Ivanovo (Russland, Stadt)

Ivanovo (russ., bis 1931: Ivanovo-Voznesensk)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Die Stadt I. liegt 318 km nördöstlich von Moskau am Fluss Uvodʹ, einem Zufluss des Flusses Kljazʹma. I. ist Zentrum des Gebietes I., umfasst eine Fläche von 104,5 km² und hat 413.100 Einwohner (2005). Das Klima ist gemäßigt kontinental, die Durchschnittstemperaturen liegen bei –8,1 °C im Januar und bei 18,8 °C im Juli. Die Niederschlagsmenge beträgt durchschnittlich ca. 500 mm pro Jahr.

Es bestehen gute Bus-, Eisenbahn- und inzwischen auch wieder Flugverbindungen nach Moskau. Die Stadt besitzt zahlreiche Hochschulen, darunter mehrere Staatliche Akademien, u. a. für Medizin, Textilien, für Architektur und Bauwesen sowie eine Chemisch-Technologische Universität. Wirtschaftlich bedeutsam sind der Maschinenbau und die Metall- und Holz verarbeitende, chemische und Leichtindustrie.

Zu den Architekturdenkmälern der Stadt gehören neben Gutshäusern aus dem 19. Jh. sehenswerte Gebäude der klassischen Moderne (u. a. Villen) und zahlreiche Kirchenbauten, z. B., die „Verklärungskathedrale“ (Preobraženskij kafedralʹnyj sobor) und das Anfang des 19. Jh. erbaute „Hl.-Mariä-Himmelfahrts-Männerkloster“ (Svjato-Uspenskij mužskoj monastyrʹ) sowie etwas außerhalb der Stadt das Priesterhaus Vladimir V. Cvetajevs (Dom svjaščennika) aus dem 19. Jh. und das barocke Ensemble der „Nikolaus- und Varvara-Kirche“ (Nikolʹskaja und Varvarinskaja cerkovʹ) aus der Mitte des 18. Jh. I. gehört zum sog. Goldenen Ring und ist Sitz des Bistums I. und Kinešma, das zum Moskauer Patriarchat gehört.

2 Kulturgeschichte

Die erste urkundliche Erwähnung I.s wird allgemein auf 1561 datiert. (Hinweise auf die Existenz einer ›Ivanʹ‹ genannten Siedlung im 14. Jh. gibt eine Urkunde des Moskauer Fürsten Ivan I. Danilovič von 1328.)

Bereits im 17. Jh. wurde I. durch die Leinenherstellung über die Grenzen Russlands hinaus bekannt. Zar Peter I. holte holländische Handwerker und Unternehmer zur Gründung von Manufakturen nach I. Die erste wurde 1741 eröffnet, 1825 existierten bereits 125 Manufakturen in und um I. Mit der Eröffnung der ersten Textildruckfabrik 1787 und der Baumwollspinnerei 1838 entwickelte sich I. zu einem Zentrum der Textilindustrie und der Arbeiterbewegung (vergleichbar dem polnischen Lodz). 1871 erhielt I. nach der Vereinigung mit seinem Nachbarort den Namen I.-Voznesensk, die offizielle Vergabe der Stadtrechte erfolgte am 30.8.1873. Zu diesem Zeitpunkt lag die Einwohnerzahl bei ca. 11.000, in der Stadt waren 48 Fabriken und Unternehmen in Betrieb.

I. gehörte zu den Zentren der Revolution von 1905, hier entstand der erste Arbeiterrat (Sowjet). Nach dem Ersten Weltkrieg begann der staatlich forcierte Aufbau des Industriezentrums I. Dieses wuchs binnen zwei Jahrzehnte zu einer der bedeutendsten Industriestädte der Sowjetunion im Bereich der Textilproduktion, ergänzt durch den Maschinenbau ab den 50er Jahren. Die Bevölkerung stieg rasant und erreichte um 1990 eine Zahl von annähernd 500.000. Zu ihrer Unterbringung entstanden in den 1920er Jahren das Stadtbild bis heute prägende Holzhaus-, später Plattenbausiedlungen. Die Stilllegung zahlreicher Betriebe der Textilindustrie in den 90er Jahren führten Stadt und Gebiet I. jedoch in eine langjährige wirtschaftliche Krise, die mit hoher Arbeitslosigkeit und einer Abwanderung von bis zu 20 % der Bevölkerung einherging.

http://www.iwanowo.ru/info/history.htm [Stand 1.5.2006]. http://www.tourizm.ivanovo.ru/M1-5-1 [Stand 1.5.2006].
http://www.itc.ivanovo.ru/pages/detail.php?cur_lng=0&cur_cat=0&pag_idn=2 [Stand 1.5.2006].
http://www.shrinkingcities.com/fileadmin/shrink/downloads/pdfs/WP_Band_1_Ivanovo.pdf [Stand 1.5.2006].

(Julia Schatte)


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