San

San (poln., ukrain. Sjan); rechter Nebenfluss der Weichsel. Er entspringt in 843 m Höhe auf ukrainischem Territorium am Uschoker Pass. Seine Länge beträgt ca. 443 km, er ist der sechstlängste Fluss in Polen. Der Fluss hat ein Einzugsgebiet von 16.861 km², davon liegen 14.390 km² in Polen. Seine mittlere Abflussmenge beträgt an der Mündung ca. 125 m³/s. Vom Nordabhang der Waldkarpaten kommend fließt der S. anfangs nach Nordwesten. Für 55 km bildet er die polnisch-ukrainische Grenze, das Gefälle schwankt an diesem Abschnitt zwischen 8 und 2 ‰. Hier erstreckt sich das raue Gebirge Bieszczady, ein letztes Refugium für seltene Tier- (Braunbär, Luchs und Wolf) und Pflanzenarten (über 780 Arten von Gefäßpflanzen) und ein beliebtes Erholungsgebiet im äußersten Südosten Polens, seit 1973 Nationalpark (29.202 ha). Nach der Mündung in den Stausee Solina fließt der S. weiter nach Norden durch das hügelige Vorland der Beskiden und wendet sich dann nach Osten bis hin zur polnischen Barockstadt Przemyśl. Hier ändert er seine Richtung und fließt weiter in nordwestliche Richtung. Bei Jarosław verlässt er das Gebirgsland und er mündet nördlich von Sandomierz in den Hauptstrom der Weichsel. Wichtige Nebenflüsse des S. sind rechtsufrig Wisznia, Lubaczówka und Tanew, linksufrig Solinka, Osława und Wisłok. Ab dessen Mündung ist der S. für ca. 90 km schiffbar.

Der Oberlauf des S. ist durch künstliche Aufstauungen in Talsperren gekennzeichnet. Sie dienen neben der Hochwasserregulierung vor allem der Energiegewinnung (Kraftwerk Solina 136/40 MW). In Myczkowce (23 m hohe Staumauer) und Solina (mit 82 m höchste Staumauer Polens) entstanden Seen von jeweils 11 und 506 Mio. m³ Stauvolumen. Der Solina-Stausee ist mit 22 km² der größte in Polen. Der S. hat große wirtschaftliche Bedeutung für die polnische Woiwodschaft Podkarpacie (Vorkarpaten).

Große Teile des Einzugsgebietes des S.s liegen in Galizien, einer historischen Landschaft im Westen der Ukraine und im Südosten Polens. Aus der Region der Bieszczady wurde 1947 im Rahmen der polnischen „Akcja Wisła“ (Aktion Weichsel) die ukrainische Bevölkerung in die ehemaligen deutschen Siedlungsgebiete umgesiedelt bzw. vertrieben.

Program „Błękitny San”. http://www.dynow.pl/upload2/BS/BS3.htm [Stand 12.10.2004].

(Andreas Wust)


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