Slowenien
Slowenien (slowen. Slovenija)
Inhaltsverzeichnis |
1 Statistische Angaben
Lage: | Staat im südlichen Teil Mitteleuropas, am äußerst östlichen Teil des Mittelmeeres. Slowenien grenzt im Osten und Süden an Kroatien (Grenzlänge 670 km), im Westen an Italien (280 km), im Norden an Österreich (318 km) und im Nordosten an Ungarn (102 km). Die Fläche des Staatsterritoriums beträgt 20.273 km².
|
Einwohner (2005): | 2.003.358, davon 49,0 % männlich 51,0 % weiblich; Altersstruktur 0–14 Jahre: 14,1 %, 15–64 Jahre: 70,2 %, 65 Jahre und älter: 15,7 %; Bevölkerungsdichte: 108,5 Einwohner/km²; 67,6 % im arbeitsfähigen Alter (Männer 15–64, Frauen 15–59); 60,1 % Beschäftigte (von den Personen im erwerbsfähigen Alter); 5,8 % Arbeitslose; Bevölkerungswachstum 1950–2005: 0,55 % jährlich, 1990–2005: 0,01 % jährlich; Nationalitäten (nach Volkszählung 2002): 1.631.363 Slowenen (83,1 %), 38.964 Serben (2,0 %), 35.642 Kroaten (1,8 %), 21.542 Bosnier (1,1 %), 6243 Ungarn (0,3 %), 6186 Albaner (0,3 %), 3972 Makedonier (0,2 %), 3246 Roma (0,2 %), 2667 Montenegriner (0,2 %), 2258 Italiener (0,2 %), 211.953 andere oder ohne Angabe (10,8 %); Religionszugehörigkeit (nach Volkszählung 2002): 57,8 % Katholiken, 2,4 % Muslime, 2,3 % Orthodoxe, 0,9 % Protestanten, 10,1 % Atheisten, 26,5 % indifferent und andere.
|
Hauptstadt und größere Städte (Volkszählung 2002): | Ljubljana (300.000260.543 Einwohner), Maribor (108.241), Kranj (38.839), Celje (38.030), Velenje (26.742), Koper (23.726), Novo Mesto (22.415), Ptuj (18.339), Jesenice (17.233).
|
Währung: | 1 Euro = 100 Cent |
Wappen: |
Ein rotumrandetes Schild, auf dessen blauem Grund eine weiße Silhouette des Triglav, des höchsten slowenischen Berges, dargestellt ist und das am unteren Teil von zwei blauen Wellenlinien als Symbol für das Meer und die Flusslandschaft umrandet wird, worüber drei goldfarbene sechszackige Sterne angebracht sind.
|
Flagge: |
Weiß - blau - rot quer in senkrechter Form. Im linken oberen Eck ist das Staatswappen wiedergegeben.
|
Hymne: | Die siebente Strophe des „Trinklieds" (Zdravljica), zum Text von France Prešeren, in der Vertonung von Stanko Premrl
|
Feiertage: | Staatliche Feiertage: 1. und 2. Januar (Neujahr), 8. Februar „Kulturfeiertag, Todestag des Nationaldichters France Prešeren“ (Prešernov dan, slovenski kulturni praznik), 27. April „Tag des Widerstandes gegen den Okkupator“ (Dan upora proti okupatorju), 1. und 2.Mai (Tag der Arbeit), 25. Juni „Tag der Staatsgründung“ (Dan državnosti), 1. November (Allerheiligen), „Tag der Selbstständigkeit“ (Dan neodvisnosti in enotnosti); sonstige Feiertage: Ostermontag (beweglich), 15. August Mariä Himmelfahrt, 31. Oktober Reformationstag, 25. Dezember Weihnachtstag
|
Zeit: | Mitteleuropäische Zeit |
Staatssprache: | Slowenisch |
Staatsform: | Parlamentarische Republik |
Staatsoberhaupt: | Präsident (derzeit) Danilo Türk |
Regierungschef: | Ministerpräsident (derzeit) Janez Janša |
Politische Parteien: | Demokratska stranka Slovenije (DS, „Demokratische Partei Sloweniens“), Demokratična stranka upokojencev Slovenije (DeSUS, „Demokratische Partei der Pensionisten Sloweniens“), Liberalna demokracija Slovenije (LDS, „Liberaldemokratische Partei Sloweniens“), Nova Slovenija – Krščanska ljudska stranka (NSi, „Neues Slowenien - Christliche Volkspartei“), Slovenska demokratska stranka (SDS, „Slowenische Demokratische Partei“), Slovenska ljudska stranka (SLS, „Slowenische Volkspartei“), Slovenska nacionalna stranka (SNS, „Slowenische Nationalpartei“), Stranka mladih Slovenije (SMS, „Partei Junges Slowenien“), Združena lista socialnih demokratov (ZLSD, „Vereinigte Liste der Sozialdemokraten“), je ein Vertreter der ungarischen und italienischen Minderheit.
|
Bruttoinlandsprodukt (2005): | 32.322 Mrd. US-Dollar, pro Kopf der Bevölkerung 16.657 US-Dollar |
Bruttosozialprodukt (): | 33.920 Mrd. US-Dollar, pro Kopf der Bevölkerung 16.956 US-Dollar |
Auslandsverschuldung (): | 25,162 Mrd. US-Dollar |
Haushaltsdefizit (): | 371,42 Mio. US-Dollar (1,1 % des BIP) |
Außenhandel (2004): | Importe 19.532 Mio. Euro: 32,7 % Maschinen und Transportmittel, 22,6 % Metallerzeugnisse und Fertigwaren, 12,8 % chemische Erzeugnisse; Hauptlieferstaaten: Deutschland (19,9 %), Italien (12,6 %), Kroatien (9,1 %), Frankreich (8,2 %), Österreich (8,0 %), Exporte 17.793 Mio. Euro: 39,2 % Maschinen und Transportmittel, 25,1 % Metallerzeugnisse und Fertigwaren, 15,5 % Güter und verschiedene Fertigungserzeugnisse; Hauptabnehmerstaaten: Deutschland (20,0 %), Italien (19,1 %), Österreich (12,3 %), Frankreich (7,4 %), Kroatien (3,8 %).
|
Mitgliedschaften: | EU, Europarat, European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), International Civil Aviation Organization (ICAO), International Monetary Fund (IMF), Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), International Labour Organization (ILO), Inter-Parliamentary Union (IPU), Interpol, NATO, OSZE, UNO, World Trade Organization (WTO). |
Anmerkung der Redaktion: Stand der statistischen Angaben ist, wenn nicht anders vermerkt, das Publikationsdatum des Artikels.
2 Geographie
2.1 Naturraum
Als flächenkleiner Staat überrascht S. durch außerordentliche geografische und naturkundliche Vielfalt an Flora und Fauna. Das Land teilt sich in vier Makroregionen: 1) den Alpenraum, 2) den Mittelmeerraum, 3) den dinarischen Raum und 4) dem Pannonischen Tiefland. 1) Der Alpenraum umfasst den Nordwesten und Norden des Landes samt dem höchsten Berg S.s, den berühmten Triglav (2864 m), beliebtes Ziel von Alpinisten der ganzen Welt. Darüber hinaus gibt es jedoch kaum ein ausgeprägtes Hochgebirge, es dominiert das Mittelgebirge zwischen 1000 und 2000 m ü. d. M. In den tieferen Lagen finden sich das „Laibacher Becken“ (Ljubljanska kotlina) und das Becken von Celje (Celjska kotlina). Das Klima ist der Gebirgswelt angemessen. Die Niederschlagsmenge verringert sich gegenüber dem Südwesten.
Stark verbreitet sind Buchenwälder, oft vermischt mit Weißbuchen; doch finden sich auch zahlreiche reine Nadelwälder (vorwiegend Fichten). Wesentliche Wirtschaftszweige in dieser Region sind Industrie und kleinere Gewerbebetriebe, Tourismus (Winter, in den Bergen und am Bauernhof), Verkehr und Holzverarbeitung. Bedeutend sind auch die Wasserkraftwerke und die Kohlenkraftwerke, v. a. in der Umgebung von Jesenice, zur Energiegewinnung. Die Viehzucht beschränkt sich im Wesentlichen auf die sommerliche Almbewirtschaftung.
Grob gesagt lässt sich der Alpenraum in die Julischen Alpen, die westlichen und östlichen Karawanken sowie die Save-Ebene unterteilen.
2) Der Mittelmeerraum umfasst 8,6 % der Gesamtfläche des Staates und 9,4 % der Bevölkerung im südwestlichen Teil der Republik. Er zeichnet sich v. a. durch sein mildes oder submediterranes Klima aus, während im Hinterland das kontinentale Klima zum Tragen kommt. Diese extreme Klimaänderung wird bedingt durch Karsthochfläche, die zumeist in den Wintermonaten für plötzlich eintretende, sehr intensive Borastürme sorgt. Mineralogisch wechseln sich hier das undurchlässige Flysch mit dem durchlässigen Kalkstein ab. Infolgedessen ist hier das Land eher unfruchtbar und für den Ackerbau kaum zu verwenden nutzen. Neben der Viehzucht sind hier die traditionellen landwirtschaftlichen Erwerbszweige der Weinbau und die Obstkultivierung, zu der sich in neuerer Zeit auch der Gemüseanbau gesellt. Der Verkehr gewinnt zusehends an Bedeutung und damit in Zusammenhang auch der Tourismus und die Kleinwirtschaft. In größeren Ballungsgebieten entstehen in letzter Zeit auch zunehmend Industriebetriebe. Unterteilt wird der Mittelmeerraum in die hügelige, verkehrsmäßig abgelegene und unerschlossene landwirtschaftliche Region Goriška Brda im äußersten Westen. Hier dominieren der Weinbau und die Obstzucht.
Das „Wippachtal“ (Vipavska dolina) hingegen ist äußerst vielfältig und hügelig und zeichnet sich im Sommer durch sein sehr mildes Klima aus, während im Winter v. a. hier die Bora für klirrende Kälte und stürmisches Wetter sorgen kann. Kleinwirtschaft, Tourismus, einzelne industrielle Verarbeitungsbetriebe, Weinbau, Obst- und Gemüsezucht sowie Viehzucht bestimmen den Arbeitsmarkt der hier lebenden Bevölkerung.
Die Landschaft des Karst (Kras) erstreckt sich über 423 km² und ist eine verkarstete Hochebene im südwestlichen S. Durch extremen Wassermangel war der Karst noch im 19. Jh. fast zur Gänze kahl und waldlos. Durch eine bewusst initiierte und effektive Aufforstung ist er nun bereits fast zur Hälfte wieder bewaldet. Seine traditionellen Spezialitäten sind der Teran, ein klassischer, schwerer Rotwein, sowie sein Rohschinken, der hier pršut, genannt wird und dem italienischen Prosciutto oder dem spanischen Serrano-Schinken ähnelt, wenngleich er sein ganz eigenes Geschmacksaroma entfaltet.
Das Hügelland von Koper (326 km²) liegt am äußersten Südwesten S.s. Wegen seiner unmittelbaren Nähe zum Meer ist hier das submediterrane Klima am meisten ausgeprägt. Die wesentlichsten Erwerbszweige der Bevölkerung hier sind naturgemäß der Sommertourismus, aber auch Industrie (Fischverarbeitung, Salinen), Kleingewerbebetriebe, Obst- und Gemüseanbau. In letzter Zeit wird auch die Olivenzucht immer beliebter. Koper ist der wichtigste Hafen von S., der immer weiter ausgebaut wird und auch international eine immer tragendere Rolle einnimmt und sich zu einer echten Konkurrenz zum italienischen Hafen von Triest entwickelt. Das malerische Städtchen Piran entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Treffpunkt von Künstlern aller Herren Länder, während Portorož (slowen. ital. Portorose) das lebhafte Touristenzentrum an der slowenischen Adria abgibt.
Dazu gesellt sich die Bucht um Triest (Tržaski zaliv), die mit Koper, Strunjan (slowen., ital. Strugnano), Portorož, Izola (slowen., ital. Isola) sowie Ankaran (slowen., ital. Ancarano) das Zentrum des slowenischen Teiles des Adriatischen Meeres bildet. Ihr tiefster Punkt befindet sich 37 m ü. d. M. Auf Grund ihrer geografischen Zergliederung misst die slowenische Küste insgesamt 46,6 km. Wie schon erwähnt sind die wesentlichen Wirtschaftszweige in diesem Gebiet der Tourismus, der Hafen, Fischfang und Salinenabbau.
3) Der dinarische Raum (28,1 % der Fläche, 15,7 % der Bevölkerung) erstreckt sich über West-, Süd-, und Südostslowenien und ist Teil der dinarischen Bergwelt, die sich vom Nordwesten des Landes gegen den Südosten ausbreitet. Das Klima hier ist kühl und feucht. Abgesehen vom Alpenraum ist der Dinarische Raum die waldreichste Makroregion S.s. Dominierend ist hier die Holzwirtschaft (Nadelholz), die für die Entstehung der Forst verarbeitenden Industrie Voraussetzung war. Weitere Industriezweige und das gut ausgebaute Verkehrswesen dominieren die vielfältige Region. In der Landwirtschaft überwiegt die Viehzucht.
Der dinarische Raum ist ob seiner geografischen Vielfalt zweifellos die hervorstechende und vielfältigste Region S.s; er erstreckt sich von den Plateaus Kambreško und Banjšice als Grenzgebiet in Westslowenien mit dem gewaltigen Save-Tal (Isonzo-Tal) über das Hügelgebirge Idrijska und Vipavska dolina, das „Laibacher Becken“ bis hin zur Ebene bei Novo Mesto. Eine europaweit einzigartige Höhlenlandschaft kennzeichnet diese Region, mit der „Adelsberger Grotte“ (Postojnska jama) an der Spitze, die als größte erschlossene Höhle Europas weltweiter Anziehungspunkt unzähliger Touristen und Höhlenforscher ist.
Fast unbesiedelte Gebiete wechseln sich mit dicht besiedelten ab, ausgedörrte Regionen grenzen an fruchtbaren Wald und Boden. Gebirge, Hochebenen und Täler gehen ineinander über. Allerdings ist die tektonische Struktur fragil, was auch in den letzten Jahren zu zahlreichen, teils opferreichen Erdbeben geführt hat. Je nach Besiedelungsdichte und Fruchtbarkeit des Landes dominieren Industriebetriebe, Landwirtschaft, Viehzucht, Holzverarbeitung und Tourismuswirtschaft.
4) Der pannonische Raum (21,2 % der Fläche, 27,6 % Bevölkerungsanteil) im nordöstlichen und östlichen S. ist die dichtest besiedelte Makroregion des Landes. Charakteristisch ist ihre regionale Zweiteilung: auf der einen Seite finden sich umfangreiche Ebenen, angeschwemmt von den Flüssen Mur, Drau und Save und ihren dazugehörigen Zuflüssen, während sich dazwischen ein tertiäres mergel- und sandhaltiges Hügelland erhebt. Langgezogene Bergrücken, unterbrochen von dazwischen liegenden Tälern, zergliedern die Landoberfläche. Die Sumpfwiesen wurden teilweise trockengelegt, die Fluss- und Bachbeete weitgehend reguliert. Das Klima ist im Winter der Jahreszeit entsprechend kühl, dafür angenehm warm und nicht zu heiß im Sommer. Die braune Erde ist fruchtbar, wenn auch mitunter trocken. Die Wälder bestehen vorwiegend aus Laubbäumen (Buchen, Eichen, Kastanien), während Nadelholz eher rar vertreten ist. Insgesamt ist der pannonische Raum die fruchtbarste Region S.s. In der Ebene dominieren Landwirtschaft und Viehzucht, im Hügelland Weinbau und Obstkulturen, daneben auch Hopfenanbau (das slowenische Bier gilt bei Liebhabern als Spezialität). Die größeren Städte sind industrialisiert. Der Tourismus konzentriert sich zunehmend auf vielfältige Kur- und Gesundheitszentren, die hier bereits lange Tradition genießen, derzeit jedoch zu sog. Wellnesszentren mutieren. Ein Trend, der für die Zukunft fragwürdig ist.
Der wichtigste Teil des pannonischen Raumes ist zweifellos die „Drauebene“ (Podravje), die sich über 425 km erstreckt und rechts vom Dravsko polje (slowen., dt. hist. Pettauer Feld) mit einer östlichen Ausweitung zur linken Drauseite reicht. Hier ist das Flussbett eher ausgedörrt und trocken, während das an dessen Rand wuchernde Nadelgehölz, das bereits von Wiesen überwuchert wird, auf feuchteren Grund basiert. Die Verkehrswege werden von typischen Straßensiedlungen flankiert, die in der Nähe größerer urbaner Zentren wie Maribor und Ptuj grenzenlos ineinander übergehen. Ähnlich ist die Situation in allen weiteren Gebieten des „Übermurgebietes (Prekmurje).
Schon seit seiner Unabhängigkeit ist S. um die Verbesserung seines Umweltschutzes bemüht, wobei v. a. die Nutzung neuer Energien im Mittelpunkt steht, um so den CO²-Ausstoss zu reduzieren. Größere Investitionen stehen noch im Bereich Abfall- und Abwasserwirtschaft an.
2.2 Bevölkerung
S. zählt zu den kleineren Staaten der Welt. 2005 betrug die Bevölkerungsanzahl S.s. insgesamt 2.003.358, davon 49,0 % männlich und 51,0 % weiblich. Diese Differenz ist international gesehen durchaus üblich. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Slowenen betrug 2004 bei den Frauen 81,08 Jahre, bei den Männern 73,50 Jahre. Das Durchschnittsalter lag bei der weiblichen Bevölkerung bei 41,8 Jahren, bei der männlichen bei 38,4 Jahren, insgesamt bei 40,1 Jahren. Die Alterspyramide zeigt: bis zum Alter von 55 Jahren gibt es deutlich mehr Männer, gleich über 55 deutlich mehr Frauen.
Ein statistischer Blick auf das Bildungsniveau der Gesamtbevölkerung ergibt folgendes Bild (dafür liegen z. Zt. nur die Daten aus dem Jahr 2002 vor): 7,0 % der Bevölkerung verfügten über keine abgeschlossene Grundschulausbildung; 26,1% verfügten über eine abgeschlossene Grundschulausbildung (d. h. den Abschluss der Gesamtschule von 6 – 15 Jahren), 54,1 % verfügten über einen Mittelschulabschluss, 5,1 % hatte eine höhere nichtuniversitäre Ausbildung abgeschlossen und 7,9 % konnte auf einen Universitätsabschluss verweisen.
2004/05 wurden in insgesamt 752 Kindergärten 54.815 Kinder zwischen dem ersten und sechsten Lebensjahr betreut.
S. ist ein sprachlich relativ homogener Staat. Laut der Volkszählung von 2002 gab es 83,1 % Slowenen. Dazu gibt es zwei anerkannte und mit umfassenden Rechten und eigenen Einrichtungen ausgestattete autochthone Volksgruppen: Italiener (2258) und Ungarn (6243) Zur Volksgruppe der Roma bekannten sich 3246 Einwohner, doch wird ihre Anzahl viel höher geschätzt, da durch die Folgen rassischer Diskriminierung die Bekenntnisfreudigkeit der Roma auch in S. enden wollend ist.
Das Siedlungsgebiet der italienischen und ungarischen Volksgruppe ist deutlich umrissen und auch von den Behörden unumstritten: die große Mehrheit der Ungarn lebt entlang der slowenisch-ungarischen Grenze im „Übermurgebiet“ in den Gemeinden Lendava (slowen., ungar. Lendva), Moravske Toplice, Hodoš (slowen., ungar. Hodos), Šalovci und Dobrovnik (slowen., ungar. Dobronak), während die Italiener in drei Küstengemeinden Koper, Izola und Piran beheimatet sind. Die meisten Roma siedeln in den Gebieten Prekmurje, Dolenjska, Gorenjska, der Bela Krajina und im Savegebiet, darüber hinaus natürlich auch in den städtischen Zentren, insbesondere Ljubljana und Maribor.
Ebenso findet sich in S. eine Bevölkerungsgruppe mit deutscher Muttersprache: bei der Volkszählung von 2002 bekannten sich davon 499 als ethnische Deutsche, 1628 gaben Deutsch als Muttersprache an; sie sind über das gesamte Staatsgebiet verteilt, ihre größte Konzentration findet sich in den Städten Ljubljana und Maribor.
S. war bis 1991 Teilrepublik im föderalistisch ausgerichteten Jugoslawien. Nach der Erklärung seiner Unabhängigkeit und später in Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen in und zwischen den anderen Teilrepubliken Jugoslawiens verblieb der Großteil der bisherigen Binnenimmigranten in S., dazu kam es naturgemäß auch zu Migrationsströmungen aus den kriegsbetroffenen Gebieten und ehemaligen jugoslawischen Republiken, so dass diese derzeit fast einen Bevölkerungsanteil von 10 % der Einwohnerzahl S.s bilden. Dabei sind zahlenmäßig am stärksten die Serben (38.964), gefolgt von den Kroaten (35.642), Bosniaken (21.542) und Muslime (10.467). Da 54.079 Personen Kroatisch und 36.264 Personen Serbokroatisch als ihre Sprache angeben, muss man die Bevölkerungszahl sehr hinterfragen.
Der Großteil der slowenischen Bevölkerung bekennt sich zur römisch katholischen Religion und das in ihrer traditionalistischen, konservativen Auslegung, wie sie der slowenische Klerus lehrt. Obwohl die Trennung von Kirche und Staat in der Verfassung festgehalten ist, beansprucht die katholische Kirche die Rückgabe von Besitztümern, vorwiegend ertragreichen Wald- und Forstgebieten, Kulturgütern bis hin zur Insel von Bled (Blejski Otok), was zu einer starken gesellschaftlichen Polarisierung führt. Trotz der mehrheitlich katholischen Bevölkerung lehnt eine Mehrheit der slowenischen Bevölkerung die Restitutionsforderungen der slowenischen Kirche ab. In Folge der Flüchtlingsströme, ausgelöst durch den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, hat sich in den letzten Jahren auch eine ansehnliche Anzahl von Muslimen in S. angesiedelt, die auch auf die Freiheit ihrer Religionsausübung pochen. Insbesondere wünschen sie die Errichtung einer Moschee in Ljubljana und stoßen damit auf unterschiedliche Reaktionen seitens der politisch Verantwortlichen. Doch sind bisher keine gröberen religiös motivierten Auseinandersetzungen aufgefallen.
2.3 Staat und Gesellschaft
Die „Republik S.“ (Republika Slovenija) ist ein demokratischer Staat. Seine Eigenständigkeit erwarb dieser erst 1991 und zählt zu den sog. „Nachfolgestaaten“ der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, in der ihm allerdings auch bereits eine weitgehende staatliche Souveränität (mit Ausnahme einer eigenen Außen-, Verteidigungs-, und Finanzpolitik) zustand. Es gelang S. durch die Besonnenheit seiner damaligen Politiker innerhalb des „Bundes der Kommunisten Sloweniens“ (Savez komunista Slovenije) sowie des „Bundes der Kommunisten Jugoslawiens“ (Savez komunista Jugoslavije) als auch der Besonnenheit der oppositionellen, deklariert antijugoslawischen und antikommunistischen Opposition, die in ihrer Tätigkeit kaum behindert wurde und v. a. auf kulturellem und religiösen Gebiet hegemonial war, sein Land aus den tragischen kriegerischen Auseinandersetzungen, wie sie das übrige Jugoslawien über ein Jahrzehnt dominieren sollten, weitgehend herauszuhalten und die Sezession friedlich durchzuführen. So blieb er von menschlichen Opfern und auch wirtschaftlicher Zerstörung weitgehend verschont und konnte sehr bald an den Neuaufbau seiner politischen, kulturellen, gesellschaftlichen und ökonomischen Strukturen treten.
S. politischen Grenzen decken sich allerdings nicht mit den slowenischen nationalen Grenzen, da slowenische Minderheiten in Italien, Österreich und Ungarn beheimatet sind. Allerdings gibt es keinerlei Gebietsansprüche der Republik S. an seine Nachbarstaaten, wohl aber versteht es sich als Schutzmacht seiner Volksgruppen.
Die Verfassung des unabhängigen S. wurde im Dezember 1991 verabschiedet und orientiert sich klar an liberalen Verfassungen anderer westlicher Staaten, was sich etwa im Schutz der Menschen- und Bürgerrechte sowie von Minderheiten manifestiert.
S. ist eine parlamentarische Republik. An ihrer Spitze steht der Präsident, der direkt für eine Amtsperiode von fünf Jahren vom Volk gewählt wird. Eine einmalige Wiederwahl ist zugelassen. Zurzeit steht an der Spitze der Republik Janez Drnovšek (*1950), der von der „Liberaldemokratischen Partei“ nominiert worden war.
Die Mandatsperiode des Parlamentes beträgt vier Jahre. Es setzt sich aus zwei Kammern zusammen: der Nationalversammlung, in die 90 Abgeordnete teils direkt, teils nach einem Proportionalwahlrecht entsandt werden; die zweite Kammer, der Nationalrat besteht aus vierzig Abgeordneten, die von sozialen, wirtschaftlichen und regionalen Interessensgruppen entsandt werden.
Die Gerichte der ersten zivilrechtlichen Instanz in S. sind die Kreis- und Bezirksgerichte (okrajna sodišča bzw. okrajna sodišča), in nächsthöherer Instanz die Oberlandesgerichte (Višja sodišča). Der Oberste Gerichtshof (Vrhovno sodišče) fungiert manchmal als dritte Instanz, entscheidet ansonsten aber nur in außerordentlichen rechtlichen Fragen. Weiters existieren in S. vier andere Gerichte der ersten Instanz - drei Arbeitsgerichte (delovna sodišča) und ein Sozialgericht (socialno sodišče) - sowie das oberste Arbeits- und Sozialgericht (Višje delovno in socialno sodišče) in der zweiten Instanz.
Das Parteienspektrum in S. ist vielfältig und deutlich polarisiert. Derzeit regiert eine Mitte-rechts-Regierung, bestehend aus einer Koalition aus SDS und DeSUS die bei den Wahlen 2004 49 % der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen konnte. Die Oppositionsparteien bilden das Mitte-links-Spektrum, bestehend aus LDS und ZLSD, die zum Teil auf den ehemaligen „Bund der Kommunisten Sloweniens“ zurückgeht. Daneben existiert die extrem rechtspopulistische, nationalistische Gruppierung SNS.
Das führende politische Lager ist die rechtsgerichtete sozialdemokratische Partei (SDS), die mit ihrem Vorsitzenden Janez Janša (*1958) auch die Regierungskoalition bildet. Sie erreichte bei den letzten Wahlen 29,1 % der Stimmen. Sie vertritt eine konsequent rechtsgerichtete Wirtschafts- und Außenpolitik. Ihr gegenüber steht mit 22,8 % der Stimmen die gemäßigt linke LDS, die sich in ihrer Wirtschafts- und Außenpolitik zwar inhaltlich kaum von den Sozialdemokraten unterschiedet, nur den Reformprozess mit mehr Augenmaß betreibt. Insbesondere unterscheidet sie sich aber in ihren kulturpolitischen Vorstellungen von den rechtsgerichteten Sozialdemokraten.
Die Partei ZLSD, die sich in einer völlig reformierten Tradition des ehemaligen „Bundes der Kommunisten Sloweniens“ sieht (der schon zu Zeiten Jugoslawiens der ausgewiesen demokratische Teil des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens war und die Sezession quasi bereits theoretisch vorausgenommen hatte), erreichte bei den letzten Wahlen knapp 11 % der Stimmen. Für die rechtsradikalen Nationalisten konnten sich immerhin noch 6 % der Bevölkerung erwärmen, was insgesamt gesehen in etwa dem europäischen Trend zu populistischen Parteien entspricht. S. verfügt also über ein klassisches, demokratisch legitimiertes Mehrparteiensystem, das allen Regeln der EU und der westdemokratischen Werte gerecht wird.
In S. existiert ein relativ dichtes Netz von Arbeitnehmerverbänden. Die wichtigsten Gewerkschaften S.s sind ZSSS (Union der freien Gewerkschaften S.s) mit rund 300.000 Mitgliedern (2007), KSS (Gewerkschaftskonföderation S.s - Pergam) und KNSS (Neodvisnost - Verband der neuen Gewerkschaften).
S. unterteilt sich in insgesamt 193 Gemeinden, davon elf Stadtgemeinden (in alphabethischer Reihenfolge): Celje, Koper, Kranj, Ljubljana, Maribor, Murska Sobota, Novo Mesto, Slovenj Gradec und Velenje.
Die katholische Kirche unterhält 989 Priester sowie 612 Nonnen im Lande und entsendet über 80 Missionare in den Rest der Welt. Derzeit bereiten sich 63 Novizen auf die Priesterweihe vor.
2.4 Wirtschaft
Die wirtschaftliche Entwicklung in S. zeugt von Prosperität, Optimismus und der zunehmenden Bedeutung der Informationstechnologie.
Nach Erlangung der politischen Souveränität 1991 und dem gesellschaftspolitischen Systemwechsel stellten sich naturgemäß zwei wesentliche Probleme: die Privatisierung der hauptsächlich verstaatlichen bzw. vergesellschafteten Großbetriebe und Unternehmen wie Großindustrie, Telekommunikationsstruktur (i. w. S. Post und Verkehr), des Bankenwesens u. ä. Andererseits konnte auf ein durchaus funktionierendes Kleingewerbebetriebswesen in der Landwirtschaft, dem Tourismus und Dienstleistungssektor aufgebaut werden.
Das zweite, wesentlichere Problem war der Wegfall des bisher bestehenden jugoslawischen Absatzmarktes, der gerade für das hoch industrialisierte S. von wesentlicher Bedeutung war und somit die Erringung anderer, westlicher Absatzmärkte erforderte. Zwar war der Außenhandelsverkehr mit Österreich, Italien und teilweise Deutschland in gewissen Branchen schon relativ stark ausgebaut und auch noch ausbaufähig, es ergaben sich aber durch die völlig veränderte Struktur doch neue Ausgangsbestimmungen.
So konnte etwa verhindert werden, dass sich wenige Individuen bzw. Cliquen bereicherten und sich mafiose Strukturen herausbildeten. S. kennt zumindestens öffentlich sichtbar keine extreme Kluft zwischen Verelendung auf der einen und Luxus auf der anderen Seite. Das hängt sicher auch mit der Kleinheit des Staates zusammen, die eine gesellschaftlich anonyme Kapitalakkumulation zu verhindern wusste, ja sogar musste. Dazu kam – wie oben bereits angeführt – die Basis bereits bestehender, durchaus profitabler Kleingewebebetriebe in Landwirtschaft, Dienstleistungssektor und Tourismus, die sich der neuen marktwirtschaftlichen Freiheiten rasch zu bedienen wussten.
Im Bereich der Fischerei kommt es im adriatischen Gewässer immer wieder zu diplomatischen Streitereien und Konflikten zwischen den Nachbarstaaten Kroatien und S., wobei beide Staaten gerne die EU als Vermittlerin sehen würden, während diese sich darin nicht einmischen will, da Kroatien zur Zeit noch kein Mitglied der EU ist.
Die wichtigsten Bodenschätze S.s sind Braunkohle (bedeutender Abbau in Trbovlje), Uran, Zink, Quecksilber und Holz. Der Energiebedarf wird z. T. durch eigene Ressourcen (v. a. Wasser- und Atomkraft), aber auch durch Stromimporte gedeckt.
Während die Probleme der Privatisierung von Großunternehmen, Banken, Post und Verkehrsbetrieben das Parlament und die Presse und die Parteien zunehmend beschäftigen und mitunter auch lähmen, prosperiert die sichtbare Wirtschaft in der Öffentlichkeit: Die Geschäfte sind voll mit Waren aller Art, aller Herkunft und jedweder Qualität, der Tourismus floriert, die Nachfrage nach Konsumgütern steigt, und der Optimismus ebenso. Noch ist S. Nettoempfänger der EU – gilt jedoch in jeder Hinsicht als Musterschüler der neu aufgenommenen Staaten – was ihm im Jahr 2007 die Aufnahme in den Klub der EU-Währungsunion (Eurozone) eingebracht hat
Von Arbeitslosigkeit betroffen waren 2004 nach der Statistik exakt 90.728 Personen, das entspricht 10,4 % der Gesamtbevölkerung. In Hinblick auf die vorangegangen Jahre war sie rückläufig.
S. verfügt über sechs Flughäfen, deren bedeutendster der internationale Flughafen "Jože Pučnik" in Ljubljana ist. Das Eisenbahnnetz umfasst 1229 km (2006), das Strassennetz 38.451 km (2006). Mit Koper verfügt S. auch über einen zunehmend an Bedeutung gewinnenden Hafen.
2.5 Bildung und Kultur
S. verfügt über ein äußerst dichtes Erziehungs- und Schulwesen. Das beginnt mit dem Kindergartensystem, das die Kinder von ihrem ersten Lebensjahr erfasst, über die neunjährige Grundschule, weiterbildenden Schulen, allgemeinen Gymnasien und Fachgymnasien bis hin zu Akademien und Universitäten. S. unterhält zurzeit drei Universitäten: Ljubljana (mit allen Fakultäten), Maribor (mit dem Schwerpunkt auf technisch/wirtschaftliche Studien) sowie in Koper (mit Schwerpunkt Tourismus, Management, Pädagogik und Raumhistorie). Eine wahre Fülle von Erwachsenenhochschulen und Akademien, ergänzt das Bildungswesen in S. Musikhochschulen, Volkstanzgruppen (nicht im folkloristischen Sinn, sondern durchaus professionell) und viele andere Initiativen, die staatlicherseits gefördert werden, bilden hier durchaus ein europäisches Vorzeigedasein. Äußerst vielfältig ist das Verlagswesen S.s. Für einen derart kleinen Sprachraum ist die Zahl der Verlage, die sich am Markt auch halten können, gerade überproportional hoch, gemessen am Vergleich zum westeuropäischen Rahmen. Selbstverständlich sind auch in S. staatlich geförderte Verlage wie „Staatsverlag“ (›Državna zalozba‹), „Buch der Jugend“ (›Mladinska knjiga‹) und „Cankarverlag“ (›Cankarjeva založba‹) sowie der katholisch- kirchliche „(Hermagoras Verlag)“ (›Mohorjeva založba‹) die Platzhirschen, doch immer mehr Kleinverlage entdecken Nischen (Lyrik, Essays, Übersetzungen, neue Autoren, Kurzgeschichten), die sich durchaus am kleinen slowenischen Markt behaupten können. Dazu zählen auch Verlage aus Österreich (Hermagoras, Drava, Wieser) oder auch Italien. Die Lesefreude ist – selbst wann man mit solchen Klischees vorsichtig umgehen sollte uns muss – bei den Slowenen gegeben.
Dazu kommen (angesichts der geringen Einwohnerzahl) sieben Tageszeitungen wie ›Delo‹ („“, Auflage 120.000), ›Večer‹ (70.000), ›Dnevnik‹ („Tagebuch“, 58.000) . 28 Wochenzeitungen und eine geraume regelmäßige Anzahl mehrwöchiger Magazine ergänzen die Medienvielfalt. Im Augenblick ist deutlich bemerkbar, dass die zersplitterten slowenischen Aktionäre zumindest Kontrollanteile an deutsche und österreichische Medienriesen (WAZ, Styria) verkaufen.
Typisch ist auch für den slowenischen Medienmarkt, dass die vier großen (überregionalen) Tageszeitungen in etwa ähnliche Auflagen haben und mit dem großformatigen publizistischen Flaggschiff, dem 1945 gegründeten ›Delo‹, mithalten können.
Auch im TV-und Radiobereich ist die Privatisierung vielfältig: neben dem staatlichen ›RTV‹ gab es schon während des sozialistischen Regimes den aufmüpfigen Sender ›Radio Študent‹, der ein wesentlicher Faktor zur Demokratisierungs- und Sezessionsbewegung war. Auch heute ist er ein wichtiger oppositioneller Faktor in der Medienszene. Selbstverständlich verfügt auch die katholische Kirche über eigene Rundfunk- und TV-Sender sowie eine breite Palette an Publikationen und ist über ihre Finanzgesellschaften an den führenden Tageszeitungen beteiligt.
Insgesamt stehen der interessierten Bevölkerung 61 öffentliche Bibliotheken zur Verfügung, abgesehen von Bibliotheken privater Träger wie Kirche, Vereinen, Parteien u. ä. Die Entlehnquoten sind verglichen am internationalen Niveau ausgesprochen hoch: ca. 20 Entlehnungen jährlich pro Person.
2004 gab es in S. 16 ständige professionelle Theater – führend das „Laibacher Nationaltheater“ (›Ljubljansko Narodno gedališče‹) und das „Mariborer Stadttheater“ (›Mestno gledališče Maribor‹) sowie zwei Opernhäuser in Ljubljana und Maribor. Die führenden Bühnen pflegen die slowenische Theaterkultur, ohne darüber die internationale Theaterentwicklung zu vernachlässigen. Studentenbühnen spielen die Avantgarde, Laienbühnen das Volkstück.
Einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert nimmt auch die bildnerische Kunst in S. ein. Ein bevorzugtes Genre bildet die Graphik. Die internationale Graphikbiennale in Slovenj Gradec bildet ein bedeutendes internationales Kulturereignis und stößt auch auf immer mehr zunehmende Beachtung der internationalen Kunstkritik.
Selbstverständlich ist auch der Sport ein nicht wegzudenkender Teil des gesellschaftlichen Lebens in S., wobei auch hier – wie weltweit üblich – zwischen professionellen Spitzensport und Massensport differenziert werden muss. Die beliebteste Massensportart S.s ist zweifelsohne der Alpinismus; Bergwanderung und Extremalpinismus gilt als die Traditionssportart S.s gemeinhin. Die Bezwingung des Triglav, des höchsten Berges der Slowenischen Alpen ist fast eine Verpflichtung für jeden Bürger. Ansonsten sind, wie in diesen Ländern üblich, der alpine Schilauf, Langlauf und andere Wintersportarten Teil des allgemeinen gesellschaftlichen Lebens. Auch der Jagd kommt hoher Stellenwert zu. Hier ist besonders die – wegen einer seltenen Überpopulation – Bärenjagd besonders attraktiv, daneben werden die Wälder von Rotwild, Wildschweinen und Fasanen bevölkert, die nach ihrer Erlegung gern auf den Speisekarten der diversen Gourmetrestaurants, die sich in S. großer Beliebtheit erfreuen, ihre letzte Erwähnung finden.
Im Spitzensport dominieren die Slowenen im Allgemeinen in Einzelsportarten, wie dem alpinen Schilauf z. B. Jure Košir Auch in der Leichtathletik sind die Slowenen immer wieder zu Spitzenleistungen fähig, wie die Olympiasieger Miroslav Cerar (*1939) und Leon Štukelj beweisen. Das gilt in noch höherem Maße für seinen Vorgänger Leon Štukelj (*12.11.1898 in Novo Mesto †8.11.1999 in Maribor): Zweifacher Olympiasieger in Paris 1924, eine Gold- und zwei Bronzemedaille bei den olympischen Spielen von Amsterdam 1928 und eine weiter Silbermedaille in Berlin 1936. Er gilt als der größte bisherige slowenische Leichtathlet. 1996 war er Ehrengast der olympischen Spiele in Atlanta und wurde vom damaligen US-Präsidenten Bill Clinton persönlich begrüßt.
Höhepunkt des alljährlich wiederkehrenden Sportereignisses in S., das auch immer wieder für weltweites Interesse sorgt, ist zweifellos das Schifliegen auf der – im Laufe der Jahrzehnte ausgebauten – Großschanze von Planica, die auch von ihrer architektonischen Gestaltung einer Meisterleistung des Bauwesens im Sport ist.
Sechs Schachgroßmeister stammen aus S., siebzehn internationale Meister und drei Sloweninnen erlangten internationale Meistertitel. Die slowenischen Schachtheoretiker Henrik Levčik, Milan Vidmar (1885–1962), Boris Katun u. a. trugen auch viel zur internationalen Schachliteratur bei und werden noch heute weltweit zitiert und übersetzt.
3 Kulturgeschichte
Die ersten der slowenischen Sprache zuzuordnenden Schriften in lateinischen Buchstaben stammen aus der zweiten Hälfte des 9. Jh. Es handelt sich dabei um Gebete und kirchenrechtliche Anordnungen. Sie sind heute als die „Freisinger Denkmäler“ (›Brižiniski spomeniki‹) bekannt. Aus dem Zeitalter der Reformation datiert die eigentliche Kodifizierung einer einheitlichen slowenischen Schriftsprache durch den Reformator Primož Trubar (1518–86). Selbst die Gegenreformation, die in S. besonders ausgeprägt war, musste bezüglich der Sprache auf Primož Trubar zurückgreifen.
Während der Zeit der Gegenreformation und des Barock dominierten in der Literatur die religiöse Erbauungskunst, in der Metropole von Ljubljana machten sich lateinische Theateraufführungen der jesuitischen Studenten beliebt, denen bald drastischere Übersetzungen in slowenischer Sprache folgten auf Laienbühnen folgten. Einen wesentlichen Qualitätssprung erreichte die slowenische Kulturgeschichte durch den Adeligen und Philanthropen Janez Vajkard Valvasor. Es ist wohl kaum ein Zufall, dass sein Todesjahr mit dem Gründungsjahr der ›Academia Operosorum Labacensis‹ zusammen fiel (1693): sie sollte den Grundstein für die weitere slowenische kulturelle Entfaltung auf literarischen, musikalischen und bildnerischen Bereich schaffen. Der „singende Mönch“ Valentin Vodnik (1758–1819) war deren erstes Produkt und der erste Schöpfer überlieferter Dichtkunst nicht (nur) religiösen Charakters.
Bereits 1701 wurde in Ljubljana die ›Academia Philharmonicorum Labacensis‹ gegründet - eine der ersten philharmonischen Konzertgesellschaften in der Geschichte; ihre Gründung ging zwar vom damaligen in Ljubljana vorherrschendem deutschen Adel und Bürgertum aus, die Slowenen wirkten jedoch gleichberechtigt an ihrem Wirken mit.
Die bildnerische Kunst in S. findet erst im Zeitalter des Impressionismus ihren eigenen Ausdruck und ihre eigenen repräsentativen Vertreter; im Barock dominiert der romanische Einfluss, insbesondere in den zahlreichen sakralen Kirchenbauten und Altären. Auch finden sich einige bedeutende Renaissancemonumente in städtischen Ensemblen, wie etwa in Maribor und Ljubljana, Celje und Ptuj.
Ein Gigant beherrscht die slowenische Architektur der Jahrhundertwende: Josip Plečnik, ein Schüler des berühmten Wiener Jugendstilarchitekten Otto Wagners, der ihn - nach dem Urteil von Experten in einigen Werken - sogar noch übertrifft. Seine Werke finden sich auch in Wien, dem Ausgangspunkt seines Wirkens, dann in Prag, wo er den Hradschin gefühlvoll restaurierte, was auch seiner engen Freundschaft mit dem Staatsgründer der tschechoslowakischen Republik T.G. Massaryk zu verdanken ist und schließlich natürlich in seiner Heimatstadt Ljubljana, der er seine Handschrift quasi aufgedrückt hat .
Trotz der sprichwörtlichen Musikalität der Slowenen finden sich unter ihnen erstaunlich wenige Komponisten; sie sind eher als Sänger auf reproduzierendem Gebiet erfolgreich, was auch auf die Vielfalt ihrer a-capella Chöre, die sich faktisch in jeder Ortschaft finden, zurückzuführen ist. Von da finden sich immer wieder herausragende Solisten, die auch internationale Karriere machen. An erster Stelle ist hier wohl Anton Dermota (1910 -1989) zu erwähnen. Trotz der sprichwörtlichen Musikalität der Slowenen finden sich unter ihnen erstaunlich wenige Komponisten; sie sind eher als Sänger auf reproduzierendem Gebiet erfolgreich, was auch auf die Vielfalt ihrer A-cappella-Chöre, die sich faktisch in jeder Ortschaft finden, zurückzuführen ist. Von da finden sich immer wieder herausragende Solisten, die auch internationale Karriere machen. An erster Stelle ist hier wohl Anton Dermota zu erwähnen.
Beachtung erfordert auch die Tradition des slowenischen Partisanenliedes, das sich während des Widerstandskampfes gegen die deutschen und italienischen Okkupatoren entwickelt hat und v. a. durch den Komponisten Radovan Gobec seinen eigenen Charakter erhielt. Es erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Am Gebiete der Volksmusik ist das Ensemble ›Avsenik‹ den Liebhabern dieses Genres in Europa sicher ein Begriff. Auch die heutige slowenische moderne Musikszene ist von der internationalen Entwicklung geprägt und trägt kaum Originäres zur Musik bei. Die berühmteste slowenische Rockband ›Laibach‹ verdankt ihren Ruhm eher der Provokation als eigenständiger Kunst. Eine kurze, später nie mehr erreichte philharmonische Hochblüte gab es in Ljubljana vor dem Ersten Weltkrieg, ab 1908, durch die Gründung einer separaten Slowenischen Philharmonie, deren erster Chef der damals erst 25-jährige Václav Talich wurde.
Die katholische Kirche in S. hat seit dem Zerfall Jugoslawiens und der Selbstständigkeit des Staates enorm an Einfluss, Geltung, Besitz und Macht gewonnen; davon zeugen nicht allein die in aller goldenen Pracht strahlenden wieder restaurierten Kirchen aus der Gegenreformationszeit, die sich neben den doch noch ärmlich aussehenden Bauernhäusern herrschaftlich ansehen und Beweis tragen, wer die ersten geschickten Bezieher und Verwender der in dem neu entstandenen Staat der EU-Gelder waren, sondern auch die Reform der Bistümer: den bisherigen, traditionellen Nadškofija Ljubljana, Nadškofija Maribor und Škofija Koper, wurden vom kaum ernannten neuen Papst Benedikt XVI. drei weitere zugeteilt: Škofija Celje, Škofija Novo Mesto und Škofija Murska Sobota), jede selbstverständlich mit dem ihr zugeteilten Bischof.
Im Zuge der Entnationalisierung erhielt die Kirche, vor 1945 noch stärker als der Adel erdrückend dominierender Grundbesitzer, den Großteil der Wälder restituiert und wurde auch finanziell entschädigt, weitere Verfahren stehen vor dem Abschluss. Kaum verselbständigt, nötigte der Vatikan S. ein Konkordat ab, dem die frühere Mitte-links-Regierung zustimmte.
Krönender Abschluss der katholischen Feierstimmung im neuen Staat S. war schließlich die Ernennung des Laibacher Erzbischofs Franc Rode zum Kardinal in Rom durch Benedikt XVI.
Klar konzentrierten sich alle Anstrengungen der neuen politischen Staatsführung in ihrer Anfangsphase an eine Annäherung an die EU, gepaart mit dem Wunsch nach bald möglicher Vollmitgliedschaft in ihr. Die Volksabstimmung über den Beitritt zur EU am 23.3.2003 erbrachte auch ein eindeutiges Ergebnis: knapp 90 % der Wähler stimmten für die Vollmitgliedschaft. Und doch wussten die Wähler zu differenzieren: die am selben Tag stattfindende Volksabstimmung über einen Beitritt zum Militärbündnis der NATO vermochte nur 66 % der nämlichen Wähler zu erwärmen, was zweifellos ein deutliches Zeichen für die politische Reife und das Differenzierungsvermögen der slowenischen Bevölkerung darstellt.