Széchenyi, István

Széchenyi, István, * 21.09.1791 in Wien, † 08.04.1860 in Döbling, ungarischer Ökonom, Schriftsteller und Politiker.

S. wurde 1791 als Sohn einer begüterten und traditionsreichen Adelsfamilie geboren. Sein Vater Ferenc begründete durch seine Schenkungen das Ungarische Nationalmuseum und die Nationalbibliothek, seine Mutter Julianna war die Schwester des Begründers der Agrarfachschule Georgikon in Keszthely, György Festetics. Während der Napoleonischen Kriege diente der junge S. in der österreichischen Armee und nahm u. a. an der Völkerschlacht von Leipzig teil. Bereits 1814 begann S. jedoch eine Reihe von Reisen zu unternehmen, die ihn etwa nach England und in das Osmanische Reich führten. Durch seine Publikationen zu Wirtschaftsthemen wurde S. bald einer breiteren Masse bekannt und zu einer Führungsfigur der ungarischen Liberalen, bevor diese sich schließlich seinem Widersacher Lajos Kossuth zuwandten.

1848 hatte der seit 1836 mit der Gräfin Crescence Seilern (verwitwete Zichy) verheiratete S. in der Regierung des Grafen Batthyány kurzzeitig das Amt des Verkehrsministers inne. Die sensible und zu Depressionen neigende Persönlichkeit des angesehenen Wirtschaftsfachmannes hielt den Spannungen der Revolutionswirren jedoch nicht stand und so verbrachte S. nach einem nervlichen Zusammenbruch die Jahre nach 1849 in einer privaten Nervenheilanstalt in Döbling – dort beging er im April 1860 Selbstmord.

In Erinnerung geblieben ist „der größte Ungar“ v. a. durch seine Funktion als Initiator des Baues der Kettenbrücke zwischen Buda und Pest. Sein Wirken umfasste jedoch auch Arbeiten zur Flussregulierung von Donau und Theiß, die Förderung der Dampfschifffahrt und die Gründung des Ungarischen Nationaltheaters.

Als Autor beschäftigte sich S. schon 1830 in seinem Werk ›Hitel‹ („Kredit“) mit der wirtschaftlichen Rückständigkeit Ungarns, erwähnenswert sind auch die folgenden Bücher ›Világ‹ („Licht“) und ›Stadium‹, in denen S. umfassende Reformen etwa im Steuerbereich einforderte. Seine unter dem Titel ›Blick‹ erschienene Replik auf ein Werk des früheren Innenministers Bach zur Revolution von 1848/49 formulierte S. so scharf, dass ihm sogar Majestätsbeleidigung vorgeworden wurde. Die Tatsache, dass von behördlicher Seite aus diesem Grund die Verlegung S.s in eine öffentliche psychiatrische Anstalt angedroht wurde, wird heute nicht selten als Mitursache für den Selbstmord des Grafen gesehen.

Deák A. A. 2002: Die Verbindung von Stephan Sz. und Georg Sina und das Unternehmen Kettenbrücke. Frankfurt a. M. Kalász M. 1992: Graf István Sz. Stuttgart. Oplatka A. 2004: Graf Stephan Sz. Wien.

(Martin Gabriel)

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