Burgas

Burgas (bulg., altgriech. Pyrgos, latein. Burgos, osman.-türk. Pirgos)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Die am Golf von B. (Burgaski zaliv) im südlichen Teil der bulgarischen Schwarzmeerküste gelegene Hafenstadt ist mit 189.245 Einwohnern (2005) die viertgrößte Stadt Bulgariens und Verwaltungszentrum des ca. 7753 km² großen gleichnamigen Bezirks mit seinen 417.810 Einwohnern (2005), von denen 70,4 % in den Städten wohnen. Die Bevölkerung des Bezirks besteht zu 79,9 % aus Bulgaren. Die zahlenmäßig stärksten Minderheiten sind (2001) Türken (13,8 %) und Roma (4,6 %). Die vor dem Zweiten Weltkrieg bedeutende jüdische Gemeinde wurde durch Emigration vieler Juden nach Israel stark dezimiert, auch Armenier gibt es in B. nur noch wenige.

Das Klima von B. ist kontinental mit mediterranem Einfluss; die mittlere Temperatur beträgt im Januar 2,1 °C, im Juli 21,9 °C, die jährliche Niederschlagsmenge etwa 520 mm. In unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt B. bilden die drei Mündungsseen „Atanasov“ (Atanasovsko ezero), „Burgas“ (Burgasko ezero) und „Mandra“ (Mandrensko ezero) eines der ökologisch bedeutendsten Feuchtgebiete Bulgariens mit einer besonders reichen Flora und Fauna.

Seine heutige Bedeutung verdankt B. v. a. seiner geostrategischen Lage am Paneuropäischen Transportkorridor 8. Nach Fertigstellung der Autobahn ›Thrakia‹ wird B. in den nächsten Jahren verkehrlich besser mit der ca. 390 km nordwestlich gelegenen bulgarischen Hauptstadt Sofia verbunden sein, zur türkischen Grenze im Süden sind es ungefähr 100 km. Die Stadt verfügt über den größten bulgarischen Hochsee-Hafen, in dem ein Großteil der jährlichen Im- und Exporte Bulgariens abgewickelt wird, und einen internationalen Flughafen, der im Jahr 2005 ca. 1,6 Millionen Fluggäste abfertigte. Alljährlich zur Sommersaison strömen Touristen aus aller Welt in die großen nördlich und südlich von B. gelegenen Seebäder Slančev brjag („Sonnenstrand“), Nesebăr, Pomorie und Sozopol, während sie die architektonisch spröde Industrie- und Hafenstadt eher sporadisch zum Einkaufsbummel oder zu Kulturveranstaltungen besuchen.

B. besitzt über seine zwei Hochschulen, die 1963 gegründete ›Universitet Prof. Dr. Asen Zlatarov‹ und die 1990 eröffnete „Freie Universität B.“ (›Burgaski Svoboden Universitet‹), hinaus eine Vielzahl wissenschaftlicher und kultureller Institutionen; darunter eine der bedeutendsten Kunstgalerien des Landes, eine reiche Sammlung zu Fischerei und Seefahrt sowie eine Oper und eine Philharmonie.

Prägend für B. sind die vielen Industriebetriebe wie z. B. die größte Ölraffinerie der Balkanhalbinsel ›Neftochim‹, die großen Werke der Chemieindustrie, der Metallverarbeitung und des Maschinenbaus sowie die Lebensmittel verarbeitenden und textilwirtschaftlichen Fabriken. Die durch sie verursachten ökologischen Probleme bedürfen auch im Interesse der regionalen Tourismuswirtschaft dringend einer Lösung.

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2 Kulturgeschichte

Die Kulturgeschichte von B. ist im Vergleich zu derjenigen der nördlich gelegenen Schwarzmeer-Kapitale Warna eher bescheiden, obwohl archäologische Funde auf eine Besiedlung der Gegend seit der Bronzezeit hinweisen. Im 1. Jh. unter Kaiser Vespasian als römische Kolonie gegründet bekam die Siedlung im 17. Jh. den Namen Ahelo-Burgas. Der Name B. für das spätere Fischerdorf leitet sich von einer Festung in der Umgebung ab, die erstmalig 1306 in einer byzantinischen Quelle erwähnt wurde. Der erste kartographische Beleg für den mit dem wachsenden Getreidehandel Ende des 17. Jh. Aufschwung nehmenden Ort stammt von 1733.

Nach der Unabhängigkeitserklärung Bulgariens vom Osmanischen Reich 1878 hatte B. gerade mal 2950 Einwohner. Die grundlegende urbane Entwicklung der Stadt vollzog sich in den darauf folgenden Jahrzehnten durch die Schaffung einer Reihe von Kultur- und Bildungseinrichtungen, den Bau großer Industriebetriebe, Anschluss der Stadt an das bulgarische Schienennetz und Erweiterung des Hafens. Heute kann B. mit vergleichsweise wenigen kulturhistorisch bedeutsamen Sehenswürdigkeiten aufwarten, präsentiert sich als modernes Zentrum der Planungsregion Südost-Bulgarien und zählt zu den sich am dynamischsten entwickelten Großstädten des Landes.

Als russisch-bulgarisch-griechisches Gemeinschaftsprojekt soll in den nächsten Jahren eine Öl-Pipeline von B. ins griechische Alexandroupolis gebaut werden, um Öl aus der kaspischen Region an dem Engpass am Bosporus vorbei nach Westeuropa transportieren zu können. Mit der Verwirklichung dieses Projekts wird sich B. geostrategische Zentralität im europäischen Einigungsprozess weiter erhöhen.

www.obstina-bourgas.org [Stand 21.8.2006]

(Frank Stier)

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