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int(127) Tschechien - EEO

Tschechien

Tschechien (tschech. Česko), Kurzform für Tschechische Republik (Česká republika, Abk. ČR).

Inhaltsverzeichnis

1 Statistische Angaben


Lage:
Staat in Mitteleuropa, grenzt im Osten an die Slowakische Republik (Grenzlänge 251,8 km), im Süden an Österreich (466,3 km), im Westen und Norden an die Bundesrepublik Deutschland (810,3 km) und im Norden an Polen (761,8 km). Die Fläche des Staatsterritoriums beträgt 78.867 km².
Einwohner (2005):
10.251.079, davon 48,8 % Männer, 51,2 % Frauen; Altersstruktur: 0–14 Jahre: 14,6 %, 15–64 Jahre: 71,1 %, 65 Jahre und älter: 14,2 %; Bevölkerungsdichte: 130,0 Einwohner/km²; 70,0 % im arbeitsfähigen Alter (Männer 15–64, Frauen 15–59); 70,7 % Beschäftigte (von den Personen im erwerbsfähigen Alter); 7,9 % Arbeitslose; Bevölkerungsentwicklung (1950–2005): 0,31 % jährlich, Bevölkerungsentwicklung (1991–2005): –0,06 % jährlich; Nationalitäten (Volkszählung 2001): 9.249.777 Tschechen (90,4 %), 380.474 Mährer (3,7 %), Slowaken 193.190 (1,9 %), 51.968 Polen (0,5 %), Deutsche 39.106 (0,4 %), 22.112 Ukrainer (0,2 %), 17.462 Vietnamesen (0,2 %), 14.674 Ungarn (0,1 %), 11.746 Roma (0,1 %), 10.878 Schlesier (0,1 %), 82.204 andere(0,8 %), 172.827 ohne Angabe (1,7 %); Religionszugehörigkeit (Volkszählung 2001): Bekennende 32,1 %, 26,8 % Katholiken, 2,2 % Protestanten, 0,2 % Zeugen Jehovas, 0,2 % orthodoxe Christen, 2,7% andere Kirchen; 59,1 % bekannten sich zu keiner Religion, 8,85 % äußerten sich nicht.
Hauptstadt und größere Städte (2005):
Prag (1.181.610), Brünn (366.757), Ostrava (310.078), Plzeň (162.759), Olomouc (100.381), Liberec (97.950), České Budějovice (94.653), Hradec Králové (94.431), Ústí nad Labem (94.298).
Währung: 1 tschechische Krone (Koruna česká, Kč ) = 100 Heller (Haléř, H).
Wappen:
left
Das Wappen ist ein viergeteilter Schild. Der silberne, doppelschwänzige Löwe auf rotem Untergrund im ersten und vierten Feld symbolisiert Böhmen, der rot-silbern geschachtete Adler auf blauem Grund im zweiten Feld Mähren, der schwarze Adler auf goldenem Grund im dritten Feld Schlesien.
Flagge:
left
Die Staatsflagge setzt sich aus einem oberen weißen und einem unteren roten Streifen zusammen, in welche ein blaues Fahnendreieck gesteckt ist. Das Verhältnis von Breite zu Länge beträgt 2:3. Wenn die Flagge vertikal hängt, so befindet sich der weiße Streifen links und der rote rechts, das blaue Feld oben.
Hymne: Die Hymne T.s ist die erste Strophe des Liedes ›Kde domov můj‹ („Wo ist meine Heimat?“) aus dem Theaterstück ›Fidlovačka‹. Der Autor des Textes ist Josef Kajetán Tyl (1808-56), der Komponist František Škroup (1801-62).
Feiertage:
Staatliche Feiertage: 1. Januar (Den obnovy samostatného českého státu, „Tag der Entstehung des eigenständigen Tschechischen Staates“ und Neujahr), Ostersonntag und -montag, 1. Mai (Svátek práce, „Tag der Arbeit“), 8. Mai (Den osvobození od fašismu, „Tag der Befreiung“); 5. Juli (Den slovanských věrozvestú Cyrila a Metodeje „Tag der slawischen Apostel Kyrill und Method“), 6. Juli (Den upálení mistra Jana Husa, „Tag der Verbrennung von Jan Hus“), 28. September (Den české státnosti, „Tag der tschechischen Staatlichkeit“), 28. Oktober (Den vzniku samostatného Československého státu, „Tag der Entstehung des eigenständigen Tschechoslowakischen Staates“), 17. November (Den boje studentů za svobodu a demokracii, „Tag des Kampfes um Freiheit und Demokratie“), 24. Dezember (Heiligabend), 25./26. Dezember (Weihnachten).
Zeit: Mitteleuropäische Zeit
Staatssprache: Tschechisch
Staatsform: Republik
Staatsoberhaupt: Präsident (derzeit Václav Klaus)
Regierungschef: Ministerpräsident (derzeit Mirek Topolánek)
Politische Parteien:
Česká strana sociálně demokratická (ČSSD, „Tschechische Sozialdemokratische Partei“), Křesťanská a demokratická unie - Československá strana lidová (KDU-ČSL, "Christdemokratische Union – Tschechoslowakische Volkspartei"), Komunistická strana Čech a Moravy (KSČM, „Kommunistische Partei Böhmens und Mährens“), Občanská demokratická strana (ODS, "Demokratische Bürgerpartei"), Strana zelených („Die Grünen“), Unie svobody-Demokratické unie (US-DEU, „Freiheitsunion-Demokratische Union“).
Bruttoinlandsprodukt (2005 zu laufenden Preisen): 122,176 Mrd. US-Dollar; pro Kopf der Bevölkerung: 11.936 US-Dollar
Bruttosozialprodukt (2005 zu laufenden Preisen): 119,606 Mrd. US-Dollar; pro Kopf der Bevölkerung: 11.685 US-Dollar
Auslandsverschuldung (Ende 2005): 46,932 Mrd. US-Dollar
Haushaltsdefizit (2005): 3782,5 Mio. US-Dollar (3,2 % des BIP)
Außenhandel (2005):
Import 76,483 Mrd. US-Dollar; Hauptlieferländer: 30,0 % Deutschland, 5,7 % Russland, 5,4 % Slowakei, 5,1 % China, 5,0 % Polen; Export: 78,165 Mrd. US-Dollar; Hauptabnehmerstaaten: 33,5 % Deutschland, 8,6 % Slowakei, 5,5 % Österreich, 5,5 % Polen, 5,2 % Frankreich
Mitgliedschaften: (u. a.)
Central European Free Trade Association (CEFTA), EU, Europarat; European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), International Labor Organisation (ILO), International Monetary Fund (IMF), Interpol, IOC, Inter-Parliamentary Union (IPU), International Telecommunications Union (ITU), Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), NATO, OSZE, UNESCO, United Nations Industrial Development Organisation (UNIDO), UN, Weltbank, WHO, World Trade Organisation (WTO).

Anmerkung der Redaktion: Stand der statistischen Angaben ist, wenn nicht anders vermerkt, das Publikationsdatum des Artikels.

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2 Geographie

2.1 Naturraum

Die äußersten Grenzen der T. R. liegen im Norden bei der Gemeinde Lobendava (Kreis Děčín, 51° 03´22˝ nördlicher Breite), im Süden bei Vyšší Brod (Kreis Český Krumlov, 48° 33´09˝ nördlicher Breite), im Westen in der Gemeine Krásná (Kreis Cheb, 12° 05´33˝ östlicher Länge) und im Osten bei der Gemeinde Bukovec (Kreis Frýdek Místek (18° 51´40˝ östlicher Länge). Von Westen nach Osten beträgt die größte Ausdehnung 493 km, von Norden nach Süden 278 km. Die T. R. hat keinen direkten Zugang zum Meer. Die nächstliegende Meeresküste ist das Stettiner Haff des Baltischen Meeres, die 310 km entfernt liegt.

Die T. R. umfasst den „Böhmischen Kessel“ (Česká kotlina), der von allen Seiten von Bergen umgeben ist, Mähren und einen Teil des historischen Schlesiens. Es handelt sich dabei um ein bedeutendes Gebiet, welches Nord- und Südeuropa verbindet (Hauptverbindungsstrecke Mährisches Tor). Deswegen gehört die T. R. aus geomorphologischer Sicht zu zwei ungleich großen Einheiten. Den größeren Teil bis zum Rande der mährischen Täler nimmt das Böhmische Massiv ein, den östlichen Teil des Staates bilden die Westkarpaten.

Geomorphologisch teilt sich das Böhmische Hochland in sechs Systeme bzw. sechs Subprovinzen auf.

Im Westen der Republik liegt das 1) System des Böhmerwaldes (Šumavská soustava) u. a. mit dem eigentlichen Böhmerwald (Šumava). Die größte Fläche besitzt das 2) „Böhmisch-Mährische System“ (Česko-moravská soustava) mit dem „Böhmisch-Mährischen Hochland“ (Českomoravská vrchovina) als größtes System. Im Nordwesten breitet sich das 3) „Erzgebirgische System“ (Krušnohorská subprovincie) aus. Das 4) „Beraun-System“ (Poberounská soustava) nimmt das Gewässer des Flusses Berounka ein und setzt sich überwiegend aus Hügeln und Berglandschaften zusammen (u. a. das „Pilsener Hügelland“, Plzeňská pahorkatina). Das System 5) „Böhmisches Tafelland“ (Česká tabule) ist eine Gruppe von Tälern, Flachlandschaften aber auch Gebirgslandschaften im Elbequellgebiet in der T.n R. Das höchste Gebirge, aber auch die höchste Hügel-, Berg- und Kessellandschaft, schließt das 6) „System Sudeten“ (Sudetská soustava) ein. Es handelt sich von seiner Höhe und Form her um den äußerst komplizierten Teil des Böhmischen Hochlandes.

Die Westkarpaten (poln. Karpaty Zachodnie, slowak. Západné Karpaty, tschech. Západní Karpaty), die teilweise bis in die T. R. reichen, sind in viele geomorphologische Einheiten aufgeteilt, die sich wiederum in drei Systeme (Subprovinzen) gliedern. Es handelt sich dabei v. a. um das System der „Äußeren Westkarpaten“ (poln. Wewnętrzne Karpaty Zachodnie, slowak. Vnútorné Vychodné Karpaty, tschech. Vnĕší Západní Karpaty), die in Südmähren mit niedrigen Berg- und Hügellandschaften beginnen und in Richtung Nordosten zu Hochländern mit Mittelgebirgscharakter (z. B. Ždánický les, Chřib) übergehen. Das zweite System der Westkarpaten ist jenes der „Innerkarpatischen Senkung“ (Západní Vněkarpatské sníženiny), das die Karpaten vom Böhmischen Hochland trennt. Das dritte System der Westkarpaten, das nur teilweise in die T. R. reicht, ist das Wiener Becken.

Das Klima der T. R. ist bedingt durch die Lage in Mitteleuropa gemäßigt und feucht. Ozeanische Einflüsse aus dem Westen (geringe saisonale Lufttemperaturunterschiede, zahlreiche Niederschläge) und kontinentale Einflüsse aus dem Osten (große Lufttemperaturunterschiede, wenig Niederschläge) treffen aufeinander und wechseln sich ab. Die jährlichen durchschnittlichen Temperaturen liegen zwischen 0 °C und 9,5 °C, die geringsten Temperaturen werden auf Bergspitzen (Sněžka 0,2 °C, Praděd 0,9 °C), die höchsten in den Tälern (Hodonín 9,5 °C, Prag 9,4 °C) verzeichnet. Der kälteste Monat ist der Januar. Im Laufe dieses Monats herrschen überall Minusgrade (Prag –2,0 °C, Ústí nad Labem –1,0 °C, Brünn –2,5 °C, Praděd –7,6 °C und Sněžka –7,2 °C). Größere Temperaturunterschiede werden im wärmsten Monat Juli verzeichnet. Im Laufe dieses Monats erreichen die Temperaturen in den Berggebieten 8 bis 12 °C in Tiefebenen allerdings 18 bis 20 °C. In Prag beläuft sich die Durchschnittstemperatur im Juli auf 19,1 °C, in Dubňany bei Hodonín auf 20,1 °C, in Ústí nad Labem auf 18,8 °C, aber am Berg Sněžka lediglich auf 8,3 °C. Im Gegensatz zu den Durchschnittstemperaturen sind die Tagestemperaturen sehr unterschiedlich, die niedrigste Extremtemperatur belief sich 1929 in Litvínovice bei České Budějovice auf –42,2 °C. Die höchsten Temperaturen wurden im Gegensatz dazu mit 40,2 °C 1983 in Prag verzeichnet. Der Grund dafür war ein tropischer Heißluftstrom aus dem Süden.

Die durchschnittliche Niederschlagsmenge in der T.n R. schwankt zwischen 450 und 1700 mm. Die wenigsten Niederschläge gibt es in Žatec (441 mm) und Libědice (410 mm), die meisten (rd. 1500 mm) am Rande der tschechischen Gebirge, v. a. dem Riesengebirge, dem Böhmerwald, Lysá hora (1532 mm) und Bílý Potok-Smědava (1767 mm). Die meisten Niederschläge gibt es in den Sommermonaten (40 % des Ganzjahresdurchschnitts), in Form von Schnee fallen in den Tiefebenen etwa 25 % und in den Bergen 50 % der Niederschläge.

Die T. R. liegt an der europäischen Hauptwasserscheide, die das Gebiet in den Küstenstrich der Nordsee (Elbe), des Baltischen Meeres (Oder) und des Schwarzen Meeres (Morava) aufteilt. Die größten tschechischen Flüsse sind die Moldau (433,2 km), der tschechische Abschnitt der Elbe (370,2 km), Thaya (306 km), Ohře (291 km) und Morava (246 km). Die stärkste Wasserführung gemessen am jährlichen Durchschnitt weist die Elbe auf (308 m³/s), an der sich zudem der tiefste Punkt des Staatsgebietes befindet (115 m ü. d. M. bei Hřensko), die Moldau bei Mělník (147 m³/s) und die March an der Staatsgrenze (120 m³/s). Die Oder ist auf dem Gebiet der T.n R. lediglich 135,5 km lang (60 m³/s). Nutzbare Grundwasserquellen befinden sich in der „Böhmischen Tafel“, in einigen Tertiärbecken (Chebská pánev, Českobudějovická pánev) und in den Talauen der Hauptflüsse. Zahlreiche Kalt- und Heißwassermineralquellen werden für den Kurbadbetrieb oder als Heil- und Trinkwasserquellen genutzt.

In der T.n R. gibt es wenige Seen. Der größte See ist der „Schwarze See“ (Černé jezero, 18, 4ha) im Böhmerwald, künstliche Seen entstanden durch die Überflutung von Fördergruben wie z. B. der „Alaunsee“ (Kamencové jezero) in Chomutov. Die Stauseen, v. a. Lipenská přehradní nádrž (48,7 km²) und Orlická přehradní nádrž (26,4 km²) haben große Bedeutung für die Elektrizitätsgewinnung und dienen als Naherholungsorte. Eine große Tradition hat die tschechische Teichwirtschaft v. a. in Südböhmen, wo sich im Kreis Třeboň die größten Teiche befinden (Rožmberský rybník oder Horusický).

Der fruchtbarste Lösboden nimmt rd. 14,3 % aller landwirtschaftlichen Böden ein und dies v. a. im „mittleren Elbland“ (Střední Polabí), im „unteren Oderland“ (Poodří), im Dyjsko-svratecký Tal, Dolnomoravský-Tal und teilweise auch Moravský-Tal. Die größten Flächen bilden Braunerdeflächen (42,3 %) in den Berg- und Hügellandschaften. Es handelt sich um Erdböden mittlerer Fruchtbarkeit. In der Aufteilung der Bodentypen lässt sich eine Höhenabstufung erkennen, in Berglagen hat sich geringwertige Bleicherde entwickelt.

Wälder bedecken 33,5 % des tschechischen Gebiets, ihre Fläche hat sich seit 1945 v. a. im Grenzgebiet um 8 % erweitert. Zu ca. zwei Drittel handelt es um einen künstlich bepflanzten monokulturellen Waldbestand (überwiegend Fichten und Kiefern) In prähistorischer Zeit haben Mischwälder ursprünglich 90 % des Gebietes der T.n R. bedeckt, in ihrer Zusammensetzung handelte es sich um Anordnungen in Höhengraden. In der derzeitigen Kulturlandschaft ist die Erhaltung des ursprünglichen Waldbestandes eher selten zu sehen, meist an entlegenen und schwer begehbaren Orten. Der größte Teil der Fauna der T.n R. gehört zur typischen Fauna der mittel- und westeuropäischen Berggebiete. Das wärmere und trockenere Elbegebiet (Polabí) und die mährischen Täler stellten Ausläufer der pannonischen, Wärme liebende Flora dar, deren Zentren Täler der mittleren Donaulandschaft sind. Die ursprüngliche Zusammensetzung der Fauna veränderte sich durch den Einfluss der landwirtschaftlichen Tätigkeit des Menschen, sei es durch die Ausrottung einiger Arten oder durch die künstliche Zucht von Wild- und Haustierarten.

Der Umweltschutz hat in den tschechischen Ländern eine lange Tradition. Die größten Naturschutzgebiete sind die Urwälder Žofín (1838) und Hojná Voda (1838) in den Novohradské Bergen und Boubín (1858) im Böhmerwald. Nach dem Stand von 2004 gibt es in der T.n R. vier Nationalparks (Krkonošský národní park, Národní Park Šumava, Národní park Podyjí, Národní park České Švýcarsko) mit einer Gesamtfläche von 1190 km², 24 Naturschutzgebiete und mehr als 2140 andere Schutzgebiete und Naturdenkmäler. Der Umweltzustand der T. R. ist aufgrund der starken Luft- und Wasserverschmutzung sowie durch die Beschädigung des Waldbestandes nicht zufrieden stellend. Infolge dieser Situation ist auch der allgemeine Gesundheitszustand der tschechischen Bevölkerung betroffen. V. a. im nördlichen Teil der T.n R. ist die Lebensqualität deutlich schlechter. Sie ist mit der Situation im polnischen Teil Schlesiens, in Sachsen und in einigen anderen Bundesländern Deutschlands zu vergleichen. Nordböhmen wird das „schwarze Dreieck“ Europas genannt. Seit 1990 verbessert sich die Situation langsam.

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2.2 Bevölkerung

Zum 31.12.2004 lebten in der T. R. 10.220.577 Einwohner. Die T. R. nahm somit den 15. Platz in Europa und den 79. Platz der Welt ein. In der Zeit seit der letzten Volkszählung 2001 nahm die Bevölkerung um 9483 Einwohner ab. Seit 1994 ist die Zahl der Verstorbenen höher als die Zahl der Neugeborenen, das Sinken der Bevölkerungszahl wird durch die positive Bilanz der Migration aus dem Ausland (18.635 2004) verlangsamt. 2004 wurden 97.664 lebende Kinder geboren (davon 30,6 % uneheliche Kinder). Positiv angesehen wird eine deutliche Senkung der Abtreibungen von 42.959 (1998) auf 27.574 (2004). Die Sterberate (1,05 %) nähert sich dem Niveau einer angemessenen Altersstruktur der Bevölkerung an. Die Haupttodesursachen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen (51,4 %) und Krebserkrankungen (27,3 %). Die Eheschließungs- und Scheidungsrate hat sich 1998–2004 insgesamt stabilisiert, die Zahl der Eheschließungen oszilliert bei rd. 50.000 (51.447 2004) und die der Scheidungen bei rd. 33.000 jährlich. Die Säuglingssterblichkeit hat sich verringert (von 5,2 auf 2,7 pro 1000 Lebendgeburten zwischen 1998 und 2004). Auf einen Arzt fallen 255 Bürger (2003), auf 1000 Bürger fallen 6,8 Krankenhausbetten. Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich auf 72,6 Jahre bei Männern verringert und auf 79,0 Jahre bei Frauen (2004) erhöht. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung der T.n R. beträgt 39,8 Jahre. In der Bevölkerung sind Frauen in der Mehrzahl (auf 1000 Männer fallen 1052 Frauen). In der Altersstruktur macht sich eine Senkung der Kinderzahl (14,9 %) bemerkbar, die Gruppe der Bürger in produktivem Alter wächst (70,0 %), die Gruppe der Bürger in postproduktivem Alter stagniert (15,1 %). Auf 100 Bürger im produktiven Alter fallen 29 Rentner (dieser Anteil wird sich jedoch erhöhen).

Der Staat ist von den Nationalitäten her einheitlich; die Böhmen (81,2 %) bilden gemeinsam mit den Mähren (13,2 %) und Schlesiern (0,4%) 94,8 % der Bevölkerung und in allen Landkreisen eine Mindestmehrheit von 80 %. Im Tschechischen Teil Schlesiens, v. a. in der Gegend um Český Těšín (poln. Śląsk Cieszyński, tschech. Těšínské Slezsko), konzentrieren sich Polen (51.968), in ganz Tschechien leben Slowaken (193.190), Deutsche (39.106) und Ungarn (14.674). Die Roma (nach offiziellen Angaben 11.746) leben hauptsächlich in größeren Städten. 2004 betrug die seit 1990 schnell wachsende Zahl der Ausländer 254.294 (2,5 %). Zu den zahlenmäßig stärksten Ausländergruppen gehören Ukrainer (78.263), Slowaken (47.352), Vietnamesen (34.179), Polen (16.265), Russen (14.743) und Deutsche (5772). Knapp ein Drittel aller Ausländer lebt in Prag (76.764), wo sie 6,6 % der Bevölkerung stellen, und Umgebung.

Die Gesellschaft ist von ihrer religiösen Zugehörigkeit her meist indifferent (59,05 % ohne Bekennung, 8,85 % haben während der Volkszählung 2001 keine Auskunft darüber gegeben, 32,1 % bekennende Gläubige, 26,8 % der Bevölkerung bekannte sich zum Katholizismus, 2,2 % waren Protestanten (v. a. 117.212 evangelische Kirche der Böhmischen Brüder, 99.103 Hussiten, 14.020 Schlesische Evangelische Kirche), je 0,2 % stellten die Zeugen Jehovas sowie orthodoxe Christen, 2,7% andere Kirche. Die meisten Gläubigen leben in Südmähren, die wenigsten in der nordwestlichen Hälfte Böhmens. Insgesamt sind 21 Religionen und Glaubensgemeinden registriert.

Die Siedlungsstruktur verteilt sich auf 6248 administrative Gemeinden (2004). Die kleinste Gemeinde heißt Závist (42 ha, Kreis Blansko), gemessen nach der Einwohnerzahl ist Březina (Kreis České Budějovice) mit 2 Einwohnern die kleinste Gemeinde. In 140 Städten mit mehr als 10.000 Einwohnern leben 53,6 % der Bevölkerung (2004), in allen Städten (526, 2004) 70,1 %.

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2.3 Staat und Gesellschaft

Die T. R. ist ein unabhängiger demokratischer Staat. Das Grundgesetz des Staates ist die Verfassung, die am 16.12.1992 vom tschechischen Nationalrat verabschiedet wurde. Bestandteil der Verfassung ist die Liste der Grundrechte und Freiheiten. Das Staatsoberhaupt ist der Präsident. Er wird vom Parlament der T. R. während einer gemeinsamen Versammlung beider Kammern gewählt. Der Präsident der T. R. nimmt sich seines Amtes mittels des Ablegens eines Eides an. In der Funktion als Präsident waren bisher Václav Havel (1993–2003) und Václav Klaus (seit 2003) tätig. Zum Präsidenten der Republik kann jeder Bürger gewählt werden, der in den Senat gewählt werden kann. Kein Bürger kann mehr als zweimal das Amt des Präsidenten ausüben. Das höchste gesetzgebende Organ ist das Parlament der T. R. (Parlament České republiky), das aus der Abgeordnetenkammer (Poslanecká snĕmovna, 200 Abgeordnete, vier Jahre) und dem Senat (81 Senatoren, sechs Jahre). Alle zwei Jahre wird ein Drittel der Senatoren neu gewählt. Die Wahlen finden auf der Grundlage eines allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts statt – In die Abgeordnetenkammer wird auf der Grundlage des Verhältniswahlrechts, in den Senat auf der Grundlage des Mehrheitswahlrechts gewählt. Das passive Wahlrecht (das Recht gewählt zu werden) liegt für die Abgeordnetenkammer bei 21 Jahren, für den Senat bei 40 Jahren.

Die letzten Wahlen in die Abgeordnetenkammer des Parlaments der T. R. fanden am 2./3.6 2006 statt. Es kandidierten insgesamt 26 politische Parteien und Wahlkoalitionen. In den Wahlen ging die ODS mit 35,38 % der Stimmen als Wahlsieger hervor. An zweiter Stelle platzierte sich ČSSD mit 32,32 %, gefolgt von KSČM mit 12,81%, KDU-ČSL 7,22 % und den Grünen 6,29 %. Die Wahlen ergaben ein Patt zwischen den Linksparteien sowie ODS und ihren Bündnispartnern Christdemokraten und Grüne. Die letzten Wahlen in den Senat der T. R. fanden am 5./6.11.2004 statt. Im Senat wird die Partei ODS nun von 35 Senatoren vertreten, KDU-ČSL von 11 Senatoren, ČSSD von sechs, Unie Svobody - Demokratická Unie (US-DEU, "Freiheitsunion – Demokratische Union"), von drei, KSČM von zwei, die „Vereinigung Unabhängiger“ (Sdružení nezávislých, SNK) ebenfalls von zwei Senatoren, die „Bewegung der Unabhängigen für eine harmonische Entwicklung der Gemeinden und Städte“ (Hnutí nezávislých za harmonický rozvoj obcí a měst (HNHROM) von einem Senator, ODA ebenfalls von einem Senator, 19 Senatoren sind ohne politische Zugehörigkeit.

Das höchste Organ der ausführenden Gewalt ist die Regierung der T. R., die der Abgeordnetenkammer verantwortlich ist. Der Regierungsvorsitzenden sowie die Regierungsmitglieder, deren Zahl nicht genau festgelegt ist, werden vom Präsidenten der Republik ernannt. Auf der Grundlage der Wahlergebnisse von 2002 stellte die ČSSD eine Koalitionsregierung mit der KDU-ČSL und der US-DEU zusammen (101 von 200 Sitze). Die Judikative ist von der Staatsgewalt gänzlich unabhängig. Das höchste Justizorgan ist das Verfassungsgericht. Seit dem 01.01.2000 gilt in der T. R. eine neue gebietsrechtliche Anordnung. Die Kreise (77) wurden auf 14 höhere Gebietseinheiten – die sog. Bezirke aufgeteilt: Mittelböhmen (Středočeský kraj), Reichenberg (Liberecký kraj ), Aussig (Ústecký kraj), Karlsbad (Karlovarský kraj), Pilsen (Plzeňský kraj), Südböhmen (Jihočeský kraj), Pardubitz (Pardubický kraj), Königsgrätz (Královéhradecký kraj), Hochland (Kraj Vysočina). Südmähren (Jihomoravský kraj), Zlín (Zlínský kraj), Olmütz (Olomoucký kraj), Mährisch Schlesien (Moravskoslezský kraj). Die Hauptstadt Prag (Hlavní město Praha) bildet einen eigenständigen Bezirk. Ab dem 01.01.2003 wurde ein bedeutender Teil der Kompetenzen der aufgelösten Distrikte an 205 Gemeinden übergeben.

Das politische System basiert auf der Grundlage einer freien und freiwilligen Entwicklung und eines freien Wettbewerbs der politischen Parteien. Die wichtigsten politischen Parteien sind: ODS, die sich als liberal-konservative Partei definiert. Die christlich konservative Partei ist die KDU-ČSL. Als liberal-rechtsorientierte Partei stellt sich die US-DEU vor, die durch eine Abspaltung von ODS entstanden war. ČSSD profiliert sich als eine Partei der linken Mitte. KSČM ist der politische Repräsentant des Marxismus-Leninismus.

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2.4 Wirtschaft

Die T. R. ist mit Ausnahme von Kohle und Baustoffen arm an Bodenschätzen und ihre Lagerstätten sind in bedeutendem Maße erschöpft. Etwa 65,7 % der Energie wird durch Verbrennung von fossilen Brennstoffen erzeugt. Der Kohlebergbau wuchs Ende der 1980er Jahre auch um den Preis einer großflächigen Gebietsvernichtung in den Beckengebieten. 2004 wurden 13,303 Mio. t Steinkohle zu 90 % in Nordmähren (Ostravsko-karvinský revír), 48,047 Mio. t Braunkohle (ca. 80 % in Nordböhmen Severočeský hnědouhelný revír, ca. 20 % in Westböhmen Sokolovská pánev) und ca. 0,3 Mio. t Lignit (bei Hodonyín) abgebaut. Der Kohlebergbau sank im Vergleich zu 1989 um ein Drittel, mit dem Abbauprogramm wird fortgefahren. Die Elektrizitätsherstellung (84,333 Tsd. GWh) wird von Wärmekraftwerken (55,435 Tsd. GWh) gewährleistet, die sich in Kohlerevieren und deren Umgebung konzentriert. Am meisten leisten die Kraftwerke Počerady (1000 MW), Mělník (940 MW), Prunéřov (860 MW). Wasserkraftwerke (u. a. Dalešice, Orlík, Slapy, Lipno an der Moldau und jüngst auch Dlouhé Stráně in Mähren) ergänzen die Energieversorgung (2,563 Tsd. GWh). In Dukovany bei Třebíč und in Temelín (26,32 Mio. kWh) sind Kernkraftwerke in Betrieb. Die Erdölgewinnung (305 Tsd. t) und Erdgasgewinnung (315 Mio. m³) in Südostmähren ist unbedeutend, entscheidend ist vielmehr der Rohrleitungsimport von Erdöl und Erdgas v. a. aus Russland (4,474 Mio. t, 45,7 % und 9,6 Mrd. m³, 87,6 %). Für Europa bedeutend ist auch die Uranerz- (540 t) und Kaolingewinnung (1352 Tsd. t), die Gewinnung von Glassand und Kalkstein (hergestellt wurden 3,829 Mio. t Zement, 1,277 Mio. t Kalk). Die Erz- und Buntmetallgewinnung wurde beendet, die Wiederaufnahme der Goldgewinnung wird erwägt.

In den verarbeitenden Industriezweigen dominiert die Schwerindustrie. Eisenerz (12,86 Mio. t) wird zu 98 % aus den Staaten der ehemaligen UdSSR importiert. 2003 wurden 5,2 Mio. t Eisen, 6,75 Mio. t Stahl und 6,26 Mio. t Walzmaterial hergestellt. Die Bauindustrie als bedeutendster Industriezweig der T.n R. ging von der Herstellung schwerer Einrichtungen und großer Investitionseinheiten auf die Herstellung von Verkehrsmitteln und Verbrauchsgütern über. Die Produktionsentwicklung der einzelnen Zweige ist sehr differenziert. Grundlegend sank z. B. die Herstellung im Rüstungsbereich, umgekehrt kam es zu einem Aufschwung der Pkw-Herstellung auf ein Niveau von 444 Tsd. Fahrzeugen jährlich (Škoda-Auto). Die Chemieindustrie hängt vom Rohstoffimport ab. Die Petrochemie (Kralupy nad Vltavou, Litvínov-Záluží) verarbeitet 6–7 Mio. t Erdöl jährlich, hohe Bedeutung hat die Kunststoff-, Düngemittel- und Chemiefaserherstellung, ausgeprägt ist auch die Gummiherstellung. Auf die Baumaterialindustrie (1,379 Mrd. Ziegelsteine) wirkt sich derzeit die Minimalisierung des Wohnungsbaus aus. Die Verbrauchsindustrie schließt eine Reihe verschiedener prosperierender Zweige ein. Zu den traditionell entwickelten Zweigen gehört die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Schuherstellung (etwa 5 Mio. Paare 2004), die Porzellan-, Keramik- und Bijouterieherstellung. In der Lebensmittelindustrie ist die Mehl- (829.150 t) sowie die Zuckerherstellung (557 Tsd. t), die Fleischverarbeitung (479.461 t), die Herstellung von Pflanzenfetten (100,7 Tsd. t) und die Bierproduktion (18,596 Mio. hl) bedeutend.

Die Land- und Waldwirtschaft prägen traditionell die Landschaft und deren Besiedlung. Die Bedeutung der Landwirtschaft im nationalwirtschaftlichen Komplex der T.n R. sinkt, das Wachstum der Arbeitsproduktivität wird v. a. mit dem stetigen Verringern der Arbeitnehmerzahlen verbunden. Die Produktion pflanzlicher und tierischer Produkte der gemäßigten Klimazone wird zu 90 % durch die Lebensmittelautarkie der T.n R. sichergestellt. Importiert werden Futtermittel, Wolle, Baumwolle, subtropische Früchte und Lebensmittel. Exportiert werden Hopfen, Bier, Braugerste, seit jüngstem Fleisch, Schlachtvieh und Eier. Die Landwirtschaft verfügt über eine Fläche von 4.269.218 ha (54,1 % der Staatsfläche, lediglich 0,42 ha pro Einwohner); Das Ackerland stellt 3.062.009 ha (38,8 % des Staatsgebiets), Auen und Weiden erstrecken sich auf 970.627 ha (12,3%), Weinberge auf 16.740 ha und Hopfenfelder auf 11.063 ha. Im landwirtschaftlichen Sektor arbeiten 45.053 Personen (Durchschnitt 2003), Männer überwiegen in diesem Sektor leicht. Der Verbrauch von Kunstdünger pro Wirtschaftsjahr pro ha hat sich von 217,9 kg reiner Nährstoffe (1989) auf 99,8 kg (2003/2004, davon 65 % Stickstoffdünger) verringert. Die Landwirtschaft trug mit 2,5 % zum BIP bei. Rund drei Viertel der Produktion sind für den Markt bestimmt. Die Viehzucht (55,4 %) überwiegt die pflanzliche Produktion. Die T. R. ist in der Fleisch- und Milchherstellung, sowie in der Herstellung von Milchprodukten und Eiern unabhängig. Allerdings bestehen Probleme mit den Futtervorräten. Im Bereich der Viehzucht steht die Schweinzucht an erster Stelle (1,368 Mio. Stück 2004). Die Schweinefleischproduktion betrug 301.585 t. An zweiter stelle steht die Rinderzucht mit 572,7 Tsd. Rindern. Eine Kuh gibt jährlich 6096 l Milch (2004). Es wurden 2,658 Mrd. l Milch (56,6 % der Herstellung von 1990), sowie 69.653 t Rind- und Kalbfleisch (in Schlachtmasse) produziert. Die Geflügelzucht lieferte 25,494 Mio. St. Das Schlachtgeflügel (108.233 t Fleisch) stellt 22,5 % der gesamten Fleischproduktion. Die Schafzucht beläuft sich auf 115.852 St., die Pferdezucht auf 20.371 St. Langjährige Tradition hat die Süßwasserfischzucht (52.000 ha Fischteiche). Es wurde 21.000 t Fische (v. a. Karpfen) gefangen.

Die pflanzliche Herstellung in der T.n R. konzentriert sich auf Getreide- und Futterpflanzen, auf technische Kulturen und Kartoffeln. Die Anbaufläche zählt 2.665.731 ha (2003), auf welcher zu 60,3 % Getreide, 15,1 % Futterpflanzen, auf 14,3 % Ölpflanzen u. a. angebaut werden. Die wirtschaftlich bedeutendsten Getreidesorten (8,873 Mio. t) sind v. a. Weizen (863.161 ha, 5,042 Mio. t) und Gerste (468.995 ha, 2,331 Mio. t). Für den Export ist überwiegend Braugerste von Bedeutung. Mais (89.921 ha, 551.628 t), Roggen (59.209 ha, 313.348 t) und Hafer (58.572 ha, 227,017 t), haben einen deutlich geringeren Stellenwert. Die Hektarerträge bei Getreide schwanken zwischen 4–4,5 t pro ha (5,46 t pro ha 2004). Kartoffeln (861,798 t, 35.974 ha) dienen v. a. als Futtermittel und für die Industrieverarbeitung. Im Bereich technischer Produkte ist die Zuckerrübe (3,579 Mio. t, 71.096 ha) am bedeutendsten, gefolgt von Raps (934,674 t, 259.460 ha), der zur wichtigsten und meist verbreiteten Ölfrucht gezählt wird. Gemüse wird auf 42.144 ha gepflanzt. In der T.n R. gibt es 42,685 Mio. Obstbäume und Sträucher (2004). Die T. R. ist der 5. Weltproduzent von Hopfen (5838 ha, 6311 t). In der T.n R. wurden pro Kopf 79,8 kg Fleisch, 22,9 kg Speisefette und Öle, 60,1 l Milch, 93,7 kg Mehl, 279 Eier, 41,5 kg Zucker, 78,7 kg Gemüse und 73,5 kg Obst verbraucht (2004).

23,4 % der Wälder sind in privatem Eigentum (2003). Zu vier Fünfteln überwiegen Nadelbäume (meist Fichten). Gewonnen wurden 15,14 Mio. m³ Holz (90,2 % Nadelholzarten), bewaldet wurden 17.164 ha. Durch Emissionen wurden mehr oder weniger 56 % der Waldflächen beschädigt, am stärksten betroffen sind Fichtenwälder im Grenzgebirge. Durch technische Vorkehrungen und auch infolge der Verringerung der Industrieherstellung sinken die Emissionen sichtbar. 2003 wurden 48,7 Tsd. t Feststoffe in die Atmosphäre gelassen, was im Vergleich zu 1989 um 48,5 % weniger ist und 1.424.022 t Giftstoffe, was wiederum um 48,5 % weniger ist.

Von 16.909 km beobachteter Wasserläufe gehören 25,1 % zu verschmutzten und stark verschmutzten Gewässern. Mit Wasser aus Wasserleitungen werden 89,7 % der Einwohner versorgt. Die Umweltsituation ist besonders in Nordböhmen (Mostecká pánev und Sokolovská pánev) kritisch, wo rd. 2,5 Mio. Einwohner leben. Im Rahmen des Umweltschutzes werden 2170 Gebiete (2003), die 15,1 % der Gebietsfläche der T.n R. einnehmen, legislativ geschützt.

Das Verkehrsnetz ist dicht, teilweise technisch veraltet und den Bedürfnissen nicht entsprechend. Es wird von der Eisenbahn (9462 km, davon 31,6 % elektrifiziert, 20,0 % zweigleisig), von 54.958 km Straßen (davon 546 km Autobahn) und 303 km schiffbarer Flüsse gebildet (Elbe und Moldau). Die Eisenbahn hat 88,513 t Fracht und 180,863 Mio. Personen (2004) befördert. Die meistgenutzte Bahnlinie führt von Ústí nad Labem über Mělník, Česká Třebová, Olomouc nach Ostrava, mit einer Abzweigung nach Prag. Im Straßenverkehr wurden 446,035 Mio. t Fracht und 415,211 Mio. Personen befördert. In der T.n R. gibt es ein dichtes Netz von Buslinien (über 4000 km). Im Binnenwasserverkehr wurden 1,222 Mio. t Ware (v. a. Braunkohle und Baumaterial) transportiert. Internationale Flughäfen sind die Flughäfen Praha-Ruzyně, Brno-Tuřany, Ostrava-Mošnov, Karlovy Vary. Es wurden 19.852 (2003) t Ware und 4,403 (2004) Mio. Personen befördert. 2004 wurden im öffentlichen innerstädtischen Transport 2.309,302 Mio. Personen befördert.

Der Rohrleitungstransport dient v. a. dem Import von Erdöl und Erdgas aus Russland und liefert Gas in die einzelnen Städte. 1995 begann der Ausbau einer Ölpipeline aus dem deutschen Ingolstadt nach Kralupy nad Vltavou und Litvínov. Dadurch schließt sich die T. R. an die internationalen Verteilernetze an. 2004 waren 3706 Tsd. Pkw und spezialisierte Fahrzeuge registriert, 20.627 Busse und 752 Tsd. Motorräder. 95,898 Mio. ausländischer Besucher Die Fremdenverkehrseinnahmen ereichten 2002 2,062 Mrd. USD. Aufgrund des beschränkten Rohstoffvorrats und des hohen Industrieproduktionsumfanges hat der Außenhandel eine hohe Bedeutung für die Wirtschaft. Der Gesamtumsatz im Außenhandel der T.n R. betrug 2004 133,385 Mrd. US-Dollar. Davon fielen 79,0 % auf Staaten der EU, 4,1 % auf Staaten der ehemaligen Sowjetunion, 7,7 % auf die restlichen Industriestaaten mit Marktwirtschaft. Von den übrigen Staaten fallen insgesamt 2,7 % auf China. Die Verwertung tschechischer Ware auf westlichen Märkten wurde durch die radikale Geldentwertung und durch billige Arbeitskräfte vereinfacht. Im Exportbereich haben Industriegüter nach Material, Fertigware, Maschinen und Verkehrsmittel, im Import Maschinen, Verkehrsmittel, Industrieware, Chemieware und Energierohstoffe (Erdöl, Erdgas) eine entscheidende Stellung. Die Bilanz des Außenhandels steht langzeitig in einem Defizit. Langzeitig vertieft sich auch die Orientierung auf Märkte der EU, der Umsatz im Bereich des Wahrenaustausches mit der Slowakei sinkt jedoch. Seit 1990 herrscht in der T.n R. ein zweistufiges Bankensystem, das von der „Tschechischen Nationalbank“ als Zentralbank und den Kommerzbanken gebildet wird. 2004 waren in der T. R. 35 Kommerzbanken tätig, davon 9 mit überwiegend tschechischer und 17 mit überwiegend ausländischer Kapitalbeteiligung und 9 Zweigstellen von Auslandsbanken. Zu den größten Banken zählen die Tschechische Sparkasse (5,3 Mio. Klienten), die Tschechoslowakische Handelsbank (3,2 Mio. Klienten) und die Kommerzbank (1,45 Mio. Klienten).

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2.5 Bildung und Kultur

In der T. R. dauert die Schulpflicht neun Jahre lang. Die erste Stufe bilden Grundschulen, die eine komplexe, allgemeine und polytechnische Grundausbildung vermitteln. Die Grundschule ist für Kinder ab sechs Jahren verpflichtend. Die zweite Stufe bildet ein Schulnetz, zu dem Gymnasien, spezialisierte Mittelschulen und spezialisierte Berufschulen gehören. Mittelschulen gewährleisten theoretischen Unterricht, praktischen, je nach Schulart und -typ und je nach Studien- und Lehrzweig differenzierten Unterricht. Die höchste Bildungsstufe gewährleisten Hochschulen. Derzeit zählt das tschechische Schulsystem insgesamt 63 Hochschulen und Universitäten, davon sind 25 öffentlich, zwei staatlich und 36 privat. Öffentliche und staatliche Hochschulen haben mit Ausnahme der Polytechnischen Hochschule in Jihlava universitären Charakter und bieten alle Studientypen an (Bakkalaureat, Magisterstudium, Doktorstudium). Die privaten Hochschulen ermöglichen hingegen überwiegend Bakkalaureatstudien, manche bereits Magisterstudien. Diese privaten Hochschulen haben bisher keinen universitären Charakter. Die älteste Universität in Mitteleuropa ist die Karlsuniversität (Univerzita Karlova v Praze), die 1348 gegründet wurde. Derzeit zählt diese Universität 17 Fakultäten. Eine der ältesten technischen Hochschulen wurde 1707 gegründet (České vysoké učení technické v Praze). Diese Hochschule zählt sechs Fakultäten. Öffentliche bzw. staatliche Hochschulen sind mit Ausnahme von Karlovy Vary in allen Kreisstädten zu finden. Im Schuljahr 2004/2005 zählte man 274.962 Studenten. Private Hochschulen wurden in 15 tschechischen Städten eröffnet, sehr stark überwiegt jedoch die Konzentration dieser Schulen und Studenten in der Hauptstadt Prag (28 Hochschulen, 19.120 Studenten). Der Grund dafür ist, dass man in Prag entsprechende Studentenzahlen gewährleisten kann. Die Studienprogramme konzentrieren sich auf die Bereiche Wirtschaft, Recht, Informatik und weitere verwandte Bereiche, auf künstlerische Bereiche und angewandte Ökologie, auf humane Wissenschaften, Theologie, Soziologie und pädagogische Bereiche, sowie auf Bereiche des Gesundheitswesens.

In der T.n Republik wurden Ende 2003 96 Tageszeitungen herausgegeben. Zu den Tageszeitungen mit der höchsten Auflage gehören: ›Blesk‹ („Blitz“ Auflage im April 2005 634.732), ›Mladá fronta DNES‹ („Junge Front“, 377.657), ›Právo‹ („Recht“, 233.580), ›Lidové noviny‹ („Volkszeitung“, 101.198), ›Hospodářské noviny‹ („Wirtschaftsblatt“, 76.269). Zu den meinungsbildenden Wochenzeitungen gehören ›Týden‹ („Woche“, 70.076), ›Reflex‹ (81.437), ›Respekt‹ (24.791) und ›Ekonom‹ (28.193).

In der T.n R. gibt es zwei flächendeckende Fernsehsender, die vom tschechischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen betrieben werden (ČT 1, ČT 2 und der Nachrichtensender Čt 24 sowie zwei private – ›Prima TV‹ und ›TV Nova‹. Des Weiteren findet man in der T.n R. eine Reihe lokaler Fernsehsender, sowie Satellit- und Kabelsender. Flächendeckende sendet der Tschechische Rundfunk (Český rozhlas) mit 7 Programmen sowie 11 private Rundfunkstationen. Außerdem gibt es ca. 60 lokale und regionale Radiosender.

Die Nationalgalerie, 1949 aus dem Zusammenschluss mehrerer älterer Sammlungen entstanden, ist die zentrale staatliche Institution, deren Aufgabe es ist, Werke der bildenden Kunst zu sammeln, zugänglich zu machen und wissenschaftlich zu verarbeiten. Die Nationalgalerie befindet sich in mehreren historischen Gebäuden in Prag. Die wichtigste Institution der tschechischen Bühnenkunst ist seit 1881 das Nationaltheater, welches sich mit einem Opern-, Bühnen- und Ballettensemble präsentiert. Insgesamt zählt man 50 staatliche und 31 private Theater in der T. R. 1995–2003 hat sich die Anzahl der Kinos von 800 auf 623 verringert, dabei ist die Zahl der Zuschauer gestiegen. Seit 1818 ist das Nationalmuseum die zentrale wissenschaftliche und bildende Institution, die historische und naturwissenschaftliche Sammlungen zusammenschließt.

In der T. R. gibt es insgesamt 12 geschützte, von der UNESCO anerkannte Stätten: Prag – historisches Zentrum, Český Krumlov – historisches Zentrum, Telč – historisches Zentrum, Žďár nad Sázavou – Pilgerkirche hl. Jan Nepomucký auf dem Grünen Berg (sv. J. Nepomuckého na Zelené hoře), Kutná Hora – historisches Zentrum, Lednice – Areál Lednicko-Valtický, Holašovice – Freilichtmuseum, Kroměříž – Gärten und Schloss, Litomyšl – Schloss und Schlossareal, Olomouc – Dreifaltigkeitssäule, Brünn – Villa Tugendhat sowie jüdisches Viertel und St.-Prokop-Basilika (bazilika sv. Prokopa) in Třebíč. Man schätzt, dass seit 1995 rd. 15 % der Bürger in Sportvereinigungen tätig sind. Derzeit gibt es in der T. R. mehr als 20.000 lokal tätige Klubs und Organisationen sowie mehr als 120 ganzstaatliche Sportverbände. Ein Nationales Olympisches Komitee sowie ein paraolympisches Komitee bereiten die Teilnahme der Sportlerinnen und Sportler für die Olympischen Spiele vor. Die Sportverbände sind für die Ausarbeitung der Trainingspläne, einschließlich der Betreuung der talentierten tschechischen Jugend in den gegebenen Sportzweigen und Disziplinen zuständig. Sie ernennen des Weiteren die Sportrepräsentanten der T. R. und in Zusammenarbeit mit den Sportzentren der einzelnen Ressorts gewährleisten sie deren sportliche Vorbereitung für internationale Wettkämpfe. Zu den meist verbreiteten traditionellen Sportarten gehören Fußball und Eishockey.

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3 Kulturgeschichte

Die ersten bekannten Stämme waren die keltischen „Bojové“ (Boii, daher kommt der lateinische Begriff Böhmens Bojohemum, Bohemia), die auf dem Gebiet der heutigen T.n R. 400 v. Chr. lebten. Im ersten Jahrhundert v. Chr. kamen die germanischen Markomannen und Daker, die die B. aus ihrem Stammgebiet verdrängten. Westslawische Stämme ließen sich im 6. Jh. im Moldau- und Elbebecken nieder. 626–658 schlossen sich diese zum Schutz gegen die Awaren im sog. Reich des Samo zusammen.

830–907 waren die heutigen Gebiete der T. R. Bestandteil des Großmährischen Reiches. 845 wurden 14 böhmische ›duces‹ in Regensburg getauft. Die Bemühungen um eine kirchliche Unabhängigkeit führten 863 zur Mission von Kyrill und Method, die mit der Einführung der kyrillischen Schrift und der Anwendung des altslawischen Ritus verbunden ist (Method taufte auch den böhmischen Fürsten Bořivoj und dessen Frau Ludmila); 885 wurde erneut der lateinische Ritus eingeführt. Nach dem Tod des mährischen Fürsten Svatopluk schlossen sich 895 böhmische Fürsten dem Ostfränkischen Reich an. Das Großmährische Reich hörte 907, nachdem es von den Ungarn vernichtet worden war, auf zu existieren.

Das Zentrum der böhmischen Staatlichkeit etablierte sich in Mittelböhmen um die Prager Burg. Der Stamm der Tschechen unter dem Geschlecht Přemysliden (bis 1305), dem auch der heilige Wenzel angehörte, erlangte die entscheidende Stellung im 10. Jh. Ein Neffe Wenzels, Fürst Boleslav II., gründete etwa 973 das Bistum in Prag. Mit der Ermordung Soběslav und seiner vier Brüder aus dem Geschlecht der Slavnikiden (tschech. Slavníkovci), die Ostböhmen beherrschten, erzielte er 995 die Vereinigung Böhmens. Die Dynastiekrise Ende des 10. und Anfang des 11. Jh., welche die Lehensbeziehungen zum Heiligen Deutschen Reich festigte, überwand erst Oldřich 1012 wieder. Er schloss etwa 1019 Mähren definitiv Böhmen an und gründete gegen 1032 das Kloster Sázava. Břetislav I. organisierte 1034–55 einen Heereszug in Polen, 1040 wehrte er den Einfall des deutschen Heeres ab, 1041 ordnete er sich allerdings König Heinrich III. unter. Er führte für die Thronfolgeordnung das Seniorat ein, die jüngeren Söhne waren lehensabhängige Teilfürsten in Mähren. Sein Sohn Vratislav II. bekam 1085 den Königstitel, auf den seine Nachfolger allerdings verzichten mussten. Die erneute Ära der Auseinandersetzungen zwischen dem „vladislavischen“ und dem „soběslavischen“ Zweig beendete Otakar I. Přemysl, der den Königstitel 1198 erlangte (die Erblichkeit wurde durch die sog. Goldene Sizilianische Bulle 1212 bestätigt).

Zur Zeit der Přemysliden erfolgten eine deutsche Kolonisierung, der Abbau von Silber und die Gründung von Burgen. Mit der Ermordung von Václav III. 1306 starb dieses Geschlecht in männlicher Linie aus. Nach einer kurzen Periode erlangten die Luxemburger den tschechischen Thron. Unter Johann (Jan, 1310–46) und Karl IV. (1346–78) verzeichnete das böhmische Reich einen Machthöhepunkt und stieg zur führenden Region im Reich und Europa auf: Ausbau der Länder der böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, das Egerland (Chebsko), Schlesien, Nieder- und Oberlausitz und weitere Lehen), Aufstieg des Prager Bistums hin zu einem Erzbistum 1336 (Arnošt z Pardubic), Universitätsgründung 1348, Wahl Karl IV. zum deutschen König 1336 (röm.-dt. Kaiser seit 1355). Václav IV. konnte der Krise und den Ambitionen des Adels nicht standhalten, er regierte nur in Böhmen. Vom deutschen Thron wurde er 1400 gestürzt. Das Kirchenschisma und der Ruf nach einer Kirchenreform führten in Böhmen 1400 zu einer Bewegung, die eng mit den Personen Jan Hus und Hieronymus von Prag in Verbindung stand. Nach deren Verbrennung 1415 bzw. 1416 in Konstanz gewannen die Frage der Kommunion, die Beschlagnahmung kirchlichen Eigentums und die Entbindung der Kirche von staatlicher Macht an Aktualität. Im Zusammenhang mit dem ersten Prager Fenstersturz 1419 und mit dem Machtantritt Siegmunds von Luxemburg 1420 kam es zu einem offenen Kampf. Die Hussiten formulierten zwar ein gemeinsames Programm (Die vier Prager Artikel), der Krieg verlief jedoch sowohl zwischen den Katholiken und den Utraquisten, als auch zwischen den hussitischen Fraktionen, die sich lediglich gegen den Feind von außen verbündeten (die Hussiten hielten fünf Kreuzzügen stand: 1420, 1421–22, 1426, 1427, 1431). Die Verhandlungen des Konzils in Basel 1433 führten zu einer Spaltung der hussitischen Bewegung. Nach der Niederlage der radikalen Feldheere bei Lipany 1434 hielten die Unruhen an, da sich weder Siegmund (1436 verabschiedete er die ›Basler Kompaktate‹) noch Albrecht II. von Habsburg durchsetzen konnten.

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Siegmund von Luxemburg starb 1437. Als sein Thronfolger wurde Albrecht II. von Habsburg vom tschechischen Adel gewählt, er starb jedoch 1439. Im böhmischen Reich herrschte nun Anarchie. 1444 erkannte der Landtag die Regierungsansprüche von Ladislaus V. Postumus, dem Sohn Albrecht II., an. Vertretend für den minderjährigen König regierte als Landesverwalter Georg von Podiebrad (Jiří z Poděbrad). 1457 starb Ladislaus V. plötzlich und 1458 wurde Georg von Podiebrad zum König von Böhmen ernannt. Vor der Wahl versprach dieser den Abgesandten des Papstes, diesem treu zu sein und die Hussitenbewegung zu unterdrücken. Da die Versprechen an die katholische Kirche nicht eingehalten wurden, kam es zu einer neuen Spaltung und zu einem weiteren Kreuzzug, der vom ungarischen König Matthias I. Corvinus angeführt wurde. Dieser wurde von einem Teil des Adels zum böhmischen König gekrönt und trennte alle böhmischen Länder ab. Stabilisierung, wirtschaftlichen Aufschwung und einen religiösen Friedensschluss (Kuttenberger Religionsfriede 1485) brachten erst die Jagellonen 1471–1526. Nach der Wahl Vladislav II. (poln. Władysław) zum König von Ungarn 1490 wurden die Nebenstaaten erneut annektiert. Vladislav II. war ein schwacher Herrscher. Die nach ihm benannte „Landesordnung“ bestätigte die Macht des hohen Adels (1500). Nach seinem Tod 1516 folgte ihm auf dem tschechischen Thron sein minderjähriger Sohn Ludwig. 1517 einigten sich tschechischer Adel und Bürger auf den sog. „Wenzel-Vertrag“, der das Stimmverhältnis bei Tagungen des Landestages sowie auch andere Rechtsfragen regelte. Ludwig starb 1526 im Alter von 20 Jahren bei Mohács. Im gleichen Jahr wurde von den tschechischen Ständen Ferdinand I. von Habsburg zum König gewählt.

Er konzentrierte sich von Anfang an auf die Zentralisierung und die Einschränkung der Rechte des Adels und der Städte. Die Vernichtung der ›Alten Landtafel‹ bei einem Brand der Prager Burg nutzte er zur Verankerung der Erbgesetze der Habsburger. Ins Land gerufene Jesuiten leiteten 1556 die Rekatholisierung ein, 1561 wurde das Erzbistum wieder besetzt. Unter Maximillian II. erlebte die bisher verfolgte „Brüderliche Einheit“ (Jednota bratrská, latein. Unitas Fratrum) einen Aufschwung (Veröffentlichung der „Kralice-Bibe“, Bible kralická).

Rudolf II. verlegte die Reichsverwaltung nach Böhmen und residierte ab 1583 vorwiegend in Prag, das er zur Hauptstadt des Reiches, zum Zentrum der Wissenschaft und Kunst (Tycho Brahe, Johannes Kepler u. a.) machte. Mit Unterstützung der tschechischen Stände im Kampf gegen seinen Bruder Matthias II., stellte Rudolf II. 1609 eine Urkunde (Majestätsbrief) aus, welche evangelischen Glaubensgemeinden eine gleichberechtigte Stellung gegenüber der „Brüderlichen Einheit“ einräumte. 1611 besetzte Matthias II. den Thron. Die Zwiespältigkeiten zwischen dem Regenten und den böhmischen Ständen mündeten in den zweiten Prager Fenstersturz am 23.05.1618 und in die Bildung einer Regierung von 30 Direktoren (Beginn des böhmischen Ständeaufstandes und des Dreißigjährigen Krieges). Die böhmischen Stände wählten 1619 Friedrich V. (Pfalz) zu ihrem König. Nach der verlorenen Schacht am Weißen Berg (Bílá Hora) am 08.11.1620 war klar, dass der Aufstand misslungen war. Am 21.06.1621 wurden 27 Anführer (nur drei davon waren adelig) hingerichtet. Die ›Vernewerte Landesordnung‹ (1627 für Böhmen und 1628 für Mähren), die den Absolutismus in Böhmen brachte, führte zum Exodus zahlreicher Protestanten (J. A. Komenský, Pavel Stránský z Zap, Václav Hollar z Práchnĕ u. a.). Weder Einmärsche fremder Truppen und die einstweilige Besetzung Prags (Sachsen 1631, Schweden 1648) noch die Beziehungen Albrechts von Wallenstein zum antihabsburgischen Lager veränderten die Lage des Landes, die durch den Westfälischen Frieden 1648 bestätigt wurde. Die Verwüstung und Entvölkerung des Landes führten zu einer sich ausbreitenden Leibeigenschaft (›Robota‹). Der Auszug protestantischen Adels sowie der Zustrom fremden Adels und der Ruf, ein ketzerisches Königreich zu sein, führten zu einer Entnationalisierung eines Großteils der Aristokratie. Die Gegenreformation wirkte in der sakralen, feudalen, städtischen und ländlichen Architektur, in der bildenden Kunst, Bildhauerei, Musik und im Theater. Ein „barocker Patriotismus“ (Bohuslav Balbín, Tomáš Pešina z Čechorodu u. a.), der durch die Heiligsprechung Jan Nepomuckýs verstärkt wurde, erwuchs.

Die schwierige Stellung v. a. des Landvolkes mündete in Ablehnung der Leibeigenschaft, in den Schutz der alten Rechte, sowie in offene Aufstände. Die wirtschaftliche und politische Rückständigkeit der Habsburgermonarchie (Böhmen, Mähren und Schlesien gehörten dabei zu den meist entwickelten Gebieten), machte sich unter Kaiserin Maria Theresia (1740–80) bemerkbar, die v. a. den Forderungen Preußens und Bayerns begegnen musste. Die Kriege mit Preußen (Österreichischer Erbfolgekrieg 1740–42, 1744–45 und dann der Siebenjährige Krieg 1756–63) brachten den Verlust von Glatz (poln. Kłodzko) und eines Großteils Schlesiens mit sich. Durch die Reformen der Regentin wurde 1749 die ›Böhmische Hofkanzlei‹ mit der ›Inneren Hofkanzlei‹ vereinigt. Die Fronarbeit wurde jedoch neu geordnet, die Schulpflicht wurde eingeführt und die Rechte des Adels wurden zugunsten des Staates eingeschränkt. Das ›Theresianische Kataster‹ von 1757 erfasste das Land und das Einkommen des Adels (Dominikal). Noch radikalere Reformen wurden von Josef II. in den Jahren 1780–90 durchgeführt. Er schaffte die Leibeigenschaft ab, 1781 erließ er das Toleranzpatent, sprach den jüdischen Bürgern Gleichberechtigung zu, schränkte die Macht der Kirche zugunsten der staatlichen Macht ein und schloss die Mehrheit der Kloster. Die Zentralisierung, die mit einer Germanisierung verbunden war, rief einen Gegendruck seitens des Adels hervor, der seine Stände- und Landprivilegien verteidigte. Josefs Nachfolger Leopold II. wich dem Adel und ließ sich zum böhmischen König krönen und bestätigte so die Sonderstellung und Selbständigkeit des Böhmischen Königreichs innerhalb der Monarchie. Die Regierung Franz II. (als österreichischen Kaiser Franz I.) bedeutete die Rückkehr zum Absolutismus bzw. zum Polizeistaat. Andererseits entwickelte sich in der ersten Hälfte des 19. Jh. ein böhmischer Nationalismus, der sich v. a. auf Sprach- und Wissenschaftsebene äußerte. Dieser wird v. a. mit Josef Dobrovský, Josef Jungmann, František Palacký, Jan Evangelista Purkyně, František Ladislav Čelakovský und vielen in Verbindung gebracht. Im Juni 1848 kam es als Folge des zuvor stattgefundenen Slawenkongress, auf dem ein Bund gleichberechtigter Völker gefordert wurde, zum missglückten revolutionären Aufstand der Liberalen und auch radikaler Demokraten. Der Bach-Absolutismus der Jahre 1852–59 legte den Emanzipationsprozess einstweilen auf Eis. Nach dem Fall der Regierung Bach entfaltete sich die tschechische Nationalgesellschaft. Auf politischer Ebene wird dies durch das Bemühen, ein böhmisches staatsrechtliches Programm zu realisieren, charakterisiert. Das neue Gewerbegesetz, das die letzten Reste der Zechen beseitigte und die Unternehmensfreiheit kodifizierte, machte einen wirtschaftlichen Aufschwung möglich.

1861 wurde die Nationale Partei (Národní strana) und 1862 die Turnbewegung ›Sokol‹ („Falke“) gegründet. Die industrielle Revolution vertiefte die soziale Kluft und die Unterschiede zwischen den Ständen, die Bürgergesellschaft brachte eine politische Differenzierung mit sich: In den böhmischen Ländern wirkten ab den 1870er Jahren zwei politische Parteien. Die „Nationale Partei“ (Národní strana, „Staročeši“ „Altböhmen“ 1864) und die „Nationale Freidenkende Partei“ (Mladočeská strana, Mladoči, „Jungböhmen“ 1874). Beide repräsentierten das böhmische Bürgertum und hatten auch dieselbe liberale Gesinnung. Zu den Altböhmen bekannten sich v. a. reiche böhmische Stadtschichten. Die Jungböhmen konnten viel mehr Jungunternehmer, reiche Bauern und die demokratisch gesinnte Intelligenz für sich gewinnen. 1878 wurde die „Tschechoslawische Sozialdemokratische Partei“ (Českoslovanská sociálnědemokratická strana) gegründet. Die Bemühungen um einen tschechisch-deutschen Ausgleich brachten eine Reihe von Regelungen mit sich: 1870 wurde mit den sog. Fundamentalartikeln der Versuch gestartet, dass das Königreich Böhmen dem österreichisch-ungarischen Ausgleich beitritt. Gegen diese trialistischen Tendenzen stellten sich deutsche liberale Politiker in Österreich und die Ungarn. Deswegen lehnte der Kaiser die Fundamentalartikel ab. Die Gleichstellung des Tschechischen und des Deutschen auf behördlicher Ebene erfolgte 1880 durch die Sprachverordnungen von Carl v. Stremeyer. Um den tschechisch-deutschen Ausgleich in Österreich-Ungarn ging es auch in den sog. Punktationen von 1890. In diesen Artikeln wurde v. a. die Zweisprachigkeit einiger Landesinstitutionen und die Schaffung einsprachiger und gemischter Landkreise vereinbart. 1882 wird die Karlsuniversität in eine tschechische und eine deutsche Universität (kk böhmische Karl-Ferdinands-Universität / kk deutsche Karl-Ferdinands-Universität) geteilt. Die Prager Jubiläumsausstellung von 1891 bestätigte die allseitige Reife der Nation, deren politische Szene sich weiterhin differenzierte.

Anfang

1905 wurde mit dem „Mährischen Ausgleich“ (Moravský pakt) Mähren nach nationaler Zugehörigkeit aufgeteilt. Infolge nationaler Unruhen in Böhmen wurde 1913 mit dem sog. Annapatent der Landtag aufgelöst. An seiner Stelle ernannte der Kaiser eine Landesverwaltungskommission. Im Ersten Weltkrieg bildete sich ein tschechischer und später dann ein tschechoslowakischer Widerstand im Ausland (Tomáš Garrigue Masaryk, Edvard Beneš und Milan Rastislav Štefánik). Kriegsgefangene und Deserteure formten Militäreinheiten – Legionen, die in Russland, Frankreich und Italien kämpften. Die Idee der Entstehung eines eigenen Staates setzte sich auch in den Reihen des tschechischen Widerstandes im eigenen Land durch. Ein eigenständiger Staat wurde am 28.10.1918 gegründet. Am 30.10. bekundete die slowakische Repräsentanz ihren Willen, zu dieser Vereinigung dazuzugehören und am 14.11.1918 wurde durch die provisorische Nationalversammlung die Tschechoslowakische Republik (Československá Republika) verlautbart. Auf Grundlage des Friedensvertrages mit Österreich kam die „Subkarpatische Rus“ (tschech. hist. Podkarpatská Rus) zur Tschechoslowakei. Der neue Staat konsolidierte sich relativ schnell, verabschiedete bedeutende Sozialgesetze (Bodenreform), stabilisierte die Währung und etablierte sich zu einem wirtschaftlich hoch entwickelten, demokratischen und kulturellen Staat. Ein Problem stellten allerdings die zahlreichen nationalen Minderheiten, die wirtschaftlichen schwachen Gebiete Slowakei und Podkarpatská Rus sowie die zersplitterte politische Szene dar. Mitte der 1920er Jahre traten deutsche und slowakische Repräsentanten der Regierung bei.

Nach Hitlers Machtergreifung 1933 wuchsen die Autonomiebestrebungen der Deutschen (Konrad Henlein) und Slowaken (Andrej Hlinka). Die Tschechoslowakische Republik (ČSR) hatte eine gut ausgerüstete Armee mit einer hohen Moral. Aber vom Feind umzingelt (Bodenansprüche seitens Polen und Ungarn) wurde sie durch das Münchener Abkommen am 30.10.1938 vor ein eindeutiges Diktat gestellt. Präsident Beneš resignierte unter Druck und emigrierte. Am 30.11.1938 wurde Emil Hácha zum Präsidenten ernannt. Die Slowakei und später die „Subkarpatische Rus“ wurden autonom. Die slowakisch faschistischen Politiker (Jozef Tiso und Ferdinand Ďurčanský) verlautbarten am 14.3.1939 einen eigenständigen Staat unter deutschem Schutz und in der Nacht vom 14. auf den 15.3.1939 wurde Hácha in Berlin unter Bombendrohungen dazu gezwungen, den Vertrag über die Entstehung des „Protektorates Böhmen und Mähren“ zu unterschreiben. Die deutsche Armee besetzte die tschechischen Länder, in Prag wurde das Amt des Reichsprotektors geschaffen (Konstantin von Neurath), Ungarn nahm die „Subkarpatische Rus“ ein.

Gleichzeitig formierten sich Widerstandbewegungen im In- und Ausland. 1940 entstanden in London eine Exilregierung und der Staatsrat. Beide Institutionen wurden von Beneš geleitet. Die tödliche Verletzung des Studenten Jan Opletal während einer Demonstration am 28.10.1939 in Prag und sein Begräbnis am 17.11. waren ein Vorwand für Verfolgungen und für die Schließung tschechischer Hochschulen. Neurath wurde 1941 von Reinhard Heydrich ersetzt, der durch die Ausrufung eines Ausnahmezustandes und durch Terror (Beginn der Deportation jüdischer Bürger), aber auch mittels politischer Maßnahmen gegenüber den Arbeitern eine Lähmung des Widerstandes im Lande und ein Wachstum der Kriegsproduktion bewirken konnte. Heydrich erlag am 27.5.1942 einem Attentat, das von London aus in Zusammenarbeit mit der Widerstandsbewegung im Lande organisiert wurde. Die Nationalsozialisten steigerten ihren Terror (Hinrichtungen, Vernichtung der Gemeinden Lidice und Ležáky). Die tschechoslowakischen Soldaten kämpften in der „Schlacht um England“, im Mittleren Osten und in Afrika sowie später auch an der Westfront. Nach dem Kriegseintritt der Sowjetunion 1941 entstanden tschechoslowakische Militäreinheiten auch auf sowjetischem Gebiet. Die Stärkung der Stellung der Sowjetunion im Laufe des Zweiten Weltkrieges führte dazu, dass Präsident Beneš im Dezember 1943 einen Verbündetenvertrag mit Stalin unterschrieb. Seit 1945 wurde das tschechoslowakische Gebiet allmählich befreit. Im Mai 1945 kam es zu spontanen Aufständen gegen die Besetzer. Die deutsche Armee kapitulierte am 8.5. Am nächsten Morgen kam die sowjetische Armee nach Prag, südlich von Prag kämpfte man noch bis zum 12.5.1945.

Die Nachkriegsentwicklung in der erneuerten Tschechoslowakischen Republik war von überwiegend links orientierten Illusionen gekennzeichnet, die die kommunistische Partei (KSČ) zu Nutzen wusste. 1945–46 wurden auf der Grundlage der Entscheidung der Großmächte während der Potsdamer Konferenz die Bürger deutscher Nationalität ausgesiedelt. Fast 3 Mio. Deutsche mussten somit nach Deutschland oder Österreich ziehen. 1945–48 beteiligten sich die Kommunisten zunehmend und maßgeblich an der Regierung in der Tschechoslowakei. Nach dem Februarputsch von 1948 rissen sie die gesamte Macht an sich. Der Zeitraum bis zum Tode Stalins und Gottwalds 1953 war von Massenverfolgungen, Justizmorden, von Konzentrations- und Arbeitslagern, von Enteignung, gewaltsamer Kollektivierung des Landes usw. geprägt. Die Wirtschaftsstruktur änderte sich einhergehend mit den wirtschaftlichen Zielen der UdSSR und den Vorbereitungen auf einen neuen Krieg. Die Terrormethoden nahmen v. a. im Zusammenhang mit der „Aufdeckung“ der Verbrechen Stalins nach 1956 ab. 1960 – um so den Fortschritt im „Aufbau des Sozialismus“ zu vergegenwärtigen – wurde der Staat in „Tschechoslowakische Sozialistische Republik“ (ČSSR) umbenannt. Die wirtschaftliche Rückständigkeit und der Misserfolg der Fünfjahrespläne führte ab Mitte der 1960er Jahre zu Bemühungen um eine Reform und dies auch in den Reihen der KSČ. Diese erreichten ihren Höhepunkt im sog. „Prager Frühling“ 1968, der durch die Invasion von sechs Staaten des Warschauer Paktes beendet wurde. Bis auf wenige Ausnahmen kapitulierten die Reformer in der Führungsspitze der KSČ. Von den Reformen blieb nur mehr die Föderation (die Entstehung der ČSR und der SSR) übrig. Als es in der Zeit der sog. „Normalisierung“ in den 1970er und 1980er Jahren zu innerparteilichen Säuberungen kam, konzentrierte sich der Terror neben existentieller Repression (z.B. Arbeitsplatzverlust, Studiumsausschluss, usw.) v. a. auf öffentliche Regimekritiker. Zu den aktivsten Gegner des neu etablierten Regimes gehörten ab 1977 und dies trotz harter Verfolgungen, die Unterzeichner der Charta 77.

Gorbatschows Reformen in der UdSSR ab 1985 und der allmähliche Zerfall des Sowjetischen Blocks (Polen, Ungarn, DDR) stärkten den Widerwillen, der nach den Ereignissen vom 17.11.1989 in gewaltige politischen Kundgebungen überging. Daraufhin verzichteten die Kommunisten auf das Machtmonopol im Staat. Im Dezember 1989 wählte die bestehende „Föderale Versammlung“ Václav Havel zum Präsidenten. Als symbolische Figur kehrte auch Alexander Dubček in die Politik zurück. Es entstand die „Regierung des Nationalen Verständnisses“ (Premierminister Marian Čalfa) und im April 1990 wurde das Gesetzt über die Änderung des Staatsnamens auf ČSFR (Tschechoslowakische Föderative Republik) verabschiedet. In den ersten Wahlen nach dem Fall des Kommunismus 1990 gewann das „Bürgerforum“ (Občanské fórum) in den tschechische Ländern bzw. die „Öffentlichkeit gegen Gewalt“ in der Slowakei. Es handelte sich dabei um Bewegungen, die sich aus vielen politischen Strömungen zusammensetzte. Bis zu den Neuwahlen differenzierte sich die politische Szene. Die slowakische nationale Emanzipation und unterschiedliche Ansichten im Hinblick auf die Realisierung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformation mündeten in die Teilung der Föderation und somit in die Entstehung der T.n R. am 1.1.1993. Václav Havel wurde im Januar 1993 zum Präsidenten gewählt. Die Regierungskoalition (ODS, ODA, KDS [Křesťansko demokratická strana – Christdemokratische Partei] a KDU – ČSL), die nach den Wahlen 1992 geschaffen wurde, stoppte die gesellschaftliche und wirtschaftliche Reform, mit der bereits zu Zeiten der Föderation begonnen wurde, keinesfalls. 1996 fanden Wahlen in die Abgeordnetenkammer und in den neu geschaffenen Senat statt. Wirtschaftliche Probleme erzwangen die Verabschiedung von Vorkehrungen zur wirtschaftlichen Sanierung (1997). Infolge eines Vertrauensverlustes musste die Regierung unter dem Vorsitzenden Václav Klaus (1997) zurücktreten, der Macht nahm sich das Kabinett Josef Tošovskýs an. Im Januar 1998 wurde Václav Havel erneut und zum letzten Mal zum Präsidenten der Republik gewählt. Nach den Parlamentswahlen im Juni 1998 wurde eine sozialdemokratische Minderheitsregierung unter Miloš Zeman geschaffen, die vertraglich von der oppositionellen ODS unterstützt wurde. Im März 1999 wurde die T. R. in die NATO aufgenommen. In den Parlamentswahlen im Juni 2002 gewann erneut die Partei ČSSD, die mit KDU – ČSL a US – DEU eine Koalitionsregierung bildete. Regierungsvorsitzender war Vladimir Špidla. Im Januar 2003 endete die zweite Legislaturperiode von Präsident Havel. Nach drei Wahlrunden wurde Václav Klaus schließlich zum neuen Präsidenten gewählt. Am 13. und 14.6.2003 fand in der T.n R. ein Referendum statt, in dem die Bürger den Beitritt in die Europäische Union verabschiedeten. Seit 1.5.2004 ist die T. R. ein Mitgliedstaat der EU. Nach einer geringen Wahlbeteiligung und einer schweren Niederlage der Sozialdemokraten in den ersten Wahlen ins Europaparlament am 10. und 11.6. 2004 trat Špidla zurück, neuer Premierminister war nun Stanislav Gross. Dieser wurde gezwungen, nachdem der die Art und Weise der Finanzierung seiner Eigentumswohnung im April 2005 unzureichend erklärt hatte, seinen Rücktritt bekannt zu geben. Die neue Koalitionsregierung, erneut unter der Beteiligung der ČSSD, KDU – ČSL a US – DEU, stellte der neue Regierungsvorsitzende, J. Paroubek zusammen. Die Regierung wurde am 25.4.2005 vom Präsidenten ernannt.

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(David Weber)

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