Timok (Region)


Timok, Region (serb. Timočka krajina)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Die durch den Fluss T. geprägte Region reicht von der Donau bis zum Gebirge Homolje und von Vidin bis nah an die Morava (Serbien). Sie umfasst eine Fläche von 7130 km² und hat 304.154 Einwohner (2003). Ihr südlicher Teil wird auch Ključ und der nördliche Krajina genannt. Teile der Region befinden sich im Nationalpark Đerdap (63.608 ha), in dem u. a. Wölfe, Luchse und Bären zu finden sind.

2 Kulturgeschichte

Die ersten Spuren menschlichen Lebens in der Region T. stammen aus dem Neolithikum (Starčevo-Körös-Criş Kultur). In der Antike wurde das Gebiet vom thrakischen Stamm der „Triballer“ (5. Jh. v. Chr.), den Makedonen (ab 339 v. Chr.) und dem Stamm der „Skordisker“ (2. Jh. v. Chr.) besiedelt, ehe es an das Römische Imperium (29 v. Chr.) und später bis zum Eindringen der Slawenstämme (7. Jh.) an Byzanz fiel. Überliefert ist ein ›dux Timocianorum‹, der 818 Ludwig den Frommen während der Kämpfe mit dem bulgarischen Khan Omurtag um Hilfe bat, jedoch schließt sich der Timočani-Stamm dem Aufstand Ljudevit Hrvatskis (bzw. L. Posavski) an, der eben gegen die fränkische Macht gerichtet war.

Unter Kaiser Basileios II. (976–1025) gelang Byzanz kurzzeitig die Wiedereroberung dieses Gebiets, ehe es 1185 an das Bulgarische Reich fiel. In Ansbertus’ ›Historia de expeditione Friderici Imperatoris‹ wie auch in serbischen und v. a. osmanischen Urkunden finden wiederholt in der Region siedelnde ›vlahi‹ Erwähnung. 1396 geriet das Fürstentum von Vidin und somit auch die Region T. unter osmanische Herrschaft. Der größte Teil des Gebiets genoss unter „walachischem Recht“ (osman.-türk. adeti efalkyyi) eine gewisse Autonomie. Seit Ende des 17. Jh. war die Region immer wieder Schauplatz der Auseinandersetzungen zwischen dem Habsburger und dem Osmanischen Reich. In dem Zeitraum 1718–39, zwischen den Friedensverträgen von Passarowitz (serb. Požarevac) und Belgrad diente der Fluss T. sogar als Grenze zwischen beiden. Es kam in dieser Zeit sowohl zu einer starken Zuwanderung von Vlachen als auch von Serben. Graf Luigi Fernando Marsigli (1695) und danach Wissenschaftler im 19. und 20. Jh. gehen von einer mehrheitlich romanisch sprechenden Bevölkerung aus. Die serbischen Volkszählungen spiegeln ein ähnliches Bild wieder (1859: 122.595; 1884: 149.727; 1921: 149.946). 1924 wurden in Bulgarien im Kreis Vidin 42.184 Vlachen gezählt.

Autonomiebestrebungen, so unter unter Pazvandoğlu Osman Ağa (1793–1807), blieben ebenso wie eine Angliederung an Serbien unter Kara Đorđe (1804–13) erfolglos. Miloš Obrenović gelang es aber 1833, Serbien im Osten bis zum Fluss T. auszuweiten. 1885 war der Besitz von T. u. a. ein Kriegsgrund zwischen Serbien und Bulgarien. Im Oktober 1915 erhielt Bulgarien einen Teil des T. Gebietes der Ende des Krieges jedoch an Serbien zurückfiel. Im Zweiten Weltkrieg befand sich T. unter deutscher Militärverwaltung. Unter Josip Tito wurden die Rumänen von T. als ›vlaši‹ bezeichnet. Gegenwärtig gibt es ein „Bündnis der Rumänen aus Serbien“ (serb. Saveza Rumuna iz Srbije, rumän. Consiliul românilor din Serbia), das Unterricht und den Zugang auf die Medien in der eigenen Sprache anstrebt. Die letzte Volkszählung 2002 erfasste 23.604 Vlachen und 968 Rumänen in T.

Sikimić B. 2002 : Etnički stereotipi o Vlasima u Srbiji. Kulturni i etnički identitet u procesu globalizacije i regionalizacije Balkana. JUNIR 9, 187–203. Trâpcea T. N. 1999: Contribuţiuni la istoria românilor din Peninsula Balcanică: românii dintre Timoc si Morava. Iaşi (= Balcanica 2).

(Alexandru Stefan Anca)

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