Crişana

Crişana (rumän., ungar. Körösvidék; dt. hist. Kreischgebiet)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

C. bezeichnet eine historische Region im westlichen Rumänien (Siebenbürgen), die zwischen dem Westsiebenbürgischen Gebirge im Nordosten, der Grenze zu Ungarn im Westen sowie dem Mureştal im Süden liegt. C. entspricht in etwa den heutigen Bezirken Bihor und Arad und umfasst eine Fläche von ca. 15.000 km².

Das Gebiet wird geologisch von drei allmählich von Osten nach Westen abfallenden Stufen bestimmt. Die höchste Stufe bildet das Westsiebenbürgische Gebirge mit einem zentralen Massiv (Bihorgebirge, 1849 m) und vier niedrigeren Mittelgebirgen: Munţii Zarand (836 m), Codru-Moma (1112 m), Pădurea Craiului (1026 m) und Plopiş (918 m); zwischen diesen bildeten sich weite, meist tektonisch bedingte Senken: Gurahonţ und Hălmagiu – mit dem Tal des Flusses Crişul Alb (ungar. Fehér Körös), Beiuş – mit dem Tal des Flusses Crişul Negru (ungar. Fekete Körös) und die Vad-Borod-Senke – mit dem Tal des Flusses Crişul Repede (ungar. Sebes Körös). Die drei Quellflüsse des Körös (dt. hist. Kreisch, rumän. Crişul) genannten Flusses gaben der Region ihren Namen. Es folgt das westliche rumänische Hügelland Dealurile Vestice, ein Randgebiet des Pannonischen Beckens mit einer Höhe von ca. 200–400 m ü. d. M. Im Westen erstreckt sich der rumänische Teil der flachen Theißebene, die früher mit weiten Sümpfen und kleinen Teichen versetzt war, jedoch durch Entwässerung und Kultivierung stark umgestaltet wurde.

Das im Vergleich mit den östlichen Regionen Rumäniens milde und feuchte Klima bietet gute Bedingung für die Landwirtschaft. Die Temperaturwerte sinken mit steigender Meereshöhe von Südwesten nach Nordosten. Die durchschnittliche Temperatur im nördlichen Teil des Gebiets beträgt im Januar –1,9 °C und 20,5 °C im Juli. Die überwiegend aus nordwestlicher Richtung kommenden feuchten, atlantischen Luftmassen bringen Niederschläge, deren Mengen mit steigender Meereshöhe von Westen (540 mm jährlich) nach Osten (1400 mm, im Bihorgebirge) zunehmen. Sie verursachen die relativ hohe Wasserführung der drei Crişul-Flüsse und nicht selten Überschwemmungen in der Theissebene.

Fast das ganze Gebirge (mit Ausnahme der höchsten Gipfel), das Hügelland und der östliche Teil der Theißebene waren im Neolithikum und sind teilweise bis heute mit Eichen-, Buchen- und Fichtenwäldern bedeckt; im Süden teilweise auch mit submediterranen Eichen (Zerreiche und Farnetto). Heute sind ca. 26,4 % der Gesamtfläche vom Wald bedeckt, v. a. im Gebirge, wo die natürliche Vegetation noch erhalten geblieben ist. In der Theißebene ist sie bis auf einige Gebiete im Westen (Waldsteppe und Steppe (Überblick)|Steppe) von der Landwirtschaft verdrängt. Hier werden die fruchtbaren Schwarzerdeböden für den Getreide-, Sonnenblumen-, Zuckerrüben- und Kartoffelanbau genutzt.

Auf den gut exponierten Hängen und sandigen Böden wird v. a. Weinbau betrieben (Westhänge des Gebirges Munţii Zarand und Hügel bei Oradea). Im westlichen Hügelland dominieren Viehzucht und Obstanbau sowie Forstwirtschaft. Die bereits im 19. Jh. in den Städten vorhandene Industrie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg stark forciert (Maschinenbau, chemische Industrie, Metall-, Textil-, Baustoff-, Holz- und Nahrungsmittelindustrie). Die neuen Marktbedingungen nach 1990 verursachten zunächst einen deutlichen Rückgang der Produktion, einige Großbetriebe mussten geschlossen werden (z. B. das Korundwerk in Oradea).

Inzwischen hat sich jedoch die wirtschaftliche Lage etwas entspannt. Die Geburtenrate in C., v. a. im Süden der Region, nahm bereits vor mehreren Jahren stark ab und ist inzwischen auf nur 9,7 ‰ gesunken. Wegen der Überalterung der Gesellschaft ist die Sterberate sehr hoch (14,0 ‰ in 2002); der Sterbeüberschuss ( 4,3 ‰) ist deutlich größer als der Landesmittelwert. 1977 zählte man in C., auch auf Grund von Zuwanderung aus den nordöstlichen rumänischen Regionen, noch 1.145.000 Einwohner. Die gegenwärtig 1.055.000 Einwohner (2005) wohnen zu 49,6 % in Städten. Die mittlere Bevölkerungsdichte von nur 68,1 Einwohner/km² liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt. In vielen dörflichen Gemeinden (besonders im Einzugsbereich des Flusses Crişul Alb) ist die Bevölkerungsdichte unter 30 Einwohner/km² gesunken; dort mangelt es an Arbeitskräften.

Mit zwei bedeutenden regionalen Metropolen (Oradea und Arad) und einem Netz von Mittel- und Kleinstädten (u. a. Salonta, Beiuş, Ineu, Nădlac, Lipova) verfügt C. über ein für rumänische Verhältnisse gut ausgebautes Städtesystem. Viele alte Dörfer wurden in der Zeit der Habsburger geometrisch angelegt und erhielten dadurch ein städtisch anmutendes Aussehen.

Die meisten Deutschen sind nach dem Zweiten Weltkrieg, v. a. in den 1990er Jahren, ausgewandert, so dass bei der Volkszählung von 2002 die Bevölkerung C.s folgende Struktur aufwies: 73,8 % Rumänen, 19,2 % Ungarn, 4,5 % Roma und 1,2 % Slowaken. Der Anteil der Deutschen betrug lediglich 0,6 %.

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2 Kulturgeschichte

Das Gebiet C. gehörte zum von den Römern eroberten Teil Dakiens und wurde im 2. und 3. Jh. einer graduellen Romanisierung unterworfen. Beginnend mit dem 9. Jh. war C. das erste von den Magyaren (Ungarn) eroberte heute zu Rumänien gehörende Gebiet, doch war die ungarische Bevölkerung v. a. auf die Städte (Oradea war im 11. Jh. ein bedeutendes Zentrum der ungarischen katholischen Kirche) bzw. die Dörfer im Nordwesten C.s konzentriert, während für die rumänische Bevölkerung eine gewisse lokale Autonomie, mit eigenen Woiwoden, in den weniger bewaldeten Gebieten charakteristisch war.

Ende 16. bzw. Anfang 17. Jh. wurde C. (als Teil des Fürstentums Siebenbürgen) vom Osmanischen Reich besetzt, was eine wirtschaftliche Krise in C. auslöste. Die osmanische Zeit brachte keine Änderungen der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung. Im Gegensatz dazu organisierte ab dem Ende des 17. Jh. die Habsburgermonarchie eine systematische Kolonisierung v. a. durch deutsche (besonders im Süden) und slowakische Siedler (in Nădlac, im Gebirge Plopiş). Bis zum Vertrag von Trianon (1920) gehörte K. zum Königreich Ungarn.

(Alexandru Ungureanu)

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