Krasnodar (Stadt)

Krasnodar (russ., 1794–1920 Ekaterinodar)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

K. ist die Hauptstadt der Region K. Sie liegt 1539 km südöstlich von Moskau im Nordkaukasus auf 21–34 m ü. d. M. K. hat eine Fläche von ca. 700 km² und 710.400 Einwohner (2005). Die Stadt liegt am rechten Ufer des Flusses Kubanʹ und ist die wichtigste Stadt der Region Kubanʹ. Diese gehört zur fruchtbaren Steppenregion und ist mit vorherrschenden Schwarzerdeböden sehr stark durch die Landwirtschaft geprägt. Die mittlere Temperatur in K. beträgt im Januar –3 °C, im Juli 23 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf ca. 500 mm.
K. ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt auf dem Weg von den zentralen Landesteilen Russlands zu den Häfen am Schwarzen und Asowschen Meer sowie zu den Kurorten am Schwarzen Meer mit Anbindung an die großen Fernverkehrsstraßen und Eisenbahntrassen sowie mit einem Fluss- und einem internationalen Flughafen. Das gegenwärtige K. ist v. a. ein Industriezentrum. Die wichtigsten Branchen sind die Lebensmittelindustrie, Maschinenbau und Metallverarbeitung (Landwirtschaftsmaschinen), Holz- und Holz verarbeitende Industrie sowie die Leicht- und Chemieindustrie (Raffinerien).
Seit 1920 ist K. Sitz der Kubanʹ-Universität. Daneben existieren fünf weitere Hochschulen und eine Reihe von Forschungsinstituten, die sich v. a. mit der Landwirtschaft, der Lebensmitteltechnologie sowie der Erdöl- und Erdgasförderung beschäftigen. In kultureller Hinsicht ist K. insbesondere durch eine ausgeprägte Kosakenkultur mit zahlreichen Kosakenorganisationen, v. a. Chören, gekennzeichnet. Daneben gibt es eine Philharmonie, mehrere Theater, einen Zirkus, eine Musikhochschule, ein Sinfonie- und Kammerorchester, eine Gemäldegalerie, ein historisch-archäologisches Museum und eine Bibliothek. Laut der Volkszählung von 2002 leben Angehörige von mehr als 120 Nationalitäten in K., die größten darunter sind Russen, Armenier, Ukrainer, Adygejer und Weißrussen. In K. sitzt ein Metropolit der russisch-orthodoxen Kirche.

2 Kulturgeschichte

K. wurde um 1793 von Schwarzmeerkosaken am Fluss Kubanʹ gegründet. Die Festung erhielt den Namen Ekaterinodar, d. h. „Geschenk Katharinas“, in Anlehnung an Katharina II., die das Land den Schwarzmeerkosaken übertragen hatte. Ekaterinodar wurde zum zentralen Stützpunkt des Schwarzmeerkosakenheeres und 1860 Hauptstadt des Gebietes Kubanʹ. 1867 erhielt Ekaterinodar den Stadtstatus. Die Bevölkerung lebte v. a. von der Landwirtschaft. Mit der Anbindung an das Schienennetz Ende des 19. Jh. wuchs die Stadt zu einem bedeutenden Verkehrs- und Handelszentrum (v. a. für Brotwaren, Tabak, Leder). 1897 hatte K. 66.000 Einwohner.
Während des russischen Bürgerkrieges war K. eines der Zentren der weißen, konterrevolutionären Bewegung. 1920 wurde Ekaterinodar in K. umbenannt. ›krasno‹, zu deutsch „rot“, erlangte hier als Farbe der Oktoberrevolution symbolische Bedeutung. In den 1920/30er Jahren begann die industrielle Entwicklung der Stadt (Metallverarbeitung, Erdölförderung und -verarbeitung). 1925 hatte K. bereits 153.000 Einwohner. Seit 1937 ist K. das Verwaltungszentrum der Region K. (1938: 189.999 Einwohner).
Während des Zweiten Weltkriegs flüchteten Tausende Menschen vor den heranziehenden deutschen Truppen nach K. Vom 12.8.1942–12.2.1943 war K. von den deutschen Truppen besetzt, die Tausende ansässiger Juden umbrachten und die Stadt stark zerstörten. Heute prägen überwiegend moderne Bauten das Stadtbild.
Nach 1945 wurde bei der wirtschaftlichen Entwicklung von K. der Schwerpunkt auf die Industrieproduktion, und hier v. a. auf den Bau von Landwirtschaftsmaschinen und die Nahrungsmittelindustrie gelegt. 1958 hatte K. 313.110 Einwohner, 1978 560.438 Einwohner. Im Zuge der Transformationsprozesse konnte K. in den 1990er Jahren seine Position als Industriezentrum ausbauen, Ende des Jahrzehnts überholte es das benachbarte Rostow am Don bezüglich der Industrieproduktion und wurde der größte Industriestandort im Nordkaukasus. Entgegen dem allgemeinen Trend in der demographischen Entwicklung Russlands hat K. in den 1990er Jahren einen deutlichen Bevölkerungszuwachs erfahren (1988: 620.516 Einwohner, aktuelle Bevölkerungszahl s. o.). Er ist v. a. auf eine starke Zuwanderung durch Flüchtlinge aus den ethnischen Krisengebieten des Kaukasus zurückzuführen.
Aus K. stammt die Opernsängerin Anna Jurʹevna Netrebko (*1971).

http://www.krd.ru [Stand 22.3.2006]. http://admkrai.kuban.ru/city/krasnodar [Stand 22.3.2006]. http://www.ekaterinodar.com/ [Stand 22.3.2006].

(Monika Schulze)


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