Samländer

Samländer (dt. auch: Samen, Semben, latein. Sembi); einer der zehn Stämme der westbaltischen Prußen, der auf der Halbinsel Samland, nördlich des Pregels im heutigen Kaliningrader Gebiet Russlands (früher Ostpreußen) siedelte. Wie Funde römischer Münzen und anderer Artefakte aus dem 1. bis 4. Jh. n. Chr. belegen, standen die S. als Herren des Bernsteins schon in der Antike in Handelsbeziehungen mit Süd- und Westeuropa. Dem Bernstein Samlands waren auch ihre Kontakte mit den Wikingern seit dem 9. Jh. zu danken, die ihrerseits mit dem Ort Wiskiauten (heute russ. Mohovoe) ein Handelszentrum an der Küste gegründet hatten. Ein Hauptort der S. scheint eine Burg auf der Waldhöhe Tuwangste (oder Twangste) am Nordrand der Pregelniederung, an der Stelle der späteren Ordensburg (1255) und Stadt Königsberg (Kaliningrad), gewesen zu sein. Ins volle Licht der Geschichte traten die S. durch ihren anhaltenden Widerstand gegen den Deutschen Orden, der nach mehreren Aufständen erst 1273 endete. Drei Ausgaben von Luthers kleinem Katechismus in „preüßnischer sprach“ des 16. Jh. bedienen sich ausdrücklich des in Samland gebräuchlichen Dialektes des Prußischen, das hier bis gegen Ende des 17. oder Anfang des 18. Jh. überlebte. Die S., so wird angenommen, assimilierten sich teilweise dem deutschen, z. T. dem ihnen verwandten preußisch-litauischen Ethnos.

Gimbutas M. 1963: The Balts. New York. Mažiulis V. 1981: Prūsų kalbos paminklai – Die altpreussischen Sprachdenkmäler. Bd. 2, Vilnius.

(Manfred Klein)


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