Kaukasus (Kleiner)
Kleiner Kaukasus (armen. Ƥoƙr Kovkas, aserbaidschan. Kiçik Qafqaz, georg. kavkasioni, russ. Malyj Kavkaz)
Der K. K. ist ein Gebirgssystem, das sich südlich des Großen Kaukasus, von dem es durch die transkaukasische Senke getrennt ist, vom Ostufer des Schwarzen Meeres bis zum Fluss Arax auf einer Länge von ca. 600 km hinzieht und eine Fläche von knapp 70.000 km² einnimmt. Ca. 30 % der Fläche des K. K. liegen auf georgischem, 14 % auf aserbaidschanischem und 56 % auf armenischem Staatsgebiet. Sein höchster Gipfel liegt im Murovdağ-Massiv (Gamış dağ, 3724 m, östlich vom Sewansee in Aserbaidschan).
Die geologische Struktur des K. K. ist mit vorwiegend Kreide- und Juraformationen sehr heterogen. Nach Südosten hin besteht das Gebirge aus Magmaablagerungen vulkanischen Ursprungs. Dort findet man reiche Vorkommen von Buntmetallen: Blei und Zink in Georgien, Kupfer und Molybdän in Armenien und Eisenerz in Aserbaidschan.
Im K. K. herrscht subtropisches Klima vor. Der Große Kaukasus verhindert den Zustrom kalter Luft von Norden. Die mittleren Januartemperaturen liegen am Fuß des Gebirges bei 4,5–6 °C, in 2000 m Höhe bei –12 °C. Die mittleren Julitemperaturen liegen im Westen am Fuß des Gebirges bei 23–24 °C, im Osten bei 25–29 °C, in 2000 m Höhe bei 18 °C. Die westlichen Regionen zeichnen milde Winter und hohe Niederschlagsmengen (1200–1700 mm und mehr im Jahr) aus. Im Osten herrscht ein deutlich trockeneres Klima vor (200–400 mm Niederschlag im Jahr), mit milden Wintern und Perioden intensiver Hitze im Sommer. Auf den Hochebenen dominiert gemäßigt-kaltes Kontinentalklima, das mit steigender Höhe dem Hochgebirgsklima mit niederschlagsreichen Sommern und langen, kalten Wintern mit einer 4–5-monatigen Schneedecke weicht.
80 % des K. K. sind mit Wald und Weideland bedeckt, im Westen überwiegen Laubwälder, im Osten eher Grasflächen. Die Vegetation ist aufgrund der Höhenlage und der Trockenheit in weiten Gebieten ausgesprochen karg. Neben Büschen und Sträuchern gedeihen in feuchteren Regionen oberhalb von 2000 m auch alpine Matten. Nur in den Flusstälern und auf den Rücken des K. K. gibt es große Laubwälder aus Eichen, Birken und Buchen. In den Wäldern gibt es große Bestände an Rot- und Schwarzwild. Außerdem leben dort Luchse, Wölfe und die sog. Kaukasischen Steinböcke sowie die selten gewordenen Braunbären. Der Restbestand des Kaukasischen Leoparden (ca. 30–45 Tiere) ist stark bedroht.
In der westlichen Hälfte wachsen subtropische Kulturen (Tee, Zitrusfrüchte und Tabak), in der südlichen Hälfte ist der Anbau von Weizen, Mais, Obst und Gemüse verbreitet.
Der K. K. ist seit frühester Zeit besiedelt. Der Name geht zurück auf die antiken griechischen Autoren Aischylos und Herodot, die im 5. Jh. v. Chr. das Gebirge ›Kaukasos‹ nannten. Diese Bezeichnung hat sich 25 Jahrhunderte lang auch deshalb behauptet, weil die Bewohner des Kleinen und Großen Kaukasus keinen eigenen einheitlichen Namen kannten. Die Bevölkerung des K. K. ist homogener als die des Großen Kaukasus. Im West- und Zentralteil dominieren die christlich geprägten Georgier (1,095 Mio) und Armenier (1,420 Mio), im Ostteil die muslimischen Aserbaidschaner (1,627 Mio). Im georgisch-armenischen Grenzgebiet leben armenische, aserbaidschanische, griechische und russische Bevölkerungsgruppen, an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze Kurden (ca. 55.000). Neben unterschiedlicher Wirtschaftsweise prägen auch die verschiedenen Religionen bis heute die Siedlungslandschaft.