Szolnok
Szolnok (ung.; dt. hist. Sollnock).
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1 Geographie
In der Großen Ungarischen Tiefebene, ca. 100 km östlich von Budapest an der Mündung des Flusses Zagyva in die Theiß gelegen, ist Sz. mit 77.631 Einwohnern (2001) Hauptstadt des Komitats Jász-Nagykun-Szolnok. Das Stadgebiet umfasst rund 187 km². Die Bevölkerung ist überwiegend ungarischsprachig, von den Einwohnern, die sich zu einer Religion bekennen, sind ca. 33.000 römisch-katholisch und 8000 evangelisch. An wichtigen Eisenbahnlinien und an der Hauptverkehrsstraße Nr. 4, aber abseits von Autobahnen gelegen, ist Sz. das Verkehrs-, Handels-, Kultur- und Bildungszentrum der nördlichen Tiefebene.
2 Kulturgeschichte
Sz. wird zum ersten Mal 1075 unter dem Namen Zounok erwähnt. Als Handelszentrum 1241 im Mongolensturm zerstört, wurde es 1422 mit dem Stadtrecht ausgestattet. 1549 wurde die Stadt befestigt, aber 1552 von den Osmanen eingenommen, die den ersten festen Theißübergang errichteten. 1685 räumten die Osmanen Sz., das während des Kuruzenaufstands mehrmals den Besitzer wechselte und schließlich 1710 unter kaiserliche Herrschaft geriet. Im 18. Jh. entwickelte sich Sz. zu einem Zentrum des Salzhandels, es entstand eine Holz- und Mühlenindustrie, die Theiß wurde reguliert und 1847 erfolgte die Inbetriebnahme der Eisenbahn nach Pest, 1848/49 war Sz. Ausgangspunkt des sog. Frühlingsfeldzugs. 1876 wurde Sz. Hauptstadt des reorganisierten Komitats.
Im August 1919 kurzfristig rumänisch besetzt, kam es in den 1930er Jahren zum Ausbau der Lebensmittelindustrie. 1944 wurde nach der Besetzung des Landes durch NS-Deutschland und mithilfe der Gendarmerie der Großteil der jüdischen Bevölkerung Sz.s und seiner Umgebung (4605 Personen) deportiert und ermordet. Im November 1944 von der Roten Armee eingenommen, erfolgte unter der KP-Alleinherrschaft der Aufbau eines Chemiekombinats (›Tiszamenti Vegyiművek‹). Am 04.11.1956 verlautbart der Sender Sz. die Gründung der „Arbeiter- und Bauernregierung“ von János Kádár, die die Revolution 1956 niederschlug. In den sechziger Jahren erfolgte die Eingemeindung der umliegenden Dörfer.
Heute befinden sich in der Stadt wichtige lokale Museen (›Damjánich János Múzeum‹, ›Szolnoki Galéria‹), ein ständiges Theater (›Szigligeti Színház‹), die Komitatsbibliothek ›Ferenc Verseghy‹, das Institut für Fliegeroffiziere der Universität für Nationale Verteidigung ›Miklós Zrínyi‹ sowie die Hochschule für Handel und Wirtschaft. Kulturhistorisch bedeutend ist die Sz.-er Künstlerkolonie (1902).
Die Theiß bietet zahlreiche Erholungsmöglichkeiten und durch Thermalquellen auch Heilangebote. Sz. ist auch ein Zentrum des ungarischen Wassersports.
Österreichische Galerie (Hg.) 1975: Die Szolnoker Malerschule. Wien.