Jevpatorija

Jevpatorija (ukrain., krimtatar. Gözleve, russ. Evpatorija). Die 2004 106.250 Einwohner zählende Stadt liegt in der Kalamita-Bucht (russ. Kalamitskij zaliv, ukrain. Kalamitsʹka zatoka) an der Westküste der Halbinsel Krim, ca. 67 km von Simferopolʹ und 135 km von Jalta entfernt. Im Osten und Südwesten von Je. erstrecken sich die Salzseen Sasyk und Majnaksʹke (russ. Majnakskoe). Je. ist der westlichste Ort der Autonomen Republik Krim, der noch an das Eisenbahnnetz angeschlossen ist und besitzt mit einem Umsatz von 3,7 Mio. t/Jahr den drittgrößten Hafen der Krim. Die mittlere Temperatur im Januar beträgt 0,8 °C, im Juli 23,2 °C. Die überwiegend westlichen Winde bringen trockene Luft aus dem Inneren der Krim, daher ist die jährliche Niederschlagsmenge in Je. mit 371,8 mm deutlich geringer als im Süden der Halbinsel.

Im 6. Jh. v. Chr. gründeten griechische Siedler in der Nähe des jetzigen Hafens die Festung ›Kerkinitida‹, deren Reste heute noch zu sehen sind. Um 140 v. Chr. eroberten Skythen die antike Stadt, die bis dahin Teil der Griechenkolonie Chersonēsos gewesen war und u. a. eigenes Münzgeld prägte. 83 v. Chr. gelang dem griechischen Feldherrn Diophantos die Rückeroberung. Zu Ehren des pontischen Kaisers Mithridates VI. Eupatōr nannte er die neu errichtete Festung ›Eupatōrion‹. Diese wurde im 3. Jh. n. Chr. von den Goten teilweise zerstört. In den folgenden Jahrhunderten siedelten in Je. Chasaren, Petschenegen und Polovcer, ab dem 10. Jh. auch Einwanderer aus der Kiewer Rus. Von den Vorstößen der Mongolen im 13. Jh. blieb die Region weitestgehend unberührt. Nach dem Einfall der Osmanen auf die Krim veranlasste Sultan Meḥmed II. Ende des 15. Jh. die Errichtung einer neuen Festung – Gözlöv (osman.-türk., russ. auch Kozlov) –. Aus dieser Zeit stammen die bis in die Gegenwart erhaltenen „türkischen Bäder“ und die 1552 erbaute Khan-(oder Ǧuma)-Ǧāmi-Moschee. Die Stadt zählte vom 16.–18. Jh. zu den bedeutendsten Handelszentren des vom Osmanischen Reich abhängigen Krimkhanats. Sie war in einzelne Viertel für u. a. Armenier, Griechen, Karäer, Muslime und Roma unterteilt. Unter Zarin Katharina II. erhielt Je. 1784, nach der Angliederung der Krim an Russland, das Stadtrecht und seinen heutigen Namen sowie Anfang des 19. Jh. einen Hafen. Während des Krim-Kriegs (1854–56) wurden große Teile Je.s zerstört. Die 1893 errichtete St.-Nikolaus-Kathedrale ist als größte orthodoxe Gebetsstätte der Krim eine zentrale Sehenswürdigkeit. Seit 1837 ist Je. zudem Mittelpunkt des kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Lebens der Karäer. Heute ist Je. insbesondere als Erholungszentrum für an Knochen-Tbc und Kinderlähmung Erkrankte bekannt. Die Entwicklung Je.s zum Kurort begann bereits 1886 mit Eröffnung der ersten Heilanstalt. Durch die beiden Weltkriege wurde der Aufschwung Je.s jedoch empfindlich gehemmt. Nachdem die deutschen Besatzer am 13.4.1944 besiegt und abgezogen waren, standen von ursprünglich 36 Sanatoriumskomplexen gerade noch sechs Stück. Abgelegen von den bekannten Kurorten an der Südküste der Krim entwickelt sich die Tourismusbranche, trotz des breiten Sandstrands, wesentlich zögerlicher als bspw. in Jalta.

http://www.evp.crimea.ua [Stand 6.5.2005].

(Tanja Krumbholz)


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