Szeged

Szeged (ungar., dt. hist. Szegedin).

Geographie

Die Stadt Sz. liegt 75 m ü. d. M. im Süden der Großen Ungarischen Tiefebene rund 170 km südlich von Budapest im Dreiländereck zwischen Rumänien, Serbien und Ungarn am Fluss Theiß. Die 163.259 Einwohner (2005) zählende Stadt ist Sitz des Komitats Csongrád und das regionale Zentrum der südlichen Theißregion. Das Stadtgebiet von Sz. umfasst 280,84 km². Neben den Ungarn (ca. 93 % der Bevölkerung) stellen Roma, Rumänen und Serben die wichtigsten Minderheiten. Sz. gilt mit rund 2100 Sonnenstunden im Jahr als sonnenreichstes Gebiet Ungarns. Sz. ist das traditionelle Zentrum der ungarischen Lebensmittelverarbeitungsindustrie, der Paprika- und Fleischverarbeitung. Daneben spielen auch die chemische Industrie, die Textilindustrie, Möbelfabriken und Schuhproduktion eine wichtige Rolle. 1965 wurden in der unmittelbaren Umgebung der Stadt Erdöl- und Erdgasvorkommen entdeckt, die seither auch gefördert werden. Sz. ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Transitverkehr nach Rumänien und Serbien.

Anfang

Die Gegend um Sz. war schon früh besiedelt, archäologische Ausgrabungen und Gräber belegen Siedlungen in der Steinzeit, der Bronzezeit, zur Zeit der Skythen, Kelten und Hunnen. Zur Römerzeit befand sich im Raum Sz. eine Wachstation mit Namen Partiskon am Ufer des Flusses Mureş als Schutz des Handelsweges nach Siebenbürgen. Die Gegend um Sz. war schon früh besiedelt, archäologische Ausgrabungen und Gräber belegen Siedlungen in der Steinzeit, der Bronzezeit, zur Zeit der Skythen, Kelten und Hunnen. Zur Römerzeit befand sich im Raum Sz. eine Wachstation mit Namen Partiskon am Ufer des Flusses Mureş als Schutz des Handelsweges nach Siebenbürgen. Die Lage Sz.s am Schnittpunkt mehrerer historischer Handelsrouten begünstigte die städtische Entwicklung, zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung 1183 unter Béla III. ist die Siedlung Cigeddin ein Salzstapelplatz. Laut Goldener Bulle von Ungarn (1222) durfte nur hier und in Szalacs Salz gelagert werden. Nach dem Mongolensturm wurde Sz. Komitatsitz, 1246 folgte die Erhebung in den Stadtrang. 1282 wurde hier ein Landtag (›országgyűlés‹) abgehalten. Sz. selbst entstand aus drei Teilen bzw. Anhöhen beim Zusammenfluss von Theiß und Mureş. 1469 wurden Sz., Alsz. und Felsz. vereint. Béla IV. gewährte den königlichen Hospes dieselben Privilegien wie Buda und Székesfehérvár (1242–47).

Ab 1405 befestigt, wurde Sz. zum Ausgangspunkt der Feldzüge in den Süden. Matthias I. Corvinus gewährte den Bürgern der Stadt die Zollhoheit. 1498 ernannte König Vladislav II. Sz. zur freien Königsstadt. Ihren weiteren wirtschaftlichen Aufschwung verdankt die Stadt in erster Linie dem Rinder- und Weinhandel mit Italien, der Landwirtschaft und der Viehzucht. 1526 brandschatzten die Osmanen die Stadt, die 1543 erobert wurde. Sz. wurde Zentrum eines Sandschak und unmittelbar dem Sultan tributpflichtig. Im Laufe des 16. Jh. zeigte sich auch in Sz. der Einfluss der Reformation. Nach dem Abzug der Osmanen (1686) folgte die Ansiedlung von Deutschen, Serben und „Bunjewatzen“ (Bunjevci), ab 1785 auch von Juden. 1704 wurde die von den Kaiserlichen gehaltene Festung von den aufständischen Kuruzen belagert. 1719 erhielt Sz. erneut den Rang einer freien Königsstadt. Trotz eines neuerlichen wirtschaftlichen Aufschwungs wurde aber nicht Sz. sondern Szegvár zum Sitz eines Komitats erhoben. 1721 gründeten die Piaristen ein Gymnasium, 1829 kam es zur Eröffnung eines Kasinos und eines Spitals, 1843 eines Dampfbads, 1856 eines ersten Theaters, 1845 begann die regelmäßige Dampfschifffahrt auf der Theiß. Im Juli 1849 wurde Sz. im Zuge der Revolution und des Freiheitskampfes vorübergehend ungarische Hauptstadt, wo das Minderheitengesetz und die Judenemanzipation verabschiedet wurden. 1854 erfolgt der Anschluss Sz.s an das ungarische Eisenbahnnetz und mit weiteren Verbindungen nach Timişoara, Subotica und Oradea wurde Sz. zu einem Eisenbahnknoten.

Die verheerende Theißüberschwemmung 1879 vernichtete 95 % der Gebäude der Stadt. Der Wiederaufbau der Stadt erfolgt mit internationaler Hilfe nach den zeitgemäßen Regulierungsprinzipen mit der Anlegung von Radial- und Ringstrassen, womit im Wesentlichen das heutige Stadtbild Sz.s entstand. 1880 wurden die jenseits der Theiß liegenden Siedlungen eingemeindet, drei Jahre später erfolgte die Eröffnung einer Brücke über den Fluss, weiters wurden ein festes Theater und eine Bibliothek errichtet. Ende 1918 wurde Sz. von französischen Truppen besetzt, im Mai 1919 erfolgte die Bildung der gegenrevolutionären Horthy-Regierung, die von hier aus in Budapest einmarschierte und die Macht übernahm. Mit dem Friedensvertrag von Trianon (1920) und dem Verlust des Hinterlandes und der Rohstoffbasen geriet Sz. in eine Wirtschaftskrise. Gleichzeitig erlebte die Stadt aber im kulturellen und geistigen Bereich einen Aufschwung: 1921 wurde die 1878 gegründete Universität aus Klausenburg in Sz. angesiedelt, das Bistum Temesvár 1923 nach Sz. verlegt. In der Folge kam es zum Ausbau der Universität und des Domplatzes.

Anfang

Im Zweiten Weltkrieg erlebte die Stadt mehrere Luftangriffe. 6841 Juden wurden 1944 aus der Stadt und der Umgebung deportiert, nur ein Drittel kehrte zurück. 2001 betrug die Zahl der bekennenden Juden in Sz. laut Volkszählung 184. Am 10.10.1944 wurde die Stadt von der Roten Armee eingenommen.

Nach 1945 folgte ein forcierter Ausbau der Industrie und von Plattenbausiedlungen. 1962 wurde Sz. Komitatssitz, 1979 eröffnete man die zweite Theißbrücke. Nach der Wende kam es durch den Jugoslawien-Krieg und die mangelnde Infrastruktur (z. B. schlechte Verkehrsanbindung) zu einer negativen Entwicklung, von der sich die Stadt erst in den letzten Jahren wieder zu erholen begann).

Der innerstädtische Stadtverkehr wird heute über vier Straßenbahnlinien und vier O-Buslinien der städtischen Verkehrsbetriebe sowie durch mehrere Buslinien einer eigenen Gesellschaft abgewickelt.

Mit den 1931 gegründeten Sz.er Festspielen (›Sz.i Szabadtéri Játékok‹) und dem Nationaltheater (›Sz.i Nemzeti Színház‹) ist Sz. eines der kulturellen Zentren Ungarns. Die Sz.er Universität (›Sz.i Tudományegyetem‹) vereinigt seit 2000 die ehemals unabhängige ›József Attila Tudományegyetem‹, die medizinische Universität ›Szent-Györgyi Albert Orvostudományi Egyetem‹ sowie die Pädagogische Akademie ›Juhász Gyula Tanárképző Főiskola‹ unter einem Dach. 2004 wurde eine zentrale Universitätsbibliothek eröffnet. Mit zahlreichen agrarwissenschaftlichen Instituten und biologischen Forschungszentren – u. a. auch der Ungarischen Akademie der Wissenschaften – ist Sz. ein Zentrum der biotechnologischen Forschung Ungarns.

Horling R., Trogmayer O. 1993: Szeged. Budapest. Kristó G. 1983 (Red.): Szeged története. Bd. 1: Kezdetektől 1686-ig. Szeged.

(Bela Rásky)

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