Suceava (Stadt)
Suceava (dt. hist. Sutschawa, latein. Sucidava, , poln. hist. Suczawa, ukrain. hist. Sučava, ungar. hist. Szucsava)
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1 Geographie
Hauptstadt des gleichnamigen Kreises im nordöstlichen Rumänien in Mitten des Plateaus S. am 189 km langen Fluss Suceava gelegen, 335 m ü. d. M., mit einer Fläche von 52,1 km² und 106.732 Einwohner (Mitte 2005). Über 90 % der Stadtbevölkerung stellen Rumänen, daneben wohnen in S. v. a. Roma, Ukrainer, Ruthenen, Polen und Deutsche. Nahrungsmittel-, Zellulose und Papier-, Maschinenbau-, Holz-, Textil-, Konfektions- und Schuhindustrie. Die mittlere Temperatur in S. beträgt im Januar –5,1 °C, im Juli 18,6 °C, die jährliche Niederschlagsmenge durchschnittlich 709 mm.
2 Kulturgeschichte
S. liegt am Rande zweier Substrukturplatten, die das Flusstal dominieren (120 m) und von steilen Hängen begrenzt werden, und war daher leichter zu verteidigen. An der alten Handelsstraße Ostsee – Schwarzes Meer, im Tal des Flusses Moldava, dürften sich schon im 2./3. Jh. Daker angesiedelt haben. Anfang des 14. Jh. ist eine slaw.-rumän. Siedlung belegt. Später gründeten ›hospites‹ aus Siebenbürgen und Schlesien sowie Armenier, Russen und Ungarn S., doch stammt die erste sichere Erwähnung der Stadt erst von 1388, als Fürst Petru I. den Marktflecken befestigte. Aus dieser Zeit stammen stammen auch die Festungen ›Cetatea de Scaun a Sucevei‹ und ›Cetatea Şcheia‹).
Nach dem Ausbau zur Residenz erfolgte ein rasanter wirtschaftlicher Aufstieg. Ungarische (1394), osmanische (1476, 1484) und polnische Belagerungen (1497) führten aber dazu, dass man 1565 die Hauptstadt nach Iaşi verlegte. 1624 brannte die Stadt nieder und gegen Ende des 17. Jh. ließen die Osmanen die Festung schleifen. S. verlor unter den Habsburgern (1775–1918), die Czernowitz (heute ukrain. Černivci) bevorzugten, an Bedeutung und verkam zu einer Landstadt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. hat auch die längs des Flusstals führende Eisenbahn die alte Hauptstadt beiseite gelassen; im Gegensatz dazu entwickelten sich in der Nähe zwei Grenzstationsstädtchen – Burdujeni und Iţcanii Noi. Im 20. Jh. vereinigten sich diese drei Siedlungen und gaben dem heutigen S. eine vielfältiges Aussehen. Nach 1960 begann man den Bau einer der mächtigsten Industriezonen Rumäniens. Aus der Kleinstadt (10.123 Einwohner 1948) wurde auf diese Weise eine Großstadt (114.462 Einwohner 1992). Weite neue Wohnvierteln wurden zu jener Zeit sowohl am Rande der eigentlichen Stadt als auch in den eingemeindeten ehemaligen Nachbardörfern erbaut. Seit der politischen Wende und der damit verbundenen Öffnung der rumänischen Wirtschaft erlebt S. eine wirtschaftliche Krise, damit verbunden auch ein Rückgang der Bevölkerungszahlen.
In der Nachkriegszeit wurde S. auch eine Universitätsstadt (Universität Ştefan cel Mare, 9456 Studenten 2004/5). S. ist seit 1401 Sitz eines orthodoxen Erzbistums (ursprünglich Erzbistum Moldau) Um die Verbindung mit der Hauptstadt und den anderen Provinzen Rumäniens zu verbessern und für die Entwicklung des Fremdenverkehrs zu sorgen, hat man in der Nachkriegszeit die elektrifizierten Eisenbahnlinien S. – Gura Humorului und Vatra Dornei – Ilva Mică, wie auch den Flughafen gebaut. Von der Zeit ihrer Blüte bewahrt S. zahlreiche mittelalterliche Denkmäler, u. a. die Metropolitankirche im Kloster Sankt Johann (1514/22), die Demetriuskirche (1534/35), die erste Krönungskirche der Fürsten (Mirăuţi, Kern um 1400), das ehemalige armenische befestigte Kloster Zamca oder die ehemalige fürstliche Residenz (heute ethnographisches Museum).