Prizren

Prizren (serb./alban.)

P. ist die zweitgrößte Stadt der serbischen Provinz Kosovo und zählt ca. 171.464 Einwohner (2007). Die in einer Höhe von 434 m ü. d. M. am Fuße des Gebirgszuges Šar planina (alban. Male Sharr) im Südwesten der Provinz – unweit der albanischen Grenze – gelegene Stadt ist auch Verwaltungssitz des Bezirks P. (2002: 376.085 Einwohner).

Die Anfänge der Stadt lassen sich rund 1000 Jahre zurückverfolgen. 1019 wurde die Stadt als Bischofssitz urkundlich erwähnt. 1204 eroberten Bulgaren und 1282 Serben die Stadt. Unter König Stefan IV. Dušan wurde P. im 14. Jh. zur Hauptstadt des mittelalterlichen serbischen Reiches 1455 wurde sie durch die Osmanen erobert. Unter osmanischer Herrschaft fungierte P. als Hauptstadt sowie als kulturelles und intellektuelles Zentrum einer osmanischen Provinz (vilayet), die den größten Teil des heutigen Kosovo umfasste. Die Stadt profitierte mehrere hundert Jahre von ihrer Position an der Nord-Süd- sowie der Ost-West-Handelsroute und wurde von begüterten Albanern beherrscht, die rd. 70 % der damaligen Bevölkerung ausmachten. Im 19. Jh. war P. das Zentrum des albanischen Nationalismus, 1878 entstand dort die „Liga von P.“, eine Bewegung, deren Zielsetzung die Unabhängigkeit Albaniens vom Osmanischen Reich war. Im Zuge des Ersten Balkankrieges eroberten die Serben P. und gliederten es zusammen mit der gesamten Provinz des Kosovo in das serbisch-montenegrinische Gebiet ein. Während des Ersten Weltkrieges fiel P. zunächst kurzzeitig an Österreich-Ungarn und dann 1916 an Bulgarien, bevor die Serben zwei Jahre später die Oberhand zurück gewannen. Auch weiterhin blieb die Stadt ein Zentrum albanisch-nationalistischer Aktivitäten.

1956 fand der „P.-Prozess“ statt, in dem die jugoslawische Geheimpolizei neun Kosovo-Albaner beschuldigte, die Bevölkerung des Kosovo auf Geheiß Albaniens gegen Serbien bzw. Jugoslawien aufzuhetzen. Bis zum Kosovo-Krieg (1999) war P. eine moderne Stadt mit u. a. pharmazeutischer und Metall verarbeitender Industrie.

Bis 1999 lebten in der Stadt nach OSZE-Angaben rund 78 % Albaner, 10,30 % Serben und 20,45 % Angehöriger anderer Nationalitäten. Während des Krieges wurde die gesamte albanischstämmige Bevölkerung vertrieben. Erst im Juni 1999 konnten viele Albaner nach P. zurückkehren, daraufhin verließen rund 97 % der Serben und rund 60 % der Roma die Stadt. Heute ist P. beinahe vollständig albanisch besiedelt. Während des Krieges kam es auch zur Zerstörung zahlreicher kultureller Denkmäler auf beiden Seiten, wie etwa des Gebäudes der „Liga des Kosovo“ durch Serben oder mehrerer orthodoxer Kirchen durch Albaner.

OSCE: Municipal Profile: Prizren (http://www.osce.org/documents/mik/2004/06/1020_en.pdf) (Stand 20.05.2004).

(Antje Helmerich)

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