Álmos

Álmos (ungar.); *819/820 †895/896. Unter der Leitung des Fürsten Á. zogen die landnehmenden Ungarn 895/896 in das pannonische Becken. Da die Überlieferung, die sich auf Á. bezieht, uneinheitlich ist, verfügt die Forschung nur über wenige gesicherte Erkenntnisse. Á. wurde vermutlich als Kind von Ügyek und Emese geboren. Mitte der 850er Jahre sollen ihn die sieben „ungarischen“ Stammesführer, die damals mit ihren Völkern in einem Abhängigkeitsverhältnis von den Chasaren lebten, zu einem ihrer beiden Oberhäupter gewählt haben. Als Inhaber des Amtes eines sog. kündü, d. h. als erster Oberherr, oblag ihm wohl die Pflege der Kontakte zu den überirdischen Mächten, während der gyula genannte Heerführer die militärische Macht innehatte. Es gelang Á., die ungarischen Stämme zu einem Stammesverband zu vereinigen, diesen von der chasarischen Oberhoheit zu befreien, und sich den benachbarten slawischen Stämmen gegenüber zu behaupten. Durch Plünderungszüge Richtung Westen kamen die Stämme nach 862 an Beute und lernten ihr späteres Siedlungsgebiet kennen. Denn nach einer Niederlage gegen die Petschenegen sahen sich die ungarischen Stämme gezwungen, ihr aktuelles Siedlungsgebiet, das sog. Etelköz, zu verlassen. Sie drangen 895/896 in das Karpatenbecken ein und ermordeten (nach einer Überlieferung) in Siebenbürgen Á. Als Grund für dessen Tod gilt einerseits die Annahme, dass dem über 70jährigen der Verlust der Kontakte zu den überirdischen Mächten (als Ursache für die erlittene Niederlage) zu Last gelegt wurde, andererseits wird vermutet, dass seine nach chasarischem Brauch einem Fürsten „bewilligte“ 40jährige Herrschaftszeit abgelaufen war. Diese stark an die biblische Gestalt von Moses, der das gelobte Land ebenfalls nur erblicken, jedoch nicht betreten durfte, erinnernde Überlieferung trug dazu bei, dass die Chroniken des Spätmittelalters um seine Person später viele konträre Geschichten zentrierten. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Arpad, der die tatsächliche Inbesitznahme des Karpatenbeckens vollzog, weshalb die erste Dynastie des mittelalterlichen Ungarn nach Arpad und nicht nach dem (umgebrachten) Á. benannt wurde.

Belke K., Soustal P. (Hg.) 1995: Die De Administrando imperio genannte Lehrschrift des Kaisers Konstantinis Porphyrogennetos für seinen Sohn Romanos. Wien. Silagi G. (Hg.) 1991: Anonymus, Gesta Hungarorum. Sigmaringen. Kristó Gy., Makk F. 1999: Die ersten Könige Ungarns. Die Herrscher der Arpadendynastie. Herne. Tóth S. L. 1998: Levédiától a Kárpátmedencéig. Szeged.

(Franz Sz. Horváth)


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