Ulcinj

Ulcinj (serb., alban. Ulqin, ital. hist. Dulcigno, griech. hist. Elkinion, osman. hist. Ülgün).

Die südlichste Stadt Montenegros in der unmittelbaren Nähe zur albanischen Grenze liegt durchschnittlich 3 m ü. d. M. und hat 20.290 (2003) Einwohner (72,14 % Albaner, 11,93 % Montenegriner, 7,44 % Serben u. a.). Bei mediterranem Klima beträgt die mittlere Jahrestemperatur 16,5 °C., durchschnittlich werden 2700 Sonnenstunden jährlich registriert.

U., eine der ältesten Städte an der Adriaküste, wurde der Überlieferung nach von griechischen Seefahrern aus Kolchis am Schwarzen Meer als ›Colchinium‹ im 5. Jh. v. Chr. gegründet. 163 v. Chr. besiegten die Römer die hier ansässigen Illyrer und nannten die Stadt fortan Olcinium bzw. Ulcinium. U. hatte im Römischen Reich den Status einer
Stadttor
selbständigen Stadt (Munzipium), und war nach der Reichsteilung 395 Teil der oströmischen Provinz ›Praevalitana‹. Im Mittelalter wurde U. unter der Herrschaft Zetas zu einem Handels- und Seefahrtszentrum ausgebaut. 1183 gelangte die Stadt unter die Herrschaft der Nemanjiden. Die Stadt wurde im Mittelalter vorwiegend von romanischen, albanischen und serbischen Bevölkerungsgruppen bewohnt. Aufgrund seiner starken Befestigung konnte U. 1242 den Mongolenangriffen trotzen. Nachdem die Stadt 1423 an die Republik Venedig gefallen war, wurden diese
Stadtmauer
Verteidigungsanlagen nochmals mit einer Festung verstärkt. 1571 übernahmen die Osmanen das Regiment der Stadt. V. a. im 16. und 17. Jh. war U. als Stützpunkt von Piratenflotten und als Sklavenmarkt im gesamten Mittelmeerraum berühmt-berüchtigt. Erst zu Beginn des 18. Jh. gelang es der osmanischen Flotte, das Korsarenwesen zu zerschlagen, und U. infolgedessen als wichtige Seehandelsstadt des Mittelmeers, als Warenumschlagplatz zwischen Italien und Albanien, und als Haupthafen des Osmanischen Reiches an der Adria zu etablieren. Ein Jahr später verstarb hier im Exil der jüdische Mystiker Sabbatei Zevi.

Im Januar 1878 gelang montenegrinischen Truppen der Einmarsch in die Stadt, die sie aber auf Betreiben der Großmächte wieder an die Hohe Pforte zurückgeben mussten. Auf dem Berliner Kongress wurde U. jedoch noch im gleichen Jahr Montenegro zugesprochen und 1880 endgültig an das kleine Fürstentum abgetreten. Im Ersten Weltkrieg wurde U. 1916 von Österreich-Ungarn besetzt, bevor Italien 1918 die Stadt okkupierte, 1920 aber an das „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ (serbokroat. hist. Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca, SHS) abtreten musste. Im Zweiten Weltkrieg war U. wiederum der Besatzung durch italienische Truppen unterworfen.

Im April 1979 zerstörte ein Erdbeben Teile der mittelalterlich geprägten Altstadt, die neuen Stadtteile tragen hingegen bis heute orientalischen Charakter. U. war während des Kosovokrieges 1999 Zufluchtstätte für Tausende Kosovo-Albaner.

Berühmt ist U. neben Kirchen v. a. für seine Moscheen, wie die ›Pašina Džamija‹, ›Namazdjah‹ (Hauptmoschee, 1728), ›Brijeg‹ (1783) und ›Lamina‹ (1689), sowie für die umliegenden 12 km langen Sandstrände auf der südlich der Stadt gelegenen Halbinsel Ratislava und die Schwefelwasserquellen. Der Tourismus bildet schon seit Jahrzehnten die Haupteinnahmequelle der Stadt.

monstat.cg.yu (http://www.monstat.cg.yu/index.htm) (Stand 13.4.2006). ulcinj.cg (http://www.ulcinj.cg.yu) (Stand 13.4.2006). ulqini (http://www.ulqini.de) (Stand 13.4.2006).

(Rayk Einax)


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