Đakovica

Đakovica (serb., hist. Djakovica, alban. Gjakovë, osman. hist. Yakova)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Stadt sowie Hauptort der gleichnamigen Großgemeinde (521 km², geschätzte 153.000 Einwohner) im Südwesten Kosovos mit 68.645 Einwohnern (2003). Nach Schätzungen der UNMIK leben heute jedoch 90. 000 Menschen in Đ., neben Albanern auch Roma, Ashkali und sog. Ägypter (4,4 %) sowie etwa 60 Bosniaken. Đ. liegt 383 m. ü. d. M. vor der Einmündung des Flusses Erenik in den Weißen Drin und bildet einen der Hauptorte der Beckenlandschaft Metohija (serb., vom gr. Metochion „Klostergut“, alban. Dukagjin). Im Westen von Đ. wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Abbau von Chromerzen verstärkt betrieben, daneben gibt es Textilindustrie und in der Umgebung Obst- und Weinbau.

Anfang

2 Kulturgeschichte

Ausgrabungen weisen darauf hin, dass Đ. bereits seit dem Neolithikum besiedelt war. Schriftlich erwähnt wurde die stark muslimisch geprägte Stadt das erste Mal 1574 in osmanischen Quellen als bedeutender traditioneller Handels- und Umschlagplatz der Verbindung Konstantinopel –Shkodra. Ebenso spielte das Handwerk in der Stadt eine Rolle. Bedeutende Bauwerke aus osmanischer Zeit sind etwa die 1592/93 zu Ehren des Sultans Murād II. erbaute Hadum Moschee. Eng mit Đ. ist jedoch die Zeit der albanischen Nationalbewegung verknüpft. Wichtige albanische Führer der „Liga von Prizren“ (Lidhja e Prizrenit), wie etwa Sulejman Vokshi, stammten aus dieser Stadt. Auch nach der Niederschlagung der Liga von Prizren 1881 spielte Đ. 1909–12 eine zentrale Rolle während der Aufstandsbewegung der Albaner gegen die jungtürkische Regierung. Ebenso aus Đ. stammte Bajram Curri, der sich aktiv an der Aufstandsbewegung gegen die Osmanen beteiligte, Mitorganisator der „Liga von Peja“ (Lidhja e Pejës) 1899/1900 und einer der bekanntesten Vertreter albanischer Autonomieforderungen war.

Nach der Eroberung Kosovos durch serbische Truppen 1918 bildete Đ. ein wichtiges Zentrum des „Komitees zur nationalen Verteidigung Kosovos“ (Komiteti i Mbrojtjes Kombëtare e Kosovës), das in Freischaren und Banden gegen die serbische Besetzung kämpfte. Nach der Zerschlagung Jugoslawiens durch die Truppen des Deutschen Reiches, Italiens und Ungarns sowie der Neuordnung auf dem Balkan 1941 fiel Đ. zusammen mit dem größten Teil Kosovos zur italienischen Besatzungszone bzw. Großalbanien. Einige der während des Zweiten Weltkriegs kämpfenden Partisanen stammten, wie etwa Emin Duraku, aus Đ. 1941–43 wurden größere Demonstrationen gegen den Faschismus in Đ. organisiert, dort wurde auch im Winter 1943/44 die Gründungskonferenz des „Regionalen Nationalen Befreiungsrates für Kosovo und Metohija“ (Këshilli Krahinor Nacionalçlirimtar për Kosovën dhe Rrafshin e Dukagjinit) abgehalten. Wichtige aus Đ. stammende albanische kommunistische Partisanenführer waren neben Emin Duraku, Sadik Stavileci sowie Hajdar Dushi.

Đ. war besonders schwer betroffen im Kosovo-Krieg 1999: Am 30.3.1999 wurde von serbischen Kräften das Stadtzentrum und der alte, orientalische Bazar, einer der schönsten und bedeutendsten Bazare auf dem Balkan, dem Erdboden gleichgemacht. Ebenso wurde das wichtigste albanische Bektashi-Kloster in Kosovo (›Bektashi tekke‹) zerstört. Nach dem Krieg wurde die Altstadt in traditionellen Stil wiederaufgebaut. Heute findet hier wieder einer der größten orientalischen Märkte auf dem Balkan statt. In der Gemeinde, insbesondere in der Stadt Đ. selbst lebten vor dem Kosovo-Krieg 1999 etwa 3000 Serben, die nach dem Krieg flohen bzw. von der albanischen Bevölkerung vertrieben wurden. Heute sind es nach UNMIK-Angaben nur noch sechs Serben. 1999 wurde Kosovo als UN-Protektorats eingerichtet. Um die Sicherheit der Bevölkerung, insbesondere der serbischen Minderheit, zu gewährleisten, wurde die KFOR (Kosovo Force) unter der Leitung der NATO aufgestellt. Đ. gehört innerhalb dieser militär-administrativen Einteilung zum MNTF (Mulitnationale Taskforce) West unter der Führung Italiens.

Buda A., Lloshi X. (Hg.) 1985: Fjalor Enciklopedik Shqiptar. Tirana, 334. Elsie R. 2004: Historical Dictionary of Kosova. Oxford. Chiari B., Keßelring A. (Hg.) 2006: Kosovo. Wegweiser zur Geschichte. Paderborn u. a.

(Eva Anne Frantz)

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