Mehmed IV. Giray

Mehmed IV. Giray (türk., tatar. Girāi); *um 1620 †1671, Krimkhan.

M. war einer der außenpolitisch aktivsten Krimkhane im 17. Jh., unter ihm und seinen direkten Vorgängern und Nachfolgern konnte das Khanat seinen Aktionsradius beträchtlich erweitern. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die zahlreichen meist miteinander verwobenen Konflikte im östlichen Europa, im Kaukasus sowie im Donau-Karpatenraum. M. wurde erstmalig im Oktober 1641, nach dem Tod seines Bruders Bahadir als Kandidat einer Partei an der Hohen Pforte auf den Thron der Girayiden in Bachčysaraj (ukrain., krimtatar. Bahçesaray, russ. Bachčisaraj). Sein Rivale Islam III. Giray, ein weiterer Bruder, wurde nach Rhodos verbannt. Bereits drei Jahre später wurde er nach einer ruhigen Amtszeit durch eine Hofintrige in Istanbul zugunsten seines Bruders Islam abgesetzt und verbannt. Erst nach dessen Tod konnte er im Juli 1654 neuerlich den Thron des Khanats erlangen. Seine zweite Amtszeit war geprägt durch den ersten Großen Nordischen Krieg. M. war dabei bis zu seinem Sturz 1666 mit Polen/Litauen gegen dessen jeweilige Gegner Russland, das ukrainische Hetmanat, Siebenbürgen, Moldau, Schweden und Brandenburg-Preußen verbündet. Die propolnische Politik des Khans stand mehrfach auch im Gegensatz zu seinem Oberherrn in Istanbul. Im Sinne dieser Politik sind diplomatische Initiatven des Khans am Wiener Hof wie etwa 1656 zu verstehen.

M. selbst führte mehrere Kriegszüge an, so etwa 1658 in Siebenbürgen oder 1657 in Polen gegen Schweden, Kosaken und Siebenbürger. M., der von seiner propolnischen Politik nicht ablassen wollte, war seit 1665 in Gegnerschaft zum osmanischen Großwesir Ahmet Köprülü geraten und wurde Ende 1666 in einer gemeinsamen Aktion von Osmanen und einigen krimtatarischen Clans gestürzt. Er floh zu den buddhistischen Kalmücken, chronischen Gegnern des Khanats, und wurde dort um 1671 möglicherweise ermordet.

Hammer–Purgstall J. 1856: Geschichte der Chane der Krim unter osmanischer Herrschaft. Aus türkischen Quellen zusammengetragen mit der Zugabe eines Gesels Schahingerai´s. Wien. 1856.

(Meinolf Arens)

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