, erstreckt sich über eine Fläche von 9 km² und hat 32. Ei400nwohner (2005). Die Stadt ist Zentrum des gleichnamigen Kreises. Die mittlere Temperatur in V. U. beträgt im Januar –14 °C, im Juli 18 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf ca. 500 mm.
V. U. ist eine der ältesten russischen Städte und weist eine bedeutende historische Bausubstanz auf. In der Stadt sind eine medizinische und eine pädagogische Hochschule, eine Verkehrs- sowie eine Agrarfachhochschule und ein Volkskundemuseum vorhanden. Die Stadt ist Mitglied der Hanse-Städtegemeinschaft. Wichtige Industriezweige sind die Metallurgie, Lebensmittel- und Holz verarbeitende Industrie sowie der Schiffbau und der Tourismus. V. U. ist seit dem 17. Jh. ein Zentrum des Silberschwärzens, der Webkunst, der Birkenrinden- und Holzschnitzereien. Die Stadt ist an das Eisenbahnnetz angeschlossen.

2 Kulturgeschichte

Die Lage V. U.s am Zusammenfluss der Flüsse Suchona und Jug zeigt sich sowohl im Namen der Stadt wie in ihrem Wappen. Ustjug lässt sich sinngemäß als „an der Mündung (russ. ust´e = „Mündung“) des Flusses (altruss. jug = "Fluss") gelegen“ übersetzen. Auf dem Wappen ist ein am Flussufer liegender Neptun mit Lorbeerkranz auf dem Kopf zu sehen, der in beiden Händen rote Krüge hält, aus denen er Wasser in einen Fluss gießt.
Das Gebiet wurde bereits im 5.–6.Jh. von slawischen Stämmen bewohnt, für das 9.–10. Jh. lassen sich am Suchona-Ufer finnougrische Besiedlungen nachweisen. Im 12./13. Jh. ging der Ober- und Mittellauf des Flusses Suchona in Novgoroder Besitz über, der Unterlauf an das Fürstentum Vladimir-Suzdal´. Um ihre strategische Position zu behaupten, gründeten die Fürsten von Rostov-Suzdal´ Ustjug, das 1207 zum ersten Mal urkundlich genannt wird. Bereits 1212 wird der Bau des „Erzengel-Michael-Klosters“ (Michailo-Archangelʹskij monastyrʹ) erwähnt.
Ende des 14. Jh. ging die Stadt an die Moskauer Rus und diente als Vorposten gegen die Novgoroder Kolonisation, im 15. Jh. nahm Ustjug eine strategisch wichtige Rolle beim Anschluss der nördlichen Gebiete an die Moskauer Rus ein. Mitte des 16. Jh. entstand ein Handelsweg gen Westen über Suchona, Vologda, Nördliche Dwina zum Weißen Meer mit Ustjug als Zentrum.
1565 wurde Ustjug als Sonderverwaltungsbezirk (Opričnina) unter Ivan IV. in die Moskauer Rus eingegliedert. In offiziellen Dokumenten findet sich seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. der Zusatz ›Velikij‹. Die Stadt wurde im 17. Jh. zu einem Verkehrsknotenpunkt zwischen dem Westen Russlands und Sibirien und stieg zu einem wichtigen Pelzhandelszentrum auf, sie wurde Mitglied der Hanse und zählte zu den reichsten Städten der Moskauer Rus. Ab 1796 gehörte V. U. zum Gouvernement Vologda. Durch den Bau von Eisenbahnlinien und der Umleitung wichtiger Handelswege verlor V. U. im 19. Jh. an Bedeutung.
Der Bau von sakralen Steinbauten in der zweiten Hälfte des 17. Jh. wurde von reichen Kaufleute und Geistlichen aus V. U. veranlasst. So entstanden die „Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale“ (Uspenskij sobor, 1639–58), die „Kathedrale Ioanns von U.“ (Sobor Ioanna Ustjužskogo, 17.–19. Jh.), die „Auferstehungskirche“ (Cerkov´ voznesenija, 1648), die „Kathedrale Prokopijs des Gerechten“ (Sobor Prokopija Pravednogo, 1668) und das „Erzpriesterhaus“ (Archierejskij dom, 1690).
Von V. U. 4 km entfernt liegt das „Dreifaltigkeitskloster“ (Troice-Gledenskij monastyr´, fertiggestellt 1659), das neben einem kunstvoll geschnitzten Zarentor eine vergoldete Ikonostase mit Ikonen des 17.–18.Jh. beherbergt. Einer der ältesten Profanbauten in V. U. ist das Haus des Kaufmanns Maksim Kuznecov (um 1750). V. U. ist u. a. Heimat der frühen Sibirienreisenden Semën I. Dežnëv und Vladimir V. Atlasov.

http://history.v-ustug.ru/VelikijjUstjug [Stand 1.12.2005]. http://www.uni-vologda.ac.ru/students/pm01/bva/history.html [Stand 1.12.2005]. http://www.towns.ru/towns/ustug.html [Stand 1.12.2005].

(Julia Schatte)


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