Nauplio
Nauplio (neugriech. Nafplio, hist. Anapli, Napoli di Romania, Nauplia)
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1 Geographie
Die Hauptstadt des Verwaltungsbezirkes Argolis liegt 5–85 m ü. d. M. auf einer nach Westen vorspringenden Halbinsel am Nordabhang des Bergrückens der mittelalterlichen Festung Akronauplia (türk. Iç-Kale) sowie auf der vorgelagerten schmalen Küstenebene. Die Hafenstadt am nordöstlichen Peloponnes hat 13.822 Einwohner (2001). Die mittlere Temperatur im Januar beträgt 8,5 °C, im Juli 23,0 °C, der jährliche Niederschlag, der hauptsächlich im Winter fällt (im Hochsommer gibt es üblicherweise gar keinen Niederschlag), liegt im Durchschnitt bei 717 mm. Im Osten erhebt sich auf einem steilen Kalksteinfelsen die Festung Palamídi (216 m ü. d. M.), darunter liegt die Vorstadt Pronia. Am Osthang des Felsbergs Palamídi wurden Ende des 19. Jh.s mykenische Felskammergräber entdeckt.2 Kulturgeschichte
In archaischer Zeit war N. Mitglied der Amphyktyonie von Kalaureia. Seit der Eroberung durch Argos im 7. Jh. v. Chr. diente N. v. a. als Hafenplatz. Die Akropolis war in hellenistischer Zeit befestigt.
Im 2. Jh. fand der Reiseschriftsteller Pausanias N. verlassen vor. Ab dem 9. Jh. gewinnt N. zusehends an Bedeutung. N. teilte seit 879 einen Bischofssitz mit Argos bzw. war seit 1189 der Metropolis von Argos unterstellt. Seit 1453 hatten beide Städte den Metropolitensitz inne. Ab dem 7. Jh. gehörte N. zum ›thema Hellas‹. Infolge ihrer Lage am Meer erlebte N. im 11. Jh. eine Blüte; die Stadt war Sitz eines ›strategos‹ und verfügte über eine große Zahl an Kirchenbauten. Im Handelsvertrag zwischen Kaiser Alexios I. und Venedig von 1082 erscheint N. als eine der wichtigsten Hafenstädte des byzantinischen Reichs. 1198/9 erhielt Venedig weitere Freihandelsrechte. Dank der starken Festung Akronauplia konnte N. Pirateneinfälle sowie zunächst die Kreuzfahrer abwehren. Nach dem Tod des Statthalters Leōn Sgouros 1210 fiel die Stadt (der Chronik von Morea zufolge 1246) an die Herzöge von Athen. 1388/9 wurde N. an die Venezianer verkauft, die die Befestigungsanlagen weiter ausbauten. Nachdem N. zweifach türkischen Belagerungen standhielt, fiel es 1540 vertraglich an die Osmanen. Unter Francesco Morosini gelang Venedig 1686 die Rückeroberung. Die Venezianer errichteten eine gewaltige Befestigungsanlage auf dem Felsberg Palamídi, die mit der Zitadelle auf der Akropolis verbunden wurde. 1715 gelang den osmanischen Janitscharen die Eroberung der Festung.
Im Unhabhängigkeitskrieg wurde N. 1822 eingenommen und war von 1829–34 Sitz der griechischen Regierung. 1831 wurde der Regent Iōannīs Kapodistrias in N. ermordet. Unter König Otto I. von Wittelsbach, der die Hauptstadt nach Athen verlegte, erhielt die Stadt zahlreiche Bauten in klassizistischem Stil. Heute werden von N. aus Agrarprodukte der Argolis verschifft. Die venezianischen und klassizistischen Bauten sowie die heute noch beeindruckenden Überreste der Befestigungsanlagen auf der Akropolis und auf dem Felsberg erheben den Tourismus zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor.
Gregory T. E. 1991: Nauplia. Kazdan A. E. (Hg.): The Oxford dictionnary of Byzantium 2. New York, 1443. Henning D. 1989: Nauplion. Lauffer S. (Hg.): Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. München, 457–459.