Polarzone
Polarzone
Die Abgrenzung der P. kann astronomisch, durch Klima- oder Vegetationsgrenzen erfolgen. Astronomisch wird die P. durch die Polarkreise abgegrenzt. Innerhalb der P. geht die Sonne mindestens an einem Tag im Jahr nicht unter bzw. nicht auf. Als geographische Scheidelinie, v. a. für die Nordhalbkugel, wird oft die 10 °C Juli-Isotherme (= Linie gleicher Juli-Mitteltemperatur) verwendet, welche weitestgehend entlang der nördlichen Baumgrenze verläuft. Diese Grenzziehung umschließt eine Großlandschaft, in der die typischen arktischen Landschaftsmerkmale vorherrschen. Zu diesen gehören die Bereiche des ewigen Frostes und die Tundren. In der Antarktis wird in Ermangelung einer Baumgrenze die sog. Antarktische Konvergenz bzw. die Polarfront herangezogen. In dieser stoßen die kalten Gewässer des Antarktischen Ringstromes auf die warmen Gewässer der Südozeane. Neben den oben genannten Abgrenzungen der P. werden u. a. gelegentlich auch die Frostbodengrenze an Land und die Treibeisgrenze auf See oder die 0° Jahresisotherme (= Linie gleicher Jahresdurchschnittstemperatur) herangezogen.Die Bereiche ewigen Frostes sind teilweise durch mehr oder weniger große Eismassen bedeckt, wie dem Grönländischen Inlandeis, dem Eisstromnetz auf Spitzbergen oder den Eiskappen auf Nowaja Semlja, Franz-Joseph-Land und Severnaja Zemlja. Auch in den nicht eisbedeckten Bereichen dieser Zonen ist eine Vegetationsentwicklung wegen der dauerhaft geringen Temperaturen (in allen Monatsmitteln unter 0 °C) nicht möglich. Die Tundren sind bedeckt durch eine baumlose Pflanzengesellschaft, die hauptsächlich aus Flechten, Moosen, Gräsern, grasähnlichen Kräutern, polsterbildenden Pflanzen und Zwergsträuchern gebildet wird. Die Vegetation ist extrem an eine sehr kurze Wachstums- und eine lange Ruhephase angepasst.
In der P. sind die Niederschläge mit Werten zwischen 75 mm und 450 mm relativ gering und treten überwiegend im Sommer auf. Der Boden ist dauerhaft gefroren, lediglich die obersten Bodenschichten werden von der Sommersonne aufgetaut.
Trotz der extrem schwierigen Umweltbedingungen leben auf der Halbinsel Kola und im Nordwesten Russlands die Samen, Syrjänen und beiderseits des Urals die Nenzen in der P. Durch Umsiedlung und Kollektivierung während der Sowjetzeit verlor die indigene Bevölkerung ihre ursprüngliche Lebensweise. In Russland will man gegenwärtig in einer Art Neotraditionalismus die indigene Bevölkerung durch neue Gesetze bei der nachhaltigen Ausnutzung der arktischen Ressourcen unterstützen. Russische Siedler begannen Mitte des 17. Jh. mit der Besiedlung der Flussmündungen in der Nordp. Diese lebten v. a. von der Pelztierjagd und der Flussfischerei.
Gold- und Zinkerzvorkommen im Nordosten Russlands wurden bereits in den späten 1930er Jahren durch Zwangsarbeiter des GULAG erschlossen. Die Erdöl- und Erdgasförderung erreichte die russische Arktis Ende der 1980er Jahre.
Trotz ihrer Abgelegenheit ist die P. heute auch von einer Umweltzerstörung bedroht. Auf der Halbinsel Kola verpesten Schmelzhütten die Luft mit Schwefeldioxid und Metallen wie Kupfer, Nickel, Blei, Cadmium und Arsen, die sich teilweise weit verteilen, und über die Nahrungskette auch zu den Menschen gelangen. Atomwaffenversuche auf Nowaja Semlja (davon 87 oberirdisch zwischen 1955 und 1962 und hernach unterirdisch), die Versenkung von Atomreaktoren und anderer radioaktive Abfälle in der Barentssee sowie ausrangierte Atom-U-Boote und –Eisbrecher in Murmansk belasten die P. bis heute mit Radionukleiden.
Blümel W. D. 1999: Physische Geographie der Polargebiete. Stuttgart. Wüthrich C., Thannheiser D. 2002: Die Polargebiete. Braunschweig.