Perm (Stadt)

Permʹ (russ., 1940–57 Molotov)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

P. ist die Hauptstadt der gleichnamigen Region. Die Stadt liegt im Ural, 167 m ü. d. M., 1386 km östlich von Moskau am Fluss Kama, dem größten Nebenfluss der Wolga. Die Abweichung von der Moskauer Zeit beträgt plus 2 Stunden. P. hat 993.300 Einwohner (2005). Die mittlere Temperatur in P. beträgt im Januar –15,1 °C, im Juli 18,3 °C, die jährliche Niederschlagsmenge durchschnittlich 620 mm.
P. ist eines der Schwerindustriezentren Russlands, v. a. im Bereich des Maschinenbaus. Weitere wichtige Wirtschaftszweige sind die Ölförderung und -verarbeitung, Holz verarbeitende, Leicht- und Nahrungsmittelindustrie. Nahegelegen ist das Kama-Wasserkraftwerk.
P. ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Stadt ist sowohl über die Straße als auch die Schiene an das nationale Fernverkehrsnetz angeschlossen. Schiffahrtsverbindungen bestehen über die Kama bis zur Ostsee sowie zum Weißen, Schwarzen, Asowschen und Kaspischen Meer. Der Flughafen hat v. a. nationale Bedeutung, es gibt auch Verbindungen ins Ausland.
Im Bildungs- und kulturellen Bereich verfügt P. über mehrere Universitäten und Forschungseinrichtungen der Russischen Akademie der Wissenschaften, eine Oper, Ballettschule, Philharmonie, zahlreiche Museen und Theater sowie eine Gemäldegalerie. P. ist Bischofssitz der russisch-orthodoxen Kirche.

2 Kulturgeschichte

In unmittelbarer Nähe eines 1723 errichteten Kupferwerkes wurde 1781 die Stadt P. gegründet. Die Siedlung profitierte insbesondere von der Lage am 1763 angelegten sog. Sibirischen Trakt, eine der ersten großen West-Ost-Achsen Russlands, die von Moskau über P. nach Sibirien führte. Der Name ist aus dem Wespischen abgeleitet und bedeutet „fernes Land“.
Seit 1796 fungierte P. als Zentrum des gleichnamigen Gouvernements, 1781–98 und 1807–31 war hier der Hauptsitz der uralischen Hüttenindustrie ansässig. Ab der Mitte des 19. Jh. galt P. als das bedeutendste Handelszentrum des Ural. Ermöglicht wurde diese Entwicklung durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.
Seit 1846 bestanden regelmäßige Schifffahrtverbindungen zwischen dem Zentrum des Landes und P., dem größten Kama-Hafen. Seit 1878 existierte eine Schienenverbindung nach Ekaterinburg, seit 1905 auch nach St. Petersburg. P. wurde auch als das Tor in den Ural und nach Sibirien bezeichnet. Bis in die 1920er Jahre war P. nicht nur das administrative und Handelszentrum sowie wichtiger Transitknoten im Ural, sondern auch kulturelles Zentrum. 1916 wurde hier die erste Hochschule des Ural gegründet. P. war, v. a. im 19. Jh., Verbannungsort für politische Häftlinge wie z. B. den Staatsmann Мichael М. Speranskij (1812–14) sowie die Schriftsteller Alexander I. Herzen (1835) und Vladimir G. Korolenko (1880–81).
Das größte Bevölkerungswachstum fand zu sowjetischen Zeiten statt (1897: 45.400, 1925: 84.800, 1938: 255.156, 1958: 629.000, 1978: 998.100, 1988: 1.091.305 Einwohner). In wirtschaftlicher Hinsicht wurde vorrangig dem Ausbau der Schwerindustrie Bedeutung beigemessen, während die übrige städtische Entwicklung vernachlässigt wurde. Zwischen 1940 und 1957 wurde die Stadt nach dem sowjetischen Außenminister Vjačeslav M. Molotov (1890–1986) benannt.
Mit den politischen und wirtschaftlichen Transformationen seit Beginn der 1990er Jahre erfolgte im Ural – wie auch in anderen polyzentrischen Verdichtungsgebieten – eine funktionale Spezialisierungen der großen Zentren. P. konnte in diesem Rahmen seine Position als Industriezentrum leicht ausbauen.
Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen die „Peter-und-Paul-Kathedrale“ (Sobor Sv. Ap. Pëtra i Pavla, 1757–64), die „Erlöser-Verklärungskathedrale“ (Sobor Spaso-Preobraženskij Kafedralʹ nyj, 1798–1832), die städtische Duma (Ende des 18. Jh.) sowie das Operngebäude aus dem Jahr 1878.

http://www.gorodperm.ru [Stand 16.3.2006]. http://www.psu.ru/perm/ [Stand 16.3.2006].

(Monika Schulze)


Views
bmu:kk