Lend-Lease-Act

Lend-Lease-Act (engl., „Leih-Pacht-Gesetz“); am 18.2.1941 vom amerikanischen Kongress verabschiedetes und am
Übersicht
11.3.1941 in Kraft getretenes Gesetz, mit dem der US-Präsident die Vollmacht erhielt, denjenigen Staaten kriegswichtige Güter zur Verfügung zu stellen, die gegen die Achsenmächte kämpften und die als wesentlich für die Sicherheit der USA erachtet wurden. Hauptempfänger amerikanischer Hilfsgüter war das britische Commonwealth (ca. 31 Mrd. US-Dollar), insgesamt erhielten 38 Staaten Hilfsgüter nach dem L.-L.-Programm. Bald nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion begannen die Amerikaner und Briten auch die UdSSR, die bis dahin durch den Hitler-Stalin-Pakt von den Westmächten isoliert gewesen war, materiell zu unterstützen. Im Oktober 1941 wurde das erste von insgesamt vier Protokollen über Art und Umfang der Waren unterzeichnet, dem am 7.11.1941 die formale Einbeziehung der SU in das L.-L.-Programm folgte. Das amerikanisch-sowjetische L.-L.-Hauptabkommen wurde am 11.6.1942 geschlossen.
Nordmeerroute
Die äußerst unbürokratisch abgewickelten und an keinerlei politische Bedingungen geknüpften L.-L.-Lieferungen an die SU erwiesen sich als Pfeiler der Allianz zwischen Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill und Iosif Stalin. Die vorwiegend genutzten Transportrouten verliefen über den Nordatlantik (Murmansk/Archangelsk), den Persischen Golf (über den Iran nach Baku/Astrachan) sowie über den Pazifik (Wladiwostok). Nachdem die alliierten Produktions- und Transportkapazitäten ausgebaut worden waren, erzielten die Lieferungen ab 1943 maßgeblichen Einfluss auf die sowjetische Kriegführung. Die Güter der Alliierten unterstützten insbesondere den Transport- und Kommunikationssektor: LKWs, Jeeps und Feldtelefone
Persischer Golf
trugen zur Mobilität und Offensivfähigkeit der Roten Armee seit der Schlacht um Stalingrad bei. Neben Lebensmitteln waren v. a. Aluminium, Buntmetalle wie Kupfer, außerdem Erdöl, spezielle Chemikalien und Maschinen für die sowjetische Kampfkraft von großer Bedeutung, da sie Engpässen in der Versorgungs- und Rüstungsindustrie entgegenwirkten. Unter den Waffenlieferungen spielten Flugzeuge vermutlich die größte Rolle, während die Bedeutung der gelieferten Panzer und Geschütze aufgrund der sowjetischen Eigenproduktion als geringer einzuschätzen ist. Der Gesamtwert der an die SU gelieferten Güter wird auf ca. 11 Mrd. U$ geschätzt. Nach derzeitigem Forschungsstand wurde das Ende des Zweiten Weltkrieges durch das L.-L.-Programm erheblich beschleunigt. Während des Kalten Krieges
Pazifikroute
wurde die Bedeutung der alliierten Unterstützung in Ost und West kontrovers beurteilt. Die amerikanisch-sowjetische Auseinandersetzung um die Frage der Bezahlung derjenigen L.-L.-Güter, die nach Einstellung der Lieferungen in der SU verblieben und zum Wiederaufbau genutzt wurden, konnte erst 1972 beigelegt werden, indem man sich auf eine Teilrückzahlung einigte.

Tuyll H. P. van 1989: Feeding the Bear. American Aid to the Soviet Union, 1941–1945. New York. Weeks Albert L. 2004: Russia’s Life-Saver. Lend-Lease Aid to the U.S.S.R. in World War II. Lanham.

(Verena Krüger)


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