Südkarpaten

Südkarpaten (dt. hist. Transsilvanische Alpen, rumän. Carpaţi Meridionali).

Zu den S. gehören die in Ost-West-Richtung vom Oberlauf des Flusses Prahova bei Kronstadt bis zum Donaudurchbruch reichenden Teile der Karpaten. Sie bestehen überwiegend aus Graniten und kristallinen Schiefer, die von Kalken überlagert sind.

Die S. sind durch eine tektonische Längssenke geteilt: Die breite nördliche Kette wird u. a. aus dem Făgăraş-Gebirge (Munţii Făgăraşuliu) mit dem höchsten Gipfel Rumäniens, dem Moldoveanu (2544 m) gebildet. Die schmalere südliche Kette besteht aus mehreren Gebirgsgruppen, von denen Munţii Retezatului, die Munţii Parângului und die Munţii Bucegi über 2500 m erreichen. Die S. werden auch aufgrund der glazialen Formung als die Transsilvanischen Alpen bezeichnet. Die Schneesicherheit, die Lage an internationalen Durchgangsstrecken und die Nähe zu zahlreichen Industriestädten bedingen, dass die S. schon früh zu einem bevorzugten Erholungs- und Wintersportgebiet wurde. Durch die Höhe und die Geschlossenheit bildeten die S. lange Zeit ein beträchtliches Verkehrshindernis, bis man in der Lage war, die häufig von Hochwasser betroffenen engen Durchbruchstäler des Olt und Jiu-Flusses zu erschließen.

Jenseits der breiten Talfurche des Timiş-Flusses setzen sich die S. im „Banater Gebirge“ (Munţii Banatului) bis zum Donaudurchbruch fort. Das stark abgetragene Gebirge besteht aus kristallinen Schiefern und verkarstetem Kalkstein und weist den Charakter eines typischen Mittelgebirges auf. Weite Hochflächen von 600–1000 m ü. d. M. bestimmen das Bild. Das Gebiet verfügt über großen Erzreichtum und Steinkohlelager.

Der ost-westlich verlaufende Kamm der S. dreht im „Semenic-Gebirge“ (Munţii Semenicului) nach Süden ab. Jenseits des Donaudurchbruchs findet sich in nicht zu den Karpaten gehörenden Gebirgszügen eine Fortsetzung mit gleichbleibendem Charakter.

Das Westsiebenbürgisches Gebirge befindet sich nördlich des „Banater Gebirges“ und teilt den Raum innerhalb des Karpatenbogens (Carpaţii de Curbură) in Siebenbürgen und die Große Ungarische Tiefebene. Es wird zu den Karpaten gerechnet, obwohl es nicht in den langgestreckten Gebirgszug einzuordnen ist. Die geologische und geomorphologische Entwicklung zeigt dennoch Gemeinsamkeiten. Charakterisiert wird das Westsiebenbürgische Gebirge durch stark zertalte Mittelgebirgsformen und Karstgebiete. Im Zentralmassiv werden Höhen von 1849 m ü. d. M. (Bihorgebirge) erreicht. Trotzdem sind kaum glazialen Formen zu erkennen. Erzlagerstätten von Gold, Silber, Quecksilber und Kupfer haben wirtschaftliche Bedeutung. Zahlreiche Mineralquellen weisen auf eine starke tektonische Beanspruchung des Gebiets hin. Innerhalb Rumäniens ist für diesen Nord-Süd verlaufenden Bereich der S. der Begriff „Westkarpaten“ (Carpaţii Occidentali) gebräuchlich, womit international jedoch die in Polen und der Slowakei gelegenen Teile der Karpaten bezeichnet werden.

(Barbara Bosch)

Zur Kulturgeschichte vgl. Karpaten


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