Dalmatien (Inseln)

Dalmatinische Inseln (kroat. Dalmatinski otoci)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Inselketten vor der Ostküste des Adriatischen Meeres zwischen Kvarnerićka vrata und Dubrovnik, die zur Kulturlandschaft Dalmatien und zum Staat Kroatien gehören. Die D. I. gliedern sich in die Norddalmatinischen Inseln (Sjeverodalmatinski otoci), zu denen (von Nordwesten nach Südosten) die größeren Inseln Premuda, Olib, Silba, Molat, Dugi otok, Ugljan, Pašman, Žut, die Kornaten (Kornati), Murter, Žirje und Zlarin zählen, in die Mitteldalmatinischen Inseln (Srednodalmatinski otoci) südlich von Split mit den größeren Inseln Čiovo, Šolta, Brač, Hvar, Korčula, Vis und Lastovo sowie in die Süddalmatinischen Inseln (Jugodalmatinski otoci) vor Dubrovnik mit Mljet und der Gruppe der Elaphiten (Elafiti), welche die größeren Inseln Šipan und Lopud umfasst.

Die D. I. sind ein Teil des dinarischen Gebirgssystems, das aus wasserdurchlässigem Kalkstein und Dolomit aufgebaut ist und aus mehreren in nordwestlich-südöstlicher Richtung streichenden parallelen Ketten besteht zwischen denen Flyschmulden liegen. Im Bereich der Inseln ragen die Gebirgsketten z. T. hoch (bis zu 780 m im Fall des Gipfels Vidova gora auf Brač) über den Meeresspiegel heraus, während die Flyschmulden infolge tektonischer Senkungen und durch den Anstieg des Meeresspiegels nach der Eiszeit um mehr als 50 m teilweise „ertrunken“ sind und Buchten und Meeresarme (Canali) bilden. Wo die Flyschmulden nicht vom Meer überschwemmt wurden, ermöglichen sie wegen ihrer wasserstauenden Wirkung innerhalb eines ansonsten süßwasserarmen Gebiets Landwirtschaft und Besiedlung. Das Klima auf den Inseln ist ausgeglichener (maritimer) als am Festland, auch der kalte Fallwind der Bora wirkt nur noch auf den küstennahen Inseln. Infolge von Beweidung mit Schafen und Ziegen seit dem Neolithikum und der Nutzung des Waldes als Brenn- und Bauholz tragen die Inseln heute nur spärlich Vegetation. Karge Weideflächen, unterteilt durch Lesesteinmauern, bestimmen das Landschaftsbild. Allerdings haben sich Teile der Inseln durch den Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzung (auch der Beweidung) in jüngerer Zeit wieder durch Buschwald begrünt.

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2 Kulturgeschichte

Bereits in griechischer (Pharos [heute Starigrad] auf Hvar) und römischer Zeit mit einigen Stützpunkten versehen blieben die meisten D. I. trotz slawischer Besiedlung im 7. Jh. auch noch nach der Bildung eines kroatischen Staates und bis in die zweite Hälfte des 12. Jh. politisch und kulturell dem Byzantinischen Reich zugeordnet, wodurch sich der romanische Charakter und die ostromanische Sprache Dalmatisch erhielten. Dann kamen sie direkt an Venedig. Allerdings fungierten nur die Städte Lesina (heute Hvar) und Curzola (heute Korčula) als eigene Stützpunkte des venezianischen Levantehandels, während die übrigen Inseln das ländliche Umland venezianischer Küstenstädte bildeten. Als das Osmanische Reich ab der zweiten Hälfte des 15. Jh. das nordöstliche Hinterland der Adria in Besitz nahm, fanden Slawen und Balkanromanen (Vlachen) auf den Inseln Zuflucht. Die dichteste Besiedlung war gegen Ende des 19. Jh. erreicht, bevor das Ende der Segelschifffahrt, ein verheerender Reblausbefall und das Verharren im rigiden Feudalsystem des venezianischen Kolonats eine Welle der Auswanderung nach Übersee einleitete. Sie ging v. a. nach dem Zweiten Weltkrieg in Abwanderung in die Großstädte Jugoslawiens über, ehe der in den 1960er und 1970er Jahren aufkommende Massentourismus eine Stabilisierung und auf den größeren Inseln sogar eine Trendumkehr bewirkte. Er war möglich geworden, weil die größeren Inseln in den 1960er Jahren durch Autofähren mit der neu errichteten Küstenstraße (›Jadranska magistrala‹) verbunden worden waren und auch ein eigenes Straßennetz erhielten, das die bis dahin dominierende Küstenschifffahrt als Hauptverkehrsmittel ersetzte. Der Tourismus ist (nach starken Einbrüchen zur Zeit der jugoslawischen Zerfallskriege) auch heute wieder der wichtigste Wirtschaftsfaktor, wobei die Seefahrerinsel Silba, der Nationalpark Kornaten mit seinen pittoresken Felsinseln, das „Goldene Horn“ (Zlatni rog) der Insel Brač, die venezianisch geprägte Stadt Hvar und die Lavendelkulturen der gleichnamigen Insel, die venezianisch geprägte Stadt Korčula als angeblicher Geburtsort Marco Polos und der Nationalpark Mljet die größten Attraktionen bilden.

Dragosavac T. (Hg.) 1983: Jadranski otoci Jugoslavije. Beograd. Rubić I. 1952: Naši otoci na Jadranu. Split.

(Peter Jordan)

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