Heruler

Heruler (auch Eruler, latein. Eruli)

Die angeblich aus Skandinavien abstammende H. (Quelle: ›Historia Langobardorum‹ 1, 20 des Paulus Diaconus) trennten sich früh. Die West-H. wurden als Kriegsgefangene am Niederrhein angesiedelt und sind durch ihre Angriffe gegen die Küsten Galliens und Spaniens bezeugt (ab 287 bis 459). 476 werden sie von den Franken bedroht und erbitten die Hilfe der Westgoten.

Der größte Teil zunächst ans Schwarze Meer. Als Nachbarn der Goten – Siedlungsgebiet war das nördliche Küstengebiet des Asowschen Meeres – ist eine eindeutige archäologische Trennung der materiellen Hinterlassenschaft nicht möglich. Doch scheinen die beiden Völker einen engen Kontakt zueinander gehabt zu haben. Gemeinsam griffen sie Bewohner des Schwarzen Meeres, Athen u. Peloponnes 267–69 an, beide Völker hingen dem arianischen Glauben an. Doch dürften auch Zeiten der Auseinandersetzungen nicht gefehlt haben. Unter dem ostgotischen König Ermanarich 375 überschritten die H. die Wolga und griffen die Goten an, bis beide schließlich von den Hunnen unterjocht werden (400).

Zu Beginn des 5. Jh. werden die H. im Karpatenbecken nördlich der Donau angenommen (Hügelgrab und Gräberfeld im südmährischen Blučina). Die Informationen aus dieser Zeit sind sehr spärlich, u. a. wird ihr Reich im Gebiet südlich von Mähren lokalisiert, sowie ein enges Verhältnis zu den Vandalen, Sweben und Alanen vermutet. Mit Unterstützung der H. zog 476 Odoaker in Italien ein. Unter ihrem König Rodulf finden sich H. im Wiener Becken. Nach Paulus Diaconus werden die H. in den Kämpfen mit den Langobarden 512 besiegt. Procopius von Caesarea behauptet, dass ein Teil von ihnen, über dem Lausitzgebiet (sog. Allensteingruppe) nach Skandinavien zurückgeht. Die byzantinischen Kaiser Anastasios I. und Justinian nahmen die übrigen H. ins Reich auf, christianisierten und siedelten die H. südlich der Save an.

Koch U. 2001: Die Heruler. Wieczorek A., Périn P. (Hg.): Das Gold der Barbarenfürsten. Schätze aus Prunkgräbern des 5. Jahrhunderts n. Chr. zwischen Kaukasus und Gallien. Darmstadt. Wolfram H. 1995: Die Germanen. München. Mączyńska M.1993: Die Völkerwanderung. Geschichte einer ruhelosen Epoche. Zürich.

(Myrtia Hellner)

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