Pelagonia

Pelagonia (griech., dt. auch: Pelagonien, makedon. Pelagonija)

P., auch Pelagonische Ebene oder Becken von Bitola-Prilep (makedon. Bitolsko-Prilepsko Pole) genannt, ist eine Beckenlandschaft, die zum überwiegenden Teil in der Republik Makedonien, zum kleineren Teil in der Region Makedonien in Griechenland liegt. Durch einen niedrigen Querriegel wird P. in ein nördliches und ein südliches Becken unterteilt, dessen südlicher Teil stärker versumpft ist. P. liegt in 600 bis 700 m Höhe und bildet das größte Einbruchsbecken Innermakedoniens. Es wird von hohen Gebirgen umrahmt: Im Südwesten die Baba planina (mit dem Pelister – um den herum der Nationalpark Pelister liegt – als höchster Erhebung, 2601 m ü. d. M.), im Nordwesten Buševa planina und Poreče, im Nordosten Babuna planina, im Osten Selečka planina und im Südosten der Berg Voras oder Kaimaktsalan (griech., 2519 m ü. d. M.). Nur im Süden, bereits auf griechischem Gebiet, ist das Becken offen. Der Durchgang wird von Straße und Bahn benutzt, die Nordwestgriechenland mit dem balkanischen Hinterland verbinden. Entwässert wird die Ebene durch den Fluss Crna Reka, der das ganze Becken in einem engen, gewundenen Durchbruchstal zum Vardar hin durchfließt. Sein Wasser wird zur Bewässerung genutzt.

Die sich in unmittelbarer Umgebung des heutigen Bitola befindende römische Stadt Heraclea Lyncestis lag an der militärisch wichtigen Via Egnatia. Sie war von Philipp II. von Makedonien gegründet und nach der Christianisierung Bischofssitz geworden. Heute kann man die gut erhaltenen Mosaikböden besichtigen, die mehrere große Erdbeben (v. a. 518) überdauert haben. Die Osmanen eroberten die Stadt 1382 und machten sie unter dem Namen Manastır („Kloster“) zu einem wichtigen Verwaltungszentrum. Als größte Stadt P. und Wirtschaftszentrum war Bitola am Flüsschen Dragor auch zu jugoslawischer Zeit bedeutend. Die Altstadtstraßen um den Širok sokak und den Bazar Bezisten vermitteln einen Eindruck von der blühenden Vergangenheit der Stadt. In Prilep sind im Stadtteil Varoš mächtige Befestigungsanlagen aus der Osmanenzeit sowie Kirchen aus dem 13. und 14. Jh. erhalten.

Die heutigen Bewohner P. sind überwiegend (slawischsprachige) Makedonier. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Zahl der jüdischen Einwohner und ihr Beitrag zur wirtschaftlichen Blüte des städtischen Lebens nicht unerheblich. In zahlreichen Dörfern der Region leben muslimische Albaner. Viele zur griechischen Bevölkerung gezählte Einwohner waren ursprünglich Aromunen. Einen Eindruck vom Ausmaß ihrer Einwanderung seit dem 19. Jh. aus dem Epirus und Südalbanien vermittelt der ausgedehnte aromunische Friedhof von Bitola. Die Sarakatsanen, die ihre Viehherden in der Pelagonischen Ebene sowie am Pelister-Gebirge hielten, sind heute sesshaft. In Griechenland ist P. ein wichtiges Siedlungsgebiet der slawischen Minderheit. Nach 1922 kam es hier zur Ansiedlung von Flüchtlingen und Zuwanderern aus dem Kaukasus und der Schwarzmeerküste (Pontos-Griechen).

Im nördlichen Abschnitt der Ebene (Prilepsko polje), der nach der Stadt Prilep benannt ist, werden Tabakindustrie und Marmorabbau betrieben. Für die lokale Wirtschaft P.s spielen Textilindustrie (v. a. Leder), Zuckerherstellung und Möbelindustrie eine Rolle. Im Süden sind Tabakanbau und Braunkohlentagebau von Bedeutung.

Trifunoski J. F. 1998: Bitoljsko-prilepska kotlina. Antropogeografska proučavanja. Beograd (= Srpski etnografski zbornik XCIX, Naselja i poreklo stanovništva 45).

(Thede Kahl)

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