Kalocsa
Kalocsa (ungar., dt. hist. Kollotschau).
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1 Geographie
Im südlichen Teil der Ebene von Solt (Komitat Bács-Kiskun) befindet sich die Stadt K., ca. 120 km südlich von Budapest entfernt und östlich der Donau an der Hauptverkehrsstraße Nr. 51. Die Fläche der Stadt beträgt 53,18 km². Die 18.187 (2005) Einwohner der Stadt sind überwiegend ungarischsprachig und katholisch, die größte Minderheit stellen die Serben dar.
K. ist das Zentrum der Gewürzpaprikaproduktion der Region, das ursprünglich ein industriell schwach entwickeltes Gebiet war, in dem Kleingewerbe, Lebensmittelverarbeitung und Mühlen dominierten. In den 1960er Jahren wurden bedeutende Betriebe aus den Bereichen Kleinmaschinen- und Haushaltsgeräteproduktion, Möbel-, Kunststoff- und Textilindustrie angesiedelt.
2 Kulturgeschichte
Historisch gesehen ist K. gleich alt wie der Staat Ungarn, auch wenn der Raum bereits vor der Landnahme besiedelt war, wie mehrere Ausgrabungsstätten aus dem Neolithikum, der Bronzezeit und aus der Zeit der Awaren belegen. Eine erste schriftliche Erwähnung findet K. 1003 und 1007 als Colocensem, 1273 bereits als Kolocha. Das Bistum K. wurde unter König István V. eingerichtet und erhielt 1135 den Status eines Erzbistums. Es wurde unter König László I. nach Bács (Wojwodina) verlegt, dennoch verlor K. seinen Rang als bedeutender Ort im ungarischen Reich nicht. 1405 erhielt K. unter König Sigismund von Luxemburg das Stadtrecht. 1529 wurde die Stadt zum ersten Mal von den Osmanen erobert, blieb aber auch in der Folgezeit umkämpft. 1541 beginnt eine beinahe 150 Jahre währende Besetzung K.s durch osmanische Truppen. Es kommt zu einer Rückentwicklung, die Bevölkerung flüchtet nach Nordungarn oder in die umliegenden Sümpfe. 1603 wird die Stadt von ungarischen Heiducken in Brand gesteckt. 1686 zerstören die sich zurückziehenden osmanischen Truppen K., danach erfolgen eine langsame Wiederbesiedelung der Stadt und der Umgebung sowie der Wiederaufbau der wichtigsten kirchlichen Einrichtungen. Die Entwicklung der Stadt ist im Folgenden wesentlich von der katholischen Kirche geprägt und getragen: es kommt zum Aufbau der erzbischöflichen Einrichtungen, Schulen, Bibliotheken und Druckereien. Abseits der wichtigen Eisenbahnstrecken gelegen, erlebt K. im 19. Jh. keine industrielle Entwicklung,bleibt aber ein religiöses Zentrum.
Die 360 im Sinne der ungarischen "Judengesetze" der 1930er und 40er Jahre hier ansässigen Juden wurden während des Zweiten Weltkrieges deportiert. Heute bekennen sich laut der Volkszählung von 2001 drei Bürger K.s als Juden.
K. ist bis heute der Mittelpunkt einer landwirtschaftlich geprägten Region geblieben und gilt zudem mit seiner charakteristischen Volkskunst als ein Zentrum der ungarischen Volkskultur.