Užhorod

Užhorod (ukrain.; russ. Užgorod, ungar. hist. Ungvár).

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Die Stadt U. mit ihren 117.000 Einwohner (2001) liegt 120 m ü. d. M. im Südwesten der Ukraine, ist Hauptstadt, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Gebietes Transkarpatien sowie Grenzstadt zur Slowakei. Von wirtschaftlicher Bedeutung sind sowohl Holz- und Metall verarbeitende Betriebe, Textil-, Nahrungsmittel- und Baustoffindustrie als auch die heilsamen Mineralquellen der Stadt. U. besitzt eine Universität (1945 gegründet), ein Theater, eine Philharmonie und drei Museen: Heimatmuseum, Kunstmuseum und Museum für Volksbaukunst und Lebensweise Transkarpatiens.

2 Kulturgeschichte

Eine Besiedlung durch slawische Stämme ist durch archäologische Ausgrabungen für das 8.–9. Jh. nachgewiesen. Ende des 9. Jh. zogen ungarische Nomaden über die Karpaten in das Land nahe der Donau, die im 11. und 12.Jh. ihre Macht durch den Ausbau der bestehenden Siedlung und der Festung festigten. Im 12. Jh. wurde U. administratives Zentrum des Komitats Ung im Königreich Ungarn (bis in das 20. Jh.). Während der ungarischen Thronwirren im 13./14. Jh. wechselte U. mehrmals den Besitzer. 1322 schließlich schenkte König Karl I. Robert (1288–1342) die Siedlung, die Festung und den Landbesitz dem Adelsgeschlecht der Drugeth de Homonna, das bis 1691 in U. herrschte.

1430 wird U. erstmals als Stadt erwähnt. Nach der ungarischen Niederlage in der Schlacht von Mohács (1526) geriet es unter die Oberhoheit Österreichs. 1691 ging U. in den Besitz von Miklos Bercsény (1665–1725) über, der die antihabsburgische Bewegung des ungarischen Adels unterstützte. 1703–11 residierte der Anführer des Aufstandes, der siebenbürgische Fürst Ferenc II. Rákóczi (1676–1735), zeitweise in U. Nach der Niederlage Rákóczis und der Unterzeichnung des Friedenvertrages von Sathmar 1711 floh Bercsény nach Polen. Sein Besitz wurde von den Habsburgern konfisziert und U. unterstand ab diesem Zeitpunkt der ungarischen königlichen Verwaltung.

1780 wurde der Sitz des griechisch-katholischen Bischofs von Munkács nach U. verlegt. Bereits 1646 war infolge der religiösen Kämpfe im Schloss zu U. die Union von U. geschlossen worden, in der sich große Teile der Orthodoxen Transkarpatiens dem Papst unterstellten und sich – bei Beibehaltung liturgischer Unterschiede – mit der römischen Kirche vereinigten.

Nach der Revolution von 1848 erhielt U. die städtische Selbstverwaltung. Im 19. Jh. erlebte die bis dahin von Landwirtschaft und kleinen Handwerksbetrieben geprägte Stadt einen ökonomischen und kulturellen Aufschwung. 1872 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz, 1897 wurde eine Telegrafenverbindung nach Budapest gelegt.

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Nach dem Zerfall des österreichisch-ungarischen Reiches 1918 verblieb U. zunächst unter ungarischer Verwaltung und Rechtsprechung. Als Folge des Friedensvertrages von Saint-Germain-en-Laye fiel U. 1919 an die Tschechoslowakei und wurde Hauptstadt des autonomen Gebietes Transkarpatien. 1938 für kurze Zeit selbständig, wurde U. 1939 Ungarn zugeschlagen (1. Wiener Schiedsspruch). 1944 besetzte die Rote Armee die Stadt, die ab 1946 den Status einer Hauptstadt des Gebietes Transkarpatien der Sowjetukraine innehatte. Seit August 1991 ist U. Zentrum der Provinz Transkarpatien der unabhängigen Ukraine.

Das Stadtbild von U. wird durch sanfte Hügel und eine üppige Vegetation – mit wildem Efeu und Weinreben umrankte Mauern und Hauswände- sowie durch fremdartige Blumen und Baumarten wie die Libanonzeder, den Beerentaxus, den Gingko- und den Tulpenbaum geprägt.

Zu den Sehenswürdigkeiten U.s zählen heute der historische Stadtkern am linken Ufer des Flusses Už, die Festung (1598), der Bischofspalast (1646, heute Bibliothek der Universität), die Kathedrale (17. Jh.), die katholische Kirche (1644), das Gymnasium (1784), das Rathaus (1810) und die ehemalige Synagoge (1904, heute Philharmonie). Ebenfalls architektonisch wertvoll sind zahlreiche aus den 1930er Jahren stammende konstruktivistische Bauensembles der Stadt.

Kobalʹ J. V. 2003: Uzhorod. Vidomyj ta Nevidomyj. L´viv. Pop I. 2001: Ėncyklopedija podkarpatskoj Rusi. Užhorod.

(Evelyn Scheer)

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